Nierenkrebs (meist bösartiger Nierentumor) ist relativ selten (1 bis 2 % aller bösartigen Tumoren). Am häufigsten ist das Nierenzellkarzinom (Synonyme: Hypernephrom, Grawitz-Tumor), welches vom Tubulusepithel ausgeht. Es betrifft ca. 9 auf 100.000 Einwohner, wobei Männer 3mal häufiger erkranken als Frauen. Überwiegend tritt das Nierenzellkarzinom im 5. und 6. Lebensjahrzehnt auf.

Risikofaktoren sind hohes Alter, chronische Niereninsuffizienz, langjährige Analgetika- und Diuretikatherapie, Cadmium- und Bleibelastung und angeborene Nierenerkrankungen (Tuberöse Sklerose, Morbus von Hippel-Lindau)
Symptome
Die klassische Trias Blut im Harn (Hämaturie), Flankenschmerzen und tastbarer Tumor in der Flanke findet man heute nur noch selten. Wenn der Tumor in die linke Nierenvene einbricht kann sich beim Mann eine symptomatische Varikozele im linken Hoden bilden (1% der Fälle). Weiterhin treten selten Paraneoplastische Syndrome auf (durch die Tumorzellen gebildete Hormone, z.B. Renin, Erythropoetin, Parathormon, ACTH). Wie bei den meisten Tumorerkrankungen können Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust auftreten. 70% der Nierentumore werden zufällig im Rahmen von bildgebenden Untersuchungen (Ultraschall, Computertomographie, usw.) gefunden. Dies hat in den letzten zwei Jahrzehnten auch zu einem so genannten "stage shift" geführt: Es werden immer häufiger kleine nicht symptomatische Tumoren in den Nieren gefunden, die sich somit auch besser behandeln lassen.
Diagnose
Bei der klinischen Untersuchung fallen nur große, fortgeschrittene Tumoren im Bauch auf. Die Laboruntersuchung kann eine durch den Blutverlust über den Urin hervorgerufene Anämie zeigen. Die Sonographie ist der erste Schritt zur genaueren Beurteilung der Niere. Mit ihrer Hilfe können auch Punktionen verdächtiger Raumforderungen in der Niere vorgenommen werden, die dann vom Pathologen histologisch beurteilt werden. Eine i.v.-Urographie ist eine Röntgenaufnahme mit nierengängigem Kontrastmittel, die Aufschlüsse über einen behinderten Harnabfluss geben kann und die Funktion der gesunden Niere beurteilen lässt. Um die Ausbreitung des Tumors (Staging) und damit die Operabilität zu bestimmen, wird eine Computertomographie des Bauches durchgeführt. Mit Röntgenaufnahmen der Brust (Thorax) und ggf. eine Skelettszintigraphie und ein Gehirn-MRT(Kernspinn)lassen sich mögliche Fernmetastasen nachweisen. Zu erwähnen wäre jedoch noch, daß bei einer durchgeführten Röntgenuntersuchung erst Metastasen ab 1 cm erfasst werden können, was der Computertomographie eindeutig den Vorzug gibt.
T1 | Tumor begrenzt auf die Niere und < 7 cm |
T2 | Tumor begrenzt auf die Niere und > 7 cm |
T3 | Tumor infiltriert das umliegende Gewebe nicht über die Gerota-Faszie |
T3a | Tumor infiltriert die Nebenniere oder das perirenales Gewebe |
T3b | Tumor infiltriert die Nierenvene oder die Vena cava bis unterhalb des Zwerchfells |
T3c | Tumor infiltriert die Vena cava oberhalb des Zwerchfells |
T4 | Tumor infiltriert über die Gerota-Faszie hinaus |
N0 | keine Lymphknotenmetastasen |
N1 | Metastasen in einem Lymphknoten |
N2 | Metastasen in mehr als einem Lymphknoten |
M0 | keine Fernmetastasen |
M1 | Fernmetastasen |
Therapie
Die Therapie der Wahl bei vorliegen eines nicht metastasierten Nierenzellkarzinoms ist die chirurgische Entfernung des Tumors, wobei rezente Studien gezeigt haben dass die onkologischen Langzeitergebnisse bei nierenerhaltender Entfernung des Nierentumors (wenn operativ möglich und sinnvoll) genauso gut ist wie die radikale Entfernung der Niere. Bei größeren Tumoren (Stadium T1 bis T3) wird die ganze Niere mit Nebenniere, Harnleiter und dem sie umgebende Fettgewebe und Kapsel chirurgisch entfernt. In die Nierenvene und Vena cava gewachsene Tumorzapfen müssen mitreseziert werden, ggf. mit Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine bei Vorwachsen bis in den rechten Herzvorhof. Auch andere Standards sind durch neueste Erkenntnisse in Diskussion: Einzug der laparoskopischen radikalen und nierenerhaltenden Nephrektomie; Ist die Nebennierenentfernung immer notwendig; nierenerhaltende Chirurgie auch bei zwei gesunden Nieren, Minimal Invasive Therapiealternativen (RITA, HIFU, usw.), ... Das Nierenzellkarzinom entzieht sich weitgehend einer konservativen Therapie (Bestrahlung, Chemotherapie). Immunologisch wirksame Substanzen wie Interleukin-2 und Interferon-Alpha zeigen in neueren Studien Behandlungserfolge. Derzeit laufen zudem mehrere erfolgversprechende Studien zu oral verabreichbaren Thyrosinkinaseinhibitoren (Sorafenib von Bayer und Sunitinib von Pfizer).
Alternative Heilverfahren wie die Mistel- oder B17-Therapie sind in ihrer Wirksamkeit umstritten.
Prognose
5-Jahres-Überlebensrate des Nierenzellkarzinoms insgesamt: ca. 50%
Stadienabhängig:
- lokal begrenzt (T1-T2, N0, M0): 70-80%
- lokal fortgeschritten (T3, N0-N2, M0): 20-60%
- Fernmetastasen (alle T, alle N, M1): <10%
Weblinks
- http://www.nierentumore.de
- www.krebsinformation.de - Nierenzellkrebs
- www.netdoktor.de - Nierenkrebs
- www.urologielehrbuch.de ausführliches Kapitel über das Nierenzellkarzinom aus dem Online Urologie-Lehrbuch für Ärzte und medizinisches Fachpersonal.
- www.meb.uni-bonn.de/cancernet Bei Kindern tritt der Nierenkrebs eher als Wilms' Tumor auf. Link zur Abhandlung darüber.