Illuminatenorden

Geheimgesellschaft im ausgehenden 18. Jahrhundert
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Fakten

Überblick

Der Illuminatenorden (kurz oft Illuminati oder Illuminaten von lat. Erleuchtete genannt) war ein 1776 von dem Philosophen und Theologen ’’’Adam Weishaupt’’’ gegründeter Geheimbund, der auf den Prinzipien der Freimaurer aufbaute, jedoch keine Freimauerer-Loge darstellte. Der Illuminatenorden wurde wegen seiner radikal-aufklärerischen Haltung schnell Gegenstand wilder Verschwörungstheorien. Nicht zuletzt deshalb wurde der Illuminatenorden alsbald (1776) verboten und stellte seine Aktivitäten um 1788 ein.

Im übrigen war die Gründung von Geheimbünden im 18. Jahrhundert keine Seltenheit. Diese privaten Gesellschaften können als Vorläufer der heutigen Vereinskultur bezeichnet werden.


Geschichte

Der Illuminatenorden wurde am 1. Mai 1776 in Ingolstadt durch Adam Weishaupt gegründet. Die rd. 1 500 Mitglieder des Ordens, welche zu rund einem Drittel zugleich Freimaurer waren, galten als Förderer der Aufklärung und lehnten die Monarchie ab. Kurz vor Selbstauflösung des Illuminatenordens verzeichnete dieser rd. 70 Niederlassungen im Alten Reich. Weishaupt erarbeitete ein Lehr- und Lernsystem zur Selbstaufklärung, welches die Mitglieder des Ordens durchliefen. Ältere Mitglieder, die bereits einen höheren Grad erreicht hatten, wurden für die Schulung der jüngeren Mitglieder herangezogen.


1784 wurde der Illuminatenorden verboten und ab 1786 wurden seine Mitglieder verfolgt.

Mitglieder

Prominente der bislang 1 500 ermittelten Mitglieder waren u. a. Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Adolph Freiherr von Knigge. Insgesamt konnte dem Illuminatenorden in seiner Mitglieder-Akquisition eine zielgerichtet Suche und Ansprache von Personen in Führungspositionen nachgewiesen werden. Diese Strategie beflügelt offensichtlich bis heute die Anhänger diverser Verschwörungstheorien: Der Illuminatenorden versuchte durch aktive Beeinflussung von Entscheidern im politischen und wirtschaftlichen System das aufklärerische Gedankengut effizient zu streuen.

Freimaurer und Illuminaten

Der Einfachheit halber sei hier auf den Text einer [wissenschaftlichen Veröffentlichung] verwiesen.

Symbolik

Den Illuminaten wird eine Vielzahl an Symbolen nachgesagt, an denen die – angeblich bis heute Wirkenden – erkannt werden können. Tatsächlich greift der Illuminatenorden allenfalls auf die bekannte Symbolik der Freimaurerei zurück.

Mythen und Verschwörungstheorien

Verschwörung der Erleuchteten?

Der Illuminatenorden hat bis heute seine Faszination von Anhängern wilder Spekulationen nicht verloren. Hier einige Beispiele:

  • Mit den Illuminaten werden die 'Geheimzahl' 23 und – als wesentliches Symbol - eine Pyramide mit Auge verbunden. - Eine Verwendung dieser Symbolik durch den Illuminatenorden ist bislang nicht belegt.
  • Entgegen aller Behauptungen hat Adam Weishaupt nicht das Buch "Die neue Weltordnung", auf dessen Titelseite das "Illuminaten-Siegel" mit der Pyramide und dem Auge Gottes abgebildet sein soll, veröffentlicht.
  • 1896 gründete der Historiker Leopold Engel den "Weltbund der Illuminaten", der die Nachfolge des Illuminatenordens beanspruchte. Dies kann bis heute nicht belegt werden.

Aber wie kam es zu diesen Theorien und was besagen diese?

23

Die Zahl „23“ hat im Zusammenhang mit dem Stichwort „Illuminatus“ bis heute auf viele Anhänger von Verschwörungstheorien eine große Anziehungskraft. „23“ ist zunächst eine Primzahl (und vielleicht schon deshalb verdächtig). Für den von Adam Weishaupt gegründeten Illuminatenorden hatte diese Zahl ’’’keine Bedeutung’’’. Aber Zahlenspiele gibt es viele:

  • Wie viele politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Ereignisse fallen auf einen 23-ten?
  • 11.09.2003 = 11 + 9 + 2 +3 = 23 .... ein Hinweis auf eine Verschwörung?

Hilfsweise nutzen die Nummerologen die Konstruktion „2“ (+) „3“ (=) „5“. Das erhöht die Zahl spekulativer Verschwörungssignale erheblich!

’’’Tatsache’’’ ist, dass eine Verschwörung allein aus Geheimhaltungsrüden wohl kaum mehr als drei Personen umfasst (und keine 1 500 Mitglieder). Ebenso wird sich wohl kaum ein Verschwörer die Blöße geben, sich durch ein Zahlenspiel zu „outen“.

Pyramide

Dem Illuminatenorden werden seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Symbole von Auge und Pyramide zugeordnet. Zu diesem Zeitpunkt existierte der Illuminatenorden seit rd. 140 nicht mehr! Hartnäckige Anhänger diverser Verschwörungstheorien wollen den Beweis für die tatsächliche Aktivität des Illuminatenordens im 20. Jahrhundert wie folgt belegen:

  • Seit 1935 findet man auf dem US Ein-Dollar-Schein eine Pyramide. Weiter finden wir den Satz Annuit coeptis (Latein: Er (Gott) hat unseren Vorhaben zugestimmt.).
  • Bereits 1927, also 8 Jahre taucht das Symbol auf der Rückseite der österreichischen 100-Schillingnote auf. (siehe Bild)

1 US-Dollar Rückseite mit Illuminatensiegel Illuminatensiegel auf der Rückseite der 1-Dollar Note Rückseite der 1-US-Dollarnote (seit 1935) mit Illuminatensiegel links.

100-Schillingnote aus Österreich aus 1927 mit dem Auge Gottes Auge Gottes auf der Rückseite der 100-Schillingnote von Österreich aus 1927

Rückseite der 100-Schillingnote aus Österreich aus 1927 (1945 neu aufgelegt) mit dem "Auge Gottes" rechts oben.

Ob und inwieweit ein Zusammenhang allein zum aufklärerischen gedankengut des Illuminatenordens besteht lässt sich wissenschaftlich nichtbelegen!

Novus Ordo Seclorum (Das Auge Gottes)

Dem Symbol von Auge und Pyramide wird nachgesagt, für '’Novus Ordo Seclorum (Latein: Neue Ordnung der Zeitalter) zu stehen. Diese Symbol steht im übrigen mit dem Illuminatenorden von 1776 in keinem Zusammenhang.

Illuminatus

In den 1980ern war die Bezeichnung „Illuminaten“ durch die Illuminatus-Trilogie (Das Auge in der Pyramide , Der goldene Apfel , Leviathan) der SF-Schriftsteller Robert Anton Wilson und Robert Shea wieder im Gespräch. Wilson und Shea erdachten einen Plot, nachdem sich die Illuminaten nicht aufgelöst hatten, sondern weiterhin als Geheimbund im Verborgenen agieren und mittlerweile Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft besetzt hätten. Aufgrund der Popularität dieser Bücher wurden die Illuminaten schnell zentraler Bestandteil zahlreicher Verschwörungstheorien.

Auch wenn die Autoren verblüffende historische Fakten über „Verschwörungsfälle“ – man denke an die Ermordungen von JFK und Martin Luther King – zusammentrugen, so können Sie ihre zentrale These „die Illuminaten sind unter uns“ nicht belegen. Kein Wunder: Es handelt sich um Science Fiction!

Der mit dem SF-Roman korrespondierende Thriller 23 - Nichts ist so wie es scheint (Deutschland 1999) führte zu vermehrter Bekanntheit dieser Mutmaßungen.

Quellen

Für die Wissenschaft

Für Verschwörungsfans

  • Rainer Hattenhauer: Schnellanleitung DivX. Data Becker, Düsseldorf 2001

siehe auch: Ochrana