Das Ostasiengeschwader war ein Kampfschiffverband (Kreuzergeschwader) der deutschen Kaiserlichen Marine zur Durchsetzung und Sicherung deutscher Interessen im ostasiatischen und pazifischen Raum.
Entstehung des Ostasiengeschwaders
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts rückte der asiatisch-pazifische Raum in das Interesse europäischer und nordamerikanischer Mächte. Großbritannien erzwang in den Opiumkriegen eine weitgehende Öffnung Chinas für fremden Handel, und die USA erreichten 1854 in ähnlicher Weise die Öffnung Japans. Auch deutsche Reedereien beteiligten sich früh am Ostasienhandel. Schon ab Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Schiffe der preußischen Emder Ostasiatischen Handelskompanie in der Region Seehandel betrieben. Der Besuch des Vollschiffs Meteor der staatlichen Preußischen Seehandlung in der Region 1822 stellte den Beginn regelmäßiger Schifffahrtsverbindungen in der Zeit nach den napoleonischen Kriegen dar.
Es zeigte sich schnell, dass die ausländischen Kaufleute in China ohne militärische Unterstützung aus ihrer Heimat nur sehr schwer ihren Geschäften nachgehen konnten. Deutsche, vor allem Hamburgische, Kaufleute waren auf die Hilfe anderer Marinen wie zum Beispiel der britischen Royal Navy angewiesen, da das nur lose im Deutschen Bund organisierte Deutschland keine eigene Marine besaß (Vgl. Geschichte der Deutschen Marine. Erst nach der Gründung einer preußischen Marine konnte man auf eigene Mittel zurückgreifen.
1859 entsandte Preußen erstmals ein Geschwader von vier Schiffen unter Führung des Grafen Eulenburg nach Ostasien, um dort die militärische Unterstützung für den deutschen Handel zu unterstreichen und Handelsverträge abzuschließen. Der Verband blieb bis 1861 in der Region. Zugleich begannen Bestrebungen, im ostasiatischen Raum einen eigenen Marinestützpunkt zu erwerben. Diese Bemühungen wurden erst 1897 mit der Besetzung Tsingtaos durch ein Expeditionskorps unter Konteradmiral Otto von Diederichs abgeschlossen.
Eine ständige deutsche Marinepräsenz in Ostasien wurde 1869 durch Schaffung der „Ostasiatischen Schiffsstation“ begründet, die zunächst nur mit einem Schiff, der Korvette Medusa, besetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die preußische Marine bereits in der Marine des Norddeutschen Bundes aufgegangen, aus der 1871 die Kaiserliche Marine entstand. Die Station wurde zeitweise durch kleine Geschwader verstärkt, die die Region für bestimmte Aufträge besuchten, nach deren Erledigung aber wieder aufgelöst wurden.
1886 stellte die Kaiserliche Marine ein permanentes Kreuzergeschwader auf, das in der Region zwischen der Ostküste Afrikas, Australien und der Westküste Südamerikas operierte. Aus diesem Geschwader entstand 1897 nach der Besetzung der Bucht von Kiautschou das Ostasiengeschwader.
Erster Weltkrieg
Wegen des bevorstehenden Eintritts Japans in den ersten Weltkrieg marschierte das Geschwader 1914 unter dem Kommando von Vizeadmiral Graf Spee aus dem ostasiatischen Raum in Richtung östlicher Pazifik. Der kleine Kreuzer Emden wurde zum Kreuzerkrieg in den indischen Ozean entsandt.
Zwischen dem Ostasiengeschwader und einem verfolgenden britischen Verband unter Admiral Sir Christopher Cradock kam es vor Coronel (Chile) zu einem Gefecht. Das deutsche Geschwader konnte bei geringen eigenen Verlusten die beiden veralteten britischen Panzerkreuzer HMS Monmouth und HMS Good Hope versenken.
Wegen der schlechten Versorgungslage des deutschen Geschwaders entschloss sich Graf Spee zum Durchbruch in den Atlantik mit Ziel Deutschland. Die Briten waren nach der Niederlage von Coronel entschlossen, den deutschen Verband zu vernichten. Der damalige Erste Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, ließ einen starken Schiffsverband zu den Falklandinseln entsenden, um das deutsche Geschwader im Südatlantik aufzuspüren und zu vernichten. Kern dieses Verbandes waren die beiden modernen Schlachtkreuzer HMS Invincible und HMS Inflexible. Bei dem Versuch der Deutschen, am 8. Dezember 1914 den Marinestützpunkt Port Stanley auf den Falklandinseln anzugreifen, kam es zum Seegefecht bei den Falklandinseln in dem die deutschen Schiffe von dem dort liegenden britischen Geschwader unter Vizeadmiral Sir Frederik Doveton Sturdee gestellt und vernichtet wurden. Lediglich der Kleine Kreuzer SMS Dresden konnte zunächst entkommen. Über 2.000 Seeleute, unter ihnen Graf Spee und seine beiden Söhne, wurden getötet. Damit endete die Geschichte des Ostasiengeschwaders.
Schiffe des Ostasiengeschwaders
Um 1859
- Unter Kommodore Sundewall
- Korvette SMS Arcona (I); ab 1884 als Zielschiff verwendet und dann abgewrackt.
- Segelfregatte SMS Thetis; ab 1879 Hulk und 1894 abgewrackt.
- Schoner SMS Frauenlob; im Taifun vor Yokohama auf dem Weg nach China gesunken
- Transportschiff Elbe
- 1862 Rückkehr der verbliebenen Schiffe nach Deutschland.
Um 1870
- Kanonenboot SMS Cyclop; ab 1888 bis 1914 als Hulk in Kamerun.
Um 1880
- Kanonenboot SMS Iltis (I); 1896 Untergang im Taifun vor Kap Shandong
Um 1890
- Kleiner Kreuzer SMS Cormoran; diente ab 1914 als Minenhulk und wurde 1917 durch eine Explosion zerstört.
- Großer Kreuzer SMS Kaiser; diente ab 1905 als Hafenschiff Uranus und wurde 1920 abgewrackt.
- Kleiner Kreuzer SMS Prinzess Wilhelm; diente ab 1914 in Danzig als Hulk und wurde 1922 abgewrackt.
Um 1900
- Geschwaderchef Vizeadmiral Bendemann
- Großer Kreuzer SMS Fürst Bismarck; 1920 abgewrackt
- Linienschiff SMS Kurfürst Friedrich Wilhelm; 1910 an die Türkei verkauft und 1915 versenkt
- Linienschiff SMS Weißenburg; 1910 an die Türkei verkauft und 1952 abgewrackt
- Linienschiff SMS Wörth; 1919 abgewrackt
- Linienschiff SMS Brandenburg; 1919 abgewrackt
- Großer Kreuzer SMS Hansa; 1920 abgewrackt
- Großer Kreuzer SMS Hertha (II); 1920 abgewrackt
- Großer Kreuzer SMS Kaiserin Augusta; 1920 abgewrackt
- Kleiner Kreuzer SMS Irene; ab 1913 Wohnhulk und 1921 abgewrackt.
- Kleiner Kreuzer SMS Gefion; 1923 abgewrackt
- Kleiner Kreuzer SMS Geier; ab 1914 Internierung (Hawaii) und nach einer Kollision 1918 gesunken
- Kleiner Kreuzer SMS Seeadler (I); diente ab 1914 als Minenhulk und wurde 1917 durch eine Explosion zerstört.
- Kleiner Kreuzer SMS Bussard; 1913 abgewrackt
- Kleiner Kreuzer SMS Schwalbe; 1922 abgewrackt.
- Kleiner Kreuzer SMS Hela; 1914 nahe Helgoland versenkt
- Kanonenboot SMS Luchs; 1914 Selbstversenkung im Hafen von Kiautschou
- Kanonenboot SMS Iltis (II); 1914 Selbstversenkung im Hafen von Kiautschou
- Kanonenboot SMS Tiger; 1914 Selbstversenkung im Hafen von Kiautschou
- Kanonenboot SMS Jaguar; 1914 Selbstversenkung im Hafen von Kiautschou
- Torpedoboot S 90
- Torpedoboot S 91
- Torpedoboot S 92
- Lazarettschiff SMS Gera
- erbeutete chinesische Torpedobootzerstörer.
1914
- Großer Kreuzer SMS Scharnhorst; versenkt am 8. Dezember 1914 um 16:17 Uhr im Gefecht bei den Falklandinseln
- Großer Kreuzer SMS Gneisenau; versenkt am 8. Dezember 1914 um 18:02 Uhr im Gefecht bei den Falklandinseln
- Kleiner Kreuzer SMS Nürnberg; versenkt am 8. Dezember 1914 um 19:27 Uhr im Gefecht bei den Falklandinseln
- Kleiner Kreuzer SMS Leipzig; versenkt am 8. Dezember 1914 um 21:23 Uhr im Gefecht bei den Falklandinseln
- Kleiner Kreuzer SMS Dresden; am 14. März 1915 nach britischem Beschuss vor der chilenischen Robinson-Crusoe-Insel gesprengt
- Kleiner Kreuzer SMS Emden; am 9. November 1914 nach Gefecht vor den Cocos-Inseln (Indischer Ozean) mit australischem Kreuzer Sydney schwer beschädigt und von der eigenen Besatzung auf den Strand der Insel gesetzt
- Lazarettschiff Seydlitz; am 24. Januar 1915 in Argentinien interniert
- Hilfsschiff Baden
- Hilfsschiff Santa Isabel
- Hilfskreuzer SMS Prinz Eitel Friedrich
Chefs des Ostasiengeschwaders
- KAdm von Blanc
- KAdm Freiherr von der Goltz
- KAdm Paul Hofmann
- KAdm Alfred von Tirpitz
- KAdm/VAdm Otto von Diederichs
- KAdm Prinz Heinrich von Preußen
- KAdm/VAdm Curt von Prittwitz und Gaffron (1903-1905)
- VAdm Bendemann
- VAdm Coerper
- VAdm Friedrich von Ingenohl
- VAdm Erich Gühler (bis 1911 - an Typhus verstorben)
- KAdm Günther von Krosigk (von 1911 bis 1912)
- VAdm Maximilian Graf von Spee (1912 bis 1914)