Su Friedrich

US-amerikanische Filmschaffende
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Su Friedrich (*12. Dezember 1954) ist eine US-amerikanische Avantgarde-Filmerin, Regisseurin, Produzentin, Autorin und Kamerafrau. Sie gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Experimentalfilmerinnen und als Pionierin des Queer Cinema. Friedrich arbeitete bis 2022 als Professorin an der Princeton University in den Vereinigten Staaten.[1]

Leben

Su Friedrich wurde 1954 in New Haven, Connecticut, USA geboren. Ihre Mutter war Deutsche; sie war mit Friedrichs Vater, Paul Friedrich, der zu dieser Zeit als GI in Deutschland arbeitete, in die USA eingereist.[2]

Friedrich besuchte die University of Chicago (1971-72) und das Oberlin College (1972-1975) in den USA, wo sie einen B.A. in Kunst und Kunstgeschichte erwarb. Sie lebt in Brooklyn, New York, und arbeitet als Professorin am Center for the Creative and Performing Arts der Princeton University, wo sie seit 1998 Film- und Videoproduktion unterrichtet.[3] Ihren ersten Film Hot Water drehte sie 1978. Millerweile hat Friedrich mehr als 25 Filme und Videos produziert und meist dabei Regie geführt.[4][5]

Werke

Seit dem Beginn ihrer Arbeit in den späten 1970er Jahren gilt Su Friedrich als Führungsfigur des Avantgarde-Films und treibende Kraft bei der Etablierung des Queer Cinema. Friedrich navigiert zwischen verschiedenen Medien, Formaten und Sprechweisen; sie kombiniert narrativen Film mit Elementen des Dokumentar- und Experimentalfilms und erzeugt dabei neuartige Erzähl- und Sichtweisen.[6] Ihre filmische Palette umfasst Home Movies, Archivmaterial, Interviews und Drehbuch-Erzählungen.[7][8]

Ihre Themen bewegen sich zwischen Persönlichen und Politischen: von autobiografischen Filmen über ihre eigene Familie bis zur Untersuchung der gesellschaftlichen Vorstellungen von sexueller Identität. Themen sind häufig Machtstrukturen, Sexualität, patriarchale Frauenrollen sowie Homosexualität und Fragen der lesbischen Identität.[9]

Friedrichs Werk wurde in die Sammlungen des Museum of Modern Art, des Art Institute of Chicago, des Königlichen Belgischen Filmarchivs (Cinematek), des Centre Pompidou in Paris und der National Library of Australia aufgenommen. Ihr komplettes filmische Werk samt dem Original-Filmmaterial wird im Filmarchiv der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles aufbewahrt.[10][11][12]

Friedrichs Filme und Videos werden in den USA, in Kanada und in Europa gezeigt. Retrospektiven fanden unter anderem im Whitney Museum of American Art, beim Rotterdam International Film Festival, beim Stadtkino Wien, der Cinematheque Vancouver, dem National Film Theater in London und anderen Kunsteinrichtungen statt.[10]

Mit einem Team produzierte Friedrich 2020 eine Website zur Würdigung des afroamerikanischen Filmemachers William Greaves, dessen Werk die Geschichte der wichtigsten afroamerikanischen Persönlichkeiten im Kampf für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit in den USA erzählt.[13]

Stipendien und Auszeichnungen

Su Friedrich wurde unter anderem der Cal Arts Alpert Award[14] und der Peter S. Reed Lifetime Achievement Award 2000[15] verliehen. Für ihre Arbeiten erhielt sie Stipendien von der Rockefeller Foundation, von der John Simon Guggenheim Memorial Foundation, vom New York State Council on the Arts (NYSCA), der New York Foundation for the Arts (NYFA), dem Independent Television Service und der Jerome Foundation.[10]

Folgende ihrer Filme wurden ausgezeichnet:
  • The Odds of Recovery: Bester Dokumentarfilm - Femmedia Award, Identities Film Festival 2003, Wien, Österreich.[16][17]

Filmographie

Jahr Titel Länge Format Farbe Ton
1978 Hot Water 12min. Super 8 s/w sound
1979 Cool Hands, Warm Heart 16min. 16mm s/w still
1979 Scar Tissue 6min. 16mm s/w still
1981 Gently Down the Stream 14min. 16mm s/w still
1982 But No One 9min. 16mm s/w still
1985 The Ties That Bind 55min. 16mm s/w sound
1987 Damned If You Don't 42min. 16mm s/w sound
1990 Sink or Swim 48min. 16mm s/w sound
1991 First Comes Love 22min. 16mm s/w sound
1993 Rules of the Road 31min. 16mm Farbe sound
1993 Lesbian Avengers Eat Fire, Too 60min. video Farbe sound
1996 Hide and Seek 65min. 16mm s/w sound
2002 The Odds of Recovery 65min. 16mm Farbe sound
2004 The Head of a Pin 21min. Video Farbe sound
2005 Seeing Red 27min. Video Farbe sound
2008 From the Ground Up 54min. Video Farbe sound
2012 Practice Makes Perfect 12min. Video Farbe sound
2012 Gut Renovation 81min. Video Farbe sound
2013 Queen Takes Pawn 6.5min. Video Farbe sound
2016 I Cannot Tell You How I Feel 42min. Video color sound
2018 Edited by: The Companion Film, version 1 76min. Video s/w und Farbe sound
2019 Edited by: The Companion Film, version 2 113min. Video s/w und Farbe sound
2020 Cinetracts 5/10/20 2min. Video Farbe sound
2022 Today 57min. Video Farbe sound

Inhalt einiger Filme

Gently Down the Stream (Sanft den Bach runter)

Der Kurzfilm besteht aus Texten und abfotografierten Bildern, die vierzehn Träume von Friedrich aus acht Jahren Tagebüchern wiedergeben. Bilder von der Jungfrau Maria und von Christus, von einer Frau, die in einer Turnhalle auf einer Maschine rudert, einer anderen, die in einem Pool schwimmt, und einem Wasserkörper werden mit jeweils einem von Hand eingekratzten Wort kombiniert und ziehen das Publikum in Friedrichs Bewusstseinsfluss.[18]

The Ties That Bind (Fäden, die verbinden)

The Ties That Bind ist ein Dokumentarfilm über Su Friedrichs Mutter, die in Ulm, Deutschland, geboren wurde und in der Nazizeit aufwuchs. Im Mittelpunkt des Films steht die Erzählung der Mutter über ihre persönliche Geschichte in Deutschland, den Aufstieg des Nationalsozialismus, das Leben während des Krieges und den Tag, an dem der Krieg zu Ende war, in Form eines Interviews mit der Tochter/Regisseurin. Die Stimme der Mutter wird durch verschiedene Bilder und Filme illustriert, darunter auch Friedrichs Reise nach Deutschland, eine Szene von einer Anti-Atomkraft-Demo in New York sowie persönlichen Fotos der Mutter. Der Film knüpft Fäden zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Mutter und Tochter.[19]

Damned If You Don’t (Verdammt, wenn du es nicht tust)

Damned If You Don't ist ein Film über Katholizismus und Lesbianismus, insbesondere über die Sexualität von Nonnen. Die Erzählung des Films hat drei Ebenen: eine junge Frau, die eine junge Nonne verführt; die Adaption von Powells und Pressburgers Film Black Narcissus (1947) über eine Nonne in einem Kloster im Himalaya; und die Lektüre von Judith C. Browns Immodest Acts: The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy[20]. Durch die vielschichtigen Erzählweisen entlarvt Damned If You Don't die im Melodram übliche Annahme, dass alles Begehren heterosexuell ist, und zeigt eine neue Richtung der Darstellung von weiblichem Begehren, Lust und Sexualität.[21][22]

Sink or Swim (Schwimmen oder Untergehen)

In sechsundzwanzig Kurzgeschichten beschreibt Sink or Swim Ereignisse in der Kindheit, die die Vorstellungen eines Mädchens über Vaterschaft, Familienbeziehungen, Arbeit und Spiel geprägt haben. Im Laufe der Geschichten entsteht ein zweifaches Porträt: das des Vaters, der sich mehr um seine Karriere als um seine Familie kümmerte, und das einer Tochter, die von seinem Verhalten zutiefst betroffen war. Einen Kontrapunkt zu dem eindringlichen Text bilden sinnliche Schwarz-Weiß-Bilder, die außergewöhnliche wie auch gewöhnlichen Ereignisse des täglichen Lebens zeigen.[23]

2015 wählte die United States Library of Congress Sink or Swim zur Aufnahme ins Nationale Filmregister aus, weil er "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" sei.[24][25]

Hide and Seek (Verstecken und Suchen)

Hide and Seek ist eine Erkundung des lesbischen Erwachsenwerdens in den 1960er Jahren. Lou ist ein 12-jähriges Mädchen, das in einem Baumhaus träumt, versucht, keinen Aufklärungsfilm zu sehen, einen Steinwurfwettbewerb gewinnt und entsetzt feststellt, dass ihre beste Freundin sich für Ohrringe und Jungen interessiert. Verwoben mit Lous Geschichte sind die meist lustigen, manchmal schmerzhaften Erinnerungen erwachsener Lesben, die versuchen herauszufinden, wie sie jemals von dort nach hier gekommen sind. Abgerundet wird der Film durch Ausschnitte aus einer Vielzahl alter Wissenschafts- und Lehrfilme, die mit den Schwarz-Weiß-Bildern von Lous Welt vermischt sind.

From the Ground Up (Von Grund auf neu)

Friedrich verendet in ihrer Arbeit persönliche Erzählungen, um ihre politischen Überzeugungen zu illustrieren. In ihrem neuen Film From the Ground Up folgt sie dem Weg des Kaffees von der Bohne bis zum gekauften Gebräu, um zu verstehen, "wie die Tasse Kaffee, die sie gerade an der Schubkarre gekauft hatte, nur fünfzig Cent kosten konnte".[26]

Wir beginnen bei den Bauern auf dem Land in Guatemala und folgen der Bohne vom Exporteur in Guatemala-Stadt über den Importeur in Charleston, SC, bis hin zum Röster in Queens, bevor sie in einem Einkaufswagen in Manhattan landet. Anstatt eine traditionelle Sozialdokumentation zu machen, drehte Friedrich einen Film, der ihre eigene Erfahrung widerspiegelt, "die darin bestand, dass sie von dem unvorstellbaren Ausmaß und der Komplexität der Kaffeeindustrie und der oft zermürbenden körperlichen Arbeit, die nötig ist, um aus diesen Setzlingen schließlich eine Tasse Kaffee zu machen, überwältigt war." Während der Dreharbeiten wurde Friedrich zu einer Anhängerin der Fair-Trade-Bewegung und widmete ihren Film der Bewegung und den beteiligten Menschen.[27]

Gut Renovation (Darmsanierung)

Ein Dokumentarfilm über die Gentrifizierung von Williamsburg, Brooklyn, durch die langjährige kleine Geschäfte, Gewerbebetriebe und Bewohner vertrieben wurden.[28][29]

Literatur

  • Su Friedrich - Interviews. Edited by Sonia Misra & Rox Samer. Conversations with Filmmakers Series. In: Film Studies, Women's, Gender, and Sexuality Studies. University Press of Mississippi 2022, ISBN 9781496838162.
  • Su Friedrich (Contemporary Film Directors) by Barbara Mennel. University of Illinois Press 2023, ISBN 9780252045288.
  • Su Friedrich: Interviews by Sonia Misra und Rox Samer. University Press of Mississippi 2022, ISBN 9781496838186.
  • Gilad Padva: Queer Nostalgia in Cinema and Pop Culture. 1st Auflage. Palgrave Macmillan, 2014, ISBN 978-1-349-44317-8, Autobiography, autogynography, and autoqueerography, S. 129–138.

Einzelnachweise

  1. Summary of Su Friedrich, Su Friedrich website. Archiviert vom Original am 28. Mai 2019; abgerufen am 11. Juni 2012.
  2. DAMNED IF YOU DON’T. Retrospektive Su Friedrich | Filmkollektiv Frankfurt. Abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  3. Su Friedrich. In: Lewis Center for the Arts. Abgerufen am 12. März 2017 (amerikanisches Englisch).
  4. Su Friedrich | Another eXperiment by Women Film Festival. 1. August 2016, abgerufen am 20. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  5. Olhar de Cinema: Official Selection 2022: Retrospective and Classics. In: Olhar de Cinema – Festival Internacional de Curitiba. 5. Mai 2022, abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Queering Technology und “Seeing Red“ von Su Friedrich - KHM. In: Kunsthochschule für Medien Köln. Abgerufen am 20. Juli 2023.
  7. DAMNED IF YOU DON’T. Retrospektive Su Friedrich | Filmkollektiv Frankfurt. Abgerufen am 20. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. Princeton's Su Friedrich and Her Website Salute the Vital, Often Unsung Work of Women Editors Throughout History. In: CineMontage. 11. Oktober 2019, abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. Lynn Bell, Su Friedrich, Senses of Cinema, website
  10. a b c Su Friedrich. In: Princeton University. Abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  11. Su Friedrich Collection. In: Academy Film Archive. 13. Oktober 2015;.
  12. Preserved Projects. In: Academy Film Archive.
  13. Through a new website, Visual Arts Professor Su Friedrich raises awareness about American filmmaker William Greaves. Lewis Center Princeton, 29. September 2020, abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. Su Friedrich | The Herb Alpert Award in the Arts. In: herbalpertawards.org. 23. März 2013, abgerufen am 12. März 2017.
  15. Peter S. Reed 2000. In: www.petersreedfoundation.com. Archiviert vom Original am 13. März 2017; abgerufen am 12. März 2017 (englisch).
  16. Su Friedrich: The Odds of Recovery. Downstream Productions, 1. September 2002, abgerufen am 22. Juli 2023.
  17. The Odds of Recovery. Abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  18. Scott MacDonald, "Su Friedrich: Reappropriations.” Film Quarterly Vol.41 No.2 Winter 1987–1988: 34–43.
  19. Su Friedrich: Filme über ihre Mutter, 1984 und 2016. In: Internationales Frauen Film Fest. Abgerufen am 22. Juli 2023 (deutsch).
  20. Immodest Acts: The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy. In: Wikipedia. 19. Februar 2023 (wikipedia.org [abgerufen am 20. Juli 2023]).
  21. Scott MacDonald, "Su Friedrich: Reappropriations.” Film Quarterly Vol.41 No.2 Winter 1987–1988: 34–43.
  22. DAMNED IF YOU DON’T. Retrospektive Su Friedrich | Filmkollektiv Frankfurt. Abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  23. Fred Camper: Daddy's Girl. 7. Februar 1991, abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  24. Mike Barnes: 'Ghostbusters,' 'Top Gun,' 'Shawshank' Enter National Film Registry. In: The Hollywood Reporter. 16. Dezember 2015, abgerufen am 16. Dezember 2015.
  25. Robert Delany: Su Friedrich Reflects on 30 Years of 'Sink or Swim'. In: Split Tooth Media. 2. Oktober 2020, abgerufen am 22. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  26. From the Ground Up. In: film.at. Abgerufen am 20. Juli 2023.
  27. Su Friedrich: From the Ground Up (2007) by Su Friedrich. 3. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2023.
  28. Gut Renovation | Viennale. Abgerufen am 20. Juli 2023.
  29. Gut Renovation. Abgerufen am 20. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).