Dame Agatha Mary Clarissa Christie DBE (* 15. September 1890 in Torquay; † 12. Januar 1976 in Wallingford), war eine britische Schriftstellerin.

Bekannt wurde sie durch eine große Anzahl von Kriminalromanen und Kurzgeschichten, die auch mehrfach mit großem Erfolg verfilmt wurden. Ihre berühmtesten Schöpfungen sind der belgische Detektiv Hercule Poirot und die altjüngferliche Miss Marple. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit unterstützte sie eigenhändig und nicht ohne Begeisterung für die Sache ihren zweiten Ehemann, den Archäologen Max Mallowan, auf seinen Ausgrabungen in Nordirak und Syrien, insbesondere bei der Restaurierung prähistorischer Keramiken und der Fotodokumentation der Funde. Auch trug sie maßgeblich zur Finanzierung dieser Expeditionen bei.
Leben
Agatha Christie wurde als Agatha Mary Clarissa Miller am 15. September 1890 im britischen Torquay (Grafschaft Devon) geboren. Sie war das jüngste Kind von Frederick Alvah Miller und seiner Frau Clarissa Miller, hatte einen Bruder Monty und eine Schwester Madge. Die Mutter, geborene Boehmer, war Engländerin, der Vater US-Amerikaner. Er bezog Einkommen aus Geschäften in Übersee, über die nichts Näheres bekannt ist, die der Familie aber ein wohlhabendes Leben ermöglichten. Der Vater starb bereits 1901, Agatha war damals 11 Jahre alt.
Agatha Christie wuchs in der viktorianischen Villa Ashfield in Torquay auf und wurde bis zu ihrem 16. Lebensjahr nicht in einer Schule, sondern von ihren Eltern (bzw. der Mutter) unterrichtet, die früh ihr schriftstellerisches Talent erkannten. Mit 11 Jahren veröffentlichte sie ein erstes Gedicht in einem Lokalblatt.
Ihr zunächst begonnenes Musikstudium in Paris gab sie mit Beginn des Ersten Weltkriegs auf und arbeitete als Krankenschwester (Voluntary Aid Detachment) beim Britischen Roten Kreuz im örtlichen Krankenhaus, später in einer Apotheke. In dieser Zeit sammelte sie viele Erfahrungen mit Giften, die später in ihren Werken eine Rolle spielten.
1914 heiratete sie Oberst Archibald Christie, einen Flieger der königlichen Luftwaffe. Mit ihm hatte sie eine Tochter, Rosalind, die am 5. August 1919 geboren wurde.
1920 erschien ihr erster Krimi: „Das fehlende Glied in der Kette“ (engl.: „The Mysterious Affair at Styles“) mit dem belgischen Detektiv Hercule Poirot, zunächst in den USA, 1921 dann in England. Schlagartig berühmt wurde Christie jedoch erst mit dem 1926 veröffentlichten Werk „Alibi“ (engl.: „The Murder of Roger Ackroyd“). Christie verwendete in diesem Roman absichtlich sämtliche Klischees, die man in einem Kriminalroman erwartete (von den stereotypischen Verdächtigen bis hin zur Bibliothek als Schauplatz des Verbrechens), um die Leser in Sicherheit zu wiegen und diese mit einer niemals zuvor verwendeten Lösung zu schockieren. Inzwischen wird der Roman als eines ihrer besten Bücher angesehen.
In ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hatte Agatha Christie schnell Erfolg, privat jedoch verliefen die zwanziger Jahre eher unglücklich: Ihr Mann ließ sie berufsbedingt häufig allein, 1926 starb ihre Mutter - ein Ereignis, das sie per se schon stark mitnahm, außerdem musste Ashfield geräumt werden. Ohnehin erschöpft von dieser Situation, gestand ihr ihr Mann eine Affäre mit einer Golfpartnerin. Christie brach vollkommen zusammen, verließ das Haus, und wurde nach einer spektakulären Suchaktion zehn Tage später in einem Hotel in Harrogate aufgefunden - mit einem fast kompletten Gedächtnisschwund bezüglich dieser zehn Tage. 1928 wurde die Ehe geschieden. Die Geschichte um das Verschwinden von Agatha Christie wurde 1979 von Regisseur Michael Apted filmisch umgesetzt in „Das Geheimnis der Agatha Christie“ (Agatha) mit Vanessa Redgrave in der Hauptrolle.
Um sich von den Strapazen der vergangenen Jahre zu erholen, entschied sie sich relativ spontan im Herbst dieses Jahres 1928 zu einer ausgedehnten Reise in den Nahen Osten und reiste mit dem Orient-Express nach Bagdad. Diese Spontanentscheidung (eigentlich hatte sie die Westindischen Inseln als Reiseziel angedacht) sollte das Leben Agatha Christies maßgeblich verändern und großen Einfluss auf ihr schriftstellerisches Werk ausüben. Es war allerdings nicht ihre erste Begegnung mit dem Nahen Osten, denn bereits als junge Frau war sie mit ihrer Mutter in Kairo gewesen. Von Bagdad aus reiste sie weiter nach Ur, wo der Archäologe Leonard Woolley mit Ausgrabungen beschäftigt war, die seinerzeit in England starkes Aufsehen erregten. Er und seine Frau Katharine empfingen die Berühmtheit Agatha Christie hocherfreut; sie blieb längere Zeit beim Grabungsteam und freundete sich mit den Woolleys an, was sie allerdings nicht daran hinderte, sie später in ihrem Roman „Mord in Mesopotamien“ zu recht unerfreulichen Hauptfiguren zu verarbeiten. Als sie nach London zurückkehrte, tat sie dies mit einer Einladung Katherines im Gepäck, im Frühjahr 1930 zurückzukehren.
Bei diesem zweiten Aufenthalt in Ur lernte sie den 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan kennen, der als Grabungsassistent bei Woolley arbeitete (allerdings bei ihrem ersten Besuch wegen einer Blinddarmentzündung abwesend war). Mallowan war von den Woolleys „abkommandiert“ worden, Agatha die Ausgrabungen und die Gegend zu zeigen. Bei dieser Gelegenheit verliebten sich die beiden. Agatha Christie musste sehr bald (noch im Frühjahr 1930) wegen einer Erkrankung ihrer Tochter nach England zurückkehren, Max Mallowan begleitete sie auf dieser Rückfahrt bereits. Zögerlich nahm Agatha schließlich einen Heiratsantrag des so viel jüngeren Max an, am 11. September 1930 heirateten die beiden in Edinburgh.
1930 tauchte mit dem Roman „Mord im Pfarrhaus“ (engl.: „The Murder at the Vicarage“) eine neue Detektiv-Figur auf: die altjüngferliche Miss Marple. In den darauffolgenden Jahren schrieb Agatha Christie zahlreiche Romane. Viele davon entstanden während der archäologischen Expeditionen mit ihrem Mann. Ihre Erlebnisse von einer der Expeditionen, die sie nach Syrien führte, schildert sie in „Erinnerung an glückliche Tage“ (engl.: „Come, tell me how you live“). „Vorhang“ (engl.: „Curtain“), Hercule Poirots letzten Fall, und „Ruhe unsanft“ (engl.: „Sleeping murder“) mit Miss Marple schrieb sie schon 1940. Beide Romane wurden aber erst kurz vor bzw. nach ihrem Tod veröffentlicht, da Agatha Christie beide als stille Reserve für unerwartete Fälle zurückbehalten wollte. Außerdem ist „Vorhang“ in der Tat Poirots letzter Fall, denn seine Schöpferin war seiner so überdrüssig, dass sie ihn sterben ließ. Da Poirot aber ihre Haupteinnahmequelle war, war es nötig, dass er bis zum Erscheinen von „Vorhang“ noch einige Fälle löste.
Agatha Christies Tochter Rosalind Christie heiratete zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Hubert Prichard und brachte am 21. September 1943 Mathew Prichard zur Welt. Ihr Mann fiel im Krieg und sie ging 1949 eine Ehe mit Anthony Hicks ein.
Agatha Christie machte auch im Theater Karriere, denn aufgrund schlechter Erfahrungen beschloss sie ihre Stücke nur noch selbst für die Bühne zu bearbeiten und war mit Begeisterung bei der Produktion dabei. Eines ihrer Bühnenstücke ist „Die Mausefalle“, welches das am häufigsten aufgeführte Theaterstück weltweit ist.
1970 erschien zu ihrem 80. Geburtstag der für Christie atypische Roman „Passenger to Frankfurt“, in dem es um eine Weltverschwörung von Neo-Nazis geht. Das umstrittene Buch wurde als einziges bisher nicht ins Deutsche übersetzt.
1971 erhielt Agatha Christie den Orden des britischen Empire von Königin Elizabeth II., und zwar die höchste Stufe innerhalb dieses Ordens, verbunden mit dem Titel „Dame Commander of the British Empire“.
Ihren letzten Roman „Alter schützt vor Scharfsinn nicht“ (engl.: „Postern of fate“) schrieb sie zwischen 1973 und 1974.
Am 12. Januar 1976 starb Agatha Christie in Winterbrook House im Ort Wallingford, Grafschaft Oxfordshire an einem Schlaganfall. 1977 erschien schließlich ihre Autobiografie „Meine gute alte Zeit“ (engl.: „An Autobiography“), die größtenteils in den Jahren 1950 bis 1965 entstanden war. Eine flüssig geschriebene, ehrliche Erinnerung an Dinge, die Agatha Christie wichtig gewesen sind, mit Schwerpunkt auf ihrer Kindheit. Ergänzend zu ihrer Autobiographie kann die Biographie von Janet Morgan herangezogen werden. Agatha Christies Tochter Rosalind bat Mrs. Morgan, eine autorisierte Biographie ihrer Mutter zu verfassen. Durch umfangreiches Quellenstudium und Befragung von Agathas Freunden entstand eine detaillierte Schilderung ihres Lebens.
Insgesamt schrieb Agatha Christie mehr als 70 Kriminalromane, aber auch Kurzgeschichten und Bühnenstücke. Nach konservativen Schätzungen hat Agatha Christie zwischenzeitlich über 2 Milliarden Bücher verkauft, wie ihr Enkel und Erbe Mathew Prichard auf der offiziellen Christie-Website betont. Sie gilt damit als erfolgreichste Kriminalschriftstellerin der Welt. Unter dem Pseudonym Mary Westmacott schrieb sie außerdem mehrere romantische Bücher. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Verfilmungen ihrer Bühnenstücke und Bücher.
Werke
Hercule Poirot - Reihe
- Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles / Das fehlende Glied in der Kette (1920)
- Mord auf dem Golfplatz (1923)
- Poirot rechnet ab / Hercule Poirot rechnet ab (1924)
- Alibi / Roger Ackroyd und sein Mörder / Der Mord an Roger Ackroyd (1926)
- Die großen Vier (1927)
- Der blaue Express (1928)
- Das Haus an der Düne (1932)
- Dreizehn bei Tisch (1933)
- Die Frau im Kimono / Mord im Orient-Express / Der rote Kimono (1934; Verfilmung)
- Nikotin (1934)
- Tod in den Wolken (1935)
- Der ABC-Fahrplan / Die Morde des Herrn ABC (1936)
- Karten auf den Tisch / Mit offenen Karten (1936)
- Eine Frau in Gefahr / Mord in Mesopotamien (1936)
- Der Tod auf dem Nil (1937)
- Der ballspielende Hund (1937)
- Hercule Poirot schläft nie (1937)
- Der Tod wartet / Rendezvous mit einer Leiche (1938)
- Hercule Poirots Weihnachten (1938)
- Das Geheimnis der Schnallenschuhe (1940)
- Morphium (1940)
- Rätsel um Arlena / Das Böse unter der Sonne (1941)
- Das unvollendete Bildnis (1942)
- Das Eulenhaus (1946)
- Die Arbeiten des Herkules (1947)
- Der Todeswirbel (1948)
- Der Wachsblumenstrauß (1953; Verfilmung)
- Die Kleptomanin (1955)
- Wiedersehen mit Mrs. Oliver (1956)
- Die Katze im Taubenschlag (1959)
- Auf doppelter Spur (1963)
- Die vergessliche Mörderin (1966)
- Schneewittchen-Party (1969)
- Elefanten vergessen nicht (1972)
- Auch Pünktlichkeit kann töten (1974)
- Vorhang (1975)
- Hercule Poirots Casebook (1984)
Miss Marple - Reihe
- Mord im Pfarrhaus (1930)
- Der Dienstagabend-Klub / Die verschwundenen Goldbarren (13 Kriminalgeschichten, 1932)
- Die Uhr war Zeuge (1935)
- Miss Marple: Das Rätsel der Tänzerin / Die Tote in der Bibliothek (1942)
- Die Schattenhand (1942)
- Ein Mord wird angekündigt / Miss Marple: Der Täter lässt bitten (1950)
- Vier Frauen und ein Mord (1951; Verfilmung)
- Fata Morgana (1952)
- Das Geheimnis der Goldmine / Miss Marple: Das Geheimnis der Amseln (1953)
- 16 Uhr 50 ab Paddington (1957; Verfilmung)
- Dummheit ist gefährlich / Mord im Spiegel oder Dummheit ist gefährlich / Miss Marple: Die Botschaft der Madonna (1962)
- Karibische Affäre / Miss Marple: Karibischer Sommer (1964)
- Bertrams Hotel (1965)
- Das Schicksal in Person (1971)
- Ruhe Unsanft (1976)
- Miss Marple's Final Cases und two other Stories (1979)
- Miss Marples Fälle (1985)
Tommy und Tuppence Beresford - Reihe
- Die Abenteurer G.m.b.H. / Ein gefährlicher Gegner (1922)
- Die Büchse der Pandora (1929)
- Das Haus der Mrs. Perenna / Rotkäppchen und der böse Wolf (1941)
- Lauter reizende alte Damen (1968)
- Alter schützt vor Scharfsinn nicht / Die geheimnisvolle Botschaft (1973)
Andere Bücher
- Der Mann im braunen Anzug (1924)
- Die Memoiren des Ministers / Die Memoiren des Grafen (1925)
- 7 Uhren / Der letzte Joker (1929)
- Das Geheimnis von Sittaford (1931)
- Mörderblumen (1934)
- Ein Schritt ins Leere (1934)
- Und dann gabs keines mehr / Letztes Weekend / Zehn kleine Negerlein (1939)
- Das Sterben in Wychwood (1939)
- Kurz vor Mitternacht (1944)
- Rächende Geister (1944)
- Blausäure (1945)
- Das krumme Haus (1946)
- Sie kamen nach Bagdad (1951)
- Der unheimliche Weg (1954)
- Feuerprobe der Unschuld / Tödlicher Irrtum oder Feuerprobe der Unschuld (1958)
- Das fahle Pferd (1961)
- Mord nach Maß (1967)
- Passenger to Frankfurt. An Extravaganza (1970; bisher nicht auf Deutsch erschienen)
Autobiographien
- Erinnerung an glückliche Tage (1946)
- Meine gute alte Zeit. Die Autobiographie einer Lady (1977)
Als Mary Westmacott
- Singendes Glas (1930)
- Das unvollendete Porträt (1934)
- Ein Frühling ohne Dich / Verdrängter Verdacht (1944)
- Die Rose und die Eibe (1948)
- Sie ist meine Tochter (1952)
- Spätes Glück (1956)
Über Kritiken an ihren Werken
Agatha Christies Werke erfreuen sich in der Literaturkritik und -wissenschaft nicht der Hochachtung, die manchen ihrer Kollegen (Raymond Chandler, Dashiell Hammett) gezollt wird. Die Bewertung lässt sich dahin zusammenfassen, sie habe nicht wirklich spannende Geschichten geschrieben, nur Geschichten für Anfänger im Krimi-Lesen, die sich dann von Agatha Christie zu anderen Autoren „hinaufarbeiten“ könnten. Da ist gelegentlich von „Häkel-Krimis“ die Rede. Wer so urteilt, übersieht, dass der Krimi-Leser und -Zuschauer der Autorin die vermutlich spannendste Geschichte aus dem Gerichtssaal verdankt: „Zeugin der Anklage“ (im Original 1933 in einem Sammelband erschienen). Vor allem wird der schon erwähnte letzte Hercule Poirot-Roman „Vorhang“ (engl.: „Curtain“) bei solchem Urteil übersehen, den Agatha Christie während des Zweiten Weltkriegs schrieb, in den Panzerschrank ihrer Bank legte (für schlechte Zeiten) und der aus Anlass ihrer 85. Geburtstags 1975 veröffentlicht wurde.
Der Partner von Monsieur Poirot, Captain Hastings, erhält eine Einladung nach Styles, also genau dorthin, wo vor vielen Jahren ihre Freundschaft begonnen hat und beide am ersten Fall gearbeitet haben („Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles“/„Das fehlende Glied in der Kette“ – erschienen 1920). Hastings reist ab und findet seinen Freund in schlechtem Zustand vor. Poirot sitzt im Rollstuhl! Er trägt ein Toupet und offensichtlich ist sein berühmter Schnurrbart gefärbt! Die Überraschungen nehmen kein Ende, als Hastings erfährt, sein Freund sei auf Mörderjagd in Styles. Der Mörder, den Poirot stellen will, hat kein Verbrechen selbst begangen, sondern nur dazu angestiftet. Er beherrscht die Kunst, andere zu beeinflussen, so gut, dass es dem Mörder gelingt, andere zu Mordtaten anzustiften, obwohl alle Angestifteten vorher gute Bürger waren, keinerlei kriminelle Neigungen zeigten usw.
Es geht also um Beeinflussung, darum, andere zu Mordtaten anzustiften, so geschickt anzustiften, dass die, die da zu Mördern werden, sich der Beeinflussung nicht bewusst sind. Wird die Entstehungszeit – während des Zweiten Weltkriegs – berücksichtigt, ist der Schluss erlaubt, Agatha Christie habe sich von Zeitereignissen bestimmen lassen. Während des Zweiten Weltkriegs und spätestens ab 1945 stand die Frage zur Beantwortung an, wie war das eigentlich möglich, dass so viele in der Diktatur mitmachten? Wird nur ein Blick geworfen auf die höheren Chargen, auf die Verwaltungsbeamten, das Offizierscorps oder auf die Richterschaft, ist festzuhalten, dass alle dort Tätigen christlich erzogen und humanistisch gebildet waren. Alle hatten ein humanistisches Gymnasium besucht und waren Glied einer christlichen Kirche. Umgekehrt waren die, die sich zum Widerstand entschlossen, genauso erzogen. Was machte also den Unterschied aus? Der größere Teil machte mit; ein kleinerer Teil entschloss sich zum Widerstand.
In Agatha Christies Roman wird zu dieser Frage keine Antwort gegeben. Aber immerhin beschrieb die Autorin, wie es gemacht wird. Ihr letzter Hercule Poirot-Roman ist damit mit Sicherheit kein „Häkel-Krimi“, sondern hat die wichtigste ethische Frage zum Gegenstand, die sich nach 1945 stellte. Die zeitgenössische Literaturkritik übersah übrigens, als der Roman 1975 erschien, diesen Hintergrund des Romans vollkommen. Das mag daran liegen, dass damals, wie auch heute, das Urteil über die Autorin schon gefällt war.
Ihr berühmtestes Bühnenstück: Die Mausefalle
Das Kriminalstück „The Mousetrap“ (dt.: „Die Mausefalle“), 1947 entstanden, wird seit seiner Uraufführung am 25. November 1952 ununterbrochen jeden Abend in London gespielt und hält damit einen einsamen Rekord in der Theatergeschichte und steht damit auch im Guinness-Buch der Rekorde. Ursprünglich im „Ambassadors Theatre“ aufgeführt, zog es 1974 in das benachbarte, größere „St. Martin's Theatre“ um. Am 25. November 2002 wurde das 50-jährige Jubiläum im Beisein von Queen Elizabeth II. gefeiert. Im Laufe der Jahre wurde das Stück alleine in London ca. 22.000 mal gespielt. Weiterhin wurde es bisher in 24 Sprachen übersetzt und in 40 Ländern aufgeführt. Damit hat es über 10 Millionen Zuschauer erreicht. Die Einnahmen aus den Autorenrechten erhält Agatha Christies Enkel.
Verfilmungen des Stückes scheiterten bisher daran, dass, nach einer Verfügung von Christie, diese erst nach Absetzung des Stückes in dem Theater in Angriff genommen werden dürfen. Damit ist aber bis auf Weiteres nicht zu rechnen.
Inhalt
Molly und Giles Davis haben ihr Anwesen „Monkswell Manor“ in eine Pension umgewandelt und freuen sich auf ihre ersten Gäste. Kurz nach deren Eintreffen wird das Haus bei einem Schneesturm völlig eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten. Nur ein Polizist kann sich noch in das Haus durchschlagen und warnt die Anwesenden vor einem wahnsinnigen Mörder, der sich unter ihnen befinden soll und der bald darauf auch schon zuschlägt.
Am Ende des Bühnenstücks richtet sich ein Sprecher auf der Bühne an das Publikum und bittet es, die Auflösung des Stückes nicht zu verraten, was bei der riesigen Anzahl der bisherigen Besucher ein wenig kurios anmutet. Dem Wunsch soll aber auch hier nachgekommen werden.
Eine Variation der Geschichte ist auch in „Zehn kleine Negerlein“ (engl.: „Ten little Niggers or the Last Weekend“, 1939) zu finden. Auch hier werden alle Personen an einem abgeschiedenen Ort von einem unbekannten Mörder dezimiert.
Weitere Bühnenstücke
- Alibi (Vorlage: Roman The Murder of Roger Ackroyd)
- Black coffee
- Premiere: 8. Dezember 1930 im „Embassy Theatre“, London
- Love from a Stranger (Vorlage: Kurzgeschichte Philomel Cottage aus der Sammlung The Listerdale Mystery)
- Cards on the Table (nach dem gleichnamigen Roman)
- Premiere: 9. Dezember 1936
- Peril at End House (nach dem gleichnamigen Roman)
- Ten little Niggers (nach dem gleichnamigen Roman)
- Premiere: 17. November 1943 im „St. James' Theatre“, London
- Appointment with Death (nach dem gleichnamigen Roman)
- Murder on the Nile (Vorlage: Roman Death on the Nile)
- Premiere: 9. April 1945 u.d.T. „Hidden Horizon“ in Wimbledon, u.d.T. "Murder on the Nile" am 19. März 1946 im „Ambassadors Theatre“, London
- Murder at the Vicarage (nach dem gleichnamigen Roman)
- Premiere: 16. Dezember 1949 im „Playhouse“, London
- The Hollow (nach dem gleichnamigen Roman)
- Witness for the Prosecution (Vorlage: die gleichnamige Kurzgeschichte aus der Sammlung The Houd of Death and Other Stories)
- Premiere: 28. Oktober 1953 im „Winter Garden Theatre“, London
- Spider's Web
- Premiere: 13. Dezember 1954 im „Savoy Theatre“, London
- Towards Zero (nach dem gleichnamigen Roman)
- Premiere: 4. September 1956 im „St. James' Theatre“, London
- Verdict
- The unexpected Guest
- Premiere: 12. August 1958 im „Duchess Theatre“, London
- Go Back for Murder (Vorlage: Roman Five little pigs)
- Rule of Three (bestehend aus den drei Einaktern The Rats, Afternoon at the Seaside und The Patient)
- Premiere: 20. Dezember 1962 im „Duchess Theatre“, London
- Fiddlers Three
- Premiere: 1972
- A Murder is Announced (nach dem gleichnamigen Roman)
- Premiere: 21. September 1977 im „Vaudeville Theatre“, London
- Akhnaton (wurde bislang noch nicht aufgeführt)
Hörspiele
- The Yellow Iris (1937)
- Three Blind Mice (1947)
- Butter In a Lordly Dish (1948)
- Personal Call (dt. Die Stimme aus dem Grab) (1960)
Sonstiges
Filmdokumentationen über Agatha Christie
- Die Lady mit dem Gift. Das Leben der Agatha Christie. Deutsche TV-Dokumentation von Peter Reichelt, ZDF 1987, 45 Minuten
- Mord als Märchen? Der Erfolg der Agatha Christie. Britische TV-Dokumentation von und mit Janet Morgan, 1986, 45 Minuten
Computerspiele nach Romanen von Agatha Christie
Nachdem 2004 Mathew Prichard, Enkel der Schriftstellerin, die Rechte abgab, kündigten AWE Games und The Adventure Company Anfang 2005 an, fünf Computerspiele auf Basis von Agatha-Christie-Romanen zu entwickeln. Bislang ist die PC-Umsetzung Und dann gabs keines mehr erschienen und das auf Mord im Orientexpress basierende Spiel in Entwicklung. Bei den Spielen handelt es sich um klassische Point-and-Click-Adventures.
Literatur
- Monika Gripenberg: Agatha Christie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-50-493-6
- Janet Morgan: Agatha Christie. Das Leben einer Schriftstellerin - spannend wie einer ihrer Romane (OT: Agatha Christie. A Biography). Heyne, München 1990, ISBN 3-453-02619-5
- Charlotte Trümpler (Hrsg.): Agatha Christie und der Orient - Kriminalistik und Archäologie, Ausstellungskatalog Ruhrlandmuseum Essen. Scherz Verlag, Bern 1999, ISBN 3-502-15750-2
- I. I. Revzin: Zur semiotischen Analyse des Detektivromans am Beispiel der Romane Agatha Christies, in Jochen Vogt (Hrsg.): Der Kriminalroman. Poetik - Theorie - Geschichte. UTB für Wissenschaft, Band 8147. Fink, München 1998, 581 S., ISBN 3-8252-8147-7 (UTB) & ISBN 3-7705-3226-0 (Fink)
Werke im Web
Weblinks
- Offizielle Webseite (Englisch)
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Agatha Christie auf Krimi-Couch.de - Porträt, Bibliographie, Rezensionen.
- Kurzbiografie
- Internetpräsents zu den auf Christies Romanen basierenden Computerspielen (Englisch)
- Vorlage:IMDb Titel - Spielfilm über das geheimnisvolle Verschwinden von Agatha Christie
- Computerspiel: „Agatha Christie : Und dann gabs keines mehr“ - Vorstellung des Adventures zum gleichnamigen Roman
Personendaten | |
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NAME | Christie, Agatha Mary Clarissa |
ALTERNATIVNAMEN | Mary Westmacott (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | englische Krimi-Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 15. September 1890 |
GEBURTSORT | Torquay, England |
STERBEDATUM | 12. Januar 1976 |
STERBEORT | Wallingford, England |