Zypern

Insel im östlichen Mittelmeer
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Zypern ist eine Insel im östlichen Mittelmeer.

Satellitenbild Zyperns

Geografie

 
Karte Zyperns

Mit einer Fläche von ca. 9.251 km² (griechischer Teil ca. 5.384 km², türkischer Teil ca. 3.355 km², SBAs Akrotiri und Dhekelia ca. 255 km², Pufferzone ca. 4%) ist Zypern nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer (West-Ost-Ausdehnung ca. 230 km, Nord-Süd-Ausdehnung ca. 95 km). Die Entfernung zur Südküste des türkischen Festlandes beträgt ca. 75 km, zur Westküste Syriens ca. 95 km, nach Ägypten ca. 325 km. Zypern gehört zu Asien und bildet kulturell die Schnittstelle zwischen den Kontinenten Asien, Afrika und Europa.

Zwei Gebirgszüge durchziehen die Insel: Die zur Küste hin abfallende, sonst schroffe Kette des Pentadaktylos (Beşparmak) im Nordosten und das vulkanische, waldreiche Troodos-Gebirge im südlichen Landesinnern, mit dem Olympos (1.952 m) als höchster Erhebung. Die rund 700 km lange Küste bietet teils ausgedehnte Sand- und Kiesstrände sowie steil abfallende Felsküsten mit kleinen Buchten.

 
Topographie Zyperns

Zypern besitzt ein mediterranes Klima mit deutlich kontinentaler Ausprägung. Die südliche Lage bedingt höhere Temperaturen als im nördlichen Mittelmeeraum, und von der levantinischen Küste wehen oft heiße Wüstenwinde übers Meer. Das Mittelmeer um Zypern hat die höchsten Wassertemperaturen im gesamten Raum. Im Februar werden etwa 17 °C, im August um 28 °C erreicht.

Das Land leidet chronisch unter Wassermangel. Regen fällt vor allem von Dezember bis April. Von Mai bis November ist es trocken und vor allem im Landesinneren z. T. sehr heiß. Nikosia hat im Juli und August eine durchschnittliche Höchsttemperatur von 37 °C, was nur 2 °C unter der Temperatur in Dubai liegt, aber 8 °C wärmer ist als auf Mallorca. In Extremfällen steigt das Thermometer im Zentrum der Insel im Hochsommer auf 47 °C. An den Küsten ist es während des Sommers meist am Tag 30 bis 35 °C warm, in der Nacht kühlt es auf 20 bis 23 °C ab. Der Westen der Insel um die Stadt Pafos ist 2 bis 4 °C kühler als der Osten. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen 15 °C und 20 °C am Tage, von Zeit zu Zeit auch darüber, selten darunter. Oberhalb von 1.500 m kann es Schnee geben.

Flora und Fauna

Zypern ist eine grüne Insel, die waldreichste im gesamten Mittelmeerraum.

Aleppo-Kiefern, Pinien, Platanen, Zedern und Steineichen wachsen im Troodos-Gebirge – dem „Schwarzwald“ Zyperns. Die flach abfallenden Ränder des Troodos sind bedeckt mit Apfel-, Birnen-, Pfirsich-, Mandel- und Nussbäumen sowie mit Weinfeldern. Im Übrigen wird das Bild der Insel von Zypressen, Oliven- und Johannisbrotbäumen geprägt.

Orangen- und Grapefruithaine herrschen in der Umgebung von Lemesos und Güzelyurt vor. Das "Land der roten Erde" im Südosten gilt als Gemüsegarten Zyperns mit Kartoffeln, Auberginen, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und anderen Arten. Feigen und Granatäpfel wachsen im Nordwesten. Im Südwesten, bei Pafos, gibt es bedeutende Weingärten und ausgedehnte Bananenplantagen.

Im Frühling bedeckt ein Blumenteppich die Insel. Nicht weniger als 1.800 Blütenpflanzen blühen, vor allem Anemonen, Narzissen, Gladiolen, Iris, Goldwurz, Tulpen und Klatschmohn. Auch 44 Arten von Orchideen kommen vor. Im Herbst, mit den ersten Regenfällen, sprießen unter anderem Traubenhyazinthen, Weihnachtsstern und Hahnenfuß. Bougainvillea blüht das Jahr hindurch.

Das Zypern der Antike war mit Wäldern bedeckt, heute sind nur noch etwa 17 % der Insel (im wesentlichen im Troodos-Gebirge und im Beşparmak) von Wald bedeckt. Eingriffe des Menschen, Ziegen und häufige Waldbrände haben dazu beigetragen, den Waldbestand zu vermindern. Heutzutage bemüht man sich, den Waldbestand durch Neubepflanzung zu vergrössern. Das Überleben neu gepflanzter Bäume wird durch Wassermangel erschwert. Einige fremde Arten wurden eingeführt (verschiedene Tannenarten, Akazien, Fichten, Eukalyptus).

Fossilien und archäologische Funde belegen, dass auf Zypern bis in die Nacheiszeit eine verzwergte Fauna hauptsächlich aus Nilpferden und Elefanten lebte, die allerdings bereits im Neolithikum ausgestorben ist. Schweine, Rinder, Ziegen, Damhirsche und Wildschafe sowie Füchse und Wildkatzen wurden von den ersten Bauern mitgebracht. Die Schafe verwilderten und lebten auf der Halbinsel Akamas. Die ebenfalls eingeführten Rinder verschwanden nach relativ kurzer Zeit und wurden erst im Endneolithikum wieder eingeführt. Heute gibt es auf Zypern nur noch das Wildschaf, fälschlicherweise Mufflon genannt.

Jährlich kommen die Meeresschildkröten an die Küsten von Akamas, Varosha und des Karpaz, um Eier zu legen. Um diese Tiere zu schützen und ihre unbehinderte Fortpflanzung zu ermöglichen, verabschiedete die zyprische Regierung ein Programm. Für die Dauer der Eiablage werden die Strände, die die Schildkröten zum Nisten bevorzugen, für Menschen gesperrt.

Neben den im Mittelmeer üblichen Fischarten tummeln sich an den Stränden im Osten der Insel auch Tierarten, die durch den Suez-Kanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer kamen. So sind Rostnacken-Papageifische, Gelbflossen-Doktorfische u. v. a. zu bewundern.

Die Vogelwelt Zyperns umfasst 340 Arten. Die Insel ist ein Durchzugsgebiet vieler Zugvögel. 46 Arten verbringen das ganze Jahr auf Zypern, und 27 der Zugvogelarten nisten auf der Insel und pflanzen sich dort fort. Die Wälder der großen Troodos–Gebirgskette und die Höhenlagen des Besparnak sind die vogelreichsten Gebiete. U. a. sind hier der Buchfink, der Fichtenkreuzschnabel, das zyprische Rebhuhn, die Nachtigall und der Seidensänger zu finden.

Bevölkerung

Die 721.000 Zyperngriechen (2004) machen rund 73 % der Bevölkerung aus. Die Zahl der türkischen Zyprioten beträgt etwa 150.000 (2006). Nach der Intervention der Türkei als Garantiemacht und der militärischen Besetzung des Nordteils der Insel im Jahre 1974 wurden im Norden unter Protest der Vereinten Nationen etwa 40.000 Türken angesiedelt. Dazu kommen 30.000 türkische Soldaten. Genaue Berechnungen sind wegen des Mangels an aktuellen Zahlen nur schwer anzustellen. Während im südlichen Teil der Insel über 2.000 Türken leben, sind es im Nordteil nur 500 Griechen. Man geht heute von 73 % Zypern-Griechen und 27 % Zypern-Türken (inkl. Siedler vom Festland) auf der Insel aus.

Neben Griechisch, Türkisch und arabisch (Maroniten) wird auch Englisch u. a. als Bildungs- und Verkehrssprache gesprochen. Seit der türkischen Intervention leben ca. 200.000 griechische Zyprer aus dem türkisch besetzten Norden als Flüchtlinge im griechischen Süden der Insel, die vielen türkischen Flüchtlinge aus dem Süden haben teilweise Ortschaften gegründet, deren Namen an ihre alten Heimatorte erinnern. Alle älteren türkischen Zyprioten sprechen auch griechisch, in einigen Dörfern auf der Karpas-Halbinsel ist die Schwarzmeer-Mundart Verkehrssprache.

An der Nordspitze Zyperns gibt es Dörfer, deren maronitische Bevölkerung eine arabische Mundart spricht. Das in Kormakiti gesprochene Kormakiti-Arabisch ist in Wortschatz, Phonetik und Grammatik stark vom Griechischen beeinflusst und erweckte das Interesse von Arabisten. Die jungen Männer arbeiten heute aufgrund ihres Sonderstatuts (kein Militärdienst) weitgehend im Süden der Insel, während Frauen, Kinder und alte Leute die Felder bestellen.

Im Norden leben außerdem 16.520 Studenten, davon 14.624 aus der Türkei. Sehr viele Studenten kommen auch aus den Palästinensischen Autonomiegebieten.

Religion

Der größte Teil der Bewohner sind orthodoxe Christen, etwa 78 %. Die östlich-orthodoxe Kirche von Zypern (auch "zyprisch-orthodoxe Kirche") ist bereits seit dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 autokephal und befindet sich in vollständiger Glaubensgemeinschaft mit den anderen orthodoxen Kirchen. Die türkischsprachige Bevölkerung ist zu 99 % sunnitisch-muslimischen Glaubens. Ca. 1 % der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an. Außerdem gibt es auch eine eigene Apostolische Nuntiatur (Sitz eines Nuntius-Botschafters). Ebenfalls ungefähr 1 % der Einwohner sind maronitische Bewohner. Sie besitzen den einzigen auf Zypern selbst ansässigen Erzbischof.

Städte

Hauptartikel Städte in Zypern und Orte in Nordzypern

Eingebettet in die beiden Gebirgsketten liegt die fruchtbare Mesaoria-Ebene, in deren Zentrum die Hauptstadt Nikosia (griechisch: Lefkosía, türkisch: Lefkoşa, ca. 195.000 Einwohner) liegt. Weitere größere Städte sind die Häfen Larnaca (ca. 66.400 Einwohner), Limassol (griechisch: Lemesos, ca. 148.700 Einwohner) und (Nea) Pafos (ca. 36.300 Einwohner) an der Südküste (von Ost nach West), sowie Famagusta (türkisch: Gazimagusa, griechisch: Ammochostos, ca. 27.700 Einwohner) und Kyrenia (griechisch: Keryneia, türkisch: Girne, ca. 12.500 Einwohner) im türkischen Norden. Daneben verdient das an der Südostküste gelegene und zu einem wichtigen Tourismuszentrum gewordene Dorf Agia Napa Erwähnung.

Bodenschätze

Auf Zypern gibt es Kupfer und Asbest, in den Bergen befinden sich große Marmorgebiete und Pyritminen. Dort gibt es auch Gipsgestein und Salzablagerungen. An den Stränden wird Tonerde abgebaut.

Landwirtschaft

Auf Zypern werden häufig Zitrusfrüchte angebaut. Hinzu kommt die Erzeugung von Gemüse. Fast verwunderlich ist es, dass zyprische Kartoffeln zu den Export-Schlagern (meist nach Großbritannien) gehören. Im griechischen Teil wird außerdem Gerste angebaut. Bei vielen Anbausorten (Obst, Gemüse und Getreide) sind zwei Ernten im Jahr durch das ausgesprochen milde Klima möglich. Fast jede Familie griechischer Zyprer hat irgendwo auf der Insel noch ein kleines Stück Land, auf dem für den Eigenbedarf angebaut wird. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen werden jedoch seit dem EU-Beitritt immer kleiner (besonders in den Touristenregionen), da Briten verstärkt Land und Häuser für den Altersruhesitz kaufen, zudem in der EU z. T. Brachflächen gefördert werden. Im nördlichen Teil werden bevorzugt Geflügel und Lämmer aufgezogen. Auf der gesamten Insel gibt es außerdem noch einige größere Olivenplantagen. Fremde Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft kommen immer häufiger aus dem Norden - völlig legal -, anders, als in der Tourismusbranche (hier sind es in erster Linie polnische Saisonkräfte).

Geschichte

 
Burg von Kyrenia (Girne)

Hauptartikel: Geschichte Zyperns

Die erste konstante Besiedlung Zyperns erfolgte in der Jungsteinzeit. In Aetokremnos wurden zwar epipaläolithische Befunde ausgegraben, eine länger andauernde Besiedlung ist jedoch unsicher. Die neolithische Besiedlung erfolgte im 9. Jahrtausend von Syrien aus. Das bekannteste Dorf der Jungsteinzeit ist Khirokitia bei Kalavassos, weitere Fundorte aus dem präkeramischen Neolithikum (PPNB) sind Kastros, Shillourokambos, Ais Yiorkis und Tenta. Seit der Bronzezeit belieferte Zypern das östliche Mittelmeer mit Kupfer. In der ausgehenden Bronzezeit entstanden auf Zypern Handelsstädte wie Enkomi, die in engem Kontakt mit der Levante standen.

Den Hethitern und Ugarit war Zypern (oder ein Teil der Insel) als Alašija bekannt, es bestanden Handelsbeziehungen. Um 1200 v. Chr. kam die Insel unter Mykenes Einfluss, lokal wurde Keramik hergestellt, die mykenische Vorbilder umsetzt, diese fand weiter Verbreitung in der Levante. Danach war Zypern Teil der assyrischen, ägyptischen und persischen Einflusssphäre. Das Königreich Salamis errang nach und nach die Vorherrschaft über die Insel. 332 v. Chr. gingen die Könige von Zypern zu Alexander des Großen über und Zypern wurde in dessen Reich eingebunden. Nach dem Zerfall des Reiches gehörte Zypern zum hellenistischen Ptolemäerreich.

58 v. Chr. gelangte die Insel unter römische Herrschaft und blieb römisch und oströmisch/byzantinisch bis 1184, zuletzt unter dem unabhängigen Kaiser Isaak Komnenos. Die Kreuzritter und die Familie Lusignan beherrschten die Insel bis 1489, danach gehörte die Insel bis 1571 zu Venedig. 1571 wurde die Insel für gut 300 Jahre osmanisch.

1878 verpachtete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien, das im Gegenzug dem Osmanischen Reich Unterstützung gegen einen Vorstoß der Russen zusagte; mit dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten annektiert, sie gehörte aber bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lausanne im Jahre 1923 formal noch der Türkei, die sie in besagtem Vertrag rückwirkend als seit 1914 durch Großbritannien annektiert anerkannte. 1925 wurde Zypern Kronkolonie.

Die ehemalige britische Kolonie wurde am 16. August 1960 aufgrund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) unabhängig.

In einem von der griechischen Junta inspirierten Putsch wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an. Unter Berufung auf ihre Rolle als Garantiemacht intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns.

1983 kam die Proklamation der Türkischen Republik Nordzypern (TRNZ), die jedoch von allen Ländern der Vereinten Nationen außer der Türkei nicht anerkannt wird (siehe Resolution 541 der Vereinten Nationen).

Im Jahr 2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, es erfolgte die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel zum 23. April 2003. 2004 scheiterte jedoch der Annan-Plan zur Wiedervereinigung in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns. Der Annan-Plan hatte für den griechischsprachigen Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Hätte der Plan auch im Südteil Akzeptanz gefunden, würde Zypern heute offiziell Vereinigte Republik Zypern heißen. Das türkischsprachige Pendant im Nordteil, auf dem heute die Türkische Republik Nordzypern errichtet ist, wäre dabei auf den Namen Türkisch-zyprischer Staat getauft worden. Die Türkische Republik Nordzypern hätte sich aufgelöst. Die heutigen Flaggen der Türkischen Republik Nordzypern sowie des heute provisorisch auch den Nordteil vertretenden Südteils von Zypern wären Geschichte geworden.

Aufgrund der Ablehnung des Annan-Plans im Südteil wurde Zypern am 1. Mai 2004 als geteiltes Land Mitglied der EU. Während die türkische Seite dem Plan und dem daraus resultierenden Zusammenschluss mit einer Mehrheit von 65% zugestimmt hatte, sprach sich eine überwältigende Mehrheit von 76% der griechischen Zyprioten gegen den Plan aus.

 
Historische Karte Zyperns von 1888 aus Meyers Konversationslexikon

Kultur

Musik

Hauptartikel: Zyprische Musik

Küche

Siehe auch

Commons: Zypern – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Zypern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Literatur

Sachbücher

  • Franz Georg Maier: Cypern - Insel am Kreuzweg der Geschichte München 1982. ISBN 3-406-09089-3
  • Pavlos Tzermias, Geschichte der Republik Zypern, 4. überarb. u. aktualis. Aufl. 2004, Francke Verlag, ISBN 377208060X
  • Andreas Schneider: Zypern (Archäologische Schätze, byzantinische Kirchen und gotische Kathedralen im Schnittpunkt der Kulturen Ostfildern 2005

Belletristik

  • Jetta Sachs-Collignon: Caterina Cornaro - Königin von Zypern, dtv, ISBN 3423201452

Quellen


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