Schwarze Pädagogik

negativ wertender Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten
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"Schwarze Pädagogik" ist ein Begriff, mit dem sich Psychologen und Pädagogen der heutigen Zeit gegenüber Erziehungsmethoden, die in früheren Jahrhunderten propagiert wurden, abgrenzen. "Schwarze Pädagogik" ist dabei immer eindeutig negativ gemeint. Es handelt sich um einen Sammelbegriff, unter dem Handlungen und Kommunikation zusammengefasst werden, die stark manipulativen oder gewalttätigen Charakter haben.

Notwendiges Kriterium ist, daß sich an der manipulativen Lösungsstrategie starke negative Emotionen wie Ärger oder Hass entladen oder persönliche Defizite wie Gefühlsblindheit, Grausamkeit oder Gewaltbereitschaft zeigen, gegen die sich die kindliche Psyche altersbedingt nicht wehren kann, so daß es unwilkürlich zu einer Art Gehirnwäsche kommt.

Geschichtlicher Hintergrund

Im 18. Jahrhundert verbreitete Vorstellungen von der bösen Kindsnatur oder der Abrichtung zeugen von Aberglauben und dem Wunsch, Menschen wie Tiere formen zu können.

In einem Erziehungshandbuch ist zu lesen: „Diese ersten Jahre haben unter anderem auch den Vorteil, daß man da Gewalt und Zwang brauchen kann. Die Kinder vergessen mit den Jahren alles, was ihnen in der ersten Kindheit begegnet ist. Kann man da den Kindern den Willen benehmen, so erinnern sie sich hernach niemals mehr, daß sie einen Willen gehabt haben“ (J. Sulzer: Versuch von der Erziehung und Unterweisung der Kinder, 1748)

Im Jahr 2000 wurde das Schlagen von Kindern in Deutschland gesetzlich verboten (zur historischen Entwicklung siehe Züchtigungsrecht).

Kinderbücher und Märchen

Wie die in Kinderbüchern und Märchen dargestellten Situationen bei Kindern wirken ist aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen umstritten. Auffallend ist allein die Tendenz, das der Lebenslauf von Missetätern oft tödlich endet. Beispiele hierfür finden sich in manchem Klassiker:

Psychologischer Hintergrund

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Personen

Zu den Themen der streitbaren Soziologin Katharina Rutschky gehören u.a. Erziehung, Feminismuskritik, Missbrauch.

Die Kindheitsforscherin Alice Miller kam, auch als Folge ihrer therapeutischen Tätigkeit, zur Auffassung, die eigene Kindheit aufarbeiten zu müssen, um ihre Klienten besser zu verstehen. Schwarze Pädagogik ist für sie ein Verhalten, daß durch Verklärung von Generation zu Generation weitergeben wird.

Die unbewußt gebliebenen und dadurch immer noch wirkenden Annahmen aus jahrhundertealten Erziehungsmethoden stellt der Philosoph Michel Foucault dar, in dem er immer wieder von Gesellschaftsnormen als der Dressur des Menschen durch die Gesellschaft spricht.

Diskussion und Kritik

Weitgehend unumstritten ist der Begriff der "Schwarzen Pädagogik" wenn es um Misshandlungen von Kindern geht. Wo immer unter dem Deckmantel der pädagogischen Beratung Anleitungen für Quälereien gegeben werden, stößt das auf breite Ablehnung, und niemand wird etwas dagegen einzuwenden haben, wenn solche Verhaltensweise mit dem Begriff "Schwarze Pädagogik" belegt werden.

Bei Alice Miller gibt es jedoch die Tendenz, unter dem Begriff "Schwarze Pädagogik" alle Verhaltensweisen zu subsumieren, die ansatzweise einen manipulativen Charakter haben. "Jeder Klaps ist eine Demütigung." ist eine der Thesen, die von ihr mit Nachdruck vertreten werden. Das ruft Kritiker auf den Plan, die solche Forderungen als zu weitgehend betrachten. Diskussionen um den Begriff der "Schwarzen Pädagogik" münden daher häufig in Diskussionen um die Frage, ob ein Klaps als schädigend betrachtet werden muss oder nicht.

Literatur

  • Rutschky, Katharina, Schwarze Pädagogik, 1977
  • Foucault, Michel: Überwachen und Strafen, Frankfurt a.M: Suhrkamp 1976
  • Miller, Alice: Am Anfang war Erziehung, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1983

Befürworter rigider Erziehungsmaßnahmen

Siehe auch