Weißbuch

Sammlung mit Vorschlägen zum Vorgehen in einem bestimmten Bereich
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Ein Weißbuch ist eine Sammlung mit Vorschlägen zum Vorgehen in einem bestimmten Bereich.

Historische Bedeutung

Das Weißbuch im ursprünglichen Sinn ist eines der internationalen Bunt- oder Farbbücher. Darunter versteht man Dokumentensammlungen, die die Regierung eines Staates veröffentlicht, um Orientierung über politische Fragen zu geben, die meist die Außenpolitik betreffen. Oft dient es der Rechtfertigung des eigenen politischen Handelns.

Die Veröffentlichung solcher diplomatischer Akten erfolgt in den verschiedenen Ländern in Büchern mit Umschlägen in bestimmten Farben: im Vereinigten Königreich sind sie blau, in Italien grün, in Frankreich gelb, in Deutschland weiß, in den USA und in Österreich rot, in Japan grau, und in Russland waren sie bis 1917 orange.

Weißbücher der EU

Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Weißbücher enthalten Vorschläge für ein gemeinschaftliches Vorgehen in einem bestimmten Bereich. Sie knüpfen zum Teil an Grünbücher an, die einen Konsultationsprozess auf europäischer Ebene in Gang setzen.

Beispiele: Die Weißbücher zur Vollendung des Binnenmarktes, zu Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sowie zur Angleichung der binnenmarktrelevanten Rechtsvorschriften der assoziierten Staaten Mittel- und Ost-Europas. Wird ein Weißbuch vom Rat positiv aufgenommen, kann aus ihm ein Aktionsprogramm der Union für den betreffenden Bereich entstehen.

»White Papers« in der IT

Als White Paper (Englisch für Weißbuch) werden Überblicke über Leistungen, Standards und Technologien zu IT-Themen bezeichnet. Sie geben auf zwei bis zehn Seiten einen Überblick über Vor- und Nachteile, Kosten und Einsparungspotenziale. Sie sollen die Kompetenzen zeigen und das Vertrauen wecken.

Oft wird zu einem bestimmten, klar eingegrenzten Themengebiet durch Auflistung von Pro- und Kontra-Argumenten ausführlich Stellung genommen. White Paper sind ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit, das besonders im Internet angewandt wird. Die Sprache wird meist fachlich gehalten und es wird bewusst auf verkäuferische Floskeln verzichtet. Nach den Ursprüngen im IT-Umfeld werden sie heute auch in anderen Fachgebieten (z.B. in der Logistik) geschrieben.

»White Papers« als Kommunikationsinstrument

Das White Paper wird zunehmend primär als Kommunikationsinstrument eingesetzt. Kritisiert wird, dass bei der Beschreibung einer neuen Technik vor allem die Vorzüge herausgestellt, während Verbesserungspotenzial verschwiegen und Verfahren der Konkurrenz (meist indirekt) als minderwertig kritisiert werden. Im gleichen Zuge nimmt der tatsächliche Informationsgehalt ab. Statt Algorithmen oder detaillierte Ausführungen zu bieten, gibt es neben dem PR-Text nur einige schön anzusehende Grafiken.

Ein White Paper in diesem Stil ist als Instrument für die Presse gedacht, wobei die Redakteure – in Ermangelung eigenen Wissens und der Bequemlichkeit wegen – oft daraus nicht-wörtlich zitieren, und somit Marketing-Behauptungen zum Leser transportieren. Das traditionelle White Paper, in dem der Informationsgehalt im Vordergrund steht, existiert jedoch parallel weiter.

Weißbuch der Bundeswehr

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland beschloss Verteidigungsminister Gerhard Schröder (CDU) 1969 ein Weißbuch herauszugeben; sein Nachfolger Helmut Schmidt legte im Jahr darauf das "Weißbuch 1970 zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage der Bundeswehr" vor. Zum damaligen Zeitpunkt hatte die Bundeswehr in einer, wie es heißt, "Selbsterforschung und systematischen Analyse" einen umfassenden Bericht über die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik erstellt.

Hintergrund des Vorhabens war es, den Staatsbürgern in Uniform wie auch jenen in Zivil die Bundeswehr durchsichtiger zu machen. Das Weißbuch diente und dient als sicherheitspolitisches Programm der Bundesregierung. Die Erläuterung der bundesrepublikanischen Sicherheitspolitik sowie die Darstellung der Lage und der Entwicklung der Bundeswehr waren und sind grundsätzlich die Hauptbestandteile.

Ein aktuelles Weißbuch wurde am 24. Oktober 2006 vom Kabinett beschlossen und vom Bundesministerium der Verteidigung der Öffentlichkeit vorgestellt.[1] Das Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr, in der Presse auch Verteidigungsweißbuch, beleuchtet mögliche neue Aufgaben und Tätigkeitsfelder der Streitkräfte außerhalb aber vor allem innerhalb Deutschlands. Beispielsweise soll laut einem Vorschlag in Zukunft der Bundeswehr auch der Einsatz im Inland gestattet sein.

Chronologie der Weißbücher:

In der Bundesrepublik Deutschland sind Weißbücher bisher in folgenden Jahren erschienen: 1970, 1971/72, 1973/74, 1975/76, 1979, 1983, 1985, 1994 und 2006.

Quelle: Bundesministerium der Verteidigung bmvg.de

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tagesschau: Weißbuch bereitet Boden für Bundeswehr im Innern, 24. Oktober 2006.