Helmut F. Kaplan (* 1952) ist ein österreichischer Autor und befasst sich hauptsächlich mit den Themen Tierrechte und Ethik.
Ausbildung
Kaplan studierte zunächst Psychologie (Psychologie / Psychiatrie / Psychopathologie). Dieses Studium schloß er mit einer Arbeit über die Wertproblematik im Werk Sigmund Freuds ab. Eine überarbeitete Fassung der Dissertation erschien im Hans Huber Verlag unter dem Titel „Ist die Psychoanalyse wertfrei?“
Danach studierte Kaplan Philosophie (Nebenfach Pädagogik) und schloß dieses Studium mit einer Arbeit über Peter Singer ab. Eine überarbeite Fassung derselben wurde im Wissenschaftsverlag Peter Lang unter dem Titel „Philosophie des Vegetarismus“ publiziert.
Hinwendung zu Tierrechten
Bereits im Alter von elf Jahren wurde Kaplan Vegetarier. Laut eigener Aussage haben ihn beim Metzger und in den Lebensmittelgeschäften die toten Tiere schockiert und dazu veranlasst, kein Fleisch mehr zu essen.
Nachdem sich Kaplan als Philosoph, Autor und Vortragender der Tierrechtsethik zugewandt hatte, war er Berater oder Mitarbeiter von mehreren Organisationen (zum Beispiel von Animal Peace und Peta) und Gast in diversen Fernsehsendungen (zum Beispiel im legendären Club 2, im ZDF-nachtstudio und im Kreuz und quer philosophicum des ORF).
Politische Aussagen
Mehrere zum Teil höchst kontroversielle Aussagen Kaplans zur sogenannten Gewaltfrage in der Tierrechtsbewegung zogen wiederholt staatsanwaltschaftliche bzw. gerichtliche Erhebungen nach sich (zuletzt im Sommer 2005, unter anderem wegen Aussagen zur Sprengung von Stierkampfarenen und Schlachthöfen), führten aber nie zu einer Verurteilung.
In jüngerer Zeit verweist Kaplan verstärkt auf die Parallen zwischen der Etablierung von Menschen- und Tierrechten – und zitiert dabei oft Jürgen Habermas, der in Bezug auf die Menschenrechtspolitik sagt: Diese sei „angesichts des unterinstitutionalisierten Weltbürgerrechts zum ... Vorgriff auf einen künftigen kosmopolitischen Zustand (genötigt), den sie zugleich befördern will.“
Scharf krititiert wurde Kaplan auch, weil er demonstrativ die Tierrechtsarbeit des Universellen Lebens lobt und ein vehementer Verfechter des sogenannten Holocaustvergleiches ist. So hat er etwa die höchst umstrittene Peta-Kampagne „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ mehrfach begrüßt und verteidigt.
Kaplans Philosophie
Kaplan plädiert für eine möglichst einfache Ethik: [1] Einerseits sollten die vielen vorhandenen tierethischen Ansätze endlich einer breiteren Bevölkerungsschicht verständlich vermittelt werden. Andererseits sollten die Menschen „da abgeholt werden, wo sie sind“. Es müsse ihnen klar gemacht werden, dass ihre vorhandenen moralischen Überzeugungen, konsequent zu Ende gedacht und angewandt, den üblichen ausbeuterischen Umgang mit Tieren verbieten.
Kaplan will die „dritte Etappe der Tierethik“ einläuten, die Erkenntnis, dass komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Tiere ebenso überflüssig sind wie komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Menschen. („Wahre und wirksame Ethik ist einfach.“) Genausowenig wie Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert werden dürften, dürften Tiere aufgrund ihrer Spezies diskriminiert werden. Die Tierrechtsbewegung sei demnach die Fortsetzung anderer Befreiungsbewegungen wie die zur Befreiung von Sklaven oder der Emanzipation von Frauen. Eine der zentralen Aussagen Helmut Kaplans zum Themenfeld Tierrechte lautet:
„Wir brauchen für den Umgang mit Tieren keine neue Moral. Wir müssen lediglich aufhören, Tiere willkürlich aus der vorhandenen Moral auszuschließen.“
Seiner Meinung nach ginge der Tierschutz oftmals nicht weit genug, da er sich größtenteils mit "Humanisierungen der Ausbeutung" befriedige. Die Tierrechtsbewegung dagegen fordere ein "Ende der Ausbeutung". Eine Humanisierung der Schlachtung zu fordern sei genausowenig sinnvoll wie beispielsweise eine Humanisierung der Sklaverei oder die Erlaubnis von einer "sanften Vergewaltigung"."[2]
Zum Tierrechts-internen Streitthema Vegetarismus versus Veganismus hat Kaplan ein „Vegetarisch-veganes Manifest“ verfaßt, in dem er sich einerseits zur ethischen Maximalforderung einer veganen Ernährung bekennt, aber auch versucht, pragmatischen Aspekten und Erfordernissen Rechnung zu tragen.
Quellen
Zitate
- "Die Nazis unterhielten Vernichtungslager mit menschlichen Insassen, und wir unterhalten Vernichtungslager mit tierlichen Insassen." - tierrechte-kaplan.org
- "In diesem Sinne liegen auch Lügen, Morden und Vergewaltigen »in der Natur des Menschen«." - auf die Frage, ob das Jagen in der Natur des Menschen läge, freiheit-fuer-tiere.de
Bibliographie
- Philosophie des Vegetarismus. Frankfurt 1988
- Warum Vegetarier? Frankfurt 1989
- Sind wir Kannibalen? – Fleischessen im Lichte des Gleichheitsprinzips. Frankfurt 1991, ISBN 3631436289
- Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung. Rowohlt, Reinbek 1993 (3. Aufl. 2002), ISBN 3499195135
- Warum ich Vegetarier bin – Prominente erzählen. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3499196751
- Tiere haben Rechte – Argumente und Zitate von A bis Z. Harald Fischer Verlag, Erlangen 1998 (2. Aufl. 2002), ISBN 3891311184
- Tierrechte – Die Philosophie einer Befreiungsbewegung. Echo, Göttingen 2000, ISBN 3926914351
- Wozu Ethik? Asku-Presse, 2001, ISBN 3930994127
- Die Ethische Weltformel – Eine Moral für Menschen und Tiere. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2003, ISBN 3909067042
- Shitai no bansan. Doujidaisya, Tokyo 2005, ISBN 4886835449
- Der Verrat des Menschen an den Tieren. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2006, ISBN 3-909067-06-9
Weblinks
- Wikiquote: Helmut Kaplan – Zitate
- Website von Helmut Kaplan
- Vorlage:PND
- Video von Helmut Kaplans Vorlesung "Tierbefreiungen – Kriminelle Akte oder konsequente Ethik?" im Rahmen der Interdisziplinären Vorlesungsreihe Tierrechte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg am 17. Mai 2006
Personendaten | |
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NAME | Kaplan, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | Autor |
GEBURTSDATUM | 1952 |