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Syrische Literatur im engeren Sinn ist Literatur von aus Syrien stammenden Schriftstellern in arabischer Sprache. Im weiteren Sinn versteht man darunter auch literarische schriftlich oder mündlich überlieferte Werke syrischer Autoren, unabhängig davon, in welcher historischen Epoche oder Sprache Syriens das Original verfasst wurde. In erster Linie handelt es sich dabei um zeitgenössische Literatur, die hauptsächlich auf Arabisch verfasst wurde.
Im Arabischen bezeichnet bilad asch-scham die in Europa Levante genannte Region des östlichen Mittelmeers. Die einzelnen Gebiete dieser Region weisen enge historische, geografische und kulturelle Ähnlichkeiten auf, wobei während des Osmanischen Reichs lediglich administrative Aufteilungen mit regem kulturellem Austausch vor allem zwischen den größeren Städten bestanden. Erst im 20. Jahrhundert entstanden die heutigen Staaten Syrien, Libanon, Jordanien, Israel bzw. die palästinaensischen Autonomiegebiete. Deshalb bezeichnet syrische Literatur seither die Literatur aus der Arabischen Republik Syrien sowie in weiterem Sinne von syrischen Schriftstellern in der Diaspora. Diese Literatur ist von der Literatur anderer arabischsprachiger Länder sowie in geringerem Maße der französischen Literatur und der politischen Geschichte des Landes beeinflusst.
Historische literarische Traditionen
Neben dem Griechischen und Arabischen, das heute in den orthodoxen Kirchen der Levante verwendet wird, stellt das Syrisch-Aramäische die Liturgiesprache der Syrisch-Orthodoxen Kirche dar. Das Syrisch-Aramäische weist neben der Bibel (Peschitta) und Liturgie eine eigene historische Literatur auf. Bedeutende Verfasser dieser Werke sind u. a. Aphrahat, Bardaisan, Ephraem der Syrer, Isaak von Ninive, Sergios von Resaina, Jakob von Edessa, Theophilos von Edessa (dessen Werke aber nur teilweise erhalten sind), Michael Syrus und Gregorius Bar-Hebraeus. Als juristische Werke sind das Syrisch-Römische Rechtsbuch und die Sententiae Syriacae bekannt.[1]
Zur Zeit des Kalifats der Umayyaden (circa 661 bis 750 n. Chr.) mit Regierungssitz in Damaskus nahm das Lobgedicht auf hochgestellte Persönlichkeiten bei Hofe und das Schmähgedicht auf den Gegner eine wichtige Rolle ein. Die beiden Dichter al-Farazdaq (640–728) und Dscharir (653–729) verspotteten sich gegenseitig jahrzehntelang.[2][3]
Im Bereich der mündlichen Literaturtraditionen der arabischen Lieder, Sprichwörter oder oft improvisierten Gedichte nehmen die volkstümlichen Geschichten der hakawati genannten Erzähler eine besondere Stellung ein. In populären Teestuben und Kaffeehäusern erzählte ein hakawati seine Geschichten aus dem Gedächtnis, wobei sein Stil von vielen Metaphern, Reimen und Übertreibungen geprägt war. Die Geschichten stammten dabei aus unterschiedlichen traditionellen Vorlagen, zum Beispiel aus Tausendundeiner Nacht, aus Epen legendärer arabischer Helden wie Antarah ibn Shaddad oder aus dem Koran. Indem er zwischen Hocharabisch und der Umgangssprache wechselte, verlieh der Geschichtenerzähler den unterschiedlichen Charakteren und Situationen jeweils passende literarische Ausdrucksformen.[4]
Historischer Hintergrund
Der allmähliche Niedergang des Osmanischen Reiches (1299–1922) und die Folgen des Ersten Weltkriegs außerhalb Europas führten zu einer Neuordnung der Levante. Ab 1918 wurden die ehemaligen osmanischen Vilayets Syriens und der angrenzenden Regionen zu besetzten Feindgebieten erklärt (1918-1920). Im Jahr 1920 gründete der Syrische Nationalkongress (1919-1920) das Arabische Königreich Syrien (1920). Der Vertrag von Sèvres (1920) begründete ein französisches Mandat in Syrien und im 1920 neu entstandenen Libanon, ein britisches Mandat für Palästina, ein britisches Protektorat über das Emirat Transjordanien und ein britisches Mandat für Mesopotamien (Königreich Irak).[5]
syrische Literatur der Neuzeit
In der syrischen Literaturgeschichte der Neuzeit sind die folgenden Epochen von besonderer Bedeutung:
- die Entstehung moderner Literatur in der Levante Ende des 19. Jahrhunderts
- die Entstehung moderner Literatur in Hocharabisch und in anderen Sprachen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
Vorläufer
- Boutros al-Boustani (1819-1883), traducteur, linguiste, nationaliste, chrétien, maronite
- Fransis Marrasch (1835-1874), médecin, poète, essayiste, melchite
- Abdallah Marrache (1839-1900), commerçant, poète
- Mariana Marrache (1848-1919), poétesse
- Kostaki Homsi (1858-1941), poète, critique
Die Entstehung moderner Literatur
Im Jahr 1948 führten die Teilung des benachbarten Palästina und die Gründung Israels zu einem neuen Wendepunkt in der syrischen Literatur. Adab al-Iltizam, die zutiefst vom sozialen Realismus geprägte „Literatur des politischen Engagements“, löste größtenteils den romantischen Trend der vergangenen Jahrzehnte ab. Hanna Mina, der Kunst um der Kunst willen ablehnte und sich mit den sozialen und politischen Problemen seiner Zeit auseinandersetzte, war einer der bekanntesten syrischen Romanautoren dieser Zeit. Nach dem Sechstagekrieg 1967 setzte sich danach Adab al-Naksa, die „Literatur der Niederlage“, mit den Ursachen der arabischen Niederlage auseinander.
Im Jahr 1977 sagte der syrische Schriftsteller und Journalist Zakaria Tamer: „Die Macht der Worte ist lächerlich in einem Land, das zu 70 % aus Analphabeten besteht.“[6] Trotz der hohen Zahl von Verlagen (379 vom Wirtschaftsministerium im Jahr 2004 aufgeführte Verlage) ist die syrische Leserschaft sehr niedrig. Zusätzlich zur Analphabetenrate können mehrere Gründe dafür verantwortlich sein:[7]
- Fernsehen als privilegierte Freizeitbeschäftigung,
- der Mangel an Bibliotheken,
- der Preis der Bücher,
- der Mangel an Fachkräften im Buchsektor,
- illegale Nachdrucke ohne Rücksicht auf Autorenrechte
- staatliche Zensur mit mehrmonatiger Bearbeitungsdauer, bevor der Druck genehmigt wird,
- sowie Verbote zahlreicher Werke[8]
Der 1930 in Nordsyrien geborene und seit 1985 in Paris lebende Ali Ahmad Said, der unter seinem Künstlernamen Adonis veröffentlicht, ist einer der bekanntesten arabischen Lyriker. Durch Rückgriff auf klassische arabische Dichter, die oftmals keine Tabus kannten und kritisch gegenüber der Religion waren, versucht er, diese Offenheit neu zu beleben. Neben seinen Gedichten erregte er durch seine kritischen Essays immer wieder Aufsehen in der arabischen Welt.[9]
Besonders seit der syrischen Revolution und des syrischen Bürgerkriegs seit 2011 entstand eine Vielzahl engagierter Werke.
Aufgrund politischer Repressionen und des Konflikts gingen mehrere Schriftsteller ins Exil. Dazu zählen unter anderen Rosa Yassin Hassan, Yassin al Haj-Saleh in der Türkei, Samar Yazbek oder Omar Youssef Souleimane in Frankreich, und ... in Deutschland, wobei der Vertrieb ihrer Bücher in Syrien verboten wurde.
Es werden auch Aktionen durchgeführt, um den Überblick über das künstlerische und literarische Schaffen dieser Zeit zu behalten, wie zum Beispiel die kollektive Website Creative Memory21, die die verschiedenen Kunstformen auflistet, die während der Revolutionszeit entstanden sind, oder der zu Beginn gegründete Verband syrischer Schriftsteller Januar 2012 mit Sitz in London. Für den Historiker und Verleger Farouk Mardam-Bey: „Der Aufstand hat die Politik in Syrien wieder eingeführt, und Schriftsteller tragen dazu bei. Heute, und das ist neu, reden die Syrer bis zur Kakophonie von ihren Problemen, von ihren Geschichten, von dem, was sie lange Zeit verheimlichten, was sie nicht auszusprechen wagten."[10]
Seit 2013 verfügen die nördlichen und nordöstlichen Regionen des Landes mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit über eine Autonomieverwaltung gegenüber der Zentralregierung, was die Entstehung von Publikationen in kurdischer Sprache trotz eines seit den 1960er Jahren bestehenden Verbots ermöglicht.[11]
Yusuf al-Khal (1916–1987), Adonis (*1930),
Fuad Rifka (1930-2011) Nizar Qabbani (1923-1998) Muhammad al-Maghut (1934-2006), Salim Barakat, Khaled Khalifa
Syrische Literatur in deutscher Sprache
Im Verzeichnis Quellen vom Oktober 2023 der literarischen Organisation litprom sind 82 Werke syrischer Autorinnen und Autoren in deutscher Übersetzung aufgeführt.[12]
Der bekannteste aus Syrien stammende Schriftsteller, der in deutscher Sprache schreibt und erzählt, ist Rafik Schami. ... Suleman Taufik Adel Karasholi
Ausgewählte Übersetzungen syrischer Literatur ins Deutsche
- Adonis: Der Baum des Orients. Edition Orient, 2019, ISBN: 3-922825-36-2
- Adonis: Wortgesang, Von der Dichtung zur Revolution. Fischer E-Books, 2014, ISBN: 978-3-10-403351-8
- Adonis: Verwandlungen eines Liebenden, Gedichte 1958 - 1971. S. Fischer, 2011, ISBN: 978-3-10-000631-8
- Adonis: Ein Grab für New York, Gedichte 1965-1971. Ammann, 2004, ISBN: 3-250-10477-9
- Adonis: Die Gesänge Mihyârs des Damaszeners. Gedichte 1958-1965. Ammann, 1998, ISBN: 3-250-10303-9
- Salim Barakat: Der eiserne Grashüpfer. Erzählungen. Lenos, 1995, ISBN: 3-85787-237-3
- Adel Karasholi:
- Khaled Khalifa:
- Muhammad al-Maghut, Khalid al-Maaly (Hrsg.): Geht auf Zehenspitzen, denn die Heimat liegt im Sterben! Schiler & Mücke, ISBN: 9783899303865
- Zakarija Tamer: Frühling in der Asche. Lenos Verlag, Basel, 1978, ISBN
- Zakarija Tamer: Die Hinrichtung des Todes. Lenos Verlag, Basel, 2004, ISBN 9783857873577[13]
Literatur
- Khalid Al-Maaly, Mona Naggar: Lexikon arabischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. Palmyra Verlag, Heidelberg 2004, ISBN 3-930378-55-8.
- Julie Scott Meisami, Paul Starkey (Hrsg.): Encyclopedia of Arabic Literature. Routledge, London 1998, ISBN 0-415-06808-8
- Manar Omar: Bibliografie der deutschen Übersetzungen arabischsprachiger Werke. Von 1990 bis 2004. M. Omar, Kairo 2004.
- Paul Starkey: Modern Arabic Literature. Edinburgh University Press, Edinburgh 2006, S.2-47, ISBN 0-7486-1290-4.
- Suleman Taufiq (Hrsg. und Übersetzer): Frauen in der arabischen Welt (= dtv 13261). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2004, ISBN 3-423-13261-2 (Anthologie).
- Suleman Taufiq (Hrsg. und Übersetzer): Arabische Erzählungen (= dtv 13263). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2004, ISBN 3-423-13263-9 (Anthologie).
- Suleman Taufiq (Hrsg. und Übersetzer): Neue arabische Lyrik (= dtv 13262). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2004, ISBN 3-423-13262-0 (Anthologie).
- Stefan Weidner: Erlesener Orient. Ein Führer durch die Literaturen der islamischen Welt. Edition Selene, Wien 2004, ISBN 3-85266-239-7.
- Stefan Weidner (Hrsg. und Übersetzer): Die Farbe der Ferne. Moderne arabische Dichtung C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-45860-2 (Anthologie).
- Wiebke Walther: Kleine Geschichte der arabischen Literatur (Von der vorislamischen Zeit bis zur Gegenwart), 2004. 336 S.: mit 11 Abbildungen und 2 Karten, ISBN 978-3-406-52243-7 und ISBN 3-406-52243-2.
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Macuch: Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur. W. de Gruyter, Berlin 1976; In: Journal of Semitic Studies. Band 23, 1978, S. 129–138.
- ↑ Al-Farazdaq | Arabic Poet, Pre-Islamic Arabia | Britannica. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Jarīr | Pre-Islamic, Bedouin, Poet | Britannica. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ The Hakawati Storyteller. In: Lebanon Traveler. 26. März 2012, abgerufen am 6. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Usamah Felix Darrah: Geschichte Syriens im 20. Jahrhundert und unter Bashar Al-Assad. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2014, S. 52–55.
- ↑ Elisabeth Vauthier: Le roman syrien de 1967 à nos jours: écritures de renouveau. L'Harmattan, 2002, ISBN 978-2-7475-3782-7, S. 187–188 (google.de [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
- ↑ Samar Haddad : “Les éditrices en Syrie se comptent sur les doigts d'une main”. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (fr-FR).
- ↑ Hassan Abbas: Censure et information. In: Confluences Méditerranée 2003/1 (N° 44),. S. 39-46, abgerufen am 5. Oktober 2023 (französisch).
- ↑ Adonis - 5 Bücher - Perlentaucher. Abgerufen am 6. Oktober 2023.
- ↑ Farouk Mardam-Bey: Le soulèvement a réintroduit la politique en Syrie, et les écrivains y contribuent. [Der Aufstand hat die Politik in Syrien wieder eingeführt, und Schriftsteller helfen dabei]. In: Le Monde.fr. 18. Juni 2015 (französisch, lemonde.fr [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
- ↑ Syrie: des œuvres étrangères traduites en kurde. In: L'univers des livres. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (fr-FR).
- ↑ Katalog Quellen / Litprom. Abgerufen am 6. Oktober 2023.
- ↑ Sakarija Tamer: Die Hinrichtung des Todes. Unbekannte Geschichten von bekannten Figuren. perlentaucher, abgerufen am 6. Oktober 2023.