Otto Wiener (Physiker)

deutscher Physiker
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Otto Heinrich Wiener (* 15. Juni 1862, † 18. Januar 1927) war ein deutscher Physiker.

Otto Wiener promovierte 1887 an der Universität Straßburg mit einer Dissertation mit dem Thema Über die Phasenänderung des Lichtes bei der Reflexion und Methoden zur Dickenbestimmung dünner Blättchen.

Wiener wurde bekannt durch den experimentellen Nachweis stehender Lichtwellen; 1890 gelang ihm die Bestimmung der Wellenlänge des Lichts.

Er war ab 1895 Professor an der Universität Gießen. 1899 folgte er einem Ruf an das physikalische Institut der Leipziger Universität, wo er Nachfolger von Gustav Wiedemann wurde. In seiner akademischen Antrittsvorlesung in Leipzig von 1900 zur Erweiterung unserer Sinne verortete er die physikalische Theoriebildung im Umfeld der Evolutionstheorie. Mit der Formel von der Erweiterung unserer Sinne präfigurierte er eine medientheoretische Hauptthese Marshall McLuhans, die dort als extensions of man wiederkehrt.

Er konzipierte einen theoretischen Kinematographen, mit dem er die Theorie der inneren Scheinbilder und Symbole von Heinrich Hertz (Prinzipien der Mechanik, 1894) aufgreift; Norbert Wiener entwickelt dieses Modell später in seiner Kybernetik weiter.

Wiener hielt 1916 einen Volkshochschulkurs über Physik im Kriege in seinem Institut ab und gehörte 1920 neben Carl Runge, Wolfgang Gaede, August Schmauss, Johannes Stark, Wilhelm Westphal, Gustav Eberhard und Wilhelm Wien dem 1. Fachausschuß Physik an, der Forschungsstipendien vergab.

Unter seiner Ägide promovierte August Karolus 1923 und erhielt 1926 eine Professur; Karolus entwickelte in Leipzig in Zusammenarbeit mit der Telefunken-Gesellschaft ein Bildtelegrafie-Verfahren sowie am Arbeitsbereich Physikalische Grundlagen des Fernsehens ein Fernsehsystem mit mechanischer Bildzerlegung (Spiegelrad) konstruierte.

Wiener war ein preußischer Geheimrat.

Nachfolger Otto Wieners in Leipzig waren u.a. Peter Debye, Werner Heisenberg und Friedrich Hund sowie Gustav Hertz.

Veröffentlichungen

  • 1928: Zur Theorie des Strömungsäthers. Phys. ZS. 26., 73-78
  • 1926-1931: Natur und Mensch. Die Naturwissenschaften und ihre Anwendungen (Hrsg. v. C. W. Schmidt, bearb. v. H. H. Kritzinger, C. W. Schmidt, Otto Wiener, Hugo Kauffmann, K. Keilhack, G. Kraitschek, F. Cappeller, C. Schäffer u. a.). Mit 91 zum Teil farbigen Tafeln und 1287 Textabbildungen. 4°. 4 Bände. Berlin, de Gruyter Verlag
  • 1925: Weiten, Zeiten, Geschwindigkeiten. Ein Gespräch über grundlegende naturwissenschaftliche Fragen. Düsseldorf
  • 1924: Schwingungen elastischer Art im kräftefreien Strömungsäther. Phys. ZS. 25,552-559
  • 1921: Das Grundgesetz der Natur und die Erhaltung der absoluten Geschwindigkeit im Äther. Abhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-physikalische Klasse Nr. IV. Teubner, Leipzig
  • 1920: Fliegerkraftlehre. Leipzig, Hirzel - Arbeiten über aeronautische Probleme; Einführung in das Flugwesen und die Aerodynamik für angehende Flieger
  • 1919: Physik und Kulturentwicklung durch technische und wissenschaftliche Erweiterung der menschlichen Naturanlagen. Leipzig, Berlin
  • 1912: Die Theorie des Mischkörpers für das Feld der stationären Strömung. 1. Abh.: Die Mittelwertsätze für Kraft, Polarisation und Energie. (Abhandl. der math.-phys. Klasse der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften, Band 32 No. 6). Leipzig
  • 1911: Vogelflug, Luftfahrt und Zukunft, mit einem Anhang über Krieg und Völkerfriede. Leipzig, Barth
  • 1909: Über Farbenphotographie und verwandte naturwissenschaftliche Fragen. Vortrag gehalten auf der 80. Naturforscherversammlung zu Cöln a. Rh. in der Gesamtsitzung beider Hauptgruppen am 24. September 1908. In: Verh. der Ges. Dt. Naturforscher und Ärzte. 80. Vers. zu Köln. Tl. 1. Leipzig, Vogel
  • 1908: Der Zusammenhang zwischen den Angaben der Reflexionsbeobachtungen an Metallen und ihrer optischen Konstanten. Teubner
  • 1900: Die Erweiterung unserer Sinne. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 19. Mai 1900. Leipzig.

Literatur

  • P. R. Masani: Otto Wiener. 1991

Siehe auch