Krieg in Israel und Gaza seit 2023

bewaffneter Nahost-Konflikt, der am 7. Oktober 2023 begann
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Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas einen Angriff auf Israel unter dem Namen „Operation al-Aqsa-Flut“ (arabisch عملية طوفان الأقصى, DMG ʿAmaliyyat Ṭūfān al-Aqṣā). Die Militäroperation begann mit einem großen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Israel und dem Vordringen von Kämpfern auf israelisches Staatsgebiet. Israel erklärte daraufhin den Kriegszustand und startete Gegenangriffe unter dem Namen „Operation Eiserne Schwerter“ (hebräisch מבצע חרבות ברזל, Operation Iron Swords).[6][7][8][9]

Angriff der Hamas auf Israel 2023
Teil von: Gaza-Israel-Konflikt

Ausmaß der Hamas-Angriffe: rot ist der Gazastreifen, blau israelisches Gebiet, in dem die Anwesenheit militanter Palästinenser gemeldet wurde.
Datum seit 7. Oktober 2023
Ort Israel und Gazastreifen
Casus Belli Angriffe der Hamas gegen Israel; Einfall der Hamas vom Gazastreifen in israelisches Staatsgebiet
Ausgang laufend
Konfliktparteien

Palästinensische Milizen:

Hisbollah (Libanon)


Kassam-Brigaden
Datei:Flag of the Islamic Jihad Movement in Palestine.svg Al-Quds-Brigaden
Datei:PFLP Infobox Flag.svg Abu-Ali-Mustafa-Brigaden
Nationale Widerstandsbrigaden

Israel Israel


Israelische Verteidigungsstreitkräfte
Israelische Polizei

Befehlshaber

Ismail Haniyya
Mohammed Deif
Abu Obaida

Israel Benjamin Netanjahu
Israel Jitzchak Herzog
Israel Joaw Galant
Israel Herzi Halewi
Israel Ya’akov Schabtai

Truppenstärke

unbekannt

zehntausende Soldaten[4]

Verluste
mindestens 600 Tote und mehr als 2000 Verletzte in Israel;[5] mindestens 232 Tote und 1610 Verletzte im Gazastreifen[6]

Hintergrund

Nach der im Jahr 2022 erfolgten Regierungsübernahme trieb Benjamin Netanjahus rechtsnationale Regierung (Kabinett Netanjahu VI) den israelischen Siedlungsbau in den Palästinensischen Autonomiegebieten weiter voran. Von Beginn des Jahres 2023 bis zum Angriff der Hamas starben etwa 200 radikalisierte Palästinenser durch Israels „Anti-Terroreinsätze“ in israelisch besetzten Gebieten im Westjordanland und in Israel; so viele wie nie zuvor.[10][11] Mit dem israelischen Siedleraufstand[12] und den Al-Aqsa-Konfrontationen hatte es mehrere Unruhen im selben Jahr gegeben. Auf die Unruhen folgend hatte es im April 2023 Beschüsse aus dem Libanon auf Israel gegeben, die erwidert worden waren.

Der Angriff ereignete sich am jüdischen Feiertag Simchat Tora, einen Tag nach dem 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges, der ebenfalls mit einem Überraschungsangriff während israelischer Feiertage begann.

Der Kommandeur der Kassam-Brigaden, Mohammed Deif, sagte, der Angriff sei eine Reaktion auf die „Schändung der al-Aqsa-Moschee[13] in Jerusalem. Hamas-Führer Saleh al-Arouri erklärte, die Operation sei eine Reaktion „auf die Verbrechen der Besatzung“ durch Israel, und fügte hinzu, dass Kämpfer die Moschee und tausende palästinensische Gefangene verteidigten.[14] Zuvor hatten sich Gruppen ultraorthodoxer Juden immer häufiger der Abmachung widersetzt, den Tempelberg, auf dem sich auch die al-Aqsa-Moschee befindet, nicht zu betreten. Der Tempelberg ist sowohl für Muslime als auch für Juden heilig, jedoch wird Muslimen das alleinige Recht zugestanden, dort zu beten.[10][11]

Israelische und internationale Experten hatten im Jahr 2023 vor einer erneuten Eskalation des Nahostkonflikts gewarnt.[10]

Verlauf

Am 7. Oktober 2023 gegen 06:30 Uhr Ortszeit kündigte die Hamas den Beginn der sogenannten „Operation al-Aqsa-Flut“ an. Der Kommandeur Mohammad Deif sagte im Radio wörtlich: „Das ist der Tag der größten Schlacht“ und erklärte, man habe innerhalb von 20 Minuten über 5000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert.[15] Israels Armee sprach von mehr als 2000 Raketen.[8] Bei den Raketenangriffen kamen mindestens fünf Menschen ums Leben.[16] Explosionen wurden von Dimona im Süden bis Hod haScharon im Norden und Jerusalem im Osten gemeldet (beispielsweise auch in Gebieten rund um den Gazastreifen sowie in Tel Aviv und in Aschkelon); in Be’er Scheva und Jerusalem gab es Luftalarm.[17] Die Hamas rief zu den Waffen, wobei der hochrangige Militärbefehlshaber Mohammad Deif sagte: „Ich rufe Muslime überall zum Angriff auf.“[18]

Gleichzeitig drangen palästinensische Militante nach Israel ein. Ein israelischer Militärsprecher gab an, dass die Militanten aus Gaza sowohl vom Land als auch vom Meer und aus der Luft (mittels Gleitschirmen) die Sperranlage um den Gazastreifen überwanden und in vier kleine ländliche israelische Gemeinden, die Grenzstadt Sderot und zwei Militärstützpunkte, eindrangen.[19][20][21][10] Die Eindringlinge eröffneten in Sderot das Feuer auf israelische Zivilisten und Soldaten. Angreifer wurden auch in Be’eri und Netiv HaAsara gesichtet, wo sie Berichten zufolge Geiseln nahmen. Die Kassam-Brigaden veröffentlichten Bilder von gefangenen israelischen Soldaten.[22] Die Hamas veröffentlichte zudem Videos von augenscheinlichen Geiselnahmen.[21][23]

Nach Angaben des israelischen Polizeipräsidenten Kobi Shabtai gab es in der südlichen Region Israels am Tag des Angriffs mindestens 21 umkämpfte Gebiete.[8][24]

Die israelische Armee, die wie die israelische Regierung nicht auf den Angriff vorbereitet war, verkündete am Vormittag, dass Ortschaften rund um den Gazastreifen von der Hamas eingenommen worden waren, und startete ihrerseits unter dem Namen „Operation Eiserne Schwerter“ Gegenangriffe, um eigenes Staatsgebiet zurückzuerobern.[8][23][25] Das israelische Militär flog zudem Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Verteidigungsminister Joaw Galant genehmigte die Einberufung von Reservekräften.[8][26] Wegen der umstrittenen Justizreform in Israel in Streik getretene Reservisten meldeten sich bei ihren Einheiten.[25]

Am Abend des 7. Oktober gab das israelische Militär bekannt, die Kontrolle über die Militärbasis Re’im zurückerlangt zu haben.[27]

Noch am selben Tag wurden auf Geheiß der israelischen Regierung aus Israel kommende Stromlieferungen in den Gazastreifen gestoppt.[8]

Im Lauf des Samstagabends und der Nacht beendeten israelische Militär- und Polizeieinheiten mehrere Geiselnahmen israelischer Zivilisten durch bewaffnete Hamas-Terroristen, insbesondere im Kibbuz Be’eri, der 17 Stunden lang von der Hamas kontrolliert worden war.[28] Am Sonntagvormittag wurden andauernde heftige Kämpfe aus den Kibbuzim Kfar ʿAza und Magen berichtet.[29]

Am Morgen des 8. Oktober wurde gemeldet, dass die libanesische Hisbollah-Miliz israelische Stellungen an der Grenze zu den Golanhöhen (Schebaa-Farmen) beschossen hat. Diese Stellungen liegen in drei Flächen der Schebaa-Farmen, welche von Syrien und einigen Parteien im Libanon, wie der Hisbollah, jedoch als libanesisches Territorium angesehen werden.[30] Die Israelis hatten diese 1967 nach dem Sechstagekrieg besetzt.

Israelische Kampfflugzeuge starteten am Morgen des 8. Oktober neue Luftangriffe im Gazastreifen.[31] Mindestens 20.000 Palästinenser wurden in Gaza vertrieben und suchen nach Angaben des Büros für humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) Zuflucht in Schulen und Notunterkünften. Durch die Luftangriffe soll einer der Hamas-Anführer, Ayman Younes, getötet worden sein.[32]

Am Nachmittag des 8. Oktober verkündete das Israelische Sicherheitskabinett offiziell den Kriegszustand.[33]

Opferzahlen

In Israel

 
Trümmer eines Autos nach dem Einschlag einer Rakete in Rischon LeZion

Unter Berufung auf medizinische Quellen berichteten israelischen Medien am Abend des 7. Oktober zunächst von 300 Toten und 1590 Verletzten in Israel.[6] Am Nachmittag des 8. Oktober wurden dann weitaus höhere offizielle Opferzahlen angegeben, und zwar über 600 Todesopfer und 2048 teils schwer Verletzte, einschließlich Soldaten und Polizisten. Die Zahl der Toten war deshalb markant angestiegen, weil das Militär bei der Sicherung der von der Hamas angegriffenen Ortschaften zahlreiche weitere Leichen gefunden hatte.[5] Am 8. Oktober wurde berichtet, dass durch die Angriffe mindestens 44 israelische Soldaten[34][35][36] und 30 Polizisten getötet wurden.[37][38]

Mindestens 68 Verletzte wurden in Aschkelon gemeldet, 80 weitere in Be’er Scheva.[39] Aus den Beduinensiedlungen Arara und Alba’at im nördlichen Negev wurden neun Todesopfer, darunter mehrere Kinder, gemeldet.[40][41] Der Moschav Netiv HaAsara gab die Namen von 15 getöteten Einwohnern bekannt.[41] Nahe dem Kibbuz Re’im fand in der Nacht auf den 7. Oktober ein Outdoor-Festival statt; Hunderte Teilnehmer eines Trance Rave gerieten ohne Vorwarnung unter Beschuss der Hamas.[42]

Unter den Toten sind der ehemalige Profifußballer Lior Asulin[43] sowie der Vorsitzende der Regionalverwaltung von Scha’ar HaNegev, Ofir Libstein.[41]

Im Gazastreifen

Gemäß der Nachrichtenagentur AFP sind durch Beschuss der israelischen Armee als Reaktion auf die massiven Angriffe der Hamas über 230 Menschen im Gazastreifen getötet sowie 1697 Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert worden.[6]

Die Hamas gab am Morgen des 8. Oktober die Zahl der palästinensischen Todesopfer mit 313 an, die Zahl der Verletzten mit 1190; die erhöhten Zahlen von Toten und Verletzten werden als Folge der massiven israelischen Luftangriffe gesehen. Etwa gleichzeitig gab das israelische Militär bekannt, beim Durchkämmen aller israelischen Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens und bei Luftangriffen insgesamt rund 400 Terroristen getötet und zahlreiche weitere gefangen genommen zu haben.[44]

Reaktionen

Israel

 
Spendenaktion in Nescher zur Unterstützung der Terroropfer im Süden Israels

Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte in einer TV-Ansprache:[45]

„Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.“

Benjamin Netanjahu

Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Galant führten Sicherheitsbewertungen im Hauptquartier der israelischen Streitkräfte (IDF) in Tel Aviv durch.[46] Die IDF erklärte einen „Kriegsbereitschaftszustand“, Galant genehmigte die Mobilisierung von zehntausenden Armeereservisten und rief den Ausnahmezustand im Umkreis von 80 Kilometern um die Grenze zum Gazastreifen aus.[47] Die Hamas habe einen „schweren Fehler“ begangen, so Galant. Bewohner in Gebieten rund um den Gazastreifen wurden gebeten, drinnen zu bleiben, während Zivilisten im Süden und in der Mitte Israels angehalten wurden, in der Nähe von Notunterkünften zu bleiben. Straßen rund um den Gazastreifen wurden von der IDF gesperrt.[7][8] Auf den Flughäfen in Zentral- und Südisrael wurde der Flugverkehr unterbrochen.[48]

Palästinensische Autonomiebehörde

Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, erklärte, dass Palästinenser das Recht hätten, sich gegen den „Terror der Siedler und Besatzungstruppen“ zu wehren.[49]

Internationale Reaktionen

Der UN-Sicherheitsrat wird am Sonntag, dem 8. Oktober eine Dringlichkeitssitzung zur Gewalt im Nahen Osten abhalten, teilte das Gremium in einer Erklärung mit. Der Rat wird am Sonntag zusammentreten, um „die Situation im Nahen Osten, einschließlich der Palästinenserfrage“, zu erörtern, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.[50]

Staaten im Nahen Osten

Saudi-Arabien veröffentlichte eine Erklärung, in der es zu einem „sofortigen Stopp“ der „Eskalation“ aufrief. Das saudi-arabische Außenministerium bekräftigte außerdem seine „wiederholten Warnungen [an Israel] über die Gefahr einer Verschärfung der Situation infolge der anhaltenden Besetzung und Entziehung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes sowie der Wiederholung systematischer Provokationen gegen die Unverletzlichkeit Palästinas“.[51]

Ägypten rief dazu auf, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben und die Zivilbevölkerung keiner weiteren Gefahr auszusetzen“. Ägyptische Fernsehsender berichteten, dass der Geheimdienst alle Kontakte mit der Hamas und anderen Terrorgruppen gekappt habe.[8]

 
Kundgebung der Quds-Einheit zur Unterstützung des Terrorangriffs der Hamas auf Israel auf dem „Palästina-Platz“ in Teheran

Iran begrüßte die Attacke auf Israel. „Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer“, sagt Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei, der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa. Die Republik werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.[8] Chameini selbst sagte: „Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden.“[6]

Die libanesische Hisbollah-Miliz bezeichnete den Hamas-Angriff auf Israel als Zeichen gegen eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Der Hamas-Angriff sei eine „entschlossene Antwort auf Israels anhaltende Besatzung und eine Botschaft an diejenigen, die eine Normalisierung mit Israel anstreben“, teilte die Islamistenmiliz in einer Erklärung mit. Sie verfolge die Lage im Gazastreifen genau und stehe in „direktem Kontakt mit der Führung des palästinensischen Widerstands“.[8]

Die Türkei[52] und die Vereinigten Arabischen Emirate[53] forderten die Konfliktparteien zur „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf.

Katar und Kuwait sahen die Schuld für die Eskalation bei Israel. Die Angriffe der Hamas seien die Folge der jahrzehntelangen „systematischen Unterdrückung“ durch die „zionistische Besatzungsbehörde“, heißt es auch in einer Erklärung der irakischen Regierung.[6]

Sonstige Arabische Staaten

Tunesien sagt, dass die Palästinenser das Recht haben, ihr besetztes Land zurückzuerobern - Die internationale Gemeinschaft übernimmt die Verantwortung dafür, Israels "barbarische Angriffe" gegen Palästinenser zu beenden, sagt die Präsidentschaft.[54]

Westliche Staaten

Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock verurteilten den Angriff der Hamas. Baerbock unterstrich das „völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen.“[55]

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte die Angriffe „Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form“.[55]

Auch die Ukraine[56], Spanien[57], die Vereinigten Staaten[58] und Großbritannien[59] verurteilten die Angriffe. Das US-Verteidigungsministerium kündigte darüber hinaus an, Israel Mittel zur Verteidigung bereitzustellen.[60]

Weitere Staaten

Die Volksrepublik China forderte ein Ende der Gewalt und erinnerte an seine Haltung zum Nahostkonflikt, dass der einzige Weg zu einer Lösung die Umsetzung der Zweistaatenlösung ist.[61]

Indiens Premierminister Narendra Modi drückte die Solidarität seines Landes mit Israel aus.[6]

Brasilien, das zum Zeitpunkt des Angriffes den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehatte, verurteilte die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel und berief eine Dringlichkeitssitzung in jenem Rat ein.[6]

Pakistan[62] und Russland forderten die Konfliktparteien zu einer „Waffenruhe“ und zur „Zurückhaltung“ auf.[6]

Bewertung des Angriffs

Vielfach wurde der Angriff aufgrund der Dimension des Terrors als ein „9/11-Moment für die Geschichte Israels“ angesehen.[63][64][65][66][67]

Im israelischen Fernsehen wird der Tag auch als „Gamechanger“ bezeichnet. Der jetzige Krieg müsse anders sein als die früheren – und ein klares Ziel haben. Israel werde einen wie auch immer formulierten „Sieg“ erzielen „müssen“, schätzt Israelexperte Richard C. Schneider die Lage ein.[8]

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Mathieu von Rohr, Leiter des Spiegel-Auslandsressorts: „Die Bilder von palästinensischen Kämpfern in israelischen Ortschaften sind schockierend: Der palästinensischen Hamas ist damit ein militärischer Terrorangriff in einem ungekannten Ausmaß gelungen. Psychologisch ist das am ehesten vergleichbar mit dem Überraschungsangriff der Araber auf Israel am Jom-Kippur-Tag am 6. Oktober 1973 – also fast auf den Tag genau vor 50 Jahren. Dass der Hamas ein solcher Angriff gelingen konnte, der vermutlich Monate der Vorbereitung erforderte, ist ein enormes Versagen der israelischen Geheimdienste und Sicherheitskräfte unter der Regierung von Benjamin Netanyahu. Die Folge wird zweifellos ein umfassender Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza sein.“[8] Der Spiegel bezeichnete den überraschenden Angriff der Hamas in einem weiteren Artikel auch als „Pearl Harbor von Israel“.[68]

Der britische Journalist Peter Beaumont schrieb, dass der Angriff als ein Versagen des israelischen Geheimdienstes für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben werde, da die israelische Regierung die Vorbereitungen nicht vorher entdeckt habe.[69]

Der israelische Journalist Yoav Limor schrieb bei Jewish News Syndicate, dass die Hamas den Angriff über viele Monate, vielleicht sogar Jahre, minutiös geplant habe. Die Hamas habe den falschen Eindruck erweckt, dass sie sich von einem direkten Angriff auf Israel abschrecken ließe. Israel habe ihr das abgekauft und sich das Paradigma zu eigen gemacht, dass die Hamas von einem Totalangriff absehen würde.[70]

Humanitäres

Die Bundesregierung stellt Finanzhilfen für Palästinenser auf den Prüfstand.[71] Verschiedene Politiker haben dazu ihre Meinung geäußert.[72] Diverse Hilfsorganisationen sind unter anderem im Gazastreifen aktiv: Islamic Relief, DRK, Aktion Deutschland hilft, Ärzte ohne Grenzen, SOS Kinderdorf, Medico International, Save the Children.

Commons: Angriff der Hamas auf Israel 2023 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. PFLP: صادر عن كتائب الشهيد أبو علي مصطفى الجناح العسكري للجبهة الشعبية لتحرير فلسطين. 7. Oktober 2023; (arabisch).
  2. الحرية – بيان عسكري صادر عن كتائب المقاومة الوطنية (قوات الشهيد عمر القاسم) استشهاد ثلاثة من مقاتلينا داخل اراضينا المحتلة عام 48. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (arabisch).
  3. Qassam Brigades announces control of ‘Erez Crossing’ In: Roya News, 7. Oktober 2023 (englisch). 
  4. Guido Tiefenthaler, Christina Vogler, Kaja Stepien, Florian Zischka, Daniela Illich, alle ORF.at/Agenturen: Fieberhafte Suche nach Hamas-Kämpfern. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  5. a b Security cabinet authorizes war after Hamas assault; death toll passes 600. In: timesofisrael.com. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
  6. a b c d e f g h i Liveblog (07.10) zu Nahost: ++ Netanyahu kündigt Rache für Hamas-Angriffe an ++. In: Tagesschau. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  7. a b tagesschau.de: Massiver Raketenbeschuss aus Gaza – Militante dringen nach Israel ein. Abgerufen am 7. Oktober 2023.
  8. a b c d e f g h i j k l Hamas-Angriff auf Israel im News-Blog: Israelische Armee spricht von mehr als 2000 Raketen. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  9. N12 – תיעוד: מחבלים חדרו לשדרות עם נשקים שלופים – וירו על… 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  10. a b c d Muriel Kalisch: (S+) Angriff auf Israel – Antworten auf die wichtigsten Fragen. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
  11. a b Richard C. Schneider: (S+) Hamas-Angriff auf Israel: Nun beginnt die Schuld-Debatte. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
  12. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R: Militär stoppt Siedler. 3. März 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  13. עינב חלבי: מוחמד דף על מתקפת הרקטות: ישראל חיללה את אל-אקצא, קורא לערביי ישראל להצטרף. In: Ynet. 7. Oktober 2023 (ynet.co.il [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  14. Netanyahu tells Israel 'We are at war' after Hamas launches an unprecedented attack on the country. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  15. Umut Uras, Mersiha Gadzo, Maram Humaid: Israel says it is ‘at war’ after Hamas launches large-scale offensive. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  16. Palestinian gunmen infiltrate Israel from Gaza Strip after rocket attack. In: BBC News. 7. Oktober 2023 (bbc.com [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  17. Ibrahim Dahman,Hadas Gold,Amir Tal,Abeer Salman,Kareem Khadder,Richard Allen Greene,Hande Atay Alam: Israeli military announces ‘state of war alert’ as Palestinian militants enter Israel from Gaza after deadly rocket attack. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  18. Bethan McKernan: Hamas launches surprise attack on Israel as Palestinian gunmen reported in south. In: The Guardian. 7. Oktober 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  19. Palestinian fighters reported in Israel as rockets launched from Gaza. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  20. Isabel Kershner: Israel-Gaza Conflict: Gaza and Israel on War Footing After Militants Launch Surprise Assaults. In: The New York Times. 7. Oktober 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  21. a b Palästinenser kapern israelischen Panzer – Hamas zeigt Gefangene. In: Die Zeit. Abgerufen am 7. Oktober 2023.
  22. Andrew Raine, Chris Lau: Live updates: Militants infiltrate Israel from Gaza as Hamas claims major rocket attack. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  23. a b Benjamin Eckert: SPIEGEL-Autor über Großangriff auf Israel: »Niemand, wirklich niemand scheint damit gerechnet zu haben«. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  24. [1]
  25. a b Richard C. Schneider: (S+) Angriff auf Israel: Das eigene Territorium befreien. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  26. שר הביטחון יואב גלנט אישר כעת גיוס מילואים נרחב. Abgerufen am 7. Oktober 2023.
  27. IDF: 100 killed in huge assault by Hamas, hostages taken to Gaza; PM: Israel at war. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  28. Michael Bachner, Emanuel Fabian, ToI Staff: Forces continue to battle terrorists in Gaza border area after devastating assault. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  29. IDF troops battle gunmen in Kfar Aza, Magen; 2 Israeli tourists killed in Egypt
  30. Libanesische Hisbollah-Miliz beschießt israelische Stellungen an den Golanhöhen. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
  31. Latest developments in Israel-Palestine conflict ukrainische Zeitung Obozrevatel am 8. Oktober 2023
  32. Media report death of Hamas senior Ayman Younes: his body found under the rubble türkische Zeitung Anadolu Ajansı am 8. Oktober 2023
  33. Liveblog zu Nahost (8.Oktober): ++ Israel erklärt Kriegszustand ++. In: tagesschau.de. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  34. Some hostages rescued in southern Israel; Hezbollah, IDF trade fire on northern border. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
  35. Commander of IDF’s Nahal Brigade killed in clashes with Hamas on Gaza border
  36. IDF troops battle gunmen in Kfar Aza, Magen; 2 Israeli tourists killed in Egypt. In: timesofisrael.com. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
  37. These are the names of some of the Israelis killed in Hamas attacks
  38. Liveticker The Times of Israel
  39. Israel: Gunmen from Gaza kill at least 22 in major attack. In: BBC News. 7. Oktober 2023 (bbc.com [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  40. דיווחים על חמישה הרוגים בדרום. Abgerufen am 7. Oktober 2023 (hebräisch).
  41. a b c ToI Staff: ‘Always the first to defend’: The Israelis slain in Hamas’s surprise onslaught. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  42. Angriff der Hamas auf Israel – «Schlachtfeld»: Tote bei Outdoor-Rave an der Grenze zu Gaza. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  43. Ex-soccer star Lior Asulin among those killed at nature party
  44. Hamas says 313 Palestinians killed so far
  45. Liveblog zum Hamas-Angriff auf Israel: Netanjahu: Wir sind im Krieg. In: FAZ.NET. 7. Oktober 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  46. Ibrahim Dahman, Hadas Gold, Lauren Iszo, Amir Tal, Abeer Salman, Kareem Khadder, Richard Allen Greene, Hande Atay Alam: Netanyahu says Israel is ‘at war’ as Palestinian militants launch surprise air and ground attack from Gaza. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  47. Lili Bayer, Vivian Ho, Adam Fulton, Lili Bayer (now); Vivian Ho, Adam Fulton (earlier): Israel ‘at war’, says Netanyahu, as fighter jets target Gaza after surprise attack by Hamas – live. In: the Guardian. 7. Oktober 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
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  50. UN Security Council to meet Sunday on Gaza War; Erdan says body must condemn Hamas. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (englisch).
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  52. Turkey’s Erdogan calls on Israelis, Palestinians to act with restraint. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  53. Israel-Palestine conflict: UAE calls for immediate ceasefire to prevent dangerous consequences. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
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  55. a b Annalena Baerbock verurteilt »die terroristischen Angriffe aus Gaza«. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Oktober 2023]).
  56. tagesschau.de: Ukraine verurteilt Hamas-Angriff und erklärt Solidarität mit Israel. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  57. tagesschau.de: Spanien verurteilt „terroristische Angriffe“. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  58. tagesschau.de: USA verurteilen Angriff. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  59. tagesschau.de: Britischer Außenminister verurteilt palästinensische Angriffe. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023.
  60. US will work to ensure Israel has what it needs to defend itself – Pentagon. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  61. China fordert Ende der Gewalt. In: tagesschau.de. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  62. Pakistan calls for ceasefire in Israel-Palestine conflict. 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  63. ZDF-Korrespondent: Hamas-Angriff 9/11-Moment für Israel. 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  64. James Rothwell, Nataliya Vasilyeva: Hamas terrorists butcher civilians as stunned Israel suffers ‘9/11’ moment. In: The Telegraph. 7. Oktober 2023, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
  65. Alexandra Föderl-Schmid: Israel erlebt einen 9/11-Moment – wie konnte es dazu kommen? 8. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  66. Hamas-Angriff: Israel erlebt seinen 11. September. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
  67. Mathieu von Rohr: Die Lage am Morgen - Israels Tag der Demütigung – und der Krieg, der folgen wird. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
  68. Dominik Peters: (S+) Israel: Yoav Gallant - ein Verteidigungsminister unter Druck. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2023]).
  69. Peter Beaumont: Hamas’s stealth attack will be remembered as Israeli intelligence failure for the ages In: The Guardian, 7. Oktober 2023. Abgerufen im 7. Oktober 2023 (englisch). 
  70. Yoav Limor: Israel's failure of imagination on Hamas. In: JNS.org. 7. Oktober 2023, abgerufen am 8. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  71. Bericht in Süddeutsche Zeitung
  72. Bericht im Spiegel