Johann von Winterscheidt

Oberstleutnant und Generalwachtmeister während des Dreißigjährigen Krieg
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Johann von Winterscheidt  (* um 1600; † 12. September 1654 in Biberach an der Riß) war Oberstleutnant und Generalwachtmeister während des Dreißigjährigen Krieg.[1][2]

Leben

Johann Conrad war der Sohn von Giselbert von Winterscheidt und der ältere Bruder von Johann Conrad von Winterscheidt (* um 1630; † 09. August 1684 in Würzburg).[1]

Johann von Winterscheidt diente zuerst dem Kurfürsten Anselm Kasimir von Mainz, später dem Kurfürsten Maximilan I. von Bayern. 1639 kommandierte er als Oberstleutnant kaiserliche und bayerische Truppen. Am 17. April 1641 wurde er zum Oberst ernannt und erhielt das Fußregiment des Oberst Günther. Die nächsten Stationen seiner Laufbahn waren: 1646 Kommandant von Ingolstadt, 1647 Kommandant von Memmingen. Am 28. Juli 1647 wurde er Generalwachtmeister. Ende 1646 lag Johann von Winterscheidt mit 1300 Mann in Memmingen. Im September 1647 kam die Churbayerische Armee wieder nach Memmingen und belagerte die Stadt nochmal. Unter den verschiedenen Regimentern war auch das Winterscheidische beteiligt. Es folgte ein neun Wochen andauernder heftiger Beschuss  durch die Kaiserlichen Armeen. Erst am 24. November 1647 wurde das Krugstor (Lindauer Tor) von den Kaiserlichen und den Bayerischen Truppen besetzt und die Schweden übergaben die Stadt. Am 25. November 1647 zogen die Schweden in geordneter Formation zum Niedergassentor (Ulmer Tor) mit Mannschaft und 100 Pferden heraus. Nach dem Friedenschluss von Münster und Osnabrück am 24. Oktober 1648 zogen die einquartierten kaiserlichen Regimenter nach und nach ab. Als letztes folgte am 25. September 1649 das Winterscheidische Regiment. Am 29. September zog auch Generalwachtmeister Johann von Winterscheidt samt den anderen Offizieren ab. Als Erinnerung an Johann von Winterscheidt gibt es in Memmingen auch eine Straße, die ihm die Stadt aufgrund seines Verhaltens als letzter Stadtkommandant im Dreißigjährigen Krieg widmete (Winterscheidweg). Nach mehrwöchiger Belagerung und dem Abzug der Schweden übernahm er die durch Kugelbeschuss arg mitgenommene Stadt. Obwohl er als Stadtkommandant keine dankbare Aufgabe übernahm, erfährt er in der zeitgenössischen Chronik eine durchaus wohlwolende Beurteilung. Sein Bild soll eher einem "in Uniform gesteckten gütingen alten Herrn als einem Wüterich" geglichen haben. Der Generalwachtmeister betrieb bereits 1648 den Wiederaufbau der Stadt, indem er das völlig zerstörte Krugstor (Lindauer Tor) neu errichten ließ. Auch als Vertreter der neuen katholischen Herrschaft ließ er die Evangelischen unbelästigt, was diese im Dankgottesdienst wegen der "Befragung der Stadt von Kriegsvolk" am 11. Oktober 1649 dankbar erwähnen. [3]

An der Innenseite des Lindauer Tor ist das Wappen von Johann von Winterscheidt angebracht in Erinnerung an ihn.

Am 13. Juli 1651 kaufte Johann von Winterscheidt für 1600 Gulden die ehemalige Stadtkanzlei von Biberach an der Riß, um dort seine Wohnung zu nehmen. Er wohnte Consulentengasse 3. Nur wenige Jahre der Ruhe waren ihm vergönnt, als er am 12. September 1654 in Biberach starb. Am 16. September  „gegen 6 Uhr abends in Anwesenheit des Pfarrers und mehrerer Kapuziner“ wurde er im Chor der Biberacher Pfarrkirche St. Martin beigesetzt. Bei Renovierungsarbeiten fand man 1966 in dieser Kirche hinter dem Hochaltar das Epitaph (83 x 158 cm) das noch heute an dieser Stelle steht.  Nach Wappen, einem sogenannten Allianzwappen, und Inschrift lässt  sich das Epitaph zweifelfrei dem älteren der beiden Brüder, also Johann von Winterscheidt, zuordnen. Neben dem Kreuz stehen beiderseits zwei mit Buchstabenligaturen geschriebene und in zeitgenössischer Sprache verfasste Sinnsprüche folgenden Inhalts: (Links) ‚Hier lieg ich und schau über mich, Mensch geh‘ nicht vorbei, bet‘ für mich.“ (Rechts) ‚Hier lieg‘ ich unter der Erden, was ich jetzt bin, wirst auch du werden.‘ Unter dem Totenkopf befindet sich die eigentliche Grabinschrift mit dem Sterbedatum des Generalwachtmeisters und Obristen zu Fuß Johann: „Anno 1654 den 12. September ist in Gott verschieden der wohl edel geborene und gestrenge Herr Johann von Winterschyd, der römisch kaiserlichen Majestät auch kurfürstlichen Durchlaucht in Bayern gewesener Generalwachtmeister und Obrist zu Fuß, dem Gott gnädig sein wolle.“. Dem linken Wappen mit dem entwurzelten Baum im Schild begegnet man in allen von Johann unterzeichneten und gesiegelten Briefen bzw. Urkunden.[4]

Sein Bruder Johann Conrad von Winterscheidt (* um 1630; † 09. August 1684 in Würzburg) erhielt am 25. April 1656 die Erhebung in den Adelsstand in Anbetracht der militärischen Verdienste der Brüder Johann von Winterscheidt und Johann Conrad von Winterscheidt während und nach dem Dreißigjährigen Krieg.[5]

Ehe und Familie

Johann von Winterscheidt heirate um 1638 Susanne von Walhorn (* um 1610; † um 1702).[6]

Der Vater von Susanne von Walhorn, Matthias von Walhorn (* um 1573; † um 1627) war der Besitzer des Kirschhofs in Eiweiler. So hat wohl Johann von Winterscheidt den Kirschhof  durch Einheirat um 1638 erhalten. Johann von Winterscheidt hatte keine Kinder. Seine Frau Susanne von Walhorn vermählte sich 1656 nach seinem Tod mit François Philippe de Vigneulles du Sart, Herr zu Freisdorf (Lothringen). Eine verlorene und später wieder gefundene Urkunde vom 16. November 1654 berichtet von der Übergabe des Kirschhofs von der Witwe Susanne von Walhorn an Rosine Elisabeth von Schyrle (* um 1635 in Bolchen (Boulay); † 1699 in Würzburg) Ehefrau des Johann Conrad von Winterscheidt und ihre Halbschwester. Somit ist Johann Conrad von Winterscheidt in Besitz des Guts des Kirschhofs gelangt.[7]

Literatur

  • Bernd Loch:  Geschichte dreier Dörfer  Eiweler - Hellenhausen - Kirschhof   (Heusweiler 1998)
  • Gert Heil:  Vorfahren des Kapitäns der Reichsarmee Freiherr Johann Albert von Winterscheidt zum Kirschhof - Heimatkundlicher Verein Gersweiler-Ottenhausen e.V., 2009

Einzelnachweise

  1. a b Gert Heil: Vorfahren des Kapitäns der Reichsarmee Freiherr Johann Albert von Winterscheidt zum Kirschhof. Heimatkundlicher Verein Gersweiler-Ottenhausen e.V, Gerseiler 2009, S. 79.
  2. Winterscheidt [Winterscheid, Winterschaid, Winttschaid], Johann von. In: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten. Abgerufen am 26. Mai 2023.
  3. Gert Heil: Vorfahren des Kapitäns der Reichsarmee Freiherr Johann Albert von Winterscheidt zum Kirschhof. Heimatkundlicher Verein Gersweiler-Ottenhausen e.V, Gersweiler 2009, S. 61–72.
  4. Bernd Loch: Geschichte dreier Dörfer Eiweler - Hellenhausen - Kirschhof. Eigenwwerk, Heusweiler 1998, S. 120–121.
  5. Bernd Loch: Geschichte dreier Dörfer Eiweler - Hellenhausen - Kirschhof. Eigenverlag, Heusweiler 1998, S. 119.
  6. Bernd Loch: Geschichte dreier Dörfer Eiweler - Hellenhausen - Kirschhof. Eigenverlag, Heusweiler 1998, S. 120.
  7. Bernd Loch: Geschichte dreier Dörfer Eiweler - Hellenhausen - Kirschhof. Eigenverlag, Heusweiler 1998, S. 121.