Schimpansen

Gattung der Familie Menschenaffen (Hominidae)
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Die Schimpansen (Pan) sind eine Gattung aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae). Zu dieser Gattung gehören zwei Arten: Der Gemeine Schimpanse (Pan troglodytes) mit seinen drei Unterarten Westafrikanischer Schimpanse (Pan t. verus), Zentralafrikanischer Schimpanse (Pan t. troglodytes) sowie Ostafrikanischer Schimpanse (Pan t. schweinfurtii) und der Bonobo (Pan paniscus) oder auch Zwergschimpanse. Während der Gemeine Schimpanse in großen Teilen Afrikas zu finden ist, beschränkt sich das Verbreitungsgebiet der Bonobo auf einen kleinen Teil der Demokratischen Republik Kongo. Beide Arten gelten als vom Aussterben bedroht.

Schimpansen
Bonobo (P. paniscus)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Primaten (Primates)
Vorlage:Subordo: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Vorlage:Infraordo: Altweltaffen (Catarrhini)
Vorlage:Superfamilia: Menschenartige (Hominoidea)
Vorlage:Familia: Menschenaffen (Hominidae)
Vorlage:Genus: Schimpansen
Wissenschaftlicher Name
Pan
Arten
(Pan t. verus)
(Pan t. troglodytes)
(Pan t. schweinfurtii)
Verbreitung des Gemeinen Schimpansen. 1. Pan troglodytes verus. 2. P. t. vellerosus. 3. P. t. troglodytes. 4. P. t. schweinfurthii.
Bonobo: Verbreitung


Körperbau

Datei:MattiParkkonen chimpanze1.jpg
Gemeiner Schimpanse (P. troglodytes)

Schimpansen werden bis zu 1,70 Meter groß. Die Größe eines Schimpansenhirns entspricht der Hälfte eines menschlichen Gehirns und ähnelt ihm in der Form. Vom Skelett her befinden sie sich auf dem halben Wege zu aufrechten Gang. Die Muskeln der Schimpansen weisen eine enorme Leistungsfähigkeit auf, insbesondere die der Männer des Gemeinen Schimpansen erreichen eine bis dreifache Stärke von denen eines athletisch trainierten Mannes der Art Homo sapiens.

Ernährung

Schimpansen sind Allesfresser, die sich überwiegend von Früchten, Blättern, Insekten und gelegentlich kleinen Wirbeltieren ernähren. Gemeine Schimpansen machen regelmäßig Jagd auf andere Affen, um ihren Proteinbedarf zu decken.

Fortpflanzung

Die Weibchen haben einen 35 Tage dauernden Eisprungszyklus und können - nach dem Ende der mindestens 3jährigen Stillzeit - das ganze Jahr über trächtig werden. Die Tragzeit beträgt rund sieben bis acht Monate.

Verhalten

Selbstheilung und Hygiene

Wie von dem Menschenaffen erforschenden Biologen Richard Wrangham 1972 in einem Nationalpark Tansanias beobachtet wurde, haben Schimpansen verschiedene Methoden entwickelt, sich von gesundheitsschädigenden und lästigen Parasiten zu befreien. Hierfür werden bis zu 90 rauhe, scharfkantige bzw. stachelige Blätter abgerissen, sorgfältig zusammengefaltet und unzerkaut geschluckt. Infrage kommen die Blätter von etwa 30 Baumarten. Kot-Untersuchungen ergaben, dass die Blätter unverdaut wieder ausgeschieden werden, zusammen mit zahlreichen großen Darmparasiten. Es wird angenommen, dass die rauhe Blattstruktur die Würmer von den Darmwänden abschabt. Teilweise waren die Würmer von den Stacheln der Blätter regelrecht aufgespießt. Hinzu kommt die abführende Wirkung der in verschiedenen Blättern enthaltenen Gerbstoffe.

Ebenso zur Parasitenabwehr dient die abführende Wirkung der in dem sehr bitteren Mark des Strauches Vernonia amygdalina enthaltenen Gerbstoffe, der im Westen von Tansania wächst und von Schimpansen bei Bedarf gefressen wird.

Durch diese Art der Selbstmedikation wird der Befall von Bandwürmern und dem afrikanischen "module worm", der besonders zur Regenzeit erhebliche Ausmaße annimmt, signifikant reduziert.

Bei dem beschriebenen Verhalten handelt es sich keineswegs um eine angeborene, sondern um eine selbst erworbene bzw. gelernte Verhaltensweise, die nur von einigen Horden tradiert wird. Einer solchen Horde neu hinzuwandernde Schimpansenweibchen die dieses Verhalten nicht kennen, lernen es von den Mitgliedern der Horde indem sie es nachahmen [1].

Bemerkenswert ist, dass einige der Tiere während des Durchfalls, der dem Blätterfressen folgt, weiche Blätter anderer Arten von Büschen wie 'Klopapier' benutzen, um sich von Verunreinigungen zu säubern. Hierbei ergänzen sich also kulturelle Selbstmedikamentation und Hygiene.

Das beschriebene Verhalten wurde außer bei Schimpansen bisher nur bei Gorillas beobachtet.

Körperpflege und ihre soziale Komponente

Schimpansen sind bemerkenswert reinliche Tiere, die sich täglich ausführlich - sowohl allein als auch gegenseitig - ihrer Körper- und Fellpflege widmen und dies auch erkennbar genießen ("Grooming"). Ausschließende Unterschiede zwischen gleich- und gegengeschlechtlichen Partnern, Erwachsenen und Kindern werden hierbei nicht gemacht. Weiterhin dient es unter den Erwachsenen der täglichen Beziehungspflege innerhalb ihrer Geschlechtergruppen. Gruppenmitglieder, die aufgrund ihrer sozialen Kompetenz eine hohe Rangpositionen einnehmen (Alphatiere), werden bevorzugt der Körperpflege unterzogen.

 
Gemeiner Schimpanse, Jungtier (Pan troglodytes)

Systematik

Molekularbiologische Vergleiche der DNA von Mensch und Schimpanse lassen den Schluss zu, dass sich die evolutionären Wege beider Arten vor etwa 6 Millionen Jahren getrennt haben. Angaben über die genetische Ähnlichkeit zwischen dem Menschen und den verschiedenen Arten der Menschenaffen beruhen zumeist noch auf Untersuchungsbefunden zur Übereinstimmungen von Aminosäuresequenzen bestimmter wichtiger Proteine. Älteren Untersuchungen nach wurden die Bonobos als die dem Menschen nächstverwandte Art eingestuft. Neuerdings wird das Genom des Gemeinen Schimpansen direkt analysiert. Die Analyse des Bonobo-Genoms hat ebenfalls begonnen. Aus verschiedenen Quellen sind derzeit Prozentsätze der genetischen Übereinstimmung mit dem Menschen zwischen 95% und 99,4% zu lesen.[2]

Etymologie und Geschichte

Der Name "Schimpanse" stammt vom Bantu-Wort "Tshiluba kivili-chimpenze" ab und lässt sich mit "Schein-Mensch" oder einfach "Affe" übersetzen. Der Name wurde erstmals nachweislich 1738 verwendet.

Der erste lebende Schimpanse wurde 1641 nach Europa gebracht. Der Zwergschimpanse wurde 1928 von H. Coolidge beschrieben. Den Namen Bonobo erhielt er erst 1933 nach einer Stadt am Kongo.

Fußnoten

  1. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen, Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 17f
  2. [1]

Literatur

  • Gallup, G. G., Jr. (1970): Chimpanzees: self-recognition. Science 167: 86-87. (Spiegeltest)