Kanupolo ist eine Mannschaftssportart, die auf einer Wasserfläche gespielt wird. Dabei sitzen die Spieler in kleinen und wendigen Einerkajaks und versuchen den Ball mit der Hand oder mit dem Paddel in das gegnerische Tor zu werfen. Gewonnen hat die Mannschaft die am Ende die meisten Tore geworfen hat.

Mannschaften
Ein Team besteht aus je fünf Feldspielern und bis zu drei Auswechselspielern, die jederzeit beliebig oft eingewechselt werden können. Es wird mit fliegendem Torwart gespielt. Das heißt, dass immer der Spieler Torwart ist, der gerade dem Tor am nächsten ist. Der Torwart darf nicht angegriffen werden.Der Torwart muss allerdings mit dem Heck seines Bootes unter dem Tor liegen um als solcher erkannt zu werden und damit unter besonderem Schutz zu stehen.
Spielfeld
Die Größe des Spielfelds beträgt 23 x 35 Meter, kann aber gerade in Hallenbädern auch kleiner sein. Die 1 x 1,5 Meter großen Tore sind in 2 Meter Höhe (Wasseroberfläche bis Oberkante der Unterlatte des Tores) an den kurzen Seiten des Spielfeldes angebracht.
Material und Ausrüstung
Die Spieler tragen zum Schutz Schwimmwesten und einen Helm mit Schutzgitter (ähnlich der Helme beim Eishockey). Ein Polopaddel und Kanupoloboot gehören ebenfalls zur Ausrüstung. Das Paddel ist etwas robuster als gewöhnliche Paddel gestaltet, da es durch hart geworfene Bälle schnell zum Paddelbruch kommen kann. Oft werden die Paddel aus Faserverbundwerkstoffen wie Kohlefaser oder Aramid (Kevlar) gefertigt, um eine hohe Stabilität bei möglichst wenig Gewicht zu erreichen. Ähnliches gilt für die Boote, welche speziell auf Wendigkeit und Stabilität ausgelegt sind. Für einen dichten Abschluss zwische Boot und Spieler trägt man eine sogenannte Spritzdecke, die meist aus Neopren besteht. Der gelbe Ball ist meist aus Nylon gefertigt und mit einer aufgerauhten Gummierung versehen, damit man ihn im Wasser besser festhalten kann. Es gibt Frauen- und Männer-Bälle, die sich aber nur in der Größe unterscheiden. Genau die gleichen Bälle werden auch beim Wasserball verwendet.
Spieldauer
Die Spieldauer beträgt 2 x 10 Minuten mit einer Halbzeitpause von 3 Minuten. Bei unentschiedenen Entscheidungsspielen werden 2 x 3 Minuten Verlängerung mit „Golden Goal“-Regel gespielt – in Finalspielen können es sogar 2 x 10 Minuten sein. Steht dann immer noch kein Sieger fest, gibt es ein Entscheidungswerfen (Penaltywerfen).
Spielregeln
Der Ball kann sowohl mit den Händen als auch mit dem Paddel gespielt werden. Man darf mit dem Paddel und mit den Händen Tore werfen. Erlaubt ist auch, den Gegner, der gerade in Ballbesitz ist durch Schubsen an der Schulter zu kentern. Die Regeln sind so formuliert, dass alle Aktionen unterbunden werden, die andere Spieler verletzen könnten. Zwei Schiedsrichter pfeifen ein Spiel. Sie werden von zwei Linienrichtern unterstützt. Die Schiedsrichter geben nach einem Regelverstoß Freiwurf für die benachteiligte Mannschaft. Je nach Schwere des Verstoßes können auch Karten gezeigt werden: Grün – Verwarnung, Gelb – Zwei Minuten Platzverweis und Rot - Platzverweis bis zum Spielende und eventuell weitere Konsequenzen.
Geschichte
Kanupolo existiert in Deutschland schon seit 1926, wurde damals aber mit Faltbooten und auf einem wesentlich größerem Feld und mit größerer Anzahl von Spielern gespielt, auch die Tore waren wesentlich größer. Die Spielregeln waren teilweise grundlegend anders und änderten sich häufig (Spieleranzahl, Spielfeldgröße, Ballführung nur mit Paddel, ...). 1935 schlief der Kanupolosport wieder ein. Erst 1966 wurde in Deutschland wieder Kanupolo gespielt, diesmal mit den damals neuen Kunststoffbooten. Die Entwicklung ging dann rasant weiter: Es gab bald ein nationales Regelwerk und deutsche Meisterschaften. Später setze sich auch in Deutschland das international verbreitete Kleinfeldpolo mit noch kleineren und wendigeren Booten auf einem wesentlich kleineren Spielfeld durch, was bis heute gespielt wird.
In Deutschland gibt es eine Bundesliga, einen Pokalwettbewerb und eine Vielzahl von weiteren Turnieren. Auch an vielen Universitäten wird Kanupolo gespielt – meistens in gemischten Mannschaften. Jährlich finden Deutsche Hochschulmeisterschaften statt.
Weltmeisterschaften
Seit 1994 gibt es Welt- und Europameisterschaften. In den geraden Jahren finden die Weltmeisterschaften der Herren, Damen, Junioren und Juniorinnen statt, in den ungeraden die Europameisterschaften.
Weltmeisterschaften:
Jahr | Ort | Herren | Damen | U21 Herren | U21 Damen |
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1994 | Sheffield/Großbritannien | Australien | Australien | ||
1996 | Adelaide/Australien | Australien | GB | ||
1998 | Aveiro/Portugal | Australien | Australien | ||
2000 | São Paulo/Brasilien | GB | Deutschland | ||
2002 | Essen/Deutschland | GB | Deutschland | Deutschland | Deutschland |
2004 | Miyoshi/Japan | Niederlande | GB | Spanien | |
2006 | Amsterdam/Niederlande | Frankreich | Deutschland | Frankreich | |
2008 | 21.8. bis 24.8. Edmonton/Kanada | ||||
2010 | Mailand/Italien |
Europameisterschaften:
Jahr | Ort | Herren | Damen | U21 Herren | U21 Damen |
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1993 | ? | Deutschland | Deutschland | ||
1995 | ? | GB | Deutschland | ||
1997 | ? | Frankreich | GB | ||
1999 | ? | Frankreich | Deutschland | GB | Frankreich |
2001 | ? | Deutschland | GB | Frankreich | Deutschland |
2003 | Kilcock/Irland | Niederlande | Deutschland | Deutschland | |
2005 | Madrid/Spanien | Deutschland | GB | Spanien |
Hochschulsport
Hochschulen an denen Kanupolo gespielt wird:
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Weblinks
Linkkatalog zum Thema Kanupolo bei curlie.org (ehemals DMOZ)