Ulrich Heinze (* 22. Oktober 1966 in Bonn) ist ein deutscher Soziologe und Medientheoretiker.
Leben
Nach Diplom und Promotion am Institut für Soziologie an der Freien Universität Berlin bei Dietmar Kamper und Hermann Schwengel absolvierte er zunächst ein Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk. Danach arbeitete er zwei Jahre lang als Nachrichtenredakteur und Reporter in Oldenburg. Von 1999 bis 2005 forschte und lehrte er an der Universität Tokyo, zunächst als EU-postdoc-Stipendiat am Hongō campus, dann als DAAD-Lektor am Campus Komaba.
Im Januar 2004 erwarb er die Venia Legendi in Allgemeiner Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Habilitationsschrift untersucht die Funktionsweise der Werbung als äußeres Massenmedium der Ökonomie in Japan und erschien im Jahre 2006 unter dem Titel Hautkontakt der Schriftsysteme. In demselben Jahr erschien seine populärwissenschaftliche Studie über Japan als „kankei nai-Kultur“ unter dem Titel Japanische Bruchkanten.
Von 2008 bis 2015 arbeitete er an der University of East Anglia und am Sainsbury Institute for the Study of Japanese Arts and Cultures in Norwich (England), als Lecturer in Contemporary Japanese Visual Media. Aus dieser Zeit stammen seine Bücher Japanische Blickwelten (2013) und Medienkaskaden (2016). Sein neuestes Werk mit dem Titel Die bildgesteuerte Gesellschaft (2023) analysiert die Literatur- und Filmgenres Science Fiction, Traumsequenz, Horror und Krimi als handlungsleitende Medien. Nach seiner Auffassung projizieren diese Genres als „Handlungsmedien“ individuellen Biographien als konkrete Handlungsketten in das kommunikative Feld der Funktionssysteme hinein. Mit ihrer Hilfe kann das Subjekt seinen biographischen Horizont erweitern und sein Leben im Milieu funktionaler Differenzierung gestalten.
Er übersetzte außerdem zwei Aufsätze des japanischen Medientheoretikers Shunya Yoshimi ins Deutsche. Sie behandeln mehrere Meilensteine der Entwicklung der japanischen Hauptstadt: die Geschichte der sakariba (Vergnügungsviertel) von Tokyo im 20. Jahrhundert und das Lebenswerk des Schriftstellers und Tokioter Bürgermeisters Shintarō Ishihara (1932–2022) zwischen seinem Debütroman Season of the Sun (1955) und der Olympischen Sommerspielen 2020 in Japan. Heinze wohnt in Hamburg und lehrt soziologische und interkulturelle Themen.
Werke (Auswahl)
- Die bildgesteuerte Gesellschaft. Filmgenres als soziale Handlungsmedien. transcript, Bielefeld 2023, ISBN 978-3-8376-6842-1.
- Medienkaskaden. Zur Medientheorie moderner Gesellschaft. transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3155-5.
- Pictorial body metaphors in Japanese advertising. How the body economy replaces the body nation in the affluent images of oishisa, bihada, and tanjō. In: Language and Dialogue. 4, Nr. 3, 2014, S. 425–454.
- Japanische Blickwelten. Manga, Medien und Museen im Zeichen künstlicher Realität. transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2149-5.
- Hautkontakt der Schriftsysteme. Japan im Zeichen der Globalisierung: Geldflüsse und Werbetexte. transcript, Bielefeld 2006, ISBN 3-89942-513-8 (Habilitationsschrift).
- Japanische Bruchkanten. Konturen der kankei nai-Kultur. Lit-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-9652-8.
Personendaten | |
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NAME | Heinze, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Soziologe und Medientheoretiker |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1966 |
GEBURTSORT | Bonn |