Unternehmensstandort

optimale Lokalisierung eines Industriebetriebs
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Der Unternehmensstandort ist der Ort, an dem sich ein Unternehmen befindet. Entgegen einer häufig in der betriebswirtschaftlichen Literatur vertretenen Auffassung wird der Unternehmensstandort selten aus rationalen Überlegungen heraus festgesetzt: Neue Unternehmen entstehen in der Regel dort, wo der oder die Gründer ansässig sind. In der Mehrzahl aller Fälle kommen betriebswirtschaftliche Überlegungen erst dann ins Spiel, wenn ein Unternehmen gewachsen ist und neue Standorte sucht.

Die Wahl eines Standortes ist von verschiedenen Einflussgrößen abhängig; hierzu zählt insbesondere das Vorhandensein eines Marktes für die Produkte oder Dienstleistungen, die das Unternehmen herstellt oder anbietet. Für die Standortwahl "im Kleinen" (etwa der Straße, in der ein Friseurgeschäft gegründet wird) gilt diese Einflussgöße bereits bei der Gründung. Das Vorhandensein von Rohstoffen und Hilfsstoffen spielt heutzutage eine eher untergeordnete Rolle, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften (Arbeitsmarkt), die Anbindung an Verkehrswege (insgesamt Infrastruktur), steuerliche Überlegungen (Steuerpolitik) sind ausschlaggebender. Inwiefern ein Betrieb sich an oben genannten Größen orientiert ist von der Betriebsart (Branche) und vom Wirtschaftssektor abhängig. Die Standortwahl zählt somit, neben der Geschäftszweigwahl, zu den ersten Unternehmerischen Entscheidungen.

In der Standortforschung wird die Frage nach dem optimalen Standort eines Betriebes untersucht (siehe hierzu auch Standorttheorien).

Eines der Kriterien für einen geeigneten Standort ist das Klima. Siehe hierzu folgende Tabelle:

Klima und industrielle Standortwahl
Klimagröße Günstig für
Niedrige Lufttemperatur Schokoladenfabriken, Pharmazeutische Industrie,

Brauereien, Käsereien, Lagerräume für Nahrungsmittel, Bier, Weine

Luftfeuchtigkeit hoch Woll- umd Baumwollspinnereien und -webereien, Käsereien
Luftfeuchtigkeit niedrig Schokoladen-, Süßwaren-, Teigwarenfabriken, betriebe der feinmechanisch-optischen und elektrotechnischen Industrie, Maschinenbau, Pelzwarenherstellung
Luftreinheit hoch Filmfabriken, Chemisch-pharmazeutische Betriebe, Luftverflüssigungsanlagen, Betriebe zur Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln, hochwertigen Papieren, elektronischen Bauelementen und feinmechanisch-optischen Präzisionsgeräten
starke Luftbewegung Viskosefaserstoff-, Zellstoff-, Farbenfabrikation; Betriebe der chemischen Industrie, Molkereien, Käsereien, Bonbonkochereien
Nebelfreiheit Schokoladen- und Süßwarenindustrie, Filmfabriken und chemische Industrie
Extreme Schwankungen
des Klimas
für alle Industriezweige eher ungünstig


Auch für viele technische Anlagen muß der Standort mehr oder minder sorgfältig geplant werden.

Hier einige Beispiele:

  • Thermisches Kraftwerk: ebener hochwassersicherer Platz an einem Fluß mit möglichst günstiger Anbindung an das Hochspannungsnetz. Anbindung an das Bahnnetz ist fast immer nötig.
  • Wasserkraftwerk: Standort an einem Fluß mit starkem Gefälle. Standortkriterien schärfer als bei thermischem Kraftwerk
  • Elektroden für Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Gebiet hoher Bodenleitfähigkeit. Möglichst weit weg von Kabeln und Rohrleitungen (Streustromkorrosion)
  • Sendeanlage für UKW: optimaler Standort hoher Berg vor einer Ebene. Der Senderstandort Wendelstein ist in dieser Hinsicht optimal
  • Sendeanlage für VLF, LW und MW: Standort in einem Gebiet hoher Bodenleitfähigkeit, zum Beispiel in einer Flußniederung einem ehemaligen Moor oder am Meer. Der Sendestandort Soelvesborg für den MW-Sender des schwedischen Auslandsdienstes ist unter diesen Aspekten optimal gewählt
  • Raketenstartplatz: möglichst freie Schußbahn über unbewohntes Gebiet, meistens große Wasserflächen. Für Satellitenstarts ist ein Standort am Äquator mit freier Schußrichtung in östlicher Richtung optimal