Selbstverbrennung

Form des Suizids
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Selbstverbrennung ist eine Form des Suizids, bei dem sich ein Mensch selbst mit einem Brandbeschleuniger (z. B. Benzin) begießt und sich dann (üblicherweise in der Öffentlichkeit) anzündet. Eine Selbstverbrennung hat häufig zum Ziel, gegen einen Sachverhalt (z.B. Besetzung eines Staates oder Unterdrückung) zu protestieren. Dabei soll die qualvolle Selbstverbrennung der Qual des empfundenen Unrechts (sei es materiell, politisch oder emotional) entgegen stehen.

Selbstverbrennung als Suizid

Die Selbstverbrennung ist eine extrem schmerzhafte und nicht unbedingt erfolgversprechende Suizidmethode. Verbrennungspatienten bleiben während des Brandes sehr lange bei Bewusstsein und erleben dadurch die Schmerzen intensivst. Die Furcht vor diesen Schmerzen ist es auch, die dazu führt, dass Opfer von Hochhausbränden einen Sprung in den sicheren Tod dem Verbrennen bei lebendigem Leib vorziehen. Zudem kann die moderne Verbrennungsmedizin auch Schwerstverbrannte erfolgreich am Leben erhalten, oft ist eine spätere Entlassung aus dem Krankenhaus möglich, allerdings meist mit schweren Behinderungen und Entstellungen. Auch der Umstand, dass eine Selbstverbrennung öffentlich vollzogen wird, ist zu beachten, da sehr schnell Löschversuche von Umstehenden unternommen werden können.

Selbstverbrennungen in der Geschichte

1963 verbrannte sich Thich Quang Duc, ein buddhistischer Mönch, in Saigon.

Am 16. Januar 1969 verbrannte sich Jan Palach, ein tschechischer Philosophie-Student, aus Protest gegen die Besatzung bzw. das Diktat der Sowjetunion. Einen Monat später tat dies Jan Zajic am selben Platz.

Am 18. August 1976 verbrannte sich in Zeitz der Pfarrer Oskar Brüsewitz aus Protest gegen die politischen Verhältnisse in der damaligen DDR.

Am 8. Februar 1978 verbrannten sich an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin eine Nonne und ein Mönch von Ananda Marga, Didi Uma und Dada Lokesh, mit bürgerlichen Namen Erika Ruppert und Helmut Kleinknecht; sie wollten mit ihrer Tat gegen die Verfolgung Ananda Margas in Indien durch Indira Gandhi sowie die im Westen diesbezüglich herrschende Gleichgültigkeit protestieren.

Am 23. Mai 1989 verbrannte sich Karl Koch, berühmt geworden durch Computerspionage in Zusammenarbeit mit dem russischen Geheimdienst KGB, in einem Birkenwald nahe Hannover, aus Gründen, über die bis heute nur spekuliert werden kann. Abnehmende Anerkennung und Verlust von Freundschaften, aber auch Angst vor einer Verschwörung der Illuminaten können als mögliche Gründe angegeben werden. Karl Koch war zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und Kronzeuge im Prozess um den KGB-Hack.

Nach der Festnahme von Abdullah Öcalan am 15. November 1999 durch türkische Sicherheitskräfte kam es europaweit zu Demonstrationen und einzelnen Selbstverbrennungen.

Am 31. Oktober 2006, dem Reformationstag, verbrannte sich in Erfurt auf dem Gelände des Augustinerklosters der evangelische Pfarrer i. R. Roland Weißelberg aus Sorge über die Ausbreitung des Islam. Seine letzten Worte waren "Jesus und Oskar!", wobei er sicherlich Oskar Brüsewitz meinte, der sich 1976 ebenfalls mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Dieser wollte auch damals mit unter anderem darauf hinweisen, daß "ein mächtiger Krieg zwischen Licht und Finsternis tobt".

Literatur

  • Christian Braune: Feuerzeichen - Warum Menschen sich anzünden; Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005. ISBN 3-525-46224-7