Entre Rios ist eine 1951 gegründete Donauschwaben-Siedlung eine halbe Autostunde südlich von Guarapuava in Paraná im Süden Brasiliens. Die Siedlung umfasst die fünf Dörfer Vitória, Jordãozinho, Cachoeira, Socorro, und Samambaia.
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Ergänzung: Claudio Medeiros Ciesielski para Dalvanira Medeiros Ciesielski
Entre Rios
Hauptmerkmal von Entre Rios ist die „Cooperativa Agrária Mista Entre Rios Ltda.“ (Agrária genannt). Anfang der 90-er Jahre wurde diese Donauschwabensiedlung 40 Jahr alt. Im Verlauf der 40 Jahre, seit die 1951 ausgewanderten Bauern hier eintrafen, haben die Dörfer, die zur Siedlung, zur Genossenschaft Agrária gehören, ihren Kolonie-Charakter verloren. Durch die Arbeit und den Fleiß aller sind sie gepflegt und grün geworden. Die Agrária ist inzwischen von erheblicher Wirtschaftskraft. Mit der damaligen Ansiedlung der Ackerbauern erhoffte sich die brasilianische Regierung eine Minderung des Defizits der nationalen Weizenproduktion. Es wurde den Donauschwaben, die ja aus Deutschland, Ungarn, Jugoslawien und Rumänien kamen, auch gestattet, ihre Sprache und Kultur weiter zu pflegen. Die „Schweizer Europahilfe“ stellte den 500 Familien (2.466 Personen) einen Betrag von rd. 9 Mio. Schweizer Franken für Landkauf, Transporte, Ankauf von Maschinen und Aufbau der Siedlung zur Verfügung. Auch in Brasilien selbst gab es für die Kolonisation Unterstützung. Die insgesamt 7 Transporte wurden von Schweizer Dominikanerschwestern begleitet, die später auch im Bereich des Schul- und Ge-sundheitswesens von Entre Rios wirkten.
Die Donauschwabensiedlung Entre Rios (mit 2006 etwa 2.500 Einwohnern) – zwischen den Flüssen Jordâo und Pinhâo – liegt in etwa 1.100 m Höhe im zentralen Hochland des Bundesstaates Paraná, etwa 20 km südlich der Bezirkshauptstadt Guarapuava. Hier gibt es gemäßigtes Klima, das zwei Ernten im Jahr gestattet. Nachtfröste im Winter, anhaltende starke Regenfälle, aber auch teilweise Trockenperioden gefährden jedoch zuweilen den Ertrag der Aussaaten. In gemeinsamer Arbeit wurden 5 Dörfer aufgebaut, die ihre Namen nach den alten Rinderfarmen (fazendas) erhielten (Vitória, Jordâozinho, Cachoeira, Socorro und Samambaia). Außer den Wohngebäuden wurde auch Gemeinschaftsbauten errichtet: Schulgebäude, Kaufläden, Magazine und dergleichen. Zur gleichen Zeit wurde die hier angetroffene Steppe in Ackerland umgewandelt. Erst wurde das Land kollektiv bewirtschaftet und 1953 wurde es dann durch Verlosung an die Familien übereignet. Es gab dadurch 323 selbständige Bauernstellen mit durchschnittlich 30 ha Acker-land. Familien, die ältere Kinder hatten, wurden bei der Verlosung vorgezogen. Es gab auch Krisen, aber durch den Einsatz aller war es, auch durch die Anerken-nung der Leistungen durch den Stadt Paraná und durch deutsche Entwicklungshilfe möglich, die Siedlung wieder flott zu bekommen.
Durch den Hinzukauf von 2.000 ha Land von außerhalb des Siedlungsgebietes konnten auch die internen Probleme der Landreform gelöst werden. Städte in Deutschland, das Land Österreich, aber auch der Stadt Paraná trugen zum weiteren Gelingen dieses Siedlungsprojektes bei. Der Präsident der Agrária Mathias Leh ist am 28. Juni 1994 viel zu früh verstorben. Dieser Verlust wird für die Agrária nur sehr schwer zu verkraften sein. Einer der Nachfolger war Franz Majowski. Er ist inzwischen nicht mehr der Präsident der Agrária. 1999/2000 gab es große wirt- schaftliche Sorgen für die Mitglieder der Agrária. Die Produkte wurden außerhalb nicht mehr wie zuvor verkauft und einzelne Fehlentscheidungen wirkten sich ebenfalls negativ auf die Situation aus.
Inzwischen gibt es bei Fellbach (bei Stuttgart) einen „Förderkreis deutscher Kultur in Brasilien“ (der Autor war hier Mitglied), der u.a. auch eine Aufforstungsaktion in Entre Rios initiiert hat. Die Entwicklung der Donauschwabensiedlung Entre Rios war inzwischen so positiv, dass von hier aus wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region von Guarapuava ausgingen. Der Ackerbau war von Anfang an der bestimmende Wirtschaftszweig für Entre Rios. Es begann mit dem Bergreis, mit dem die Steppe erschlossen und für den Weizenanbau ertragreich gemacht wurde. Seit 1973 ist die Sojabohne als Sommerfrucht die wich-tigste Kultur. Inzwischen ist auch Braugerste angebaut worden, die seit 1981 auch vermalzt wird (Agromalte heißt dieser Betriebszweig). Auch Hafer und Mais sind inzwischen etabliert. Im Rahmen der Siedlung bestehen auch viele Gewerbebetriebe, die der Genossenschaft zur Verfügung stehen. Versuchstätigkeit und Forschungen wurden eingeleitet und sollen zu mehr gemeinschaftlichem Erfolg führen. Auch die Forstwirtschaft ist Teil der Agrária.
In der Kommunal- und Sozialarbeit wird inzwischen auch bedeutende Arbeit geleistet. Das Schulwesen, der Medienbereich und das Kulturelle und Religiöse sind wichtige Bestandteile des gemeinsamen Lebens. Es gibt Chöre, Tanzgruppen, verschiedene Fußballmannschaften und auch eine recht erfolgreiche Theatergruppe. Durch das, was in Entre Rios geleistet wird, finden inzwischen etwa 8.400 Menschen eine Existenzmöglichkeit. Die Siedlung hat in Paraná und ganz Brasilien Modellcharakter. Einer der früheren Gouverneure von Paraná hat einmal gesagt: „Die große Bedeutung von Entre Rios liegt im Beispiel und in der Befolgung die-ses Beispiels.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Vom 4. bis zum 8. Oktober 2006 gab es das Jubiläum zum 55. Jahrestag der Gründung der Cooperativa Agrária Mista Entre Rios. Ich habe dieses Fest besucht. Es war wunderschön. Es gab die Möglichkeit, mit dem derzeitigen Präsidenten, Senhor Jorge Karl, über die Agrária zu sprechen. Es gab Informationen über die Agrária und meine Kenntnis darüber und das Treffen mit dem ehemaligen Präsidenten Mathias Leh im Jahre 1992. Am Abend des 5.10. gab es im Kulturzentrum Mathias Leh einen „Kulturellen Abend“ veranstaltet von der Donauschwäbischen-Brasilianischen Kulturstiftung und Besuchergruppen aus Argentinien und Paraguay. Später hatte die Leopoldina-Schule einen Tag der offenen Tür und auch das Museum konnte zu jeder Zeit besucht werden. Das traditionelle Fischessen und der Schwabenball sowie das Gulasch- und Strogonoff-Essen waren weitere Höhepunkte dieser Festtage. Wir lernten die Familie von Mathias Leh kennen und konnten auch mit dem Governador von Paraná sprechen. Es waren sehr beeindrucken-de Tage für uns. Wir werden sicher auch in Zukunft wieder einmal Entre Rios besuchen.