Das Zisterzienserkloster Pairis im Gregoriental Das Zisterzienserkloster Ave Maris Stella vulgo Päris oder Pairis im Gregoriental nahe Kaysersberg wurde 1138 durch Graf Ulrich von Egisheim 1 von zwölf Mönchen aus Lützel gegründet. Anfang des 13. Jahrhunderts konnte Pairis seine Bedeutung und seinen Ruf steigern, dank der Reliquien, die Abt Martin vom 4. Kreuzzug aus Konstantinopel mitbrachte. Im Jahr 1300 nahm König Albrecht die Abtei in seinen besonderen Schutz. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer 13. April 1204 brachte viele wertvolle Reliquien, die in italienischen, französischen und deutschen Kirchen aufbewahrt und verehrt werden, wurden damals von Kreuzfahrern geraubt. Als Beispiel sei Abt Martin der elsässischen Abtei Pairis genannt. Er erbeutete eine Spur vom Blut Christi, ein Stück vom wahren Kreuz, einen nicht geringen Teil des Hl. Johannes, einen Arm des Hl. Jakobus, einen Fuß des Hl. Kosmas, einen Zahn des Hl. Laurentius sowie Reliquien von weiteren 28 männlichen und 8 weiblichen Heiligen. Langfristig bedeutete die Eroberung und Plünderung von Konstantinopel den endgültigen Bruch zwischen der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche. Auch war das byzantinische Kaiserreich dauerhaft geschwächt, so dass 250 Jahre später Konstantinopel von den Türken erobert werden konnte. Damit wurden Weichen gestellt, die bis heute Auswirkungen haben ...
Bei der Invasion der Armagnaken im Jahr 1444 wurde Pairis zerstört und 1453 ein einfaches Priorat, das dem Kloster Maulbronn im Kraichgau unterstellt war. Diese Schutzherrschaft sollte bis zum Westfälischen Frieden dauern. Weiter ist zu lesen: im 14. Jahrhundert Dekadenz und beginnender Verfall. Der Konvent von Maulbronn übersiedelte in Folge der Reformation (1537 - 48, 1557 - 1630 und ab 1649 nach Pairis. Eine letzte Blüte erlebte Pairis im 18. Jh. und wurde 1792 aufgehoben. Das Kloster wurde auf Abbruch verkauft (wie so viele). Erhalten geblieben sind das Klosterportal, Spitalgebäude aus dem 18. Jh. und teilweise die Klostermauer. Bedeutend war Pairis durch seine Geschichtsschreibung: Annales Pairisienses; der Mönch Gunther von Pairis verstorben um 1220 beschreibt den 1. Kreuzzeug (Solimarius) und die Eroberung von Konstantinopel (Historia Constantinopolitana), und ein episches Gedicht über Friedrich Barbarossas lombardischen Krieg (Ligurinus Güntheri betitelt). Als Theologe ragte Abt Philipp von Rathsamhausen, 1306/22 Bischof von Eichstätt hervor. Wie die Stadt Breisach zu Anforderungen an diese Abtei gekommen sei, ist unbekannt. Vielleicht daß die Stadt von ihren Gründen im Elsaß an sie gegen Rückleistungen abgetreten hat 2.
1 Anmerkung: Dem Geschlechte der Grafen von Eguisheim entstammte ein berühmter Spross, es war Papst Leo IX., der Sage nach wurde Graf Hugo IX. v. Eguisheim bei der Geburt seines Sohnes Hugo (erst als Papst nahm er den Namen Leo an) geweissagt, sein Sohn werde dereinst mächtiger als er selbst. Deshalb glaubte Hugo sein Sohn werde ihn später entmachten und die Herrschaft an sich reissen, und befahl einem seiner Jäger das Kind in den Wald zu führen und zu töten. Dem Jäger aber tat der Knabe leid und er ließ ihn im Wald laufen und meldete seinem Herrn den Befehl als ausgeführt. Mit den Jahren begann Hugo seine Tat zu bereuen, immer mehr plagte ihn sein Gewissen und er machte sich als Büßer auf den Weg nach Rom. Er legte vor dem Heiligen Vater die Beichte ab und beteuerte, wie sehr ihm seine Tat leid tat und bat um die Absolution, da beugte sich der Papst zu ihm herab, schloß ihn in die Arme und gab sich als sein Sohn zu erkennen. Er erzählte seinem Vater, daß er damals durch Gottes wundersame Fügung am Leben geblieben sei. Die Prophezeiung aber, hatte sich erfüllt. Der Sitz dieser Grafen war das gleichnamige Städtchen, in dessen Mauern das Kloster Pairis einen Stadthof hatte.
Quelle: LÖBELL/BRÄTIGAM: Elsaß, Entdeckt - erlebt - verliebt, Lahr 1996 p. 79/80. 2 ROSMANN p. 197
Pairis ist als Nachbar zur Zisterzienserinnenabtei Marienau immer wieder in Urkunden präsent, auch tauschen diese beiden Klöster Grundstücke und Gülten welche im Einzugsbereich der jeweils anderen Abtei liegen. Berührungspunkte sind der Bann von Mengen im Breisgau, aber auch Breisach selbst, wo Pairis offenbar ein Stadthaus besitzt. Besonders im Adelhauser Urbar werden die Mönche von Pairis immer wieder als Grundstücksnachbarn genannt. Nicht weniger bedeutend war das Skriptorium dieser Zisterzienser-Abtei. Sicher ist dass bereits im 13. Jahrhundert in Pairis eine Schule von Kalligraphen existiert haben muss, wie aus dem Nekrologium des Klosters hervorgeht3. Hier wird nämlich auf fol. 63 ein frater Renboldus scriba, monachus noster (H 1288) erwähnt. Auf fol. 29 lesen wir: memoria fratris Henrici monachi nostri, qui libros epistolarum et Evangeliorum ad majus altare scripsit et illuminavit. Auf fol 51: mem. fratris Jacobi scribae, monachi nostri (H 1288)4. Dafür sprechen auch noch einige vorhandene handschriftliche Pergamentcodices aus diesem Kloster, die sich ebenfalls in derStadtbibliothek zu Kolmar befindet. Eine dieser Handschriften (Nr.102), die einen Kommentar über den "cantus canticorum", sowie über den "liber de angelica hierarchia" des hl. Dionysius enthält,5) reicht der Schrift nach in das Ende des 13. oder in den Anfang des 14. Jhs., andere Handschriften aus Pairis sind das Martyrologium Usuardi (14. Jh.), Evangeliarium (12. Jh.), Missale ordinis sanct Benedicti (13. Jh.)6.
In der Stadtbibliothek von Colmar haben sich drei herausragende Bücher aus dem Skriptorium von Pairis erhalten. Sie sind offenbar Zeugnisse vom Schönsten was in den Klöstern je geschaffen wurde! Ein Psalter aus dem 12. Jh. Ms 352 auf Pergament, es ist ein Codex, welcher Neumen (älteste bekannte Zeugnisse musikalischer Notation) enthält. Ein Antiphonar Anfangs des 13. Jh. geschaffen, alle Zierbuchstaben dieser Zisterzienserhandschrift versuchen einander durch ihre Pracht zu übertreffen und sind wahrhaftige Meisterwerke, die sich entlang der Seitenränder bis zu einer Länge von mehr als 30 cm. entfalten. Sehr selten, Rucinus hat sich als Buchmaler mit Signatur verewigt. Das Dritte: ein Graduale um 1230 auf Pergament Ms 406, die malerische Ausgestaltung ist ähnlich der 3 anderen Antiphonaren von Pairis jedoch dominieren die Farben Gold, welche die Sonne der Gerechtigkeit symbolisiert und Ultramarinblau steht für die Gottesmutter, welche im Orden ganz besonders verehrt wurde. Quellen: A.Bauch, Das theologisch-aszetische Schrifttum des Eichstätter Bischofs Philipp von Rathsamhausen, Eichstätt 1948; DAS VERMÄCHTNIS DER JAHRHUNDERTE 2000 Jahre elsässische Schriften herausgegeben von Fondation Mécénat, Science et Art, Colmar 1989 3 BUCHINGER BERNHARD, Abt von Lützel: Tabula mortuorum Parisiensium 1650, Stadtbibliothek Kolmar; veröffentlicht von Rathgeber (Die Herrschaft Rappoltstein p.58 ff.) 4Gérard, les artistes de l'Alsace, Paris 1872, I, 184, 339-341. 5Ingold. a. a. O. p. 28. 6 Kröner im Strassburger Diözesanblatt, 20. Jahrgang. Quelle: WEINMANN CARL, Hymnarium Parisiense Diss. Das Hymnar der Zisterzienser-Abtei Pairis im Elsaß, aus zwei Codices des 12. u. 13. Jhs. 1904 Regensburg p.10. SCHMIDT STEFAN, Das Chorgestühl von Marienau und die Geschichte der Abtei, 159 Seiten erschien. 2004.