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Iberienraubwürger

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Südlicher Raubwürger
Südlicher Raubwürger
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Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Vorlage:Subordo: Singvögel (Passeres)
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Wissenschaftlicher Name
Lanius meridionalis
Temminck, 1820

Der Südliche Raubwürger (Lanius meridionalis) ist ein etwa amselgroßer Vertreter der Gattung Lanius. Er kommt in mindestens 10 Unterarten in der südlichen Paläarktis vor. Die südlichsten Verbreitungsgebiete liegen in der nördlichen Afrotropis sowie im nordwestlichen indomalayischen Faunengebiet.

Bis vor kurzen wurde L.meridionalis als Unterart von L. excubitor, dem Nördlichen Raubwürger klassifiziert; seine Stellung als eigenständige Art ist heute jedoch allgemein anerkannt.

Aussehen

Der Südliche Raubwürger ist dem Nördlichen Raubwürger sehr ähnlich, ist aber schlanker, deutlich leichter und erheblich langbeiniger als sein nördlicher Verwandter. Auch er ist ein grau-schwarz-weißer amselgroßer Würger. Seine Oberseite ist bleigrau, die helle Unterseite rosa behaucht. Im schwarzen Flügel erscheint nur ein weißes Flügelfeld. Die Schultern sind hellgrau bis weiß. Ein schwarzes Gesichtsband zieht sich vom Schnabelansatz über die Augen bis zu den Ohrdecken. Bei vielen Rassen ist es von einem feinen weißen Augenbrauenstreif begrenzt. Der lange Schwanz ist schwarz mit weißen äußeren Steuerfedern. Dieselbe Farbe weist der kräftige Hakenschnabel auf. Die Nominatformen des Nördlichen und Südlichen Raubwürgers sind feldornithologisch auf Grund der unterschiedlichen Graufärbung des Obergefieders (L.e.excubitor: schiefergrau; L.m.meridionalis: bleigrau) sowie des Brust- und Bauchgefieders (L.e.excubitor: weißlich, grau behaucht; L.m.meridionalis: weißlich, rosa behaucht) gut unterscheidbar, bei anderen Rassen, insbesondere im asiatischen Winterquartier, wo die Brutvorkommen des Wüstenraubwürgers (L.m. pallidirostris) mit einigen Unterarten des Nördlichen Raubwürgers überlappen, ist eine feldornithologische Differenzierung sehr schwierig.

Die Geschlechter sind im Aussehen gleich. Auch das Jugendgefieder ähnelt sehr stark dem Erwachsenenkleid, ist aber insgesamt blasser und weniger kontrastreich. Der Augenstreif ist bei Juvenilen dunkelbraun und oft noch nicht durchgehend ausgebildet, ihr Obergefieder weist einen Braunton auf. Die Unterseite ist weißgrau und manchmal rosa überhaucht; zuweilen ist eine ganz leichte Bänderung erkennbar.

Südlicher Raubwürger in Dattelpalme

Die Gesamtlänge beträgt etwa 24 Zentimeter, das Gewicht schwankt je nach Unterart zwischen 50 und 90 Gramm, wobei die Weibchen geringfügig leichter zu sein scheinen als die Männchen. Die Individuen der Subspecies L.m.pallidirostris gehören zu den leichtesten, die der Nominatform zu den schwersten.


Stimme

Die Lautäußerungen des Südlichen Raubwwürgers sind denen des Nördlichen Raubwürgers sehr ähnlich. Im Wesentlichen bestehen sie aus rauen, krächzend-kreischenden Rufen, recht feinen, ziemlich langen Pfiffen, aber auch aus melodiösen, trillernden Strophen, die plaudernd-schwätzend vorgetragen werden. In diese eher leisen Strophen werden häufig Gesangelemente anderer Singvögel eingestreut. In Bedrohungssituationen ist ein lautes, grelles, mehrfach wiederholtes Kreischen zu hören, in dem einige Autoren miauende Klangkomponenten erkennen.

Verbreitung und Unterarten

Verbreitungsgebiet des Südlichen Raubwürgers
grün: Jahresvogel
orange: mehrheitlich Zugvogel
gelbe Striche: Überwinterungsgebiete der Zugvögel
  • Die Nominatform L.m.meridionalis kommt in Südfrankreich und Spanien vor; in einigen Gebieten Südfrankreichs kommt er sympatrisch mit dem Nördlichen Raubwürger vor; Hybride dieser beiden Arten sind nicht bekannt.
  • Die Afrikanischen Rassen werden von Westen nach Osten heller, zwischen ihnen bestehen feine klinale Übergänge; feldornithologisch sind sie nur sehr schwer bestimmbar.
L.m.koenigi: Kanarische Inseln
L.m.algeriensis: Westmauretanien, Westsahara, Marokko, Algerien und Tunesien.
L.m.elegans: Libyen, Ägypten, Zentralsahara, teilweise Sudan.
L.m.leucopygos: Südliche Sahara und Sahelzone. Mali, Niger, Tschad, Nordnigeria, Sudan.
  • West- und Zentralasiatische Rassen. Zum Großteil relativ dunkle Vögel mit wenig Weiß. Meist bedeckt die schwarze Gesichtsmaske auch in einem schmalen Bereich die obere Schnabelbasis.
L.m.aucheri: (inklusive L.m.theresae und L.m.jebelmarrae, zwei Färbungsvarianten, die als Unterarten nicht allgemeine Anerkennung finden.) Südisrael, Sinai, Syrien, zentrale und östliche Arabische Halbinsel, Irak und Südiran; dunkler als L.m.elegans, mit schmalem schwarzen Band am Schnabelansatz und wenig Weiß im Flügel.
L.m.buryi: Sehr dunkle Rasse, mit schmalem schwarzen Band über dem Schnabelansatz und grauem Kehl- und Brustgefieder. Diese Unterart kommt nur in den Gebirgsgegenden der südöstlichen Arabischen Halbinsel (Yemen) vor.
L.m.unicatus: Eine dunkle Inselrasse, die auf Grund ihres isolierten Vorkommens auf Sokotra gut bestimmbar ist.
L.m.lathora: Ziemlich breites schwarzes Band über dem sehr mächtigen Schnabel, großes weißes Flügelfeld, schmutzigweiße Unterseite. Diese Unterart kommt in Ostpakistan sowie in West, Nordwest und Nordostindien vor.
  • Das größte Verbreitungsgebiet weist der Steppen- oder Wüstenraubwürger auf, der verschiedentlich auch als eigenständige Art geführt wird. (Lanius pallidirostris). Seine Vorkommen beginnen im Westen an den Ostufern des Kaspischen Meeres, erreichen den nordöstlichen Iran, Afghanistan und Nordpakistan und ziehen sich nach Osten bis in die Südmongolei und das Ordos-Gebiet fort. Die Nordgrenze seiner Verbreitung liegt bei etwa 50° Nördlicher Breite, die Südgrenze bei 40° N. Er ist wenig kontrastreich gezeichnet, seine Oberseite ist gräulich sandfarben, die Unterseite verwaschen weiß mit einem blassrosa Anflug. Sein Schnabel ist braungrau. Das schwarze Band über der Schnabelbasis fehlt.

Lebensraum

Der Südliche Raubwürger erscheint in seinem Verbreitungsgebiet in einer Vielfalt offener, busch-und spärlich baumbestandener trockener Landschaften. Im westlichen Mittelmeergebiet sind es Trockengebiete mit typisch mediterraner, aber aufgelockerter Vegetation, in die kurzrasige oder vergetationslose, steinige Abschnitte eingetreut sind. Auch in nur extensiv genützen Kulturland sowie in Weingärten kann die Art brüten. Leitpflanzen der asiatischen Brutgebiete sind verschiedene Wüstensträucher, wie Saxaulbüsche, Tamarisken, Wüstenakazien (Ammodendron sp.) und Salzsträucher (Halimodendron sp.). In reinen Wüstengebieten besiedelt er Oasen mit Ölweiden (Elaeagnus sp.) und verschiedenen Pappelarten. In Turkmenistan und Nordiran bilden vor allem hügelige mit Pistaziensträuchern (Pistazia vera) bestandene Steppengebiete seinen Lebensraum. Dort kann er auch bis in Höhen über 2500 Meter vorkommen.

Die Bestandsdichten des Südlichen Raubwürgers sind in weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes höher als die des Nördlichen Raubwürgers. In einigen Bereichen, so zum Beispiel in Südturkmenien oder in den Sandgebieten zwischen Unterer Wolga und dem Ural-Fluss, zählt die Art zu den häufigen Brutvögeln.

Nahrung und Nahrungserwerb

Aufgespießte Eidechse

Die Hauptnahrung des Südlichen Raubwürgers besteht aus Insekten. Vor allem erbeutet er Käfer, Heuschrecken und Grillen, Schmetterlinge und deren Raupen, sowie Bienen, Wespen und Ameisen. Daneben spielen verschiedene Reptilien, wie Eidechsen, kleine Schlangen oder Frösche, sowie verschiedene kleine Nagetiere, etwa Rennmäuse, Wühlmäuse und Echte Mäuse. Auch Vögel und deren Nestlinge werden vom Südlichen Raubwürger erbeutet, darüber hinaus fressen sie vegetarische Kost wie Datteln und Nüsse. Auf den Kanarischen Inseln trägt der Südliche Raubwürger zur Verbreitung des Wirren Bocksdornes bei, indem er Eidechsen frisst, die von den Früchten dieser Pflanze leben.

Wie der Nördliche Raubwürger jagt auch L. meridionalis hauptsächlich von Ansitzen aus, die aber, seinem Lebensraum entsprechend, bedeutend niedriger liegen als die seines nördlichen Verwandten. Er rüttelt nicht so häufig wie L. excubitor und legt auch seltener als dieser Vorratslager an. Diese spielen vor allem während der Balz eine besondere Rolle, da Männchen, die gefüllte Vorratslager vorweisen können, auf Weibchen besonders attraktiv wirken. Außerhalb der Balz -und Brutzeit sieht man selten von dieser Art aufgespießte oder eingeklemmte Beutetiere. Weibchen scheinen diese Verhaltensweise überhaupt nicht zu zeigen. [1] Bedeutend häufiger jedoch als der Nördliche Raubwürger jagt der Südliche Raubwürger laufend und hüpfend auf dem Boden.

Verhalten

Der Südlicher Raubwürger ist tagaktiv. Seine Aktivitätsphase beginnt mit Sonnenaufgang und reicht bis nach Sonnenuntergang. Die Mittagsstunden verbringt er weitgehend inaktiv, dösend im Gestrüpp verborgen. Gelegentlich sieht man ihn während dieser Zeit ausgiebig Sand baden; er badet auch sehr gerne an Gewässerrändern und Pfützen. Die meiste Zeit verbringt er, meist recht gut sichtbar, auf einer seiner Jagdwarten. Die Nacht verbringt er in der Nähe seines Nestes beziehungsweise außerhalb der Brutzeit im Gestrüpp seiner Zentralwarte.

Die Territorialität des Südlichen Raubwürgers ist weniger stark ausgeprägt als die seines nördlichen Verwandtens. Erst in der Nestbauperiode wird ein Revier stimmlich und durch Abgrenzungsflüge markiert und auch verteidigt. Außerhalb der Brutzeit behauptet ein territoriales Männchen meistens nur seine Zentralwarte, während die meisten Weibchen überhaupt das Brutgebiet kleinräumig verlassen und eigene kleine Außerbrutreviere etablieren.

Brutbiologie

Wanderungen

Die Brutvögel der südlichen Teile des Verbreitungsgebietes sind im wesentlichen Jahresvögel, die nur kleinräumige Wanderungen unternehmen. Brutvögel montaner Zonen wandern in tiefergelegene Regionen ab, verbleiben räumlich aber auch im Bereich des Brutgebietes. Nur die Vögel von L. m. pallidirostris, die in den nördlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes brüten, sind Zugvögel, einige Populationen sogar Langstreckenzieher. Sie ziehen hauptsächlich in Südwestrichtung ab und überwintern in Afghanistan, Südiran, Südirak, auf der Arabischen Halbinsel und an der Levante. Einige ziehen noch weiter und erreichen Ostägypten den Ostsudan und den Norden Äthiopiens.

Literatur

  • Tony Harris an Kim Franklin: Shrikes & Bush-Shrikes. Helm identification Guides London 2000. pp 155-159; plate 5. ISBN 0-7136-3861-3
  • Evgenij N. Panow: Die Würger der Paläarktis. Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 557. Westarp-Wissenschaften Magdeburg 1996. S 198-211. ISBN 3-89432-495-3
  • Urs N. Glutz von Blotzheim (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearb. u. a. von Kurt M. Bauer und Urs N. Glutz von Blotzheim. Aula-Verlag, Wiesbaden 1985ff. (2.Aufl.). Teilband 13/2 S.1262-1328 ISBN 3-89104-535-2
  1. Panow S. 211