Strategic Defense Initiative

Initiative zum Aufbau eines Abwehrschirms gegen Interkontinentalraketen
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Strategic Defense Initiative (SDI) ist eine von US-Präsident Ronald Reagan zu Zeiten des Kalten Krieges ins Leben gerufene und am 23. März 1983 offiziell angeordnete Initiative zur Abwehr eines möglichen Atomschlags der Sowjetunion. Dazu gehörten eine Reihe umfangreicher Forschungsprojekte und Budgetplanungen für den Einsatz der Waffen. SDI sah die Errichtung eines Gürtels moderner, teils boden-, teils satellitengestützter Waffen vor, der sowjetische Interkontinentalraketen abfangen sollte. Die Initiative wurde in der Öffentlichkeit oftmals als "Star Wars-Programm" benannt.

Im Rahmen der SDI entwickelte Antisatellitenwaffe: Start einer Vought ASAT am 13. September 1985

Bis 1988 investierte die US-Regierung rund 29 Milliarden US-Dollar in das Vorhaben. Als zu diesem Zeitpunkt die Ergebnisse weit hinter den Erwartungen zurück blieben, strich das US-Parlament die Finanzmittel massiv zusammen. Dennoch trug das Projekt maßgeblich zur Aufgabe der Sowjetunion bei. Ein Wettrüsten im Weltraum konnte die Sowjetunion finanziell bzw. wirtschaftlich nicht mehr durchhalten, zusätzlich wäre die Gefahr eines globalen Atomkrieges erheblich gestiegen, hätte einer der beiden Blöcke sich "sicher" gewähnt. Kritiker des Programms wiesen außerdem darauf hin, dass SDI verschiedenen Abrüstungsverträgen widerspreche. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde zudem der strategische Nutzen zunehmend in Frage gestellt. 1993 wurde SDI vollständig eingestellt. Die Resultate aus dem Projekt gingen über in den Nachfolger "Ballistic Missile Defense" (BMD), die seit geraumer Zeit vorwiegend unter dem Begriff "National Missile Defense" (NMD; Nationale Raketenabwehr) firmiert.

Trotz aller Anstrengungen und der Entwicklung neuer Waffen, die angeblich im Rahmen der SDI und der BMD entwickelt wurden, gilt das Projekt heute in Kritikerkreisen als gescheitert, da die bisherigen Raketenabwehrtests eher mäßig erfolgreich waren. Zudem wurden auch auf sowjetischer bzw. russischer Seite die Systeme weiterentwickelt (vgl. z.B.: SS-27), sodass ein zuverlässiger Abschuss aller Sprengköpfe unwahrscheinlicher wurde. Einem Angriff mit Hunderten von Raketen hätten die USA nach wie vor wenig entgegen zu setzen.

Das Projekt einer "Abwehr gegen einen begrenzten Angriff mit ballistischen Raketen" (so noch unter Bill Clinton 1999 per Gesetz beschlossen) wird vom derzeitigen Präsidenten George W. Bush mit Hochdruck weiterverfolgt, der die Vereinigten Staaten von einem möglichen Raketenangriff u. a. aus Nordkorea bedroht sieht (bzw. bis zum Frühjahr 2003 aus dem Irak). Weiterentwicklungen des Patriot Flugabwehrraketen-Systems zur Abwehr ballistischer Mittelstreckenraketen, wie sie von "Schurkenstaaten" (en) gegen die USA oder ihre Verbündeten eingesetzt werden könnten, verliefen vielversprechend. Die Verteidigung gegen eine ganze Flotte angreifender, moderner Raketen – und somit der vielbeschworene "Schutzschild" – gilt jedoch vielen unabhängigen Wissenschaftlern weiterhin (Stand: 2006) als technisch nicht möglich.

Die Bundesrepublik Deutschland und die SDI 1986

Am 18. April 1985 gibt Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in einer Regierunsgserklärung die grundsätzliche Zustimmung zum US-amerikanischen Rüstungsforschungsprogramm SDI bekannt, macht aber eine bundesdeutsche Beteiligung von der Erfüllung bestimmter Bedingungen abhängig. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte sich bereits am 2. April 1985 auf ein bedingungsloses Nein zur SDI festgelegt.

In einem offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl lehnen am 3. Juli 1985 über 350 bundesdeutsche Wissenschaftler ihre Mitarbeit am SDI-Programm ab, weil die Stationierung von Waffensystemen im Weltall die letzten Hoffnungen auf Abrüstung zunichte machen würde.

Am 11. Januar 1986 reiste Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann (FDP) im Auftrag des Bundeskabinetts von Bundeskanzler Helmut Kohl in die USA, um dort Verhandlungen über einen Technologieaustausch sowie Bedingungen für eine Beteiligung deutscher Firmen und Institutionen an der SDI-Forschung aufzunehmen. Bangemann erklärte nach Abschluss der Verhandlungen, dass die Bundesregierung das SDI-Programm "politisch unterstütze", jedoch nicht die Absicht habe, sich daran zu beteiligen oder Geld dafür zur Verfügung zu stellen.

Am 19. März 1986 erzielen Bundeskanzler Helmut Kohl und der amerikanische Verteidigungsminister Caspar Weinberger bei einem Treffen auf dem Stützpunkt Grafenwöhr grundsätzliche Übereinstimmung über die Abkommen zur strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) und zum Technologietransfer.

Am 28. März 1986 werden die beiden geheimen Abkommen zwischen den USA und der Bundesrepublik von Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann in Washington (D.C.) unterzeichnet.

Nach dem Mauerfall am 9. November 1989 und der Auflösung der Sowjetunion am 31. Dezember 1991 wird die Umsetzung des Abkommens nicht weiter verfolgt.

Siehe auch: National Space Policy, Weltraumwaffe

Literatur

  • Frances Fitzgerald: Way Out There in the Blue: Reagan, Star Wars and the End of the Cold War. - 592 S. - New York: Simon & Schuster, März 2001. - ISBN 0-74320-023-3 (vgl. [1])