Gemini-Programm

Raumfahrtprogramm der NASA
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Das Gemini-Projekt stellte als zweites bemanntes Raumfahrtprogramm der USA die Verbindung zwischen dem Mercury-Programm und dem nachfolgenden Apollo-Projekt her.

Gemini-Logo
Datei:Titan2.jpg
Titan II-Rakete beim Start von Gemini 9
Gemini-Paragleiterlandung (geplant 1962)
Datei:Astronautengruppen 1 und 2.jpg
Astronautengruppen 1 und 2
Datei:Astronautengruppe 3.jpg
Astronautengruppe 3
Gemini-Kapselsystem
Datei:Agena.jpg
Agena-Zielsatellit
Datei:Gemini6.jpg
Gemini 6 während des Rendezvous mit Gemini 7

Die Planung

Schon im April 1959 wurde dem US-Kongress ein Programm der NASA vorgelegt, das darauf abzielte, Kopplungsmanöver im All zu testen und zu proben, um bei später geplanten Raumstationen (von der Mondlandung war damals noch keine Rede) deren Standort im All besser lokalisieren und anfliegen zu können. Vorgesehen waren erweiterte Mercury-Kapseln für zwei Astronauten mit zusätzlichen Versorgungseinheiten, die es ermöglichten, mit einer ausgebrannten Raketenstufe ein bemanntes Weltraumlabor zu bilden. Dazu sollte ein außen liegender, mit Luft gefluteter Tunnel, die Kapsel und das Labor in der Raketenstufe verbinden. Die Lebenserhaltungssysteme sollten auf einen Aufenthalt von circa zwei Wochen ausgelegt werden.

Um Kopplungsmanöver im Weltall auszuführen, mussten die Kapseln steuerbar sein. Die Astronauten wären damit nicht mehr nur Passagiere in den Raumschiffen, sondern aktiv an deren Steuerung beteiligt. Zudem sollte die Landung der Kapseln vom Wasser auf das Land verlegt werden. Dazu gab es Vorschläge die Kapseln an Gleitschirmen aufzuhängen, damit ein möglichst horizontaler Landeanflug möglich war.

Mitte 1960 kam der Vorschlag, die Titan II als Trägerrakete einzusetzen. In einem weiteren Ausbauschritt sollte sie auch als Trägerrakete für ein Mondlandeprogramm in späterer Zeit vorgesehen werden. Ein Gegenvorschlag favorisierte die Saturn, die gerade von der Gruppe um Dr. Wernher von Braun entwickelt wurde. Zum Start sollte eine kleinere Saturn C benutzt werden.

Als Projektname wurde zu diesem Zeitpunkt Mercury Mark II verlautbart.

Im Oktober 1960 wurde der fertige Plan für Flüge in den Jahren 1963 bis 1965 festgelegt und vorgestellt. Als Trägerrakete sollte eine umgebaute Titan II dienen, die die Zwei-Personen-Mercury ins All tragen sollte. Der Zielsatellit (Agena) sollte mit einer Atlas Rakete gestartet werden.

Am 3. Januar 1962 wurde der Projektname Gemini offiziell bekannt gegeben. Der Name wurde zum einen aus der Sternenkonstellation um Castor und Pollux, die Zwillinge, abgeleitet. Zum zweiten passte das astronomische Symbol für Gemini (II) sehr gut zur Doppelbesatzung an Bord der Raumschiffe.

Für den ersten geplanten Flug sollte an Stelle des Paragleiter-Systems zur Landung noch einmal auf eine, wie bei Mercury durchgeführte, Fallschirmlandung im Wasser zurück gegriffen werden. Danach sah der Plan für alle anderen Missionen die Landung an einem Paragleiter auf dem Festland vor.

Am 20. Juli 1962 erging von der NASA der Beschluss, ein neues Kontrollzentrum für die nächsten bemannten Raumflüge in Houston, Texas, zu errichten.

Die Astronauten

Zur Unterstützung der bereits ausgebildeten Mercury-Astronauten entschloss sich die NASA am 18. April 1962, fünf bis zehn neue Astronauten zu rekrutieren, worauf 253 Bewerbungen eingingen.

Am 17. September 1962 wurde die Gruppe 2, bestehend aus neun Astronauten, der Öffentlichkeit vorgestellt. Dies waren Neil Armstrong, Frank Borman, Charles Conrad, James Lovell, James McDivitt, Elliot See, Thomas Stafford, Edward White und John Young.

Die Auswahl der dritten Astronautengruppe begann am 5. Juni 1963 mit einer weiteren Ausschreibung. Die NASA stellte die 14 erfolgreichen Bewerber am 18. Oktober 1963 vor: Edwin Aldrin, William Anders, Charles Bassett, Alan Bean, Eugene Cernan, Roger Chaffee, Michael Collins, R. Walter Cunningham, Donn Eisele, Richard Gordon, Russell Schweickart, David Scott und Clifton Williams.

Damit stieg die Zahl der aktiven Astronauten für die Projekte Gemini und Apollo auf 27, da die Mercury-Astronauten Glenn, Carpenter und Slayton aus verschiedenen Gründen für das Gemini-Programm nicht zur Verfügung standen.

Elliot See und Charles Bassett, die als Besatzung für Gemini 9 vorgesehen waren, kamen am 28. Februar 1966 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee starben am 27. Januar 1967 bei der Apollo-1-Katastrophe, Clifton Williams verunglückte am 5. Oktober 1967.

Das Testprogramm

Auf Beschluss des Entwicklers, der North American Aviation, sollte das Paragleiter-Landeprogramm ab Anfang 1964 mit 25 Flügen getestet werden. Obwohl sich die NASA bereits Ende Februar dafür entschied, alle zwölf Gemini Flüge mit Wasserlandungen abzuschließen, wurden die Tests über das ganze Jahr verteilt fortgesetzt. Von den 25 Flügen absolvierten nur sechs die komplette Landesequenz fehlerfrei, darunter Ende 1964 die letzten drei.

Ebenfalls seit Anfang 1964 wurden umfangreiche Bodentests mit komplett montierten Gemini-Titan II-Gesamtkombinationen durchgeführt, die auf den entsprechenden Startplattformen errichtet wurden. Dazu gehörten Tests des vollständigen elektrischen Systems, der mechanischen Komponenten und der Rettungseinrichtungen.

Der erste Teststart unter der Bezeichnung Gemini-Titan 1 (GT-1) wurde am 8. April 1964 um 11 Uhr morgens unternommen. Sechs Minuten nach dem Start trat die zweite Stufe mit der darauf montierten Gemini-Kapsel für drei Erdumrundungen in einen stabilen Erdorbit ein. Da keine Abtrennung geplant war, verglühte nach der 64. Erdumkreisung die Gesamtkombination wie vorgesehen über dem Südatlantik.

Nach diesem ersten erfolgreichen Flug gab die NASA am 13. April die Besatzung für die erste bemannte Gemini Mission bekannt; Virgil Grissom und John Young. Der Flug war für den 16. November 1964 vorgesehen.

Es war möglicherweise ein Blitzeinschlag in den Startturm Nr. 19, der ab Mitte August 1964 alle weiteren Test für die Gemini-Titan 2 (GT-2)-Mission unterband, bis Anfang September die Freigabe wieder erfolgte. Schäden und Beweise für den Blitzeinschlag konnten allerdings nicht gefunden werden. Zusätzlich zog Ende August auch noch der Hurricane Cleo über Cape Canaveral. Als die Vorhersage für Anfang September auch noch die Hurricane Dora und Ethel ankündigte, wurde die schon aufgebaute Gemini-Titan 2 Kombination wieder abgebaut und konnte erst ab dem 18. September wieder errichtet werden.

Ende Oktober 1964 verbrachte der Astronaut Russell L. Schweickart acht Tage im Gemini-Raumanzug, um ihn einem kompletten Test zu unterziehen. Dabei simulierte er einen vollständigen 4-Tageflug, unternahm einige Parabelflüge zum Testen des Anzugs in der Schwerelosigkeit und setzte sich mehrfach in die Zentrifuge.

Der Countdown für den Start der Gemini-Titan 2 (GT-2) Mission wird am 9. Dezember 1964 eine Sekunde nach Zündung der Haupttriebwerke abgebrochen, da die automatische Kontrolleinheit den Abfall von hydraulischem Druck im Steuerungssystem der ersten Stufe feststellte. Die Mission wird dann fehlerfrei am 19. Januar 1965 durchgeführt. Dies war nur ein ballistischer Flug. Die Gemini Kapsel wurde erfolgreich abgetrennt und trat kurz darauf wieder in die Erdatmosphäre ein. Damit war der Test des Hitzeschilds abgeschlossen.

Bemannte Missionen

Mission Start Landung Dauer Besatzung Ziele Bemerkung
Gemini 3 23. 3. 1965 23. 3. 1965 4h 52m Virgil Grissom,
John Young
erster 2-Mann-Flug der Amerikaner
Gemini 4 3. 6. 1965 7. 6. 1965 4d 1h 56m James McDivitt,
Edward H. White
erster Weltraumspaziergang (White) der Amerikaner
Gemini 5 21. 8. 1965 29. 8. 1965 7d 22h 55m Gordon Cooper,
Charles Conrad
Aussetzen und Rendezvousmanöver mit einem mitgeführten Zielsatelliten
Gemini 6 15. 12. 1965 16. 12. 1965 1d 1h 51min Walter Schirra,
Tom Stafford
Rendezvous mit Gemini 7 Für Oktober 1965 geplantes Rendezvous mit unbemanntem Agena-Satelliten musste entfallen, da die Trägerrakete nach dem Start explodierte. Start von Gemini 6 wurde auf Dezember, nach dem Start von Gemini 7, verschoben. Dieser Flug läuft auch unter der Nummer 6-A.
Gemini 7 4. 12. 1965 18. 12. 1965 13d 18h 35m Frank Borman,
James A. Lovell
2-wöchiger Flug, Rendezvouz mit Gemini 6, das einige Tage nach Gemini 7 startete.
Gemini 8 16. 3. 1966 17. 3. 1966 10h 41m Neil Armstrong,
David Scott
Kopplung mit Agena Zielsatellit Probleme mit der Steuerung, Raumschiff gerät während der Kopplung mit Agena in Rotation
Gemini 9 3. 6. 1966 6. 6. 1966 3d 21m Tom Stafford,
Eugene Cernan
Rendezvous mit Agena Zielsatellit Geplante Kopplung misslang, weil Verkleidung am Zielsatellit sich nicht gelöst hatte
Gemini 10 18. 7. 1966 21. 7. 1966 2d 22h 47m John Young,
Michael Collins
Kopplung mit Agena Zielsatellit
Gemini 11 12. 9. 1966 15. 9. 1966 2d 23h 17m Charles Conrad,
Richard Gordon
Kopplung mit Agena Zielsatellit
Gemini 12 11. 11. 1966 15. 11. 1966 3d 22h 35m James A. Lovell,
Buzz Aldrin
Kopplung mit Agena Zielsatellit längster Weltraumspaziergang mit 5,5 Stunden

Mit der Landung von Gemini 12 am 15. November 1966 und der offiziellen Schließung des Gemini-Büros am 1. Februar 1967 endete das Gemini-Projekt.

Technische Daten

Die Gemini-Kapsel war 5,5 Meter lang und hatte einen Durchmesser von drei Metern. Sie hatte eine Ausstiegsschleuse, so dass Aktivitäten außerhalb des Raumschiffs möglich waren, sowie ein spezielles Kopplungsmodul für die Andockmanöver. Das Gewicht der Kapsel betrug 3.810 kg.


Siehe auch: Raumfahrt, Geschichte der Raumfahrt, Liste der Raumfahrer, Katastrophen der Raumfahrt, Mercury-Programm, Apollo-Projekt