Unter Chiliasmus (griech.: chilias = tausend, adj.: chiliastisch) versteht man die Vorstellung, daß eine erlösende, ewig andauernde Zeit kommen werde. "Tausendjährig" wird dabei als so langer Zeitraum verstanden, daß er praktisch nie endet.
Der Begriff des Tausendjährigen Reiches kommt aus dem Neuen Testament, das im Originaltext griechisch geschrieben ist. Insbesondere Joachim von Fiore hat sich dieses Themas angenommen und es ausgebaut. Danach gibt es drei Reiche, nämlich das erste bis zum Erscheinen des Messias Jesus Christus, das zweite als das christliche Reich nach Christus und das dritte Reich als Reich des Heiligen Geistes. Es gibt aber unterschiedliche religiöse Interpretationen dieses Begriffs.
Die Vorstellung eines kommenden "Tausendjährigen Reiches" hat sehr viele Geister inspiriert. Adolf Hitler, an den heute viele zuerst denken, wenn sie "Tausendjähriges" oder "Drittes Reich" hören, mochte diese Begriffe übrigens nicht; zeitweise war ihre Verwendung unter seiner Herrschaft sogar verboten. Der Verfasser des in den zwanziger Jahren sehr populären Romans "Das Dritte Reich", Arthur Moeller van den Bruck, der der sogenannten konservativen Revolution zugerechnet wird, galt unter Hitler als mißliebiger Schriftsteller. Gleichwohl setzte sich der Begriff "Drittes Reich" als Bezeichnung für die zwölfjährige Kanzlerschaft Hitlers durch. Es waren fanatische Anhänger Hitlers, die ihn gegen seinen Willen zu einem Herrscher nach der christlichen Mythologie stilisierten. Dem kam entgegen, daß sich in den zwanziger Jahren die Erwartung eines Dritten Reiches in breiten Kreisen verstärkte, so daß der Umbruch 1933 als Hereinkunft dieses erwarteten Reiches empfunden wurde. Dass der Widerstand gegen Hitler so schnell erlosch, hat auch mit dieser mythischen Vorstellung zu tun.