B. S. Johnson (* 5. Februar 1933 in London; † 13. November 1973 in Islington (London), eigentlich Bryan Stanley Johnson) war ein englischer Schriftsteller und Filmmacher.
Leben
Johnson stammte aus einer Londoner Arbeiterfamilie. Er verließ die Schule mit 16 Jahren, um als Buchhalter zu arbeiten. An den Abenden brachte er sich im Selbststudium Latein bei, und er schaffte es, die Aufnahmeprüfung für das King’s College in London zu bestehen. Er studierte Englisch als Hauptfach und schloss sein Studium mit einem Bachelor ab.
Nach seinem Abschluss begann er mit dem Schreiben. Seine Romane haben sein Leben als Schriftsteller zum Thema, und sie werden von Buch zu Buch zunehmend experimenteller und unorthodoxer, sowohl auf den Inhalt als auf die Form bezogen. In seinem ersten Buch Travelling People (1963), obwohl vergleichsweise konventionell geschrieben, wechselt Johnson in jedem Kapitel die Erzählperspektive oder die Erzähltechnik. Die Seiten in Albert Angelo (1964) enthalten Löcher, die den Messerstich des Mörders repräsentieren soll und gleichzeitig einen Einblick in spätere Buchseiten ermöglichen. Außerdem unterbricht Johnson den Erzählfluß, um seine Technik, seine Vorlieben und seine Quellen als Autor zu diskutieren. The Unfortunates (1969) dagegen ist ungebunden und verpackt in eine Box erhältlich, von den 27 Abschnitten können 25 in beliebiger Reihenfolge gelesen und vom Leser immer neu kombiniert werden. In House Mother Normal (1971) hält Johnson eine strikt chronologische Erzählweise ein, die Gedanken und Erfahrungen seiner Charaktere überschneiden und vermischen sich von Satz zu Satz.
Neben seinen Romanen verfasste Johnson auch Lyrik, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Drehbücher, er schrieb als Kritiker Rezensionen und drehte mehrere experimentelle Filme.
Johnson litt darunter, dass seine Bücher keine kommerziellen Erfolge feiern konnten. An Depressionen leidend und von familiären Problemen belastet nahm er sich im Alter von 40 Jahren das Leben. Zum Zeitpunkt seines Todes war er nahezu unbekannt, erst danach entwickelte sich ein Kult um seine Bücher.
Sein letzter veröffentlichter Roman Christie Malry's Own Double-Entry (1973) wurde im Jahr 2000 verfilmt. Die Johnson-Biografie Like a Fiery Elephant von Jonathan Coe erhielt 2005 den Samuel-Johnson-Preis.
Bücher
Romane
- Travelling People (1963)
- Albert Angelo (1964)
- Trawl (1966)
- The Unfortunates (1969)
- House Mother Normal (1971)
- Christie Malry's Own Double Entry (1973, dt. Christie Malrys doppelte Buchführung)
- See the Old Lady Decently (1975)
Kurzgeschichten
- Street Children (1964)
- Statement Against Corpses (1964, gemeinsam mit Zulfikar Ghose)
- Aren't You Rather Young To Be Writing Your Memoirs? (1973, dt. Mit Ihren Memoiren sind Sie reichlich früh dran)
Gedichte
- Poems (1964)
- Poems 2 (1972)
Filme
- 1967: You're Human Like the Rest of Them
- 1970: Paradigm
Auszeichnungen
- Somerset Maugham Award 1967 für Trawl
Literatur
- Philip Tew: B.S.Johnson: A Critical Reading, 2001
- Jonathan Coe: Like a Fiery Elephant: The Story of B. S. Johnson. 2004