Grabeskirche

Kirchengebäude in Jerusalem
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. November 2006 um 22:22 Uhr durch Zehnfinger (Diskussion | Beiträge) (Bildlegenden). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Grabeskirche wird im Allgemeinen die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die sich an der angeblichen Stelle der Kreuzigung und des Grabes von Jesus befindet. Grabeskirche ist die in westlichen Glaubensrichtungen übliche Bezeichnung, von Orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (Anastasis) genannt. Die Grabeskirche zählt zu den grössten Heiligtümern des Christentums.

Die Grabeskirche vom Turm der Erlöserkirche aus gesehen

Neben der Grabeskirche Christi in Jerusalem wird der Begriff auch für andere Grabeskirchen verwendet, beispielsweise ist St. Peter in Rom die Grabeskirche des Apostels Petrus; die Bezeichnung „Das Heilige Grab“ ist allerdings eindeutig.

Teilweise wird statt der Grabeskirche das Gartengrab als Ort des Grabes Jesu angesehen. Die Mehrheit erkennt jedoch in der Grabeskirche den Ort des Grabes.

Die Kirche ist der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes.

Das „Heilige Grab“ im Innern der Kirche wurde verschiedentlich nachgebaut (Nachbildungen des Heiligen Grabs).

Geschichte

 
Historisches Foto des Eingangs der Grabeskirche

Nach dem Zeugnis mehrerer spätantiker Schriftsteller des 4. Jahrhunderts wurden 326 im Gefolge eines Besuchs von Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin, in Jerusalem die Stätten von Tod und Auferstehung Jesu Christi unter einem römischen Tempel aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden. Dies führte zu einer Verbreitung von Kreuzreliquien und einem Wiederaufleben der Verehrung des Grabes, die durch den Bau des darüberliegenden Tempels unterbunden werden sollte.

335 wurde eine neue monumentale Grabeskirche eingeweiht, die den Ort des Grabes und den nahebei liegenden Golgota-Hügel einbezog. Die Basilika wurde 614 von den Persern zerstört, nach dem Sieg Kaiser Herakleios‘ wiederhergestellt und im Jahr 1009 von dem Kalifen Al-Hakim ein weiteres Mal zerstört. Die Zerstörung durch Al-Hakim wurde sehr systematisch durchgeführt, auch das Felsengrab Christi selbst wurde abgebrochen. Dies wurde später zu einem Grund für die Kreuzzüge.

1149 wurde von den Kreuzfahrern ein Neubau mit französischen Motiven im frühgotischen Stil errichtet, der bis heute steht.

Seit einer Renovierung im Jahre 1555 wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten konnte, oft durch offene Bestechung. 1767, als man genug von den begleitenden Streitereien und Unruhen hatte, erließ die Hohe Pforte einen Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien aufteilte. Ein anderer Ferman aus dem Jahr 1852 bestätigte das Arrangement und ließ es zu einer permanenten Regelung werden.

Der Streit um die Schutzherrschaft über die Grabeskirche war 1853 vordergründig Auslöser des Krimkrieges um die Vorherrschaft im zerfallenden Osmanischen Reich, in dem sich Russland einerseits und das Osmanische Reich, Frankreich und Großbritannien andererseits gegenüberstanden.

Grabeskirche heute

Datei:DSCN1229.JPG
Grabeskirche: Kuppel über dem Katholikon

Heute ist die Grabeskirche in der Hand sechs christlicher Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche (der Orden der Franziskaner) und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt, die Äthiopier leben in einer kleinen Gruppe sogar nur auf einem Dach der Kirche.

Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten, sie besitzen eine eigene Kirche an der Via Dolorosa (die Erlöserkirche).

Wegen der Streitigkeiten verwahrt die moslemische Familie Nuseibeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und schließt diese morgens auf und abends wieder ab. Außerdem traten die Familienmitglieder oft als Schlichter auf. Die Nuseibehs werden mindestens seit der Zeit Saladins mit der Kirche in Verbindung gebracht.

Das Innere der Kirche

 
Heutiger Grundriss
 
Das Heilige Grab

Bedeutendste Stätte der Grabeskirche ist die Grabeskapelle (Aedicula), der angebliche Ort des Grabes Jesus. Sie wird von einem runden Raum mit Kuppel, der Rotunde, umgeben. Die Grabeskapelle bildet die 14. Station des Kreuzweges.

Neben der Grabeskapelle beinhaltet die Grabeskirche zahlreiche weitere christliche Heiligtümer. Am Salbungsstein beim Eingang der Kirche soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Dies ist der Ort der 13. Kreuzwegstation. Rechts des Eingangs liegt der sog. Kalvarienberg (Golgotafelsen) - die Stelle, an der Jesus am Kreuz gestorben sei. Hier stehen der römisch-katholische Kreuzannagelungsaltar (11. Kreuzwegstation) und der griechisch-orthodoxe Kreuzigungsaltar (12. Kreuzwegstation).

Unterhalb des Kalvarienbergs befindet sich die griechisch-orthodoxe Adamskapelle. Hier soll der Schädel von Adam gelegen haben. Die Legende besagt, dass das Blut Jesus durch Felsritzen auf den Schädel geflossen sei und so Adam von der Erbsünde befreit habe. Ein Fels mit teilweise rötlicher Färbung, welcher neben der Adamskapelle zu sehen ist, soll diese Geschichte belegen.

Im Zentrum der Kirche, von der Rotunde her zugänglich liegt das Mittelschiff mit Altar. Es wird als Katholikon bezeichnet und ist unter Kontrolle der griechisch-orthodxen Kirche. An dieser Stelle befand sich nach mittelalterlicher christlicher Auffassung der Nabel der Welt.

Auf tieferem Niveau als der Kircheneingang befinden sich die armenisch-orthodoxe Helenakapelle und die römisch-katholische Kreuzauffindungskapelle. In letzter soll der Fundort des Kreuzes von Jesus liegen.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Biddle et al.: Die Grabeskirche in Jerusalem. Belser, Stuttgart 2000. ISBN 3-7630-2379-8
  • Jürgen Krüger: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte - Gestalt - Bedeutung. Schnell & Steiner, Regensburg 2000. ISBN 3-7954-1273-0