Binomialkoeffizient

mathematische Funktion
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In der Mathematik sind Binomialkoeffizienten bestimmte ganze Zahlen, die in vielen Bereichen, wie zum Beispiel in der Kombinatorik und der Analysis, auftreten.

Ein Binomialkoeffizient hängt von zwei Zahlen und ab. Er wird mit dem Symbol geschrieben und als „ über “, „ aus “ oder „ tief “ gesprochen.

Den Namen erhielten diese Zahlen, da sie als Koeffizienten in den Potenzen des Binoms (Summe zweier Monome) (x+y) auftreten, es gilt der sog. Binomische Lehrsatz

.

Satz

Für eine reelle Zahl n und eine nichtnegative ganze Zahl k ist der Binomialkoeffizient „n über k“ auf folgende Weise definiert:

 

wobei   die Fakultät von   bezeichnet. Das leere Produkt ( ) ist dabei  .

Handelt es sich bei   um eine nichtnegative ganze Zahl, so kann man die aus der Kombinatorik bekannte Definition verwenden:

 

Dabei gilt insbesondere auch

 

Eigenschaften

Für nichtnegative ganze Zahlen   und   ist   stets eine nichtnegative ganze Zahl.

Rekursive Darstellung und Pascalsches Dreieck

Für den Binomialkoeffizienten nichtnegativer ganzer Zahlen   und   hat man folgende rekursive Darstellung:

 

Diese Formel eignet sich auch, um alle Binomialkoeffizienten bis zu einer vorgegebenen Schranke für   zu bestimmen, ein Schema dazu ist das Pascalsche Dreieck: Dort entspricht sie der Konstruktionsvorschrift, dass jede Zahl die Summe der beiden über ihr stehenden ist. Den Koeffizienten   findet man dabei in der  -ten Zeile, an der  -ten Stelle:

 

Multiplikative Rekursion

  • Bricht man die Produktdarstellung von   nach dem  -ten Glied ab, erhält man den Binomialkoeffizient  .

Summeneigenschaften

  • Aus dem binomischen Lehrsatz und der binomischen Reihe bzw. durch vollständige Induktion leitet man folgende Beziehungen ab:
    •  ,d.h. addiert man alle Binomialkoeffizienten „n über ...“ erhält man die Mächtigkeit einer n-elementigen Potenzmenge.
    •   für  . Für ungerade   folgt das bereits aus der Symmetrie.
    •  
    •   folgt direkt aus der Definition des Binomialkoeffizienten und der Fakultät.
    •  

Die letzte Gleichung ist bekannt als Vandermondesche Identität.

Algorithmus zur effizienten Berechnung

Für ganzzahlige   existiert ein effizienter Algorithmus, der die Produktformel

 

des Binomialkoeffizienten anwendet. Auf Grund des stetigen Wechsels zwischen Multiplikation und Division wachsen die Zwischenergebnisse nicht unnötig an. Zusätzlich sind auch alle Zwischenergebnisse natürliche Zahlen.

Um unnötigen Rechenaufwand zu vermeiden, berechnet man im Fall   den Binomialkoeffizienten:

 

Der folgende Pseudocode verdeutlicht die Berechnung:

binomialkoeffizient(n, k)
1  wenn k = 0 return 1
2  wenn 2k > n
3      dann führe aus ergebnis   binomialkoeffizient(n, n-k)
4      sonst führe aus ergebnis   n
5          von i   2 bis k
6              führe aus ergebnis   ergebnis   (n + 1 - i)
7                        ergebnis   ergebnis : i
8  return ergebnis

Beispiele

 
 ,  ,  

Der Binomialkoeffizient in der Kombinatorik

Binomialkoeffizienten spielen in der abzählenden Kombinatorik eine zentrale Rolle, denn   ist die Anzahl der Möglichkeiten, aus einer Menge mit   Elementen   Elemente auszuwählen, wobei die Reihenfolge der ausgewählten Elemente nicht berücksichtigt wird.

Anschaulich lässt sich das so erklären: Man berechne mit   alle möglichen Vertauschungen, suche sich   „Felder“ aus (6 z.B. beim Lotto) und frage sich, wie viele Möglichkeiten es gibt, diese Felder zu besetzen. Da es keine Rolle spielt, welches „Ereignis“ sich auf welchem Feld erreignet hat, dividiert man alle unter diesen   Elementen möglichen Vertauschungen mit   heraus. Da es auch keine Rolle spielt, wie die Anordnung auf den uninteressanten Feldern aussieht, dividiert man mit   auch diese Vertauschungen heraus.

Formaler lässt sich dieser Sachverhalt auch so formulieren: Eine  -elementige Menge hat genau    -elementige Teilmengen. Aufgrund dieser Parallele wird die Menge aller  -elementigen Teilmengen einer Menge   gelegentlich auch mit   bezeichnet. Mit dieser Schreibweise gilt dann für jede endliche Menge  :

 

Beispiel

Die Anzahl der möglichen Ziehungen beim deutschen Lotto 6 aus 49 (ohne Zusatzzahl oder Superzahl) lässt sich so berechnen:

 

Der Kehrwert   gibt dann die Wahrscheinlichkeit an, mit einem Tipp 6 Richtige zu erzielen. Die Wahrscheinlichkeit für 5 Richtige bei 6 aus 49 lässt sich jedoch nicht mehr durch einen einzelnen Binomialkoeffizienten berechnen. Stattdessen benötigt man die Hypergeometrische Verteilung, in deren Berechnung dann mehrere Binomialkoeffizienten ausgewertet werden müssen.

kombinatorische Beweise

Die kombinatorische Deutung erlaubt auch einfache Beweise von Relationen zwischen Binomialkoeffizienten. Beispiel: Für   gilt:

 

Beweis: Es sei   eine  -elementige Menge und   ein festes Element. Dann zerfallen die  -elementigen Teilmengen von   in zwei Klassen:

  • die Teilmengen, die   enthalten; sie bestehen also aus   zusammen mit einer  -elementigen Teilmenge der  -elementigen Menge  
  • die Teilmengen, die   nicht enthalten; sie sind  -elementige Teilmengen der  -elementigen Menge  .

Verallgemeinerung

Eine Verallgemeinerung, die in der Analysis eine Rolle spielt, erhält man, wenn man für   eine beliebige reelle oder komplexe Zahl   zulässt, aber   weiterhin als ganzzahlig voraussetzt. In diesem Fall ist

 

der Binomialkoeffizient „  über  “ (das leere Produkt im Fall   ist definiert als 1). Diese Definition stimmt für nichtnegative ganzzahlige   mit der ersten überein.

Beispielsweise ist

 

und

 

Für   erlaubt die Betafunktion   eine Erweiterung der Definition auf reelle  :

 

(Ist dabei   oder   eine negative ganze Zahl, so ist der Wert der rechten Seite 0.)

Siehe auch