Marzipan

eine Süßware aus gemahlenen Mandeln und Zucker
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Marzipan (von ital.: marzapane) ist eine Süßware, die traditionell in den Städten an der südlichen Ostseeküste hergestellt wurde. Weltbekannt sind das Lübecker Marzipan und das Königsberger Marzipan.

Aus Marzipan geformte Früchte

Etymologie

Die Herkunft des Wortes ist bis heute umstritten. Sicher ist nur, dass das Wort im 16. Jahrhundert aus dem italienischen marzapane entlehnt wurde. Zur weiteren Etymologie gab und gibt es zahlreiche Spekulationen, darunter Herleitungen aus dem lateinischen Marci panis ("Gebäck zu Ehren des Heiligen Markus"), dem persischen märzäban ("Markgraf") oder dem griechischen maza oder massa ("Mehlbrei").

Einer im Jahr 1904 publizierten Theorie zufolge leitet sich marzapane aus dem Venezianischen matapan ab, einer venezianischen Münze, die erstmals 1193 geprägt wurde. Diese wiederum soll sich vom arabischen mautaban nach dem Verb wataba („stillsitzen“) ableiten, was „einer, der seinen Platz nicht verlässt“ bedeutet. Dies soll wiederum zur Zeit der Kreuzzüge zum einen der Spottname für einen König gewesen sein, der untätig auf seinem Thron saß und seine Feinde nicht bekriegte, zum anderen auch für eine byzantinische Münze, die auf einer Seite eine auf dem Thron sitzende Christusgestalt zeigte. Diese Theorie stützt sich auf das nur in einer einzigen syrischen Quelle überlieferte nachklassisch-lateinische Wort marzapanus, das dort eine Zehntsteuer bezeichnet. Auf der Insel Zypern bezeichnete es demnach ganz speziell eine Schachtel, die den zehnten Teil eines Malters (altes Kornmaß) beinhaltete. Im 14. Jahrhundert wurde schließlich der Name nicht mehr für die Schachtel, sondern für den Inhalt, Marzipan verwendet. Aus phonetischen Gründen ist diese Theorie jedoch problematisch, auch erscheint der Bedeutungswandel recht unwahrscheinlich.

Einer anderen Theorie zufolge leitet sich marzapane vielmehr letztlich von der burmesischen Stadt Martaban ab, die für dort hergestellte Keramiktöpfe bekannt war und ist, in denen verschiedene Spezereien, auch Süßigkeiten, aufbewahrt und verkauft wurden. Im Persischen, Arabischen und Urdu wurde das Topopnym martaban zum Begriff für Krüge und wurde im Spätmittelalter in dieser und ähnlichen Bedeutungen auch in verschiedene romanische Sprachen entlehnt; eine Bedeutungsübertragung vom Gefäß auf den Inhalt käme so als Erklärung für den Namen der Süßigkeit in Betracht.

Historisches

 
Dänisches Marzipanschweinchen als Weihnachtsgeschenk

In fränkischen Städten wie Nürnberg wurde Marzipan im 17. und 18. Jahrhundert zu Weihnachten in Modellen aus Holz, Zinn oder Ton gebacken, um so Formen und Figuren zu erhalten. Häufig waren biblische Motive, aber auch Wappen, später Bauern, Handwerker, Herzen oder Rauten. Die Nürnberger Patrizier ließen ihre Familienwappen aus Marzipan fertigen, die sie an Bekannte verschenkten.

Marzipanrohmasse

Marzipanrohmasse besteht ursprünglich aus Zucker, gemahlenen Mandeln und eventuell Rosenwasser. Je nach Hersteller kommen noch weitere Zutaten (z. B. Invertzucker zur besseren Frischhaltung) hinzu. In der Regel besteht die Rohmasse aus zwei Drittel gemahlenen und gewalzten süßen Mandeln und einem Drittel Zucker. Die Mischung wird bei über 60 °C zur Pasteurisierung erhitzt.

Die Qualität von Marzipan hängt im Wesentlichen von der Güte der verwendeten Mandeln sowie der Feinheit und Plastizität der Masse ab. Ein wesentliches Merkmal ist der Anteil an den verwendeten Bittermandeln. Unbehandelt sind diese für den menschlichen Verzehr ungeeignet, da sie Blausäure (Cyanwasserstoff) enthalten. Dieses Gift ist wasserlöslich und siedet bereits bei 26 °C. Durch Wässern (30 °C 10–24 Stunden, bei dem Amygdalin zu Blausäure und Benzaldehyd gespalten wird) und Erhitzen wird den Mandeln die Blausäure entzogen – sie werden "entbittert".

Es gibt folgende Handelssorten bzw. Qualitäten für Marzipanrohmasse:

Die Herstellung von Marzipan aus Marzipanrohmasse erfolgt durch Ankneten mit Staubzucker im Verhältnis von maximal 1:1 (Qualitätsstufe 50/50). Es wird hierbei auch oftmals das Enzym Invertase eingearbeitet. Dieses verbessert die Frischhaltung durch Abbau des Rübenzuckers zu Invertzucker.

Qualitäten von Marzipan

 
Marzipankartoffeln
  • Niederegger u.Marzipan-Land Marzipan: 100 % Marzipanrohmasse, kein zusätzlicher Zucker (100/0)
  • Edelmarzipan (z.B. "Lübecker Marzipan"): 70 % Marzipanrohmasse, 30 % Zucker (70/30)
  • Lübecker Edelmarzipan: 90/10 ...
  • Königsberger Marzipan: Keine Herkunfts- sondern eine Gattungsbezeichnung. Wird meist aus Edelmarzipan hergestellt. Weist nach dem Abflämmen der Oberfläche einen charakteristischen gelblich-bräunlichen Farbton auf. Außerdem wird beim Anwirken Rosenwasser hinzugefügt.
  • In Spanien ist Marzipan aus Toledo eine geschützte Herkunftsbezeichnung, die sich auf die Provinz Toledo bezieht.
  • In Italien ist die Marzipanherstellung typisch für Apulien und Sizilien.

Wissenswertes

Marzipan kann von Materialscannern, die beispielsweise in Flughäfen eingesetzt werden, nicht oder nur schlecht vom Plastiksprengstoff unterschieden werden, daher sollte Transport von Marzipan im Personenflugverkehr zwecks schnellerer Abwicklung am Flughafen vermieden werden.

Siehe auch

  • Persipan oder auch Parzipan: Entspricht weitgehend dem Marzipan, wird jedoch aus Aprikosenkernen statt Mandeln hergestellt.
  • Nougat: Statt Mandeln werden geröstete Nüsse, meistens Haselnüsse verwendet.
  • Turrón aus Jijona ist der spanischen Verwandte des Marzipans und Nougats (nicht zu verwechseln mit dem Turrón aus Alicante). Sie bestehen aus Mandeln, Zucker und weiteren Zutaten wie z.B. Honig, Eiklar oder Zitronenschalen.
  • Halva (oder Helva): Aus Sesamsamen
  • Odense Marcipan, ein dänischer Marzipanhersteller
Commons: Marzipan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien