Piccolo Puppenspiele

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Die Piccolo Puppenspiele sind das Figurentheater des Puppenspielers Gerd J. Pohl (geboren am 21. Oktober 1970 in Bonn). Das erklärte Ziel der Arbeit dieses Puppentheaters ist es, das Theater zu denjenigen Menschen zu bringen, die von sich aus nicht oder nicht mehr in eine Theatervorstellung gehen können; neben Kindern im Kindergarten und Grundschulalter sollen speziell auch ältere und behinderte Menschen angesprochen werden. Seine Berufsausbildung als staatlich anerkannter Erzieher kommt Gerd J. Pohl dabei sehr zugute.

Werk

Sein puppenspielerisches Handwerkszeug bekam Pohl in zahlreichen Kursen und Lehrgängen mit auf den Weg gegeben, unter anderem bei Karl-Hans Firsching (Landesarbeitsgemeinschaft Puppenspiel NRW), Karl-Heinz Drescher (Weilheimer Puppenspiele) und dem bekannten Puppenbildner Jürgen Maaßen. Künstlerische Vorbilder und Förderer waren in seinen ersten Puppenspielerjahren außerdem Friedrich Arndt (Hohnsteiner Kasper), Heinrich Maria Denneborg und Jo Micovich.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt als Puppenspieler hatte Gerd J. Pohl - das „J.“ steht für Josef - im Alter von zwölf Jahren im Rahmen einer Benefizveranstaltung für UNICEF in den Bonner Rheinauen. 1987 gründete er die Piccolo Puppenspiele, die 1994 zu seinem Beruf wurden.

Die Piccolo Puppenspiele bedienen sich vor allem der Führungstechniken der Handpuppe, der Stabfigur und der Tischfigur. Marionetten finden nur äußerst selten Einsatz, da Gerd J. Pohl in erster Linie als Solospieler arbeitet.

Im Repertoire der Piccolo Puppenspiele finden sich klassische Kasperspiele, Inszenierungen nach bekannten Märchen der Gebrüder Grimm, neue, zuvor noch nicht erzählte Geschichten und - als einzige Inszenierung für Erwachsene - Faust - Geschichte einer Höllenfahrt nach der Volkssage von Johann Faust.

Die Piccolo Puppenspiele zeigen ihre Inszenierungen in zahlreichen renommierten Puppenspielhäusern und Kleinkunsttheatern wie dem Haus der Springmaus in Bonn, dem Remscheider Rotationstheater, dem Theater Spielberg in Würzburg oder dem Theater „Die Spindel“ in Mönchengladbach, aber auch in zahlreichen sozialpädagogischen Einrichtungen, in Grundschulen und Gymnasien (mit „Faust“) sowie auf mehreren nationalen Festivals (u.a. dem des städtischen Kulturamtes in Brühl). Eine Gastspielreise führte das Theater auf Einladung der Deutschen Schule nach Rom.

Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit dieses Puppentheaters sind Aufführungen vor geistig und mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen sowie die Darbietungen klassischer Märchen-Inszenierungen für pflegebedürftige Senioren, worin sich die Piccolo Puppenspiele von den meisten anderen Bühnen unterscheiden.

Puppenspieler Gerd J. Pohl hat außerdem an einer Reihe von Fernsehproduktionen mitgewirkt. Grundlage für diese Tätigkeit war eine Ausbildung zum Film- und TV-Puppenspieler durch Robert Tygner (Splitting Image, The Jim Henson Company), einem der meistbeschäftigten Puppenspielern Hollywoods, im Jahr 1996. Unter weit über hundert Bewerbern suchte Tygner Pohl als einen von acht neuen Puppenspielern der Kölner GUM-Fernsehproduktion („Hurra Deutschland“) aus. Bei GUM wirkte er als Spieler der berühmten Latex-Karikatur-Figuren an zahlreichen Polit-Sketchen für die TV-Reihe „Privatfernsehen“ (Moderation: Friedrich Küppersbusch) mit, einer Sendung des WDR, die im Rahmen des Samstagabendprogramms der ARD erfolgreich lief.

Neben seiner Arbeit für die Piccolo Puppenspiele hatte Gerd J. Pohl Gastauftritte bei verschiedenen anderen Bühnen. Er spielte u.a. beim Lapislazuli-Puppentheater in Bergisch Gladbach (in „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery, wo er die Rollen des erkrankten Rudolf Fischer übernahm) sowie beim Puppentheater Luxem, beim Puppentheater Maatz, bei der Puppenbühne Osthold (nicht mehr existent) und beim Kölner Cassiopeia Theater (in „Liebe und Verwandlung“ nach Texten von Platon und Ovid an der Seite von Claudia Hann, Regie: Udo Mierke).

Darüber hinaus ist er als Rezitator mit verschiedenen Literaturprogrammen unterwegs; hierbei liegt Pohls Hauptaugenmerk auf der Darbietungsform des Melodrams, bei dem gesprochenes Wort und Musik eine kunstvolle Symbiose eingehen. Als musikalische Bühnenpartner standen ihm hierbei vor allem Konstantin Gockel (Violine, Viola) und Marcus Schinkel (Klavier) sowie bei einer Kafka-Interpretation der Kirchenorganist Professor Wolfgang Bretschneider an der Seite. Inhalte seiner Rezitationsprogramme waren u.a. Edgar Allan Poe, die Offenbarung des Johannes, klassische Schauerliteratur, Gedichte von Michael Buthe, deutsche Balladen (Dehmel, Goethe, Detlef von Liliencron u.a.) sowie eigene Gedichte und Erzählungen.

Inszenierungen der Piccolo Puppenspiele seit 1987 (Auswahl)

Kinderstücke

  • „Teufel auf Freiersfüßen“ (Handpuppenspiel)
  • „Algenkönig“ (Handpuppenspiel)
  • „Das verschwundene Mondlicht“ (Handpuppenspiel)
  • Hänsel und Gretel“ (Handpuppen- und Stabfigurenspiel)
  • „Der Hirtenjunge Benjamin“ (Handpuppenspiel)
  • „Das Hind, das vom Himmel fiel“ (Mischform Handpuppen- und Tischfigurenspiel)
  • Rumpelstilzchen“ (Tischfigurenspiel)
  • Rotkäppchen“ (Handpuppenspiel)
  • „Der Dieb auf roten Pfoten“ (Handpuppenspiel)
  • „Eine Osterhexerei“ (Handpuppenspiel)
  • „Das Geheimnis vom Weihnachtswald“ (Handpuppenspiel)
  • „Die drei Wünsche“ (Handpuppenspiel)
  • „Die geheimnisvolle Kristallkugel“ (Handpuppenspiel)

Inszenierung für Erwachsene

  • „Faust - Geschichte einer Höllenfahrt“ (Hand- und Stabfigurenspiel; Regie: Bernhard Kremser)

(Soweit nicht anders erwähnt: Buch, Spiel und Regie: Gerd J. Pohl)

Weitere an den Inszenierungen beteiligte Künstlerinnen und Künstler

Figurengestaltung und Figurenbau

  • Till de Kock (geschnitzte Handpuppenköpfe zu „Faust“)
  • Karl-Heinz und Greta Rother (Restauration und Kostüme für Till de Kock)
  • Petra Wolfram (modellierte Handpuppenköpfe zu den Kasperspielen)
  • Monika Seibold (Kostüme für Petra Wolfram)
  • Christian Schweiger (geschnitzte Handpuppenköpfe und Tischfiguren zu verschiedenen Kasper- und Märchenspielen)
  • Elke Schmidt (Kostüme für Christian Schweiger und Texilfiguren)
  • Arne Bustorff (Tischfiguren zu „Rumpelstilzchen“)
  • Heide Hamann (Handpuppen zu „Der Hirtenjunge Benjamin“)
  • Ottilie Kürschner und Irma Priese (Textilfiguren)

Erzähler

Bühnenbilder

  • Lars Henkel (sämtliche Kasperspiele)
  • Bea Gernert („Hänsel und Gretel“ und „Eine Osterhexerei“)
  • Bernhard Kremser („Faust“)
  • Karina Derbolowsky („Der Hirtenjunge Benjamin“)

Musik

  • Jan Schulz-Heising (für sämtliche Inszenierungen)

Ausstellungen

  • 1991-1999: Kleine Dauerausstellung mit Puppen und Bühnenbildern im Restaurant ZAP, Bonn
  • 1996: Schaufensterausstellung mit etwa 80 Handpuppen bei der Buchhandlung Bouvier, Bonn
  • 1998(?): Gemeinschaftsausstellung mit verschiedenen Puppentheatern aus dem Köln/Bonner Raum in der Galerie am Schloss, Brühl
  • 2003: Fotoausttellung Und eine Saite spannen vom Herzen zum Verstand anlässlich des 20jährigen Bühnenjubiläums von Gerd J. Pohl im BAGO, Bonn

Sammlung

Die Piccolo Puppenspiele verfügen über ein reichhaltiges Archiv mit historischen Figuren, Bühnenbildern, Literatur, einer umfangreichen Hörspielsammlung, Filmen, Fotografien und Schriftdokumenten. Aus den Beständen des Archives können Ausstellungen zum Thema Puppenspiel gestaltet bzw. angereichert werden; außerdem steht es in Einzelfällen zu Zwecken der Puppenspiel-Forschung zur Verfügung.

Literatur

Ausgewählte Zeitungsartikel (nur Puppenspiel, keine Rezitation)

  • „Den ersten Kasper bekam er mit fünf“, in: Bonner Rundschau vom 07.02.1987
  • „Ein Kopf aus Holz und doch kein Holzkopf“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 12.01.1993
  • „Beim Kasperle müssen die Fetzen fliegen“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 08.08.1997
  • „Schaurig-schöne Höllenwesen“, in: Kölner Stadtanzeiger vom 07./08.02.1998
  • „Strahlende Kinderaugen in der Laacher-See-Halle“, in: Mendiger Zeitung Nr. 52-53/1998
  • „Die Kinder sollen ins Grübeln kommen“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 23.03.1999
  • „Der Puppenspieler“, in: Bonner Illustrierte vom Oktober 1999
  • „Ein Mann läßt die Puppen tanzen“, in: Remscheider General-Anzeiger vom 22.01.2000
  • „Begeisternde Puppen“, in: Blitz, Greifswald, vom 11.06.2000
  • Dr. Guido Bee: „Von Pole zu Pohl“, in: Schnüss, Bonn, vom August 2000
  • „Ich möchte die Seele der Menschen anspielen“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 15.09.2001
  • „Qualität spricht sich herum: Puppenspieler eroberte Kinderherzen“, in: Honnefer Volkszeitung vom 06.03.2002
  • „Figurentheaterreihe der Piccolo Puppenspiele erfolgreich“, in: Remagener Nachrichten vom 20.03.2002
  • „Der Lautstärke unserer Zeit mit leiser Heiterheit begegnen“, in: Schaufenster, Bonn, vom 08.05.2002
  • „Künstler und Kasper in einer Person“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 17./18.08.2002
  • „Mit Leib und Seele Puppenspieler“, in: Bonner Rundschau vom 13.02.2003
  • „Puppenspieler des Herrn“, in: Rhein-Zeitung, Bad Neuenahr-Ahrweiler, vom 03.03.2006
  • „Spielen für Gott und die Welt“, in: Blick aktuell, Ausgabe Grafschaft, Bad Neuenahr-Ahrweiler, vom 03.05.2006
  • „Das Künstlerherz schlägt immer noch“, in: General-Anzeiger, Bonn, vom 19./20.08.2006

Bücher

  • Wenzel, Michael: „Generation Godesberg. Einsichten, Ansichten, Absichten“, Norderstedt 2004 (Interview mit Gerd J. Pohl: S. 136-149)
  • Piccolo Puppenspiele (Hrsg.): „... und eine Saite spannen vom Herzen zum Verstand“, Bonn 2003 (zum 20. Bühnenjubiläum von Gerd J. Pohl, mit Beiträgen von Konrad Beikircher, Ray Harryhausen, Norbert Blüm, Bill Mockridge, Bärbel Dieckmann, Pia Heckes u.a.)

MCs und CDs

  • Gerd J. Pohl (Erzähler) und Roland Poras (Flügel): „Edgar Allan Poe - Die Maske des roten Todes“ (nur als MC), Pohl&Poras 1990, vergriffen
  • Gerd J. Pohl (Erzähler) und Konstantin Gockel (Violine): „Es war einmal ... - Märchen der Gebrüder Grimm“, Hrsg.: Piccolo Puppenspiele 2003, vergriffen
  • Die Irrlichter: „Koboldstanz“, mit Gerd J. Pohl als Sprecher auf Track 8 („Der Lautenspieler“), Musik & Tanz GbR 2002
  • Marcus-Schinkel-Trio: „News from Beethoven“, mit Gerd J. Pohl als Sprecher auf Tracks 6 („Nur wer die Sehnsucht kennt“) und 11 („An die ferne Geliebte“), Bosrecords 2003

TV (Auswahl)

  • „KuK“ (WDR, 1995): Szenen aus „Faust“ und Live-Interview
  • „Die Harald Schmidt Show“ (SAT1, 1998(?)): Sketchpartner von Harald Schmidt
  • „Privatfernsehen“ (ARD/WDR-Reihe, 1996): Politik-Sketche (Latexfiguren)
  • „Was bin ich?“ (Kabel1): Spieldemonstration mit Tischfigur und Handpuppe