Riesenrad
Ein Riesenrad ist ein beliebtes Fahrgeschäft auf Volksfesten. Auch als stationäre Attraktion sind Riesenräder Wahrzeichen verschiedener Städte.

Geschichte
Die Idee vom Riesenrad stammt aus Bulgarien. Davon berichtet der englische Reisende Peter Mundy. Am 16. Mai 1620 sieht er in der Stadt Phillippopolis (die heutige Stadt Plovdiv) einige Kinder, die auf dem Kreisumfang eines großen Rades kleine Sitze befestigt haben, um sich durch sein Drehen zu amüsieren. Ähnliche Fahrten wurden später im 17. Jahrhundert auch in England gesehen.[1]
Das erste moderne Riesenrad der Welt wurde von George Washington Ferris, Brückenbauer aus Pittsburgh, anlässlich der Weltausstellung in Chicago 1893 erbaut. Es war die Antwort auf den Eiffelturm, der anlässlich der Weltausstellung 1889 in Paris errichtet wurde. Von seinem ersten Erbauer stammt die englische Bezeichnung Ferris Wheel.
Das Riesenrad wurde nach der Ausstellung Mitte 1894 abgebaut und bei der Weltausstellung 1904 in St. Louis wieder aufgebaut. 1906 wurde das Rad endgültig abgebrochen und verschrottet. Es hatte eine Höhe von 80,5 Metern (264 Fuß), einen Raddurchmesser von 76,2 Metern (250 Fuß) und 36 Gondeln, in denen je 60 Personen Platz fanden.
Das Prinzip
Riesenräder sind Konstruktionen aus Stahl, die aus vier schräggestellten Stützen bestehen, die an einer nichtangetriebenen Radnabe zusammenlaufen. Diese Nabe trägt das eigentliche Riesenrad. Der Antrieb erfolgt durch Elektromotore, die rechts und links des Einstiegsbereichs angeordnet sind und auf die äußere Seite des Rades wirken. Riesenräder werden in drei Ausführungen hergestellt:
- Stationäre Riesenräder
Bei stationären Riesenräder wird das Erdreich ausgeschachtet und die Fundamente in den Boden betoniert. Mit dieser Technik sind Gesamthöhen von 160 m möglich.
- Transportable Riesenräder mit Fundamentsohle
Bei diesem Typ wird zunächst eine Fundamentsohle errichtet und mit Ballastgewichten aus Beton oder mit Wassertanks beschwert. Auf dieser Sohle wird das Riesenrad gebautet. Gesamthöhen bis zu 60 m sind möglich. Der Aufbau dauert 3 - 4 Tage. Ein großer Autokran ist zwingend erforderlich.
- Transportable Riesenräder auf Transportanhängern
Die drei Transportanhänger werden zunächst nebeneinander aufgestellt und fest miteinander verbunden. Mittels Hydraulik können die vier Stützen ohne fremde Hilfe aufgerichtet werden. Die Nabe wird durch einen Kran augsetzt. Der Aufbau ist in 1 - 2 Tagen möglich. Gesamthöhen bis zu 40 m sind realisierbar. Bei einer Version mit vier Transportanhängern (jeder wiegt 55 t) ist eine Höhe von 50 m erreichbar.
Stationäre Riesenräder
Das bekannteste Riesenrad der Welt ist das Wiener Riesenrad im Wiener Prater. Es wurde 1897 zu den Feierlichkeiten des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Josefs I erbaut. Die Gesamthöhe beträgt 64,75 m bei einem Raddurchmesser von 60,96 m. Die gesamte Stahlkonstruktion hat ein Gewicht von 430 t, wobei das Rad 245 t wiegt. Die Drehgeschwindigkeit ist mit 2,7 km/h eher langsam, d.h. das Ein-und Aussteigen ist während des Drehvorgangs möglich. Im Jahre 1916 ist eine Abbruchgenehmigung erteilt worden, die aus Geldmangel jedoch nie in Anspruch genommen wurde. 1944 wurde das Riesenrad durch einen Brand zerstört und seit 1945 wieder aufgebaut. Die Wiederinbetriebnahme erfolgte 1947.
Das London Eye liegt direkt an der Themse in London und ist mit 134 Meter (440 Fuß), derzeit das größte Riesenrad Europas. Es wird jährlich von 3,5 Millionen Besuchern besucht. Abgelöst werden wird dieses Riesenrad im August 2008, wohl von einem derzeit in Berlin in Planung befindlichen Riesenrad, welches dann mit 150 Metern Durchmesser das größte Riesenrad Europas sein soll.
Das Roue de Paris ist eigentlich ein transportables Riesenrad. Es wurde zu den Milleniums-Feierlichkeiten in Paris errichtet und danach drei Jahre lang dort betrieben. Es handelt sich um ein 60 m Rad, dass kein permanentes Fundament benötigt, da 40.000 l Wasser als Ballast dienen. Nach der Demontage in Paris wurde es in Birmingham von November 2003 bis Februar 2004 betrieben. Im Dezember 2004 drehte sich das Roue de Paris auf dem Weihnachtsmarkt in Manchester. Anfang 2005 wurde das Rad von der Firma World Tourist Attractions Ltd. an Magic Fair Attractions B.V./ Starlex Entertainment B.V., Eindhoven verkauft. Nach einer Stippvisite auf der World Town Fair in Sittard-Gelleen wurde es in den Sommermonaten 2005 auf der Museumsinsel in Amsterdam betrieben. Ab Januar 2006 steht es auf dem Night Bazaar in Bangkok.
Das größte Riesenrad der Welt wurde am 4. Januar 2006 in Nanchang in China eingeweiht. Mit einer Höhe von 160 Metern und 153 Metern Durchmesser dauert eine volle Umdrehung 30 Minuten.
In einigen japanischen Vergnügungsparks wurden Riesenräder mit Durchmessern zwischen 65 Metern und 134 Metern realisiert.
In Las Vegas und Singapur entstehen mit einer Höhe von 182 bzw. 178 Metern derzeit noch größere Riesenräder als die bisher existierenden.
Der "Singapore Flyer" in Singapur wird bei seiner geplanten Fertigstellung im ersten Quartal 2008 mit einer Höhe von 178 Metern und 150 Metern Durchmesser das größte Riesenrad der Welt sein. Es entsteht direkt an den Ufern der Marina Bay, ausgerüstet mit 28 voll klimatisierten Kabinen, die einen beeindruckenden Blick über den Stadtstaat Singapur und die benachbarte Insel Sumatra sowie die Südspitze Malaysias ermöglichen. Das Riesenrad wird in ein kreisförmiges, dreigeschossiges Terminalgebäude integriert, das einen voll klimatisierten Zugang zu den Kabinen von zwei Seiten ermöglicht. Die Baukosten belaufen sich auf ca. 84.000 TEUR.
In Moskau, das lange Zeit das mit über 70 Metern größte Riesenrad Europas beheimatete, gibt es zudem vage Pläne für die Errichtung eines ca. 200 Meter großen Riesenrades.
Weitere Pläne zur Errichtung solch eines Riesenrades ähnlich dem Singapore Flyer und den Londoner Eye gibt es derzeit für Peking und Tsingtao in China, für Dubai Land in Dubai und für Berlin am Berliner Zoo oder Berlin Ostbahnhof. Die Riesenräder werden von demselben Betreiber gebaut wie der Singapore Flyer. Für das Riesenrad in Peking wird mit vorraussichtlich 16 Millionen Besuchern gerechnet. Die Fertigstellung der beiden Räder in China ist für den Beginn der Olympischen Sommerspiele in 2008 geplant, da beide Städte Austragungsstädte sind. Folgen sollen dann das Dubaier und das Berliner Rad.
Transportable Riesenräder
Große transportable Riesenräder sind eine noch recht neue Erscheinung. Bis 1960 war die russische Schaukel von Auer-Dulten (Baujahr 1925) mit 14 Meter Durchmesser das größte transportable Riesenrad in Süddeutschland. Heute ist das Steiger-Riesenrad mit 60 Meter Durchmesser und 42 Gondeln das größte transportable Riesenrad der Welt.
Das Hablützel-Riesenrad ist das zweitgrößte transportable Riesenrad. Es hat einen Durchmesser von 60 Metern und verfügt über 40 Gondeln für 10 Personen. Der Anschlußwert beträgt 320 Kilowatt, wovon 160 Kilowatt auf die Beleuchtung und 160 Kilowatt auf den Antrieb entfallen. Im Jahre 2000 war es auf der EXPO 2000 in Hannover, 2003 und 2005 auf der Streetparade in Zürich aufgestellt. Es ist so konstruiert, dass es in Wechselbehälter passt, die für den Bahntransport geeignet sind, die wiederum auf vierachsige Containertragwagen verladen werden können, und reist somit bis auf die beiden größten Teile meistens mit der Bahn.
Das Europa-Riesenrad ist das größte transportable Riesenrad mit drehbaren Gondeln. Es wird vom Schaustellerunternehmen Kipp in Bonn betrieben und hat einen Durchmesser von 55 Metern.
Das Jupiter-Riesenrad ist ein weiteres großes transportables Riesenrad. Das 1993 von der Firma Nauta-Bussink gebaute Jupiter-Riesenrad hat einen Durchmesser von 44 Metern und verfügt über 36 offene Gondeln mit einem Fassungsvermögen von 6 Personen. Der Anschlußwert des Jupiter-Riesenrads beträgt 150 Kilowatt und das Gewicht der Konstruktion 250 Tonnen. Das Jupiter-Riesenrad ist vorwiegend auf Volksfesten aufgestellt.
Um das Jahr 2000 eindrucksvoll zu begrüßen, hatte der Frankfurter Lokalsender FFH die Idee, aus zwei Autokränen und drei Riesenrädern die Zahl 2OOO nachzubilden. Vom 30. Dezember 1999 bis zum 9. Januar 2000 drehten sich die Riesenräder direkt am Mainufer vor der Skyline von Frankfurt. Es handelte sich dabei um das Europa-Rad und das Jubilee-Rad der Schausteller Ingrid und Thomas Müller aus Dresden und das Wiener Riesenrad der Familie Kalbfleisch aus Butzbach. Die drei Riesenräder gehören mit 40 bzw. 44 m nicht zu den größten Rädern, doch wurden hier erstmals drei Riesenräder parallel betrieben.
Übersicht der transportablen Riesenräder in Deutschland
Name | Schausteller/Ort | Hersteller | Anzahl Gondeln und Sitzplätze / Speichen / Gesamthöhe | Premierenort / -Jahr | Bemerkungen |
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Amore Rad | Brandenburg | Nauta-Bussink (NL) | 24 x 6 / 24 / 33m | 03-1989 | Göbel Worms |
Around the World | Cornelius/Wallenhorst | Mondial (NL) | 36 x 6 / 18 / 50 m | Brockum / November 1997 | |
Bayrisches Riesenrad | Willenborg / München | Schwarzkopf (D) | 40 x 10 / 20 / 50m | 05 / 1979 | |
Bellevue | Oscar Bruch jr. / Düsseldorf | Nauta-Bussink (NL) | 42 x 6 / 21 / 56m | 05-1994 | Bilder: siehe Lullusfest |
Bussink R60 | Sachsen / Dresden | Ronald Bussink Professional rides - 9050 Appenzell (CH) | 42 x 8 / 21 / 55m | Dresden Juli 2006 (für 9 Monate) | größtes mobiles Riesenrad der Welt mit klimatisierten Gondeln; Bau-Nr. 2.6008.5 |
Caesar's Wheel | Ludwig Landwermann & Daniela Henschel / Nienburg | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 38m | ||
Circus Wheel | Rosai, München | Nauta-Bussink (NL)) | 24 x 6 / 24 / 38m | Saarlouis / 2005 | Baujahr 03-1991 |
Colossus | Göbel / Worms | Mondial (NL) | 26 x 6 / 28m | ? | |
Columbia Rad | Kleuser / Dortmund | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 28m | Dortmund / Ostern 1989 | |
Europa-Rad | Niedersachsen | Nauta-Bussink (NL) | 24 x 6 / 24 / 33m | 05-1991 | |
Europa-Rad | Kipp, W. / Bonn | Nauta-Bussink (NL) | 42 x 6 / 42 / 55m | 03-1992 | |
Europa-Rad | Köln | Nauta-Bussink (NL) | 24 x 6 / 24 / 33m | Bad Salzungen / Juni 1999 | 03-1989 |
Europa-Rad | Baden-Württemberg | Nauta-Bussink (NL) | 36 x 6 / 36 / 44m | 03 / 1990 | |
Golden Wheel | Jost / Worms | Nauta-Bussink (NL) | 24 x 6 / 24 / 33m | 03-1990 | |
Jubilee Rad | Müller / Chemnitz | Nauta-Bussink (NL) | 30 x 6 / 30 / 40m | 05 / 1996 | |
Jupiter | Kipp, W. / Bonn | Nauta-Bussink (NL) | 36 x 6 / 36 / 50m | 03 / 1993 | |
Jupiter II | Kipp, W. / Bonn | Nauta-Bussink (NL) | 30 x 6 / 30 / 40m | 05 / 1998 | |
Liberty Wheel | Gormanns & Söhne / Düren | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 38m | 1990 | |
Moulin Rouge | Burghard-Kleuser / Dortmund | Mondial (NL) | 36 x 6 / 18 / 36m | Dortmund? / 2003 | |
Moulin Rouge | Wolters-Domke/ Berlin? | Mondial (NL) | 32 x 6 / ? / 36m | ? / ? | |
Movie Star | Henschel, Peter und Kerstin, Heidelberg | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 38m | Pinneberg / 2005 | |
Münchner Riesenrad | Pötzsch, Paula / München | Nauta-Bussink (NL) | 24 x 6 / 24 / 33m | 09 / 1992 | |
Münchner Riesenrad | Willenborg / München | Mondial (NL) | 32 x 6 / ? / 36m | 05-1991 | |
Original Berliner Riesenrad | Lorenz / Berlin | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 31m | Potsdam / 1993 | |
Orion 2 | Drliczek, Michael / Fürth | ? | 18 x ? / ? / ?m | ? / ? | |
Riesenrad | Feldmann, Werner / Hennef/Sieg | ? (D) | 12 x 4 / ? / ? m | ? / ? | |
Riesenrad | Schubert, Bernd / Seifhennersdorf | Nauta Bussink (NL) | 24 / 24 / 33m | 1992 / 05 | |
Riesenrad | Steiger / Bad Oeynhausen | Kocks (D) | 42 x 21 / 57m | 1980 / Hannover | Größtes transportables Riesenrad der Welt |
Riesenrad | Willenborg / München | Gerstlauer (D) | 36 x 6 / ? / 46m | Lippstadter Herbstwoche / 1997 | |
Riesenrad | Wilhelm, Klaus / Hannover? | Vekoma (NL) | 36 x 6 / 36 / 44m | 04-1987 | |
Royal Bavarian Wheel | Jost / Worms | Nauta-Bussink (NL) | 36 x 6 / 36 / 44m | 02 / 1992 | |
Russische Schaukel | Koppenhöfer, Herbert & Simon, Edith / München? | Franz Gundelwein (D) | 12 x ? / 12 / 14m | ? / ? | |
Schuberts Riesenrad | Schubert, Bernd / Seifhennersdorf | Julius Bernhard Rössger / Waldheim | 10 x 4 / 10 / 13 m | 1902 / ? | |
Star of Berlin | Lorenz / Berlin | Mondial (NL) | 26 x 6 / 26 / 31m | Warnemünde / August 1998 | |
Wonder Wheel | Bruch, Willy und Schneider, Thomas / Düsseldorf | Nauta-Bussink (NL) | 30 x 6 / 30 / 40m | April 1995 |
Weblinks
Quellen
- ↑ BBC London http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/581259.stm