James Dobson

US-amerikanischer evangelikaler Psychologe
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James Clayton Dobson (* 2. April 1936 in Shreveport, Louisiana) ist ein US-amerikanischer Psychologe und Vorsitzender von Focus on the Family, einer 1977 gegründeten gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Colorado Springs. In dieser Funktion produziert der konservative Evangelikale die tägliche Radiosendung Focus on the Family, die in mehr als einem Dutzend Sprachen und über 6.000 Radiosender weltweit gesendet und von mehr als 200 Millionen Menschen in 164 Ländern täglich gehört wird.[1] Focus on the Family wird auch von etwa 80 US-Fernsehsendern täglich übertragen.

Leben

Dobson kam in Louisiana fu die Welt und wuchs in Oklahoma und Texas auf. Seine Eltern waren reisende Evangelisten der Kirche des Nazareners, die in kleinen Städten des Südwestens Erweckungsveranstaltungen durchführten.

Dobson besuchte das College in Pasadena und doktorierte 1967 an der University of Southern California über kindliche Entwicklung.

Er war 14 Jahre Professor für klinische Pädiatrie und arbeitete siebzehn Jahre in der Abteilung kindliche Entwicklung und medizinische Genetik des Kinderspitals von Los Angeles. Er ist in Kalifornien als Psychologe und in Kalifornien und Colorado als lizenzierter Familien- und Eheberater zugelassen und wird im Who's Who im Bereich Medizin und Gesundheit aufgeführt.

Erstmals bekannt wurde 1970 er mit der Veröffentlichung von Dare to Discipline (Disziplinierung wagen!), eine konservative Antwort auf die damals moderne Antiautoritäre Erziehung, die sich 4,5 Millionen mal verkaufte und im Kreis konservativ-christlicher Familien zum kulturellen Phänomen wurde.

1977 gründete er Focus on the Family, anfänglich als wöchentliche Radiosendung.

Dobson und seine Ehefrau Shirley haben zwei Kinder, Danae und Ryan. Ryan Dobson ist selbst ein gefragter Redner zu Themen wie Jugend und Abtreibung (Ryan Dobson ist Abtreibungsgegner). James Dobson ist ein leidenschaftlicher Befürworter von Adoption, insbesonders der Adoption von Kindern mit Problemen. Ryan Dobson wurde von James und Shirley adoptiert.

Dobson hat siebzehn Ehrendoktoren. Auf Einladung von US-Präsidenten und Justizministern hat Dobson in verschiedenen beratenden Gremien gedient und bei Anhörungen ausgesagt. Zu seinen Ehrungen zählen der Preis „Laie des Jahres“ der National Association of Evangelicals (1982), „Freund der Kinder“ von Childhelp USA (eine Organisation, die Kindesmissbrauch bekämpft, 1987) sowie der Humanitarian Award der California Psychological Association (1988).

Wertung

Dobson ist in den Vereinigten Staaten ein einflussreicher Evangelikaler, der dafür bekannt ist, seine zahlreichen Zuhörer für seine Positionen zu Themen der Ethik und der Politik mobilisieren zu können.

Dobson wird zur "Christian Right" gerechnet und ist einer der bekanntesten Verfechter der sozialen Werte konservativer Christen, wofür er in diesen Punkten von liberaler Seite kritisiert wird.

Im Gegensatz zu andern Evangelikalen hat Dobson keine Berührungsängste gegenüber Andersgläubigen, er lädt im Gegenteil regelmässig Katholiken, Mormonen und Juden zu seinen Radiosendungen ein. Er hat auch einen Ehrendoktor einer katholischen Universität.

Von Dobson vertretene Ansichten

Ansichten über körperliche Bestrafung und Autorität

Dare to Discipline behauptet den Wert von Schlägen für Kinder, die ihren Eltern trotzen, als letztes Mittel. Dies führte zu einer Kontroverse, da manche Menschen die körperliche Bestrafung von Kindern grundsätzlich ablehnen. Die sozialen und politischen Meinungen Dobsons werden in evangelikalen Kirchengemeinden in den USA breit gestreut. So veröffentlicht Dobson monatliche Bulletins, die ebenfalls den Namen Focus on the Family tragen und in manchen Kirchengemeinden als Beilage zum Gottesdienstprogramm verteilt werden.

Dobson befürwortet es, wenn Kinder bis zum achten Lebensjahr für schlechtes Benehmen körperlich bestraft werden, er warnt aber, dass „körperliche Bestrafung nicht häufig vorkommen soll“ und dass „Disziplin nicht streng und dem kindlichen Geist schädlich sein soll“. Seiner Meinung nach ist es „nicht notwendig, ein Kind in die Untertänigkeit hinein zu schlagen; ein bisschen Schmerz kann schon bei einem jungen Kind viel erreichen. Die Schläge sollen jedoch von ausreichender Härte sein, damit das Kind wirklich weint“ (Dare to Discipline, S. 7).

Dobson und Homosexualität

Dobsons Ansichten zur Homosexualität weichen signifikant von denen vieler US-amerikanischer Psychologen und Psychiater ab. Er glaubt, dass Homosexualität bei Erwachsenen geheilt werden kann und dass bei Kindern dagegen vorgebeugt werden kann. Er ist ein regelmäßiger und heftiger Kritiker der Lesben- und Schwulenbewegung und von allem, von dem er glaubt, dass es Homosexualität fördere.

Anders als viele Evangelikale glaubt Dobson jedoch nicht, dass Lesben und Schwule ihre sexuelle Identität frei wählen. In seinem Buch Bringing Up Boys (Die Knabenerziehung) erklärt er: „Die Homosexuellen ärgert es zutiefst, wenn ihnen gesagt wird, sie hätten diese gleichgeschlechtliche Neigung auf der Suche nach sexueller Erregung oder aus anderen Gründen frei gewählt. Dies ist unfair, und ich nehme es ihnen nicht übel, dass sie durch diese Annahme geärgert werden. Wer von uns würde wissentlich einen Weg wählen, der in Entfremdung von der Familie, Ablehnung durch Freunde, Abscheu der heterosexuellen Welt, Aussetzung gegenüber sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS und Tuberkulose und eine kürzere Lebensspanne münden würde? Nein, Homosexualität wird nicht 'gewählt', abgesehen von seltenen Umständen. Im Gegenteil, verwirrte Kinder und Jugendliche befinden sich in der Lage, mit etwas umgehen zu müssen, das sie selbst noch nicht einmal verstehen“ (Bringing Up Boys, Dr. James Dobson, Focus on the Family 2003, S. 115–116).

Dobson glaubt jedoch nicht, dass Homosexualität genetischen Ursprungs ist. In seinem Rundbrief vom Juni 2002 erklärt er: „Es gibt weitere überzeugende Beweise, dass Homosexualität nicht erblich ist. Zum Beispiel, da eineiige Zwillinge die gleichen Chromosomenmuster bzw. DNS teilen, sind die genetischen Beiträge bei jedem Paar identisch. Also wenn ein Zwilling homosexuell 'geboren' wird, müsste der andere unausweichlich diesen Zustand auch vorweisen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wenn ein Zwilling homosexuell ist, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass der andere Zwilling den gleichen Zustand aufweist, nur 50 Prozent. Also muss etwas anderes am Werk sein.“ [2]

Kontroverse im Bezug auf SpongeBob Schwammkopf

Am 20. Januar 2005 erschien ein Artikel in der New York Times mit der Überschrift „Conservatives Pick Soft Target: A Cartoon Sponge“. Darin wurden Bemerkungen von Dobson erwähnt, in denen er eine Verbindung zwischen SpongeBob Schwammkopf und einem Video, der Kinder zu Toleranz erziehen sollte und von der We Are Family Foundation produziert wurde, feststellte.[3] Dobson erklärte, seine Worte seien von den Medien falsch interpretiert worden und er habe der Trickfilmfigur nicht vorgeworfen, homosexuell zu sein.[4] Daraufhin veröffentlichte die Los Angeles Times eine Richtigstellung. [5]

Affäre Ted Haggard

Seinem Freund und bisherigen Präsidenten Ted Haggard von der evangelikalen Organisation NAE empfahl James Dobson Anfang November 2006 eine Therapie bei einer christlichen Ex-Gay-Gruppe.[6]

Dobsons Ansichten zur Ehe

James Dobson befürwortet die patriarchale Ehe. Er glaubt, dass Männer die Verpflichtung gegenüber Gott haben, ihre Familien zu führen, und Frauen die Verpflichtung gegenüber Gott haben, sich der Autorität ihres Ehemanns zu unterwerfen.[7] Er unterstützt solche Organisationen, die ähnliche Meinungen vertreten, wie z.B. Promise Keepers. Familien mit minderjährigen Kindern rät er, dass (soweit dies der Familie möglich ist) ein Elternteil, vorzugsweise die Mutter, keiner Berufstätigkeit nachgeht, um Zeit für die Kinder zu haben. Er hält dies auch für die Eltern von Teenagern noch für sinnvoll, damit die Eltern Kraftreserven für die Herausforderungen haben, vor denen eine Familie mit Teenagern steht.[8]

Ehe unter Beschuss

In dem 2004 erschienenen Buch Marriage Under Fire: Why We Must Win This Battle erläutert Dobson seine Ansichten über die Ehe.

Dobsons Ansichten über Toleranz

Dobson hat behauptet, „Toleranz und Vielfalt“ seien „Parolen“, die von der We Are Family-Stiftung als Teil einer verborgenen Agenda missbraucht wurden, um Homosexualität zu fördern. So stand auf der Focus on the Family-Website: „Während Worte wie 'Vielfalt' und 'Einheit' recht harmlos – ja, sogar edel – klingen, so ist die Realität, dass sie von Schwulenaktivisten häufig als Deckmantel missbraucht werden, um Kindern einzureden, Homosexualität sei moralisch und biologisch gleichwertig mit Heterosexualität.“[9]

Werke

Dobson ist Autor bzw. Mitautor von 31 Büchern (Stand 2004), die in den USA insgesamt 4,5 Millionen mal verkauft wurden, darunter:

  • Gemeinsam oder einsam, 1986
  • Anti-Frust-Buch für Eltern von willigen und eigenwilligen Kindern, 1991
  • Der christliche Familienratgeber, 2. Aufl. 1991
  • Unsere Kinder sind unmöglich, 1994
  • Das solltest du über mich wissen ... : Ehekonflikte - und wie man sie löst, 2. Aufl. 1994
  • Wenn du Gott nicht mehr verstehst, 2. Aufl. 1995
  • Der kleine Eheratgeber, 3. Aufl. 1996
  • Nimm dein Leben in deine Hand : [Tips für junge Leute] 1996
  • ... man hat's nicht leicht als Mann, 2. Aufl. 1998
  • Der große Familien- und Erziehungsratgeber : Amerikas namhaftester Familienberater beantwortet schwierige Fragen, mit denen sich Familien in unserer Zeit auseinandersetzen müssen, 1998
  • Endlich - ich werde erwachsen, 2. Aufl. 2001
  • Das eigenwillige Kind, 4. Aufl. 2001
  • Jungs erziehen - Zukunft gestalten, 2003

Dobson war auch Mitglied des Ausschusses, der den Meese-Bericht zur Pornografie erstellte.

Literatur

Quellen

  1. [1]
  2. [2]
  3. [3]
  4. [4]
  5. [5]
  6. [6]
  7. [7]
  8. [8]
  9. [9]