Herzogin Elisabeth Amalie Eugenie in Bayern, genannt Sisi, (* 24. Dezember 1837 in München; † 10. September 1898 in Genf, ermordet) war durch Heirat Kaiserin von Österreich und ab 1867 Königin von Ungarn.

Herkunft
Elisabeth war die zweite Tochter des Herzogs Max Joseph in Bayern (1808-1888) und seiner Frau Prinzessin Ludovika Wilhelmine (1808-1892), Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. und dessen zweiten Gemahlin Prinzessin Karoline Friederike Wilhelmine von Baden. Taufpatin war deren Tante, Königin Elisabeth Ludovika von Preußen (1801-1873).
Sie wuchs mit ihren Geschwistern im Herzog-Max-Palais in der Münchner Ludwigstraße auf, wo sie auch geboren wurde. In den Sommermonaten residierte die Familie in Possenhofen am Starnberger See, wo sie eine unbeschwerte Kindheit verbrachte. Ihre Eltern hatten keinerlei Verpflichtung am königlich-bayerischen Hof. Ihre Geschwister waren:
- Ludwig (Louis) Wilhelm (1831-1920)
- ∞ (morg.) 1857 Henriette Mendel, ab 1859 Freifrau von Wallersee
- ∞ (morg.) 1892-1913 Antonie Barth, 1892 von Bartholf
- Wilhelm (1832-1833)
- Helene (Néné) Karoline Therese (1834-1890) ∞ 1858 Erbprinz Maximilian Anton von Thurn und Taxis
- Karl Theodor (Gackel)(1839-1909)
- ∞ 1865 Prinzessin Sophie von Sachsen
- ∞ 1874 Infantin Marie José von Portugal-Braganza
- Marie Sophie Amalie (1841-1925) ∞ 1859 König Franz II. von Neapel-Sizilien
- Mathilde Ludovica (Spatz)(1843-1925) ∞ Ludwig (Luigi) Graf von Trani und Prinz von Neapel-Sizilien
- Sophie Charlotte Auguste (1847-1897 bei einem Brandunfall)
- 1867 Ver- und Entlobung König Ludwig II. von Bayern
- ∞ 1868 Herzog Ferdinand d'Alençon-Orléans a.d.H. Bourbon
- Maximilian Emanuel (Mapperl)(1849-1893) ∞ 1875 Prinzessin Amalie von Sachsen-Coburg und Gotha
Verlobung in Ischl
Als Erzherzogin Sophie (1805-1872) es an der Zeit fand, dass ihr Sohn, der junge Kaiser Franz Joseph von Österreich (1830-1916), heiraten sollte, begab sie sich auf die Brautsuche. Seine Mutter hatte zunächst Prinzessin Maria Anna (1836-1918), die Nichte des preußischen Königs, dann mit der sächsischen Prinzessin Sidonie (1834-1864) verheiraten wollen, war aber im ersten Fall am Widerstand Berlins, im zweiten Fall an der ablehnenden Haltung Franz Joseph gescheitert. Daraufhin faßte Sophie (1805-1872) eine Verbindung mit dem Haus Wittelsbach ins Auge. Sie und ihre Schwester, Herzogin Ludovika in Bayern, hatten Sisis älteste Schwester Helene (Néné) (1834-1890) zur Braut des jungen Monarchen bestimmt. Im Sommer 1853 sollten die beiden sich in Bad Ischl verloben.
Herzogin Ludovika reist mit ihren beiden Töchtern, Helene und Elisabeth, nach Ischl und logierten im Hotel. Ludovika hatte Sisi eigentlich nur mitgenommen, um sie nach einer Schwärmerei für einen nicht standesgemäßen Grafen auf andere Gedanken zu bringen. Überdies stand vielleicht eine Heirat mit Franz Josephs jüngerem Bruder Erzherzog Karl Ludwig (1833-1896) in Aussicht; die beiden jungen Leute schrieben einander seit Jahren Briefe. Doch Franz Joseph machte den beiden Müttern einen Strich durch die Rechnung. Statt in Helene verliebte er sich auf den ersten Blick in die 15-jährige bayrische Prinzessin. Die spontane Natürlichkeit und ihr ungekünsteltes Auftreten wirkten auf den 23-jährigen Kaiser wie ein Zauber. Zwei Tage nach ihrer ersten Begegnung stand die Verlobung fest. Sie hatte sich Hals über Kopf in den jungen, feschen Cousin verliebt und fühlte sich zweifellos durch seine Werbung überaus geschmeichelt.
Ludovika war verblüfft, hatte sie doch Sisi nie für besonders attraktiv gehalten. Sophie ärgerte sich, statt der zur Kaiserin erzogenen Helene ein Kind zur Schwiegertochter zu bekommen. Sisi selber war unsicher, verwirrt, ratlos: "Ja, ich hab' den Kaiser schon lieb. Wenn er nur kein Kaiser wäre," gestand sie ihrer Gouvernante, der Gräfin Sophie Esterházy-Lichtenstein. Dennoch hatte sie Vorahnungen, dass ihre Stellung an seiner Seite nicht gerade unbeschwert sein würde. "Wenn er nur ein Schneider wäre", seufzte sie und bewies damit, dass sie ihn als Mann ehrlich liebte und ihr der Aufstieg zur Kaiserin eher belastend als erstrebenswert erschien. "Einem Kaiser gibt man keinen Korb", stellte ihre Mutter Ludovika fest, und damit war das letzte Wort gesprochen.
Hochzeit und Ehe
Nach einem dreiviertel Jahr Verlobungszeit verließ Elisabeth am 20. April 1854 ihr Heimatland Bayern. Von der Familie bis nach Straubing an der Donau begleitet, wo die Braut und ihre Mutter den Raddampfer für die Reise nach Linz in Oberösterreich bestiegen. Nach einer Übernachtung dort setzte man die Reise nach Wien am Bord des neuen Expreßdampfers fort. Die Fahrt war ein Triumphzug der künftigen Kaiserin von Österreich. Städte und Dörfer entlang der Ufer waren festlich geschmückt, Musikkapellen spielten, Menschen jubelten vom Ufer aus dem Schiff zu. Bei ihrer Ankunft in Wien gestaltete sich mit dem ganzen Zeremoniell und der Pracht, die man von der Hauptstadt eines Weltreiches erwarten durfte. Die Wiener begrüßten ihre neue Kaiserin mit Spruchbändern, auf denen zu lesen war: "Hoch lebe die Rose von Bayern!"
Am Abend des 24. April 1854 traute Kardinal Rauscher, der Erzbischof von Wien, das junge Paar in der Augustinerkirche, die ja zum Gebäudekomplex der Hofburg gehört. Von dieser Stunde an stand Elisabeth, Kaiserin von Österreich und legendäre Schönheit des 19. Jahrhunderts, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
Erziehung zur Kaiserin
Während Sisis Schönheit und ihre Natürlichkeit sie beim Volk rasch beliebt machte, bemühte sich Sophie, aus dem freiheitsdurstigen Kind eine disziplinierte Kaiserin zu machen. Schon in den Flitterwochen in Schloss Laxenburg überhäufte Sophie ihre Nichte mit Anordnungen, Benimmregeln und scharfen Worten. Franz Joseph war den ganzen Tag in der Wiener Hofburg und regelte seine Regierungsgeschäfte.
Sisi war schon in den ersten Wochen ihrer Ehe oft verzweifelt und weinte den ganzen Tag. Die junge Kaiserin war überdies empfindlich wie eine Mimose. Wenn ihr einmal jemand nur ein wenig unfreundlich oder unlieb entgegenkam, dann blieb der Betreffende ihr Feind - auf Lebenszeit. Inmitten der intriganten Hofgesellschaft hatte sie große Einsamkeit gelitten und befand sich in einem nicht enden wollenden Nervenkrieg mit ihrer Schwiegermutter. Zwei Wochen nach der Hochzeit schrieb sie in einem Gedicht: "Ich bin erwacht in einem Kerker, und Fesseln sind an meiner Hand. Und meine Sehnsucht immer stärker. Und Freiheit! Du, mir abgewandt!"
Kinder und Erziehung
Ein knappes Jahr nach der Hochzeit gebar die junge Kaiserin ein Mädchen, das nach Franz Josephs Mutter Sophie getauft wurde. Im nächsten Jahr schenkte sie ihrem Gatten die Tochter Gisela Louise Marie. Obwohl es Mädchen waren, die ja nicht auf ihre Aufgaben als künftiger Regent vorbereitet werden mussten, durfte Sisi die Kinder nicht in ihrer Obhut behalten. Sie hatte sie zwar geboren aber für die Erziehung sei sie jedoch zu jung, erklärte Sophie und entzog die Kinder dem Einfluss der Mutter. Wenn sie ihre Kinder sehen wollte, hatte sie ihre Schwiegermutter um Erlaubnis zu fragen. Sophie war während des Zusammentreffens Sisi’s und ihrer Töchter immer anwesend.
Erst auf einer gemeinsamen Reise, weit weg vom Einfluss Sophies, erreichte Sisi endlich, dass sich der Kaiser für seine Frau einsetzte und sie wieder mehr mit den Kindern zusammensein konnte. Auf einer Reise durch Ungarn kam es zu einer persönlichen Tragödie für das Kaiserpaar: Beide Mädchen erkrankten an Durchfall und Fieber. Die zehn Monate alte Gisela war bald wieder auf den Beinen, die zweijährige Sophie Friederike Dorothea Maria Josepha jedoch starb nach einem langen Todeskampf (Typhus)in den Armen ihrer Mutter. Nicht genug des Leidens: Elisabeth wurde auch noch die Schuld am Tod ihres Kindes zugeschrieben. Das alles war dann zuviel für die neunzehnjährige Kaiserin. Sie brach zusammen. Wochen- und monatelang zog sie sich, wegen körperlicher und seelischer Schmerzen zurück, sie sperrte sich ein und weinte den ganzen Tag. Oder sie verbrachte viele Stunden mit Ausritten bis zur totalen Erschöpfung, um an nichts mehr denken zu müssen. Obendrein aß sie auch nichts mehr.
Elisabeth brachte im Jahre 1858 den Kronprinzen Rudolf Franz Karl Joseph zur Welt. Von der Geburt erholte sie sich diesmal nur schwer und langsam. Auch dieses Kind musste sie der Schwiegermutter überlassen und durfte nie eine echte Mutter-Kind Beziehung zu ihm aufbauen.
Ihr viertes und letztes Kind brachte Elisabeth 1868 in Ofen zur Welt. Das "ungarische Kind" bekam den Namen Marie Valerie Mathilde Amalie. Die kleine Erzherzogin begleitete ihre Mutter oft auf ihren ausgedehnten Reisen, da sie das einzige Kind war, zu dem Sisi eine mütterliche Beziehung aufgebaut hatte. Um ihre beiden anderen Kinder indes kümmerte sie sich weiterhin wenig, auch auf deren Eheschließungen nahm sie kaum Einfluß.
Die rastlose Kaiserin
1860 erkrankte die Kaiserin Elisabeth plötzlich. Unter anderem litt sie unter andauerndem Husten, und es war die Rede von einer nicht näher definierten Lungenkrankheit. Die Diagnose konnte wegen psychosomatischen Ursachen nicht wirklich festgestellt werden. Jedenfalls wurde eine mehrmonatige Kur auf Madeira dringend angeraten. Sisi nahm geradezu dankbar an. Alles war ihr recht, um dem Wiener Hof zu entkommen. Franz Joseph mußte die Königin Victoria von England (1819-1901) um ein Schiff ersuchen, das seine Frau nach Madeira bringen konnte. Nach sechs Monaten kehrte Elisabeth zurück. Kaum jedoch in Wien zurück erlitt sie einen alarmierenden Rückfall. Die Ärzte vermuteten "Lungenschwindsucht". Dieses Mal fuhr die Kaiserin nach Korfu in der Adria. Die Insel gefiel ihr sehr, und später baute sie ihr altgriechisches Traumschloß Achilleion dort.
Die "Flucht" vor dem Wiener Hof 1860/61 war der Anfang einer Rastlosigkeit und einer Reiselust, die sie bis zu ihrem Tod plagen würde. Griechenland, Kleinasien, Nordafrika, Großbritannien, ganz Europa würde die einsame, rastlose Kaiserin über die Jahre besuchen, als sie (gewöhnlich unter einem Pseudonym, um lästigen offiziellen Empfängen zu entgehen) auf der Suche nach Frieden reiste, den sie letztlich nie fand.
Als Elisabeth nach fast zweijähriger Abwesenheit an den Wiener Hof zurückkehrt, ist eine tief greifende Verwandlung vor sich gegangen: Aus dem anmutigen, aber schüchternen und melancholischen Mädchen ist eine selbstbewusste stolze Schönheit geworden. In dieser Zeit entstehen auch die berühmten Portraits von Franz Xaver Winterhalter. Das bekannteste ist zweifellos jenes Gemälde aus dem Jahr 1865, das Elisabeth in Hofgala mit Diamantsternen im Haar zeigt.
Franz Joseph hatte sich längst an die Abwesenheit seiner Frau gewöhnt. Um sein einsames Dasein etwas zu lindern, arrangierte Elisabeth 1885 die Bekanntschaft der Schauspielerin Katharina Schratt (1853-1940) für ihren Mann. Sie wurde fortan Ansprechpartnerin und Vertrauensperson des Kaisers. Diese seltsame Freundschaft wurde durch die Kaiserin von jeglichem Hauch eines Skandals bewahrt.
Nichtsdestoweniger freute sich Franz Joseph über jeden Tag, den seine Sisi bei ihm und der Familie verbrachte. Während sie durch halb Europa reiste, schrieb ihr der Kaiser einen liebenden Brief nach dem anderen. Er machte sich dauernd Sorgen um ihre Gesundheit, um ihre Sicherheit.
Königin von Ungarn
Ein einziges Mal setzte sich Kaiserin Elisabeth vehement für ein politisches Ziel ein. Dies war der Ausgleich mit Ungarn. Sie liebte das Temperament, die Freiheitsliebe und den Stolz der Ungarn. Um die Mentalität und die Kultur besser zu verstehen, lernte sie sogar die schwierige ungarische Sprache bis zur Perfektion. Es wurde ihr zum Anliegen, dieses Volk mit ihrem Mann zu versöhnen.
Der Wiener Hof und an seiner Spitze Erzherzogin Sophie war nach wie vor gegen die ungarische Bewegung. Elisabeth verstand es aber mittlerweile, ihren Einfluss auf den Kaiser auszunutzen. Sie war abgeklärt genug, um nicht mehr um Liebe und Verständnis zu betteln, sondern suchte als Ersatz für ihren Mangel an persönlichem Glück die Durchsetzung ihrer Wünsche und Ziele. Anfang 1867 hatte sie gewonnen: Der Ausgleich kam zustande, und Ungarn wurde seine alte Verfassung zuerkannt. Aus dem Kaiserreich Österreich war die Doppelmonarchie "Österreich-Ungarn" entstanden. Bei den Vorbereitungen für die Krönung war Elisabeth häufig mit Graf Gyula Andrássy (1823-1890), seit 1867 erster ungarischer Ministerpräsident, zusammen und hatte sich in ihn verliebt. Die Flirts der Kaiserin mit Graf Andrássy blieben dem Kaiser nicht verborgen, doch von ihrem Mann ließ sich Elisabeth nichts mehr vorschreiben. Sie wusste von Franz Josephs Affären mit anderen Frauen.
Die Krönung fand am 8.Juni 1867 in der Mathiaskirche in Budapest statt und war für Elisabeth einer der bewegensten Höhepunkte ihres Lebens. Die prunkvollen Feierlichkeiten dauerten vier Tage, und das Kaiserpaar bekam Schloss Gödöllö als Geschenk des ungarischen Volkes. Es sollte zu einem von Elisabeths Lieblingsaufenthalten der nächsten Jahre werden.
exellente Reiterin ihrer Zeit
Elisabeth betrieb einen intensiven Reitsport. Zuerst trainierte sie Springreiten in Ungarn, als ihr die dortigen Hindernisse zu leicht wurden, reiste sie 1884 nach England und Irland, um zu trainieren. Dort lernt sie die Reitjagden kennen, für die sie sich interessierte. Binnen kurzer Zeit wurde sie die wohl beste Springreiterin ihrer Zeit und konnte es locker mit anerkannten Größen des Spitzensports aufnehmen. So ritt sie in Irland bei den schwierigsten und gefährlichsten Derbys mit, wo sie immer unter den wagemutigsten und schnellsten zu finden war. Von einem Tag auf den anderen verlor Elisabeth allerdings ihr Interesse am Reitsport. Man weiß allerdings nicht die Gründe dafür.
Sisis Gedichte
Gedichte spielten eine sehr wichtige Rolle in Sisis Leben. Sie verfasste ein poethisches Tagebuch und in schlechten Zeiten drückte sie ihre Gefühle in Gedichten aus. Dies empfahl ihr die rumänische Königin, Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied (1843-1916). Zu ihr die Kaiserin eine freundschaftliche Beziehung hielt, die selbst unter einem Pseudonym "Carmen Sylva" dichtete. Sie erklärte Sisi, Gedichte zu schreiben sei ein guter Blitzableiter.
Sisi verehrte den zu dieser Zeit bereits gestorbenen Dichter Heinrich Heine (1797-1856) und orientiert sich an seiner Art Gedichte zu schreiben. Die Verehrung ging über die übliche Liebe eines Literaturfreundes weit hinaus. Sie kannte lange Passagen von Heine auswendig und beschäftigte sich auch intensiv mit dem Leben des Dichters. Mit dem 1856 in Paris gestorbenen Heine glaubte sie sich eng verbunden, fühlte sich als seine Jüngerin und glaubte, der Meister diktiere ihr die Verse in die Feder. Das Dichten wurde für Sisi mit der Zeit zur Therapie, endlich kam sie besser mit ihren Problemen zurecht. Oft schrieb sie auch spöttische Gedichte, wie zum Beispiel das über ihre Tochter Gisela und deren Familie:
Oberon zu deiner Linken Einer rackerdürren Sau Blaue Äuglein ehrlich blinken Ähnlich dir fast im Geschau.
Ihre Ferklein, herzig kleine Bracht` sie aus dem Nachbarreich; Sehen dort dem Vaterschweine Bis aufs letzte Härchen gleich.
Dieses Gedicht spielt deutlich auf das wohl schreckliche Aussehen ihrer Tochter an, welches sie bestimmt nicht von Sisi geerbt hatte.
Der Schönheitskult der Kaiserin
Männer und Frauen ihrer Zeit schwärmen von der märchenhaften Schönheit Elisabeths, sind aber noch mehr angezogen von ihrer Anmut, Ausstrahlung und der geheimnisvollen Aura, die die Kaiserin umgibt. Elisabeth gilt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit und ist sich dessen durchaus bewusst. Ihre Schönheitspflege nimmt einen Großteil ihres Tagesablaufes ein. Besonders stolz ist Elisabeth auf ihr dichtes Haar. Ihrer Zeit voraus verfolgte sie einen regelrechten Körperkult, trieb viel Sport und achtete sehr auf ihre Figur. Durch strenge Diäten und enge Korsetts brachte sie ihre Wespentaille (50 cm) in Form und wurde zu einer modischen Ikone. Weil sie anfangs aus Schüchternheit bei Audienzen kaum sprach und den Mund kaum öffnete, entstand die Legende über ihre angeblich schlechten Zähne. Dies konnte jedoch anhand ihrer sterblichen Überreste widerlegt werden. Im Laufe der Jahre wuchs ihre Selbstsicherheit und sie wurde zunehmend als Schönheit wahrgenommen. Elisabeth pflegte eine Selbststilisierung, die in der Literatur als Schönheitkult beschrieben wird.
Haar-Kult
Die Meisterin, die das kaiserliche Haar betreute, hieß Fanny Angerer und war einst Friseuse am Wiener Burgtheater. Dort waren der Kaiserin die phantasievollen Frisuren der Schauspielerinnen aufgefallen und sie hatte Fanny dem Theater mit einem märchenhaften Angebot abgeworben. Sie war auch die Schöpferin der "Kronenfrisur", fortan Markenzeichen der Kaiserin. Die tägliche Haarpflege und Frisur dauerte drei Stunden, die Haarwäsche, zu der 30 rohe Eidotter mit Cognac vermischt wurde, den ganzen Tag. Die Prozedur fand alle drei Wochen statt. Um die ausgekämmten Haare vor der Kaiserin zu verbergen, bediente Fanny sich einigen Tricks, so ließ sie z.B. an einem Klebeband an ihrer Schürze unbemerkt verschwinden. In späteren Jahren lässt sie sich vermutlich die Haare mit Indigo und einem Extrakt aus Nussschalen tönen.
Viele Damen des Hofes ließen es sich einiges Kosten, von Fanny Angerer frisiert zu werden, was dieser zu einem ansehnlichen Zusatzverdienst verhalf. Die Kaiserin war so zufrieden mit ihr, daß sie am liebsten deren Heirat verhindert hätte. Als ihr das nicht gelang, nahm sie auch den Ehemann in ihren Dienst. Er wurde zum Reisemarschall ernannt, schließlich Hofrat und später in den Ritterstand erhoben. Das Jahresgehalt von Fanny Angerer-Feifalik lag bei 2.000 Gulden, genauso hoch wie bei einem Universitätsprofessor.
Diät-Wahn
Für das Essen verschwendete Kaiserin Elisabeth dagegen weniger Zeit. Orangendiät, Eidiät, Milchdiät, gesalzenes rohes Eiweiß, den Saft von Rindfleisch statt eines Mittagessen - nichts blieb unversucht, um kein Gramm zuviel auf die Waage zu bringen. Ihr Gewicht wurde dreimal täglich kontrolliert und in einer Liste eingetragen. Auch der Umfang von Taille, Schenkel und Waden wurden genau gemessen. Bei einer Körpergröße von 172 cm durfte es 50 Kilo nicht überschreiten. Mit deren fortschreitendem Alter sprach es sich herum, daß auch eine kaiserliche Haut solchen Schönheitskult übelnahm. Die berühmte Schönheit der Kaiserin schwand und infolge der übertriebenen Fastenkuren traten sogar Hungerödeme bei ihr auf. Um ihr gealtertes Gesicht zu verbergen und möglichst unerkannt zu bleiben, führte sie stets einen Lederfächer und einen Schirm mit sich. Dabei galt die Schlankheit, die Elisabeth so wichtig war, damals keineswegs als besonderes Ideal. Die Damenwelt fand sich damit ab, daß nur junge Mädchen schlank waren. Ebenso nahmen sie es als gegeben hin, daß die jugendliche Figur mit den Jahren und durch die Geburt deren Kinder schwand.
Turnübungen
Um ihre von Natur aus schlanke und hochgewachsene Figur zu erhalten, aber wohl auch wegen ihrer großen inneren Unruhe, unternahm sie täglich kilometerlange Gewaltmärsche im Eiltempo, bei denen ihre Hofdamen regelmäßig kaum mithalten konnten. Und es gab in jedem ihrer Domiziele Turnzimmer mit allen möglichen Geräten, mit Ringen, Reck und Hantel. Bewegung war oberstes Gebot ebenso ausgediehnte Ritte. Sie galt als eine der besten und wagemutigsten Reiterinnen ihrer Zeit.
Schicksalsschläge und der Tod
Die von vielen beneidete Kaiserin von Österreich konnte den Schicksalsschlägen nicht entgehen, die ihr Leben begleiteten:
- 1857 starb ihre Tochter Sophie (1855-1857) im Alter von nur zwei Jahren an Typhus.
- Ihre Schwester, Königin Marie von Neapel-Sizilien (1841-1925), verliebt sich in einen Offizier der päpstlichen Garde, Armand de Lavayss und wird von ihm schwanger. Um einen Skandal zu vermeiden, reiste Marie in ein Kloster und bringt dort 1862 ihre Tochter zur Welt, die an die Familie des Vaters übergeben wird.
- Auf Veranlassung des französischen Kaisers Napoleon III. (1808-1873), wurde Erzherzog Maximilian von Österreich (1832-1867) 1864 gegen den Widerstand des mexikanischen Volkes zum Kaiser von Mexiko ausgerufen. 1867 wurde er entmachtet, von einem Kriegsgericht abgeurteilt und am 19. Juni 1867 von antimonarchischen Aufständischen in Santiago de Querétaro standrechtlich erschossen.
- Seine Frau, Prinzessin Charlotte von Belgien (1840-1927) verfiel in Wahnsinn. Sie verbrachte den Rest ihres Lebens sehr zurückgezogen. Zuerst auf Schloss Miramare und dann auf Château de Bouchout in Meise, Belgien. Man sagt, sie habe bis zu ihrem Tod geglaubt, sie wäre amtierende Kaiserin in Mexiko.
- Ihr Cousin und Seelenfreund, König Ludwig II. von Bayern (1845-1886) wurde 1886 ebenfalls für geisteskrank erklärt und gefangengesetzt. Wenig später ertrank er unter bis heute ungeklärten Umständen im Starnberger See.
- Ihr Sohn Kronprinz Rudolf (1858-1889) litt unter starken Stimmungsschwankungen und war schwer krank (Syphilis). Am 30. Januar 1889 nahm er sich in Schloss Mayerling durch einen Schuss in den Kopf das Leben, nachdem er die 17jährige Baronesse Marie (Mary) Vetsera erschossen hatte. Während die Todesanzeige am Tag darauf von einem Herzschlag sprach. Seit dem Tod ihres Sohnes trug die Kaiserin nun mehr schwarze Trauerkleidung. Sie quälte sich mit dem Gedanken, sie hätte die Tragödie von Mayerling irgendwie abwenden können. Elisabeth gab sich auch verstärkt spiritistischen Neigungen hin und vermeinte, in Kontakt zu sein u.a. mit Achilles, Heinrich Heine und ihrem verstorbenen Vettern Ludwig II..
- Ihre Schwester, Herzogin Sophie von Alencon (1847-1897), kam durch ein Feuer bei einem Wohltätigskeitsbasar auf der Pariser Weltausstellung ums Leben.
Gewaltsamer Tod in Genf
Kaiserin Elisabeth kam am 9. September 1898 in Genf an, wo sie einer Einladung der Familie Rothschild nachkam.
Als sie am nächsten Tag auf dem Weg vom Hotel zum Schiff war, mit dem sie nach Caux weiterreisen wollte, stürzte der italienische Anarchist Luigi Lucheni (1973-1910) sich auf sie und rammte ihr eine Feile in die Brust. Kurze Zeit sah alles halb so schlimm aus: Der Einstich war so klein, dass er übersehen wurde, und alle Beteiligten glaubten an einen einfachen Faustschlag. Die Kaiserin erhob sich wieder und ging an Bord des Schiffes. Erst dort brach sie zusammen und starb. All dies geschah nur wenige hundert Meter vom Hotel "Beau Rivage" entfernt, in dem sie übernachtet hatte.
Ihr gewaltsamer Tod birgt noch eine besonders tragische Komponente: Lucheni wollte nach eigener Aussage im Verhör ursprünglich den Prinzen Henri Philippe d´Orléans (1867-1901) ermorden. Da dieser aber kurzfristig seine Reisepläne änderte und nicht in Genf eintraf, erstach Lucheni Elisabeth, von deren Anwesenheit er zufällig in der Zeitung gelesen habe, in der sie unter dem Titel Gräfin von Hohenembs als Gast aufgeführt war. Da es dem Attentäter nicht um eine bestimmte Person ging, sonder nur darum, der Aristokratie an sich einen Schlag zu versetzen, erwählte er nun die österreichische Kaiserin als Opfer. Am 17. September wurden die sterblichen Überreste der Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn mit allen Ehren in der Wiener Kaisergruft beigesetzt. Ihr Sarkophag ruht neben dem ihres Sohnes und dem ihres Gemahls. Doch das Mitgefühl der Menschen galt vor allem dem Kaiser, der einen neuen Schicksalsschlag erlitten hatte.
Graf Kielmannsegg bemerkte später nüchtern: "Es wurden ihr nur wenige Tränen nachgeweint." Doch mit ihrem tragischen Tod beginnt Elisabeths Unsterblichkeit – vergessen ist alle Kritik. Was bleibt, ist die Erinnerung an die schöne, unnahbare Kaiserin. Der Mythos Sisi ist geboren.
Sisi - Mythos und Wahrheit
Sissi-Filme und Romy Schneider
In den frühen Filmen der 1920er und 1930er Jahre spielte Elisabeth nur "Nebenrollen" in Filmen über Kaiser Franz Joseph oder Kronprinz Rudolf und wurde daher auch nicht als junge liebreizende Kaiserin, sondern als reife Frau dargestellt. Erst mit Ernst Marischkas "Sissi"-Trilogie aus den 1950er Jahren wurde Elisabeth zur weltweit bekannten und verehrten „Sissi“. Dazu trug vor allem die junge Romy Schneider (1938-1982) bei, die bis heute das Bild der jungen, herzigen, ungezwungenen "Sissi" prägt, das jedoch nur wenig mit der tatsächlichen Persönlichkeit der Kaiserin Elisabeth übereinstimmt. 1972 trat Romy Schneider noch einmal als Kaiserin Elisabeth im Film auf: Luchino Visconti zeigte in seinem "Ludwig II." eine kapriziöse, distanzierte Elisabeth, die mit der reizenden "Sissi" aus den 1950er Jahren nichts mehr gemein hatte. Doch bei Visconti stand Elisabeths Cousin Ludwig im Mittelpunkt.
Sisi-Museum in Wien
In der Wiener Hofburg wurde direkt neben den Kaiser-Appartements ein eigenes Sisi-Museum eingerichtet, das sich vor allem dem privaten Leben der Elisabeth widmet. Den Mittelpunkt der Ausstellung soll die private Frau zeigen - Kaiserin Elisabeth als Mutter, als Dichterin und als Reisende.
Namensgebungen
In Österreich gibt es heute kaum eine Stadt, die nicht eine Straße oder einen Platz nach ihr benannt hat. Die Stadt Salzburg benannte 1901 sogar den Stadtteil Froschheim zu Ehren Kaiserin Elisabeths in Elisabethvorstadt um. Auch im Münchner Stadtteil Schwabing nahe ihrer Geburtsstätte befinden sich die nach ihr benannten Elisabethstraße, Elisabethplatz und Elisabethmarkt. So heisst auch im Volksmund das grösste Wiener Polizeigefängnis „Liesl“, da es sich am ehemaligen Elisabethkai im 9. Wiener Gemeindebezirk befindet (heute Rossauerlände).
Literatur
- Conte Corti, Egon Caesar: Elisabeth - Die seltsame Frau. ISBN 3222125643
- Flesch-Brunningen, Hans: Die letzten Habsburger in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1967.
- Hamann, Brigitte: Elisabeth - Kaiserin wider Willen. ISBN 3492229905
- Hamann, Brigitte (Hrsg.): Kaiserin Elisabeth - Das poetische Tagebuch. ISBN 3700126816
- Matray, Maria/Krüger, Answald: Das Attentat. Der Tod der Kaiserin Elisabeth in Genf, Frankfurt a. Main/Berlin 1991. ISBN 3-548-34777-0
- Nostitz-Rieneck, Georg: Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth, Wien 1966.
- Schad, Martha: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. 1999, ISBN 3492228577
- Sokop, Brigitte: Jene Gräfin Larisch, Vertraute der Kaiserin, Verfemte nach Mayerling, Böhlau, Wien, Köln 1985, 4. Auflage 2006
- Sztáray, Irma Gräfin: Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth, Wien 2004.
- Thiele, Johannes: Elisabeth - Das Buch ihres Lebens, 1996 (Neuauflage der Originalausgabe von 1909) ISBN 3-85002-518-7
- Exner, Lisbeth: Elisabeth von Österreich, Reinbek 2004. ISBN 3-499-50638-6
- Strauß, Nadine: Unterwegs mit Sisi, Morstadt 2006. ISBN 3-88571-319-5 Neuerscheinung Oktober 2006
- Avril, Nicole: L'impèratrice, Parìs, 1993
- Schad, Martha: "Marie Valerie - Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth"
- Weissensteiner, Friedrich: "Liebeshimmel und Ehehöllen"
- Seydel, Robert: "Die Seitensprünge der Habsburger. Liebesrausch und Bettgeflüster einer Dynastie "
- Schuster, Gaby: "Sissi - Eine Prinzessin für den Kaiser"´
- Christen, Marie Gabriele: "Sissi - Ein Traum von Liebe"
Siehe auch
Weblinks
- Wikiquote: Kaiserin Elisabeth – Zitate
- Wikisource: Kaiserin Elisabeth – Quellen und Volltexte
- FemBiographie
- Das Attentat im Spiegel der österreichisch-ungarischen Presse (Österreichische Nationalbibliothek
- Vorlage:PND
- Sisi Museum in der Wiener Hofburg
- Unterwegs mit Sisi - ein Reiseführer auf den Spuren der Kaiserin Elisabeth
- [1] - Hintergründe zum Leben der Kaiserin Elisabeth z.B. über ihre angeblich schlechten Zähne, ihre vermeintliche Magersucht, Verhältnis zur Erzherzogin Sophie etc.
Personendaten | |
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NAME | Elisabeth |
ALTERNATIVNAMEN | Sisi; Elisabeth Eugenie Amalie |
KURZBESCHREIBUNG | Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn |
GEBURTSDATUM | 24. Dezember 1837 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 10. September 1898 |
STERBEORT | Genf |