Mit Nachstellung oder Reenactment bezeichnet man die historisch korrekte Nachstellung von vergangenen Ereignissen wie Schlachten oder gesellschaftlich relevanten Ereignissen.

Per Definition handelt es sich um die bestmögliche, detailgetreue Wiedergabe einer Begebenheit in ihren Abläufen, historisch oder modern, möglichst am Originalschauplatz und zu den selben Bedingungen, die bei dem Originalereignis herrschten (z. B. Schlacht bei Hastings, Schlacht von Gettysburg). Ob dazu eine historisch belegte "Kostümierung" unbedingt nötig ist, ist bei den Anhängern dieser Art der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit umstritten.
Die Theorie über das re-enactment (Wiederverfügung, Wiederaufführung, Wiederholungsspiel) geht auf Robin George Collingwood zurück. Nach dieser Theorie ist es die Aufgabe des Historikers, auf der Grundlage der überlieferten Quellen die Vergangenheit zu rekonstruieren, indem er erneut die Gedanken und Intentionen der handelnden Akteure durchspielt, die sich in den vergangenen Ereignissen ausdrücken.


Überblick
In den 1940er Jahren stellte die US-Armee im Zuge einer Studie der West Point Academy die Schlacht von Gettysburg nach. Dafür wurde gewartet, bis sogar die Wetterbedingungen identisch waren; die Ausrüstung der Soldaten entsprach allerdings der US-Infanterie von 1943. Dennoch kann man dieses Ereignis als das erste "Large-Scale"-Reenactment betrachten.
Eine Veranstaltung, die nicht auf ein tatsächliches Ereignis in der Vergangenheit Bezug nimmt, wird - ungeachtet der Qualität von Ausstattung und Gewandung - nicht als Reenactment, sondern als Living History bezeichnet. Bisweilen wird Living History vom Reenactment dadurch unterschieden, dass in letzterem eher das Einzelereignis (oft eine Schlacht) oder die Momentaufnahme zählt, während Living History auf eine längere Aufrechterhaltung der historischen Darstellung abzielt. Diese Unterscheidung ist aber nicht einheitlich.
In diesem Zusammenhang sollte auch eine dritte Facette Erwähnung finden, die Experimentelle Archäologie, da Reenactment, Living History und Experimental-Archäologie so manches mal Hand-in-Hand arbeiten oder sich zumindest austauschen. Einzelpersonen oder Gruppen arbeiten oftmals eng über Jahre hinweg mit Museen und Gelehrten zusammen. Innerhalb dieser Gruppen beschäftigen sich Einzelpersonen zum Teil sehr intensiv mit bereits lange nicht mehr ausgeführten Handwerkstechniken und erarbeiten ihre Ausrüstung in enger Anlehnung an archäologischen Befunden, so dass sie ihre jahrelangen, praktischen Erfahrungen der Wissenschaft zur Verfügung stellen können.
Personen, die sich mit Reenactment beschäftigen, werden in der Szene umgangssprachlich als Reenactors bezeichnet. Diese Bezeichnung wird auch für die Anhänger der Living History verwendet.
Langsam setzen sich beide Begriffe Reenactment und Living History sogar bei Historikern durch. Eine andere Art der nicht-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschichte wird insbesondere seit dem Historikertag 2002 (auf dem etwa auch die Darstellungsweise des Fernsehjournalisten Guido Knopp untersucht wurde) als Histotainment abgewertet.
Reenactment ist auch eine Technik im Dokumentarfilm, mit deren Hilfe fehlende Bilder von (in der Vergangenheit liegenden) Schlüsselszenen nachgestellt werden.
Quelle: http://www.jordheim.info
Weblinks
- Linkliste - Reenactmentgruppen und -Örtlichkeiten, Museen
- Geschichtsdarstellung 1914 - 1918
- Reenactment-Site - Erklärungen, Geschichten und Gruppen
- Archäologie Online - Reenactment-Seite der Online-Zeitschrift
- Tempus vivit - Reenactment-Portal
- SpassAnGeschichte.de - Magazin mit Themen zu Reenactment
- tempora-nostra.de Beispiele mittelalterlicher Rekonstruktionen und Nachbauten von Gewändern, Schuen, Zelten und einer Schmiede
- Renactment Combat Fighting - Diese Webseite geht näher auf die Kampf- und Schlachtsimulation mit Blankwaffen ein.
Siehe auch: Liste von Reenactmentgruppen (engl.)