Die Potsdamer Garnisonkirche, ein Barockbau, wurde 1732 – zunächst ohne den 88,4 Meter hohen Turm – als Militärkirche eingeweiht, der Turm wurde 1735 fertiggestellt. Im kleinen Friedrichsdorf im Land Brandenburg wurde 1785 eine Kirche nach dem Vorbild der Garnisonkirche gebaut. Die preußischen Könige Friedrich II. der Große und sein Vater Friedrich Wilhelm I. waren bis 1943 hier begraben.

Von der Zeit des Nationalsozialismus bis zur Sprengung
Die Kirche diente den Nationalsozialisten als Kulisse für ihren Aufmarsch am 21. März 1933, dem so genannten „Tag von Potsdam“, bei dem der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg mit den Worten „Möge der alte Geist dieser Ruhmesstätte auch das heutige Geschlecht beseelen, möge es uns frei machen von Eigensucht und Parteizank und uns in nationaler Selbstbesinnung und seelischer Erneuerung zusammenführen zum Segen eines in sich geeinten, freien, stolzen Deutschlands.“ dem neu ernannten Reichskanzler Adolf Hitler die Hand drückte und damit die Verbindung von Militär (Reichswehr) und Nationalsozialismus symbolisierte.
Die Kirche wurde im April 1945 bei einem britischen Luftangriff im Rahmen der moral bombing Strategie auf das Potsdamer Stadtzentrum schwer beschädigt. Der benachtbarte „Lange Stall“ hatte Feuer gefangen, welches auf die Kirche übersprang. Mehrere wertvolle Stücke, wie der Taufaltar, konnten gerettet werden. Dann explodierte ein Blindgänger und vernichtete das Kirchenschiff. Der obere Turmhelm stürzte ein und das Glockenspiel, welches während des Angriffs ununterbrochen „Üb immer Treu und Redlichkeit“ gespielt hatte, zerschellte nach einem 80 Meter tiefen Sturz am Boden. ("Üb' immer Treu' und Redlichkeit bis an dein Kühles Grab und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab!")
Von der Kirche blieb lediglich eine Ruine, bestehend aus den Umfassungsmauern des Kirchenschiffs und dem Turmstumpf, übrig. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Mischung aus Stadtkanal und Garnisonkirchenruine mehr und mehr zum Rattennest. Am 25. Juli 1949 erfolgte die Umbenennung der Kirche in Heilig-Kreuz-Kirche. Ein Jahr später zog die Heilig-Kreuz-Gemeinde in die eingerichtete Kapelle ein. Mit Hilfe von zwei neugegossenen Glocken wurde zum Gottesdienst gerufen. In den 1960er Jahren begann man mit der Herrichtung der Kirche. Die ersten Bauarbeiten für neue Zwischendecken im Turm wurden durch einen 1966 verhängten Baustopp unterbrochen. Bei der Entscheidung über die Sprengung der Garnisonkirche war bemerkenswert, dass dies von den Stadtverordneten nicht wie sonst üblich einstimmig, sondern mit drei Gegenstimmen beschlossen wurde.
Nach einem Besuch Walter Ulbrichts, dem Parteichef der SED, und seinem Entschluss, dass die Kirche weg müsse (Potsdam sollte eine sozialistische Stadt werden, die Kirche störte), begann man 1968 mit den Sprengungen. Am bekanntesten wurde die missglückte Turmsprengung, bei der eine Hälfte stehen blieb. Anschließend wurde, um einige Meter zurückversetzt, ein Rechenzentrum errichtet.
Wiederaufbau
Geschichte der Wiederaufbaubemühungen
Nun soll zunächst der Kirchturm, später die ganze Kirche wieder vollständig aufgebaut werden. Die Grundsteinlegung, bei der zahlreiche Prominente wie Richard von Weizsäcker und Manfred Stolpe, aber auch Aufbaugegner anwesend waren, fand am 14. April 2005 statt. Sie wurde unter massiven Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt, um ein Aufeinandertreffen von Befürwortern und Gegnern zu vermeiden. Das Grundstück, welches einer Versicherungsgesellschaft gehört, wird der Stadt Potsdam kostenlos übertragen. In dem derzeit auf dem Gelände stehenden Gebäude ist unter anderem auch der brandenburgische Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Mieter.
Bereits im Jahre 1987 ließ die aus den Iserlohner Fallschirmjägern hervorgegangene Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. (TPG) das Glockenspiel des Kirchturms neu gießen. Dabei erhielten die für 470.000 Mark angeschafften insgesamt 40 Glocken u.a. die Namen der Spender (Privatpersonen, Vereine, Städte und militärische Verbände). Am 14. April 1991 wurde das Glockenspiel an die Stadt Potsdam übergeben und zunächst in einer Stahlkonstruktion hängend aufgestellt.
Kontroverse um den Wiederaufbau
Der Wiederaufbau ist in der Öffentlichkeit umstritten. Der Wiederaufbau des Kirchengebäudes wurde zur Projektionsfläche unterschiedlicher politischer Auffassungen. Der durch die TPG initiierte Wiederaufbau der Kirche stieß zunächst auf starken Widerstand linker- und evangelisch-kirchlicher Kreise. Diese waren zunächst bestrebt, den Kirchenwiederaufbau grundsätzlich zu verhindern, da sie in der Garnisonkirche ein Symbol des preußischen Militarismus sahen. Nachdem der Wiederaufbau der Kirche auf ein großes Interesse der Öffentlichkeit traf, wandelte sich die Diskussion von der grundsätzlichen Frage des Wiederaufbaus bis hin zur Frage der Ausgestaltung. Die Evangelische Kirche plädierte für den Aufbau mit einer Nutzung als Citykirche und Versöhnungszentrum. Dies stieß auf massiven Widerstand der TPG, die die bereits von ihr gesammelten 6 Millionen Euro nur unter der Auflage eines orginalgetreuen Wiederaufbaus und einer ideologiefreien Nutzung freigeben wollte. Dies wurde jedoch von der Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz als inakzeptabel angesehen. Insbesondere lehnte die TPG das von der Kirche favorisierte Nutzungskonzept (Versöhnungszentrum) sowie die von der Kirche angestrebten nicht original-rekonstruktiven Wiederaufbauelemente (Anbringung des sogenannten Coventry-Nagelkreuzes anstatt der Wetterfahne mit Adler, Sonne und königl. Initialen auf der Kirchturmspitze) und weiterer nichtorginalgetreuer Gestaltungselemente, die die Kirche als bewusstes Zeichen der Diskontinuität verwirklicht sehen wollte, ab. Ziel der TPG war ein orginalgetreuer Wiederaufbau im Inneren und Äußeren des Gebäudes, ohne jegliche volkspädagogisch-politische Instrumentalisierung im Aussehen als auch im Nutzungskonzept. Dies lehnt die evangelische Kirche ab, unter Verweis darauf, welches Signal vom Nachbau eines Symbols des preußischen Militarismus ausgehen könnte. Die Soldaten der Potsdamer Garnison segneten dort vor dem Feldzug ihre Waffen und Fahnen. Wiederaufbaugegner aus linken- und evangelisch-kirchlichen Kreisen befürchten unter anderem die Entstehung eines preußisch-militaristischen Wallfahrtsortes („Yasukuni-Schrein von Deutschland“). Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen TPG und evangelischer Kirche beendete die TPG im März 2005 vorläufig ihre Aktivitäten zum Wiederaufbau, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Die bis dahin gesammelten Gelder wurden aus formaljuristischen Gründen in die Stiftung „Preußisches Kulturerbe“ eingebracht. In Potsdam wurde eine neue Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG) gegründet, die nun das Projekt mit einem „Internationalen Versöhnungszentrum“ umsetzen soll. Die wiederaufgebaute Garnisonkirche soll im Jahre 2017 feierlich eingeweiht werden. Der Wiederaufbau im neuen Nutzungskonzept bis 2017 bleibt jedoch aus Sicht der TPG fraglich, da für das neue Konzept bisher nur wenige Spenden eingegangen sind.
Literatur
- Reinhard Appel, Andreas Kitschke: Der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche. Lingen Verlag, Köln 2006 ISBN 3-937490-70-1
- Ludwig Bamberg: Die Potsdamer Garnisonkirche. Baugeschichte - Ausstattung - Bedeutung. Lukas Verlag, Berlin 2006 ISBN 3-936872-86-4
- Werner Schwipps: Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam. 1. Auflage, Berlin 1991
- Werner Schwipps: Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam. Berlin 1964
- Eugen Thiele (Hrsg.): Die Baugeschichte der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam. Berlin (-Charlottenburg) 1932
Weblinks
- www.Garnisonkirche-Potsdam.de - Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG)
- [1] Nutzungskonzept der evangl. Kirche Potsdam
- www.Garnisonkirche.de Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.
- www.Garnisonskirche.de Kritische Seite zum Wiederaufbau