Der Begriff Vogtland bezeichnet eine Region im Vierländereck der deutschen Freistaaten Sachsen, Thüringen und Bayern und dem Egerland in Tschechien. Der Name leitet sich davon ab, dass diese Gebiete einst durch die Vögte von Weida, Gera und Plauen verwaltet wurden. Über die Richtigkeit des Begriffes „Böhmisches Vogtland“ streiten die Historiker. Tatsache ist, dass der böhmische König das ihm im Jahr 1322 von Ludwig dem Bayern verpfändete Egerland den Vögten begeben hatte.

Geographie
Die Landschaft des Vogtlandes wirkt durch Felder, Wiesen und bewaldete Hügelkuppen recht idyllisch. Im Süden und Südosten steigt das Vogtland zum Mittelgebirge an. Diese Gegend nennt man das Obere Vogtland. Hier überwiegt der Nadelwald (Fichten, meist in Monokultur). Der höchste Berg des Vogtlandes ist der Schneehübel (974 m) an der Grenze zum Erzgebirge. Bekannter und markanter sind jedoch der Aschberg bei Klingenthal (936 m) und der Schneckenstein (883 m).
Das nördlichere Hügelland wird durchschnitten von einigen Flusstälern (250 m ü. NN). So entspringen im Vogtland Weiße Elster, Zwickauer Mulde und Göltzsch. Des Weiteren durchzieht die Saale das Bayerische und das Thüringische Vogtland. Zur Überquerung der Täler wurden für Eisenbahn und Straßenverkehr mächtige Brücken gebaut. Besonderen Ruhm erlangten dabei die Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt und deren „kleine Schwester“, die Elstertalbrücke. Beide sind Eisenbahnbrücken der Strecke Nürnberg–Dresden. Neben den Straßenbrücken der Autobahn A 72 bei Hof (Saale), bei Pirk (Weiße Elster) und bei Weißensand (Göltzsch) kommt der Friedensbrücke in Plauen eine besondere Bedeutung zu: Es ist die größte Steinbogenbrücke Europas. Auch existieren etliche Talsperren im Vogtland. Bekannt als Erholungsgebiete sind Talsperre Pöhl (Trieb, ein Nebenfluss der Weißen Elster), Talsperre Pirk (Weiße Elster), Bleilochtalsperre (Saale), Untreusee u. a.
An das Vogtland grenzen Frankenwald, Erzgebirge, Thüringer Schiefergebirge und Fichtelgebirge. Das sächsische Vogtland gehört in seinem südöstlichen Teil dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland an. Das Vogtland ist ein Teil der Euregio Egrensis, eines Vereins mit Arbeitsgemeinschaften in Bayern, Sachsen, Thüringen und Tschechien.
Der Begriff Vogtland steht im allgemeinen Sprachgebrauch in der Regel als Synonym für das sächsische Vogtland in den politischen Grenzen des Vogtlandkreises.
Das Vogtland gilt als eine der vulkanisch aktivsten Zonen in Mitteleuropa. Anzeichen dafür sind Schwarmbeben, heiße Quellen und Gasaustritte. Die Quellen mit heilsamer Wirkung haben die Kurorte Bad Elster und Bad Brambach mit der stärksten Radiummineralquelle der Welt aufblühen lassen. Mit Marienbad, Franzensbad und Karlsbad auf der tschechisch-böhmischen Seite bilden die beiden sächsischen Staatsbäder das sogenannte "Bäderfünfeck".
Wichtige Städte im Vogtland
- Sächsisches Vogtland – (Sachsen)
- Plauen (Verwaltungssitz des Vogtlandkreises; Kreisfreie Stadt; größte Stadt des Vogtlands), Reichenbach, Auerbach, Lengenfeld (Vogtland); Elsterberg, Falkenstein, Klingenthal, Oelsnitz, Bad Brambach, Bad Elster, Adorf, Schöneck, Treuen, Mylau und Markneukirchen
- Thüringisches Vogtland – (Thüringen)
- Greiz (Verwaltungssitz des Landkreis Greiz), Zeulenroda-Triebes, Hohenleuben, Berga/Elster, Ronneburg (Thüringen), Auma, Münchenbernsdorf, Schleiz und Weida
- Bayerisches Vogtland – (Bayern)
- Hof, Selb, Schönwald und Rehau in Oberfranken
- Böhmisches Vogtland – (Böhmen, Tschechien)
- Aš (Asch), Cheb (Eger), Luby (Schönbach), Hranice u Aše (Roßbach)
Geschichte
Der Landschaftsname Vogtland (früher auch Voigtland, terra advocatorum) geht auf die im 11. bis zum 16. Jahrhundert hier herrschenden Vögte von Weida, Gera und Plauen zurück. Im 12. Jahrhundert setzte Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Sicherung seiner Herrschaft die ersten Vögte als Verwalter seiner östlichen Reichswaldgebiete ein. Diese hatten ihren Stammsitz auf der Osterburg in Weida, weshalb Weida häufig auch als Wiege des Vogtlandes bezeichnet wird. Mit Heinrich VI. von Plauen endete 1563 die Herrschaft der Vögte von Plauen über das Vogtland, nachdem dieser das 1559 an den Kurfürsten von Sachsen verpfändete Land nicht mehr einlösen konnte.
Die Siedlungskammer um Gera, die bereits um das Jahr 1000 in den schriftlichen Quellen belegt ist, war wahrscheinlich seit dem späten 7. bzw. 8. Jahrhundert von Slawen besiedelt, die dem Stammesbund der Sorben angehörten. Weite Teile des Vogtlandes waren jedoch noch waldbestanden und wurden erst im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung im späten 11. und im 12. Jahrhundert durch Slawen und Deutsche aus den Altsiedellandschaften in Franken, Thüringen und Sachsen besiedelt. Dies ist noch heute an gravierenden mundartlichen Unterschieden in unmittelbarer Nachbarschaft sowie auch an gewissen Dialektgemeinsamkeiten erkennbar. So wird in einigen Dörfern des oberen Vogtlands zum Teil noch ein Dialekt wie in der Oberpfalz gesprochen ("ou" für "u", wie in "Kou" für "Kuh" oder "Rou" für "Ruhe").
Wirtschaft
Günstig am Schnittpunkt der Verkehrswege von Nord nach Süd und West nach Ost in der Mitte Deutschlands gelegen, konnten Wirtschaft und Industrie im Vogtland sehr früh prosperieren. Motor der Entwicklung war und ist die Stadt Plauen, die durch die Spitzenweberei ("Plauener Spitze") und durch den Maschinenbau, u.a. mit Rotationsmaschinen und Lastwagen ("Plamag", "Vomag"), bekannt wurde. Industrielle Schwerpunkte bildeten sich weiter in Reichenbach, Greiz und Zeulenroda-Triebes. Die Teppichweberei ("Halbmond", "Adoros") war in Oelsnitz und Adorf marktbeherrschend. Guten Klang im wahrsten Sinne des Wortes haben in aller Welt die Instrumente aus dem sogenannten Musikwinkel mit den Städten Markneukirchen und Klingenthal im oberen Vogtland. 80 Prozent der Musikinstrumente, die auf der Welt hergestellt wurden, kamen bis zum Zweiten Weltkrieg aus dem Vogtland. Markneukirchen war um 1910 die im Verhältnis zur Einwohnerzahl reichste Stadt Deutschlands und besass für den blühenden Export ein eigenes amerikanisches Konsulat. Die während der DDR-Zeit geförderte Massenproduktion wurde nach der Wende mit der Rückbesinnung auf die Herstellung von hochwertigen Produkten und Meisterinstrumenten abgelöst. In vielen Spitzenorchestern stammen die Instrumente heute wieder aus vogtländischen Werkstätten. Im Zuge der Globalisierung nennt sich der Musikwinkel mit einer eigenen Qualitätsmarke "Musicon Valley", Tal der Musikinstrumente. Der Export hat sich von 1995 bis 2005 mehr als verdoppelt.
Verkehr
Die private Vogtlandbahn (VBG) mit Sitz in Neumark verbindet die verschiedenen Teile der Region. Sie fährt bis nach Zwickau. Mittlerweile fährt die Vogtlandbahn bis nach Berlin. Und auch in südliche Richtung erstreckt sich ihr Einzugsbereich mittlerweile bis nach Regensburg. Durch den Verkehrsverbund Vogtland gilt im Vogtlandkreis und in der Stadt Plauen ein einheitlicher Tarif für Eisenbahn, Bus und Straßenbahn.
Bekannte Vogtländer
- Friederike Caroline Neuber ("Die Neuberin"), (* 9.März 1697 in Reichenbach, † 30.November 1760 in Dresden-Laubegast), Schauspielerin und Theaterreformerin. Mitbegründerin des regelmäßigen deutschen Schauspiels.
- Julius Mosen (* 8.Juli 1803 in Marieney, † 10.Oktober 1867 in Oldenburg), Dichter und Schriftsteller. Verfasser des "Andreas-Hofer-Liedes" ("Zu Mantua in Banden", heute Hymne des österreichischen Bundeslandes Tirol.
- Erich Ohser "e. o. plauen" (* 18. März 1903 in Gettengrün, † 6.April 1944 in Berlin), Karikaturist, Comiczeichner. Zeichner der Comicserie Vater und Sohn.
- Wolfgang Mattheuer (* 7.April 1927 in Reichenbach, † 7.April 2004 in Leipzig), Maler, Graphiker und Bildhauer. Mit Werner Tübke und Bernhard Heising Gründervater der "Leipziger Schule".
- Jürgen Fuchs (* 19.Dezember 1950 in Reichenbach, † 9.Mai 1999 in Berlin), Schriftsteller und DDR-Bürgerrechtler.
- Jürgen Hart (* 20.September 1942 in Treuen, † 9.April 2002 in Leipzig), Kabarettist („Academixer“), Textdichter des Liedes „Sing, mei Sachse sing“.
- Sigmund Jähn (* 13.Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz), Kosmonaut, erster Deutscher im All.
- Ulf Merbold (* 20. Juni 1941 in Greiz), Astronaut.
- Stefanie Hertel (* 25.Juli 1979 in Oelsnitz), deutsche Sängerin des volkstümlichen Schlagers.
Literatur
- Gerhard Billig: Pleißenland - Vogtland. Das Reich und die Vögte. Untersuchungen zu Herrschaftsorganisation und Landesverfassung während des Mittelalters unter dem Aspekt der Periodisierung. Vogtland-Verlag, Plauen 2002. ISBN 3-928828-22-3
- Robert Eisel: Sagenbuch des Voigtlandes. 1030 Sagen aus dem Vogtland. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 1871, 2003 (Repr.). ISBN 3-936030-68-5
- Georg F. Lotter: Historische Karte des Vogtlandes 1757. Das Vogtland. Reuss-Plauischen-Herrschaften. Rockstuhl, Bad Langensalza 1757, 1998 (Repr.). ISBN 3-932554-09-4
- Johannes Richter, Die Vögte von Weida, Gera, Plauen und Plauen-Reuß. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997, 2, 18-21. ISSN 0232-2919
- Johannes Richter: Wie das Vogtland kursächsisch wurde. Teil 1. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,4, 11-13. - Teil 2. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,5, 4-6. - Teil 3. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,6, 12-14. ISSN 0232-2919
- Johannes Richter: Zum Stand der Wüstungsforschung im sächsischen Vogtland. In: Sächsische Heimatblätter. Gumnior, Chemnitz 33.1987,5, 216-219. ISSN 0486-8234
- Werner Schmidt (Hrsg.): Das östliche Vogtland. Werte der deutschen Heimat. Bd 59. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998. ISBN 3-7400-0938-1
- Brigitte Unger u.a. (Hrsg.): Der Vogtlandatlas. Regionalatlas zur Natur, Geschichte, Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur des Sächsischen Vogtlandes. Gumnior, Chemnitz ²2004. ISBN 3-937386-02-5
Weblinks
- Vogtlandkreis
- Landkreis Greiz
- Tourismusverband Vogtland
- Thüringer Vogtland-Tourismus e.V.
- Naturpark Erzgebirge/Vogtland
- Onlineportal des sächsischen Vogtlandes
- Präsentation einiger kultureller Einrichtungen mit Anschriften und Öffnungszeiten
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