Myanmar

Staat in Südostasien
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Myanmar [ˌmjanˈmaːr] – nach wie vor auch unter dem früheren Namen Birma bzw. dessen englischer Entsprechung Burma bekannt – ist ein Staat in Südostasien. Neben der offiziellen Bezeichnung (siehe rechts) nennen die Einwohner den Staat auch kurz Myanma Naingngan (Staat Myanmar).

Geographie

 
Lage von Myanmar

Myanmar grenzt an die Volksrepublik China, an Indien, an Bangladesh, an Laos, an Thailand und im Süden an den Indischen Ozean. Das Andamanische Meer trennt Myanmar von den südwestlich gelegenen indischen Inseln Andamanen und Nikobaren. Im Westen grenzt Myanmar an Bangladesch und die indischen Bundesstaaten Mizoram, Manipur, Nagaland und Arunachal Pradesh.

Klima

Myanmar befindet sich – mit Ausnahme des äußersten Nordens – im Einflussbereich des Indischen Monsuns. Durch das Relief bedingt sind die Ausprägungen des Monsuns unterschiedlich in den einzelnen Landesteilen.

Im Wesentlichen lassen sich drei Jahreszeiten unterscheiden:

  • Regenzeit von Ende Mai bis Mitte Oktober,
  • Kühle Jahreszeit von Ende November bis Ende März und
  • Heiße Jahreszeit in den Monaten April/Mai und Oktober/November.
Datei:Klima yangon.jpg
Klimadiagramm Rangun
Datei:Klima mandalay.jpg
Klimadiagramm Mandalay

Bevölkerung

Völker

  • Vielvölkerstaat mit 153 verschiedenen Ethnien. Die größten davon sind: 70 % Birmanen (Bamar), 8,5 % Shan, 6,2 % Karen (überwiegend Christen), 4,5 % Rohingya (Muslime), 2,4 % Mon (Die Palaung gehören zur Sprachgruppe der Mon-Khmer und umfassen ca. 150.000 Personen. Sie leben im südlichen Kachin- und im Shan-Staat.), 2,2 % Chin (Tschin), 1,4 % Kachin; ferner 1-2 % Chinesen und 1 % Inder.
  • Sprachen: Birmanisch (70 %), Sprachen der Minderheiten, Englisch (Handelssprache)

Religionen

Die am weitesten verbreitete Religion in Myanmar ist der Buddhismus. Einige der berühmtesten buddhistischen Kunstwerke (Statuen) im asiatischen Raum befinden sich hier. Vorherrschend ist die frühbuddhistische Theravada-Schule, die im 20. Jahrhundert auch maßgeblichen Einfluss auf die Buddhismus-Rezeption im Westen hatte. So fußen viele der Standardwerke der Vipassana-Meditation (z. B. Nynaponika: „Geistestraining durch Achtsamkeit“) auf den Lehren birmanischer Dharma-Meister wie Mahasi Sayadaw, Chanmyay Sayadaw U Janaka, Ledi Sayadaw oder Sayadaw U Pandita. Zu den wichtigsten Heiligtümern zählen vor allem die Shwedagon-Pagode in der Hauptstadt Rangun, der Goldene Fels in der Nähe von Bago und der Mount Popa in der Nähe von Bagan.

Zum Christentum bekennen sich 4% der Bevölkerung, vor allem in den Volksgruppen der Chin und der Karen. Besonders bei den ethnischen Minderheiten ist der Geisterglaube noch weit verbreitet (vgl. Weblinks: DLF).

Fakten

  • Bevölkerungswachstum: 1,5 % (1998); 1,2 % (2002)
  • Lebenserwartung: 57,2 Jahre (2002)
  • Säuglingssterblichkeit: 77 pro Tausend (2002)
  • Ca. 1 bis 2% der Bevölkerung wird als HIV positiv geschätzt
  • Alphabetisierung: 85,3 % (2002)

Geschichte

 
Minguin-Tempel am Irrawaddy in Myanmar

Hauptartikel: Geschichte Myanmars

Im 11. Jahrhundert gründet König Anawratha das erste birmanische Reich. Im 19. Jahrhundert fällt Birma nach mehreren Kriegen unter britische Herrschaft. Der letzte König von Birma wird mit seiner Familie durch die britische Besatzung ins Exil nach Indien geschickt, wo er auch stirbt. Birma wird Teil von Britisch-Indien. Im 2. Weltkrieg wird es von Japan okkupiert, aber nach Kriegsende wieder von den Briten zurückerobert. 1948 wird Birma in die Unabhängigkeit entlassen. Nach einer kurzen demokratischen Phase wird Birma von verschiedenen Militärregimen kontrolliert.

Am 18. Oktober 1965 verabschiedet der Revolutionsrat ein Gesetz, nach dem alle Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht werden. Wenig später werden alle christlichen Missionare zum Ende 1966 ausgewiesen. Am 8. August 1988 gipfeln monatelange Unruhen wegen der Wirtschaftspolitik des Militärs in der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der Hauptstadt Rangun (mit mehreren Tausend Toten). Der Tag geht mit seinem symbolträchtigen Datum 8-8-88 in die Geschichte ein. 1989 wird das Land in Myanmar umbenannt. Als 1990 bei demokratischen Wahlen die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen Erdrutschsieg erringt, werden die Wahlen vom Militärregime für ungültig erklärt, und es kommt zu einer blutigen Niederschlagung von friedlichen Studentenprotesten. Das Regime bleibt an der Macht.

Die am 9. Januar 1993 erstmals einberufene Nationale Versammlung, die eine neue Verfassung erarbeiten soll, wird nach mehreren Sitzungen am 31. Mai 1996 endgültig ausgesetzt. Die NLD war nach Protesten gegen die vom Militär vorgegebenen Verfahrensvorschriften am 29. November 1995 von der Nationalen Versammlung ausgeschlossen worden.

 
Appell im Morgengrauen

Bis zur Jahrtausendwende vereinbart General Khin Nyunt mit einigen der Minderheitenvölker Myanmars Waffenstillstandsabkommen. Die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wird willkürlich freigelassen und erneut unter Hausarrest gestellt, zuletzt nach einem blutigen Überfall auf ihre Wagenkolonne in Zentralbirma im Mai 2003. Nach einer scheinbaren Öffnung des Regimes im Jahre 2003 gewinnen die Hardliner gegen Ende des Jahres 2004 wieder die Oberhand; die Menschenrechtssituation ist katastrophal.

Nach dem Erdbeben im Indischen Ozean 2004 am 26. Dezember und der hierdurch ausgelösten Flutwelle verweigert das Regime internationalen Hilfskräften die Einreise und stellt so niedrige Zahlen über die Opfer zur Verfügung, dass sie von ausländischen Organisationen angezweifelt werden.

Im November 2005 beginnt die Regierung mit der Verlegung des Regierungssitzes von Rangun nach Kyappyay in der Nähe der Stadt Pyinmana (Mandalay-Division). Nicht einmal die direkten Anrainerstaaten waren vorab hierüber informiert worden. Begründet wird der Schritt offiziell mit der gegenüber Rangun zentralen Lage der neuen administrativen Kapitale. Inoffizielle Spekulationen reichen von der Furcht vor einer ausländischen Invasion vom Meer aus bis zur Abschottung des Regimes vor möglichen neuen Volksaufständen.

Die im August 2003 vom zwischenzeitlichen Premierminister Khin Nyunt verkündete „Road Map“ für den Weg zur Demokratie nimmt mit der erneuten Einberufung der Nationalen Versammlung, die eine neue Verfassung erarbeiten soll, ihren Lauf. Zwischen dem 17. Mai 2004 und dem 31. Januar 2006 tritt sie drei Mal für insgesamt fünfeinhalb Monate zusammen, ohne dass eine neue Verfassung entstanden ist. In der Reihe der Kritiker des Regimes erscheinen im Dezember 2005 erstmalig auch die ASEAN-Staaten. Bereits im März 2005 hatte Myanmar auf die turnusmäßige Übernahme des jährlich wechselnden Vorsitzes innerhalb ASEAN zugunsten der Philippinen verzichtet.

Am 22. September 2006 wechselt die Militärjunta erstmals seit 18 Jahren die Spitzen der Streitkräfte aus. Junta-Chef Than Shwe und sein Stellvertreter Maung Aye geben ihre militärischen Posten ab, behalten aber ihre Positionen an der Spitze des State Peace and Development Council (SPDC), der Junta-Regierung. An die Spitze des Militärs rückt General Thura Shwe Mann (* 11. Juli 1947), ein langjähriger Vertrauter von Than Shwe. Den Vizeposten übernimmt Generalmajor Thura Myint Aung.


Birma/Burma oder Myanmar?

 
Topographie

Eigentlich handelt es sich bei Burma und Myanmar nicht um zwei unterschiedliche Bezeichnungen. Bama mit undeutlich ausgesprochenem ersten „a“, von dem sich die englisch ausgesprochene Schreibweise Burma (und davon in anderen Sprachen wiederum Birma) herleitet, und Myanma sind seit jeher die Bezeichnungen für die größte Bevölkerungsgruppe der Bamar in ihrer eigenen Sprache und für ihr Land. Dazu kommen Unterschiede in der Aussprache durch die Dialekte, denn je nachdem wie stark man die Lippen schließt und wie viel Druck beim ersten Konsonanten entsteht, ist der Übergang von „B“ zu „M“ fließend. Der Begriff Myanma soll bis auf das 6. Jahrhundert zurückgehen. Er entstammt der Schriftsprache und findet sich daher eher in historischen Dokumenten, während Bama umgangssprachlich verwendet wird. Seit den 1920er Jahren gab es Bestrebungen, einen einheitlichen Begriff für alle im jetzigen Myanmar beheimateten Volksgruppen zu finden. So wurde mehrmals Bama durch Myanma ersetzt und umgekehrt.

Die offizielle Umbenennung des Landes in Union von Myanmar (Pyidaungsu Thamada Myanmar Naing-Ngan-Daw) durch das Militär war daher in erster Linie ein Vorhaben mit Außenwirkung. Das Land sollte sich als selbstbewusster Staat präsentieren, der die Kolonialzeit endgültig überwunden hat. Kritiker bemängeln, dass die Umbenennung durch die Willkür der Machthaber geschehen sei, ohne eine Volksabstimmung hierüber durchführen zu lassen.

Die Umbenennung erfolgte aufgrund des Gesetzes Nr. 15/89 vom 18. Juni 1989, das auch die offizielle Schreibweise vieler Ortschaften neu bestimmte. Hierfür wurden die Namen in ihrer ursprünglichen Form, also unter Ausschluss derjenigen Veränderungen, welche sie durch den kolonialen Einfluss erfahren hatten, nach ihrer aktuellen Aussprache ins lateinische Alphabet transkribiert.

Die Vereinten Nationen übernahmen den neuen Namen des Staates wenige Tage nach der Verkündung durch das Militär. Dem sind mittlerweile viele Staaten gefolgt, während die Vereinigten Staaten und Australien sowie weitere Staaten und NGOs als Zeichen ihrer Missbilligung des Regimes am Namen Burma festhalten. Auch Aung San Suu Kyi sprach sich 1996 für die Beibehaltung von Burma aus, zum einen wegen der fehlenden Mitwirkung des Volkes, zum anderen, da der Begriff Myanmar eben nicht die Vielfalt der Volksgruppen im Lande widerspiegele.

Im Birmanischen bedeutet die Silbe Myan ‚schnell‘, die Silbe Mar ‚hart‘.

Zum Namenskonflikt gibt es viele Meinungen und Ansichten in der wissenschaftlichen Literatur. Eine Auswahl:

  • Arthur Phayre, History of Burma, 1883, S. 2 (ISBN 9748299007)
  • Christina Fink, Living Silence, 2001, S. 4ff, 70 (ISBN 1-85649-926-X)
  • Uta Gärtner, Myanmar verstehen, 2001, S. XIII

Politik

  • Staatsform: Militärdiktatur; die letzte Verfassung der Sozialistischen Republik von 1974 ist seit dem 18. September 1988 außer Kraft gesetzt.
  • Staatschef: General Than Shwe (seit April 1992)
  • Regierungschef: General Soe Win (seit 19. Oktober 2004)
  • Parlament: Volksversammlung mit 485 für vier Jahre gewählten Abgeordneten (Wahl von 1990 vom Militärregime nicht anerkannt)
  • Politische Parteien: National League for Democracy (NLD), National Unity Party (NUP), hervorgegangen aus der Burma Socialist Programme Party von General Ne Win, Union Solidarity and Development Association (USDA) (regierungsnah, jedoch offiziell ohne Parteienstatus), weitere acht Minoritäten-Parteien

Gesundheit, Bildung und Soziales

Myanmar ist seit einigen Jahren eines der Länder mit besonders hoher AIDS-Zuwachsrate, was von der Junta lange nicht zugegeben wurde und das Problem verschlimmerte. Ursachen sind vor allem die (z.T. staatlich versteckt geförderte) Prostitution besonders in der Hauptstadt (im Wettstreit mit dem touristisch boomenden Bangkok) und die extrem verbreitete, auf Grund leicht zu beschaffender inländischer Stoffe traditionelle Drogensucht, die infolge der gesellschaftlichen Zerrüttung und Aussichtslosigkeit noch gefördert wird, die durch den Jahrzehnte langen Bürgerkrieg und das Fortschritt und individuelle Lebensformen hemmende, totalitäre Regime eingetreten ist. Außerdem ist im Staatsbudget für soziale Wohlfahrt und Gesundheit zusammen weniger als ein Zehntel dessen vorgesehen, was für Militär, Polizei und Geheimdienste ausgegeben wird. Internationale NGOs, die sich in der AIDS-Aufklärung, im Gesundheits- und Bildungswesen sowie in ländlicher Entwicklungshilfe für die elementarsten Bedürfnisse der Bevölkerung einsetzen, werden in ihrer Arbeit oft mit bürokratischen Schikanen behindert. Außerdem hat das Land im internationalen Menschenhandel einen unrühmlichen Spitzenplatz erreicht.

Mehrere Hochschulen wurden vorübergehend oder ganz geschlossen, vor allem aus Angst vor Studentenaufständen und vor der Kritik einer intellektuellen Elite. Lernfreiheit und freie Fächerwahl besteht nicht, dafür ist es möglich gewisse Fächer per Fernkurs zu studieren.

Verwaltungsgliederung

Siehe auch: Liste der Städte in Myanmar

 

Myanmar gliedert sich in sieben States und sieben Divisions. Die Landesteile, die überwiegend von der größten Volksgruppe Myanmars, den Bamar besiedelt sind, heißen Division, die Bereiche, die überwiegend von Minderheiten bewohnt werden, State.

Die Minderheiten-States bilden zum überwiegenden Teil die Außengrenzen Myanmars: im Uhrzeigersinn beginnend im Südwesten:

Von den sieben Divisions verfügen zwei über Außengrenzen auf dem Festland, die übrigen fünf liegen entweder im Binnenland oder am Meer:

  • (8) Sagaing (Hauptstadt: Sagaing, Grenze zu Indien im Nordwesten)
  • (9) Tenasserim (Hauptstadt: Tavoy (Dawei), Grenze zu Thailand im Südosten)
  • (10) Irawadi (Hauptstadt: Pathein (Bassein), am Golf von Bengalen und dem Andamanischen Meer gelegen)
  • (11) Yangon (Hauptstadt: Yangon, an der Andamanensee gelegen)
  • (12) Bago (Pegu) (Hauptstadt: Bago, nördlich der Irawadi-Division)
  • (13) Magwe (Hauptstadt: Magwe, nördlich der Bago-Division)
  • (14) Mandalay (Hauptstadt: Mandalay, östlich der Magwe-Division)

States und Divisions sind weiter untergliedert in Distrikte und Gemeinden.


Wirtschaft

Mit einem Bruttosozialprodukt/Kopf von weniger als 622 Euro (2001) gehört Myanmar zu den ärmsten Ländern der Welt. 70 % der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft; in ihr werden 60 % des BIP erzeugt, während die Industrie 9 % und der Dienstleistungssektor 31 % beitragen. Vor der Diktatur stand das Land wirtschaftlich sehr gut da und wurde auch „Kornkammer Südostasiens“ genannt, bekannt auch als Kupfer- und Edelsteinlieferant.

In Myanmar herrscht eine starke Inflation, die einheimische Währung Kyat verlor im Zeitraum von 1990 bis 2001 durchschnittlich 34,6 % pro Jahr an Wert; in den Jahren 2002/03 beschleunigte sich die Inflationsrate auf durchschnittlich 46,9 %.

Ein großes Problem des Staates ist der hohe Grad an Korruption. Er belegt einen der untersten Plätze in der Korruptionsstatistik der Transparency International. Ein anderes großes Problem sind die exorbitanten Ausgaben für Militär, Polizei und Geheimdienste, die seit Jahren über 50 % des Staatsbudgets ausmachen.

Die Handelsbilanz war im Zeitraum 2002/03 bei Importen im Wert von 2,391 Milliarden Euro und Exporten im Wert von 2,185 Milliarden Euro negativ. Wichtigste Exportgüter sind Erdgas sowie land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, während die Importe zu einem großen Teil aus Konsumgütern, Halbfertigwaren und Investitionsgütern bestehen. Vergeblich versuchen vornehmlich westliche Staaten, die Militärjunta mit Handelsbeschränkungen zur Vorantreibung der Demokratisierung des Landes zu bewegen. Während sich eine ganze Reihe europäischer und amerikanischer Firmen wegen zu schlechter wirtschaftlicher Aussichten, wegen übertriebener Bürokratie und der Menschenrechtslage aus Myanmar wieder zurückzogen, expandieren dorthin besonders Firmen aus Japan, Korea, Singapur und China.

Bekamen Touristen früher nur Visa für maximal eine Woche, so öffnete sich das Land vor einigen Jahren aus wirtschaftlichem Druck und wirbt zunehmend aktiv für den Devisen bringenden Tourismus. Dafür wurden Flughäfen und Straßen auch mit Zwangsarbeitern ausgebaut. Viele Menschenrechtsorganisationen rufen Touristen jedoch zum Boykott des Landes auf, da diese ihrer Ansicht nach durch Reisen nach Myanmar das Militärregime unterstützten und ihre Devisen nicht bei der Bevölkerung ankämen.

Aus der Bevölkerung zwangsrekrutierte Arbeiter wurden auch beim Großprojekt der umstrittenen Gaspipeline nach Thailand eingesetzt. Wegen mannigfacher Verstöße gegen ihre Regularien erwägt die International Labour Organization den Ausschluss ihres Mitglieds Myanmar. Umweltschäden großen Ausmaßes entstehen durch das Abholzen eines der letzten ursprünglichen Teakholzwälder der Erde zwecks Devisenbeschaffung.

Weiterhin werden in Myanmar hochwertige Jade und Edelsteine gefördert. Berühmt sind die Taubenblut-Rubine aus den Minen in der Nähe der Stadt Mogok. Gold wird ebenfalls gewaschen, wobei eine beträchtliche Menge davon von Pilgern in Form von hauchdünnen Blättchen auf Zedis (Stupas), Buddha-Statuen und den Goldenen Felsen geklebt wird.

Im Osten - an der Grenze zu Laos und Thailand - hat Myanmar Anteil am sogenannten Goldenen Dreieck; dort wird Schlafmohn angebaut und zu Heroin verarbeitet. Die Bedeutung Myanmars als Lieferant für den weltweiten Heroinmarkt ist durch das Wiedererstarken der Drogenproduktion in Afghanistan nach dem Absetzen der Taliban spürbar gesunken. Myanmar nimmt in der Welt jedoch eine Spitzenposition bei der Produktion von Amphetaminen ein, die auf chemischem Weg leichter, billiger und von der Witterung unabhängiger als Mohn produziert werden können. Sie werden in schwer auffindbaren Dschungel-Fabriken tonnenweise hergestellt und vor allem über Thailand und China in die ganze Welt exportiert. Teilweise sollen die Regierungsvertreter daran mitverdienen, indem mit den involvierten aufständischen Ethnien Waffenstillstände gegen Beteiligungen an den Einnahmen durch Narkotika ausgehandelt wurden.

Infrastruktur

Eisenbahn

Der Ursprung des ausschließlich in der Spurweite von 1.000 mm errichteten Eisenbahnnetzes geht auf die britischen Kolonialzeit zurück. Die erste Eisenbahnlinie wurde 1869 zwischen Rangun und dem nordwestlich gelegenen Letpadan eröffnet. 1889 folgte die Linie von Rangun nach Mandalay, die später noch weiter nordwärts bis Myitkyina verlängert wurde.[1]Im Zweiten Weltkrieg ließen die Japaner von Kriegsgefangenen die sogenannte Todeseisenbahn von Thanbyuzayat nach Thailand errichtet. Diese Strecke erlangte durch den Film Die Brücke am Kwai große Berühmtheit. Sie wurde aber bereits kurz nach Ende des Krieges demontiert. Heute umfasst das Streckennetz eine Länge von 3.955 km (2005).[2]Grenzüberschreitende Linien existieren nicht. Rückgrat des Netzes ist die von Mawlamyine über Rangun und Mandalay nach Myitkyina verlaufende Nord-Süd-Strecke. Innerhalb dieser Strecke kommt dem 622 km langen Abschnitt zwischen Rangun und Mandalay eine besondere Bedeutung zu, die sich u.a. in seinem teilweise zweigleisigen Ausbau und dem Einsatz moderner und auch nach westlichen Gesichtspunkten komfortabler Expresszüge ausdrückt. Von der Nord-Süd-Strecke führen Stichstrecken u.a. nach Lashio, Shwenyaung, Bagan und Pyay.

Fehlende Investitionen haben den Verschleiß der Strecken begünstigt, so dass diese sich heute weitgehend in einem schlechten Zustand befinden. Der Verkehr wird von der staatlichen Gesellschaft Myanmar Railway (MR) weitgehend mit Diesellokomotiven und einigen Dampflokomotiven abgewickelt. Die eingesetzten Züge erreichen oftmals nur Reisegeschwindigkeiten von 30 km/h oder weniger. Selbst die zwischen Rangun und Mandalay verkehrenden Expresszüge benötigen für die 622 km eine Fahrtzeit von ca. 16 Stunden. Fahrpläne existieren zwar, sind aber für den täglichen Betriebsablauf kaum von Bedeutung, da Verspätungen von bis zu mehreren Stunden aufgrund des mangelhaften Streckenzustandes und wegen Unfällen an der Tagesordnung sind. Ebenso kommen aber auch Abfahrten mehrere Stunden vor dem Plan vor. Bei großen Verspätungen lässt die Bahngesellschaft auch schon einmal Züge ausfallen, um die Wagen- und Lokumläufe wieder zu ordnen. Angesichts einer Netzlänge von fast 4.000 km ist die Zahl der täglich eingesetzten Zugpaare mit etwa 100 vergleichsweise gering. Die im Süden des Landes zwischen Pyuntaza und Madauk noch regelmäßig verkehrenden Dampfzüge werden zunehmend auch von Touristen als nostalgisches Bahnerlebnis genutzt.[3]

Straßennetz

Der Straßenverkehr hat sich in Myanmar zum wichtigsten Verkehrsträger entwickelt. Das Straßennetz ist insgesamt 27.000 km lang (2005). Allerdings sind nur 3.200 km asphaltiert.[4] Der Straßenverkehr sieht sich allerdings mit schwierigen klimatischen Verhältnissen konfrontiert. Während der Regenzeit sind zahlreiche Straßen durch Unterspülungen unterbrochen, in der Trockenzeit reißt die Sonnen hingegen den Asphalt auf. Allerdings sind die Einheimischen sehr einfallsreich, um derartige Hindernisse zu überwinden, wie folgender Auszug eines Reiseberichtes belegt: Am Tag darauf müssen wir eine unfreiwillige Pause auf unserer Weiterfahrt einlegen. Was gestern noch eine Straße war, ist jetzt ein flacher, aber reißender Fluss. (...) Während wir uns bestaunen lassen, hat Lay Ko einen Traktor angeheuert, der unser Auto durch die rund 200 Meter breiten Fluten ziehen soll. Der Motorblock wird in eine Plastikplane gepackt, der Wagen hinter den Traktor gespannt und (...) schon finden wir uns mitten im Wasser wieder, das bis in den Fußraum schwappt. Aber es geht gut: Am anderen Ufer springt unser Auto klaglos an.[5]Zudem ist Benzin rationiert. Privatfahrer erhalten offiziell nur neun Liter Benzin am Tag.[6].

Siehe auch

  • Sitkwin
  • Tage in Burma (Burmese Days) ist ein Roman von George Orwell, der in den 20er Jahren im von Engländern besetzten Birma spielt.

Myanmar-Galerie


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Online-Zeitungen:

Literatur

Sachbücher

  • Bertil Lintner: Burma in Revolt - Opium and Insurgency since 1948 (1988), ISBN 9747100789.
  • Roland Bless: Divide et impera? Britische Minderheitenpolitik in Burma 1917-1948 (1990), ISBN 3515056548.
  • Alan Clemens: Der Weg der Freiheit. Aung San Suu Kyi - Friedensnobelpreisträgerin. Gespräche (1997).
  • Klemens Ludwig: Birma. Aktuelle Länderkunde (1997), ISBN 3406398707.
  • Shelby Tucker: Among Insurgents - Walking through Burma (2000), ISBN 0007127057.
  • Ma Thanegi: Pilgerreise in Myanmar (2002), ISBN 3-293-20289-6.
  • Rolf Opalka: Burma im Griff der Militärjunta, in: Blockierte Demokratien in der Dritten Welt Hrsg: Gunter Schubert, Reiner Tetzlaff (1998), ISBN 3-8100-2011-7.
  • Martin Smith: Burma. Insurgency and the politics of ethicity (1991).
  • Inge Sargent: Mein Leben als Sao Thusandi - Prinzessin der Shan (1997), ISBN 340461920X - Autobiographischer Bericht einer Österreicherin, die bis 1962 in Birma lebte.
  • Klaus R. Schröder: Myanmar/Burma - Reisen im Land der Pagoden.
  • Inge Sargent, Cecile G. Lecaux: Dämmerung über Birma - Mein Leben als Shan-Prinzessin (Voraussichtlich April, 2006) (ISBN 3293203574, Unionsverlag).

Belletristik

  • Alexandra Jones: Mandalay. Der Roman einer geheimnisvollen Stadt in Burma (1988) - ISBN 3453028902.
  • Amitav Gosh: Der Glaspalast (2000), ISBN 3442730368 - Historischer Roman von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart.
  • Rudyard Kipling: The Road to Mandalay (Gedicht) - Kipling hat Mandalay nie betreten!
  • Daniel Mason: Der Klavierstimmer Ihrer Majestät (2004), ISBN 3442458250 - Schauplatz: das Shan-Hochland.
  • Richard Mason: Denn der Wind kann nicht lesen (1956) - Kriegsroman aus Burma.
  • George Orwell: Tage in Burma (2002), ISBN 325720308X - OT: 'Burmese Days' (1926), kolonialkritischer Roman Orwells, der als Polizeioffizier in Birma diente.
  • Takeyama Michio: Die Harfe von Burma (Biruma no Tategoto, 1947) - Verfilmt 1956 und 1985 von Kon Ichikawa.
  • Amy Tan: Der Geist der Madame Chen (2005), Roman

Anmerkungen und Quellen

  1. http://mikes.railhistory.railfan.net/r044.html (30.9.2006)
  2. https://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/bm.html#Trans (30.9.2006)
  3. zu Zustand und Betrieb der Eisenbahn siehe die Reiseberichte hier, hier und hier (30.9.2006)
  4. https://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/bm.html#Trans (30.9.2006)
  5. Susanne Weingarten: Ein Land für die Götter. In: Die Zeit. Ausgabe vom 21.9.2006. S. 89.
  6. Susanne Weingarten: Ein Land für die Götter. In: Die Zeit. Ausgabe vom 21.9.2006. S. 89.

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