Grete Minde (Novelle)
Die Novelle Grete Minde von Theodor Fontane handelt von einer jungen Frau, die aus Hass und Enttäuschung die altmärkische Stadt Tangermünde an der Elbe anzündet und viele Menschen mit sich in den Flammen und unter den Trümmern begräbt. Grete Minde spielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. die Novelle endet 1617 mit dem Brand der Stadt. Fontane schrieb sie 1880, und sie ist durchaus als eine Vorläuferin des Kriminalromans zu bezeichnen.
Handlung
Grete Minde ist Halbwaise, ungeliebt von ihrer Stiefmutter Trud Minde und derem Ehegatten, ihrem Halbbruder Gerdt. Der einzige, der sie versteht, ist ihr Nachbar Valtin, der sie bereits als Kind verehrt und geliebt hat. Trud Minde sieht jedoch die kindlichen Spielereien von Valtin und Grete mit neidischen Augen, da ihr ein „solches Glück“ versagt blieb. Sie will ihnen den Umgang miteinander verbieten. Auch sieht sie „etwas Böses in ihr“. Grete jedoch hört nicht auf die unbegründeten Vorwürfe von Trud und trifft sich weiter mit Valtin. Zwischen Trud und Grete kommt es zu einem Eklat, und Grete verschwindet mitten in der Nacht mit Valtin ohne Wissen der Eheleute.
Sie leben drei Jahre glücklich bei herum reisenden Puppenspielern. In dieser Zeit wird Grete von Valtin schwanger und bringt ein Kind zur Welt. Doch dann wird Valtin todkrank. Er weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat, und bittet Grete, mit dem Kind nach Hause zurück zu kehren und um Verzeihung zu bitten.
Nach Valtins Tod folgt Grete diesem Wunsch, aber Gerdt will sie nicht wieder aufnehmen. Sie bittet ihn, als Magd bei ihm arbeiten zu können, doch Gerdt will weder mit ihr zu tun haben noch für ihr Kind sorgen.
Grete möchte wenigstens ihr Erbe ausgezahlt bekommen, doch auch das lehnt er ab. Sie geht vor Gericht und verliert, denn Gerdt schwört meineidisch, dass Gretes Mutter nichts zum Einkommen beigesteuert und deshalb Grete auch kein Erbe besäße.
Grete zündet nun wütend auch auf Richter und Bevölkerung die Stadt Tangermünde an. Sie selbst steigt inmitten des Feuers auf den schon brennenden Kirchturm, mitsamt ihrem eigenem Kind und dem Kind von Gerdt und Trud. Von dort oben blickt sie auf den Kirchplatz nieder. Alle Augen sind auf sie gerichtet, auch ihr Bruder ist anwesend. Ihn will sie sehen, um Rache zu nehmen. Der Kirchturm stürzt ein. Die Stadt brennt.
Im Schlusskapitel erfahren Nonnen im nördlich gelegenen Kloster Arendsee von dem Unglück. Sie sind die Einzigen, die Mitgefühl für Grete Minde haben.
Historischer Hintergrund
Die Novelle beruht teilweise auf wahren Begebenheiten, die Fontane 1878 in Tangermünde recherchierte. Eine Grete Minde lebte dort tatsächlich, einen Erbschaftsprozess gab es auch, und 1617 kam es in der Stadt zu einem Großbrand. Im Museum innerhalb des Rathauses der Stadt werden einige Dokumente dazu ausgestellt.
Rezeption
Grete Minde erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit. Der deutsche Literaturnobelpreisträger Paul Heyse nahm das Buch in seinen Neuen Deutschen Novellenschatz auf. Heute wird Grete Minde zu den schwächeren Werken Fontanes gezählt. Im Kanon des Deutschunterrichts scheint das Buch wegen der jungen Protagonisten und seiner Kürze bei gleichzeitig klangvollem Autorennamen aber eine gewisse Bedeutung zu haben.
Gleichwohl ist das Buch aufgrund seiner klaren Sprache und der stringenten Handlungsführung bis hin zum dramatischen Ende auch heute noch gut lesbar.
Verfilmung
Das Buch wurde 1977 mit Katerina Jacob als Hauptdarstellerin und Siemen Rühaak als Valtin für das Fernsehen verfilmt. Die Außenaufnahmen wurden im südostniedersächsischen Hornburg gedreht.
Literatur
- Theodor Fontane: Grete Minde. Nach einer altmärkischen Chronik. Berlin, Wilhelm Hertz, 1880 (Erstausgabe)