Ein Klettersteigset dient Klettersteiggehern zum Absichern gegen Absturz. Das Klettersteigset sollte aus einem Brustgurt, einem Sitzgurt sowie einer Seilsicherung in Y-Form bestehen. Die UIAA empfiehlt nur noch die Verwendung von Klettersteigsets mit vernähten Bandschlingen oder vernähten Seilenden. Geknotete Sets werden in Zukunft nicht mehr erhältlich sein.
Es ist weiter zu beachten, dass das Klettersteigset entweder mit der eingenähten Bandschlinge über einen Ankerstich in den Klettergurt eingebunden wird, oder, wie bei älteren Sets, die Alu-Seilbremse über eine offene Bandschlinge in den Klettergurt eingebunden wird. Gebräuchlich sind auch speziell für diesen Zweck vorgesehene Stahlkarabiner in Dreiecks- oder Ringform.
Ein sehr gutes Buch für alle Anfänger ist: Klettersteiggehen (siehe Abschnitt Literatur) von Pit Schubert, Bergverlag Rother, September 2003. Die Alpenvereinssektionen oder alle Bergschulen bieten geführte Klettersteigtouren und Klettersteigseminare an. Dort lernt man die wichtigsten Dinge fürs Klettersteiggehen.
Y-Form oder V-Form
Man unterscheidet grundsätzlich zwei Varianten an Klettersteigsets, die Sets in Y-From oder die mittlerweile veraltete V-Form. Die Y-Form ist Stand der Technik und wird von der UIAA empfohlen, während die V-Form nicht mehr benutzt werden sollte. Ein Klettersteigset in V-Form beinhaltet eine Alu-Seilbremse und ein ca. 2 m langes durchgefädeltes Seil, an dessen Enden jeweils ein Klettersteigkarabiner eingeknotet ist. Die Seilbremse wird über eine Bandschlinge fest direkt vor den Körper in den Gurt eingebunden, und dadurch entsteht mit den beiden Seilenden die V-Form. Am Klettersteig darf nun allerdings nur ein Karabiner im Drahtseil eingehängt sein, damit die Seilbremse einen Fangstoß auch dynamisch abfedern kann. Sind beide Karabiner mit gleich langen Seilenden im Stahlseil eingehängt, so kann die Seilbremse den Fangstoß bei einem Sturz nicht mehr abfedern und die Klettersteigsicherung wirkt (bis auf die sehr geringe Seildehnung) wie eine statische Sicherung. Beim Übersteigen einer Zwischensicherung (Befestigung) des Drahtseils, wird zuerst das freie Seilende eingehängt und anschließend die alte Sicherung ausgehängt und am Körper befestigt. Es ergibt sich dadurch auch die Gefahr auf eine Seilschlaufe zu treten und zu stolpern. In anspruchsvollem Gelände kann dies fatale Stürze zur Folge haben. Im Gegensatz dazu wird bei den Klettersteigsets in Y Form eine Gabelung an ein Seilende befestigt.
Die beiden "Äste" dieser Vergabelung bestehen in der Regel aus genähtem Bandschlingenmaterial oder aus Seilstücken, an deren Enden wiederum die Klettersteigkarabiner eingenäht (früher auch eingeknotet) sind. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn bei der Y-Form können beide Karabiner im Drahtseil eingehängt sein (Redundanz). Im Falle eines Sturzes wird das Bremsseil unter Reibungswärmeentwicklung durch die Seilbremse gezogen und dies dämpft den Fangstoß mit der mindestens 1 m langen Durchlaufreserve ab, so dass der Sturz weich endet. (Teilweise aus Expeditionsbergsteigen.com mit Erlaubnis des Autors übernommen.)
Die UIAA und die DAV-Sicherheitsforschung um Pit Schubert haben einige Untersuchungen zu Sturzbelastungen von Klettersteigkarabinern durchgeführt. Informationen über die aktuelle UIAA-Norm für Klettersteigsets und eine Empfehlung des Sicherheitspapstes Pit Schubert finden sich in UIAA-News 49 (siehe Abschnitt Weblinks).
Klettersteigsets im Hochseilgarten
Neben dem Gebrauch auf Klettersteigen, werden Klettersteigsets auch zur TeilnehmerInnenselbstsicherung (Self Belay) im Hochseilgarten verwendet. Werden im Hochseilgärten nur horizontal verlaufende Übungen begangen, so kann auf die Bremse am Klettersteigset verzichtet werden. Verlaufen die Sicherungsseile (i.d.R. 10mm Stahlseil) deutlich oberhalb der Befestigung des Klettersteigsets am Klettergurt der Teilnehmerin (des Teilnehmers), kann von geringen Fangstößen im Falle eines Sturzes ausgegengen werden und die dynamische Falldämpfung einfacher ausfallen als auf Klettersteigsets für Klettersteige. Ein Klettersteigset für Hochseilgärten verfügt oftmals auch noch über einen dritten Ast, an dem eine Seilrolle angebracht ist um Seilrutschen (Zip Lines, Flying Fox) benutzen zu können.
Gefahr der Entsicherung
Personen, die mit Sicherungstechniken nicht vollständig vertraut sind, laufen Gefahr, sich mit einem Klettersteigset beim Umhängen komplett auszuhängen. Diese Gefahr ist besonders auf Hochseilgärten gegeben, da diese Anlagen zu einem Großteil von ungeübten Personen und Kindern benutzt werden. Im Hochseilgarten ist diese Gefahr besonders groß, wenn sich mehrere TeilnehmerInnen gleichzeitig auf einem Umhängepunkt (z.B. Plattform) befinden, da es häufig vorkommt, dass ein(e) TeilnehmerIn versehentlich den Karabiner einer anderen Teilnehmerin (eines anderen Teilnehmers) öffnet. Die Teilnehmerin (Der Teilnehmer) befindet sich dadurch in akuter Absturzgefahr. Diese Gefahr des menschlichen Versagens lässt sich durch durchgehend sichere Klettersteigsets verhindern.
Durchgehend sicheres Klettersteigset
Beim durchgehend sicheren Klettersteigset (Smart Self Belay SSB) kommunizieren die beiden Karabiner des Sets miteinander. Ein Karabiner des Klettersteigsets lässt sich nur dann öffnen, wenn sich der andere verschlossen auf einem sicheren Punkt (z.B. Stahlseil) befindet.
Literatur
- Pit Schubert: Klettersteiggehen. Bergverlag Rother, 2003, ISBN 3763360190