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Flügel (Tasteninstrument)

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Flügel
Tastatur, Mechanik und Saiten eines Schiedmayer-Flügels der 1920er Jahre

Piano-Forte-Kasten(früher) Der Flügel ist eine Bauform des Klaviers. Der Korpus, unter anderem bestehend aus dem die Saiten enthaltenden Rahmen und dem Resonanzboden, liegt waagerecht auf drei Beinen und erreicht mit diesen eine Gesamthöhe von rund einem Meter.

Die geschwungene Korpusform ähnelt dem Flügel eines Flugtiers und gab dieser Klavierbauform den Namen. Am geraden Korpusende sind Klaviatur, Mechanik und Stimmstock untergebracht. Das Gehäuse ist oben mit einem Deckel abgedeckt, der sich aufklappen lässt, z. B. um den Schall besser austreten lassen zu können. Die Leiste, an denen die Pedale für das Halten des Tones bzw. das Leisespielen (una corda) angebracht sind, heißt im Fachgebrauch „Lyra“, da die Form der Leiste bei antiken Instrumenten dem griechischen Saiteninstrument nachgebildet ist.

Während die aufrechte Bauform des Klaviers, das Pianino, vorwiegend in Privathaus und Schule zum Einsatz kommt, ist der Flügel das Klavier für den professionellen und konzertmäßigen Bereich.

Auf englisch heißt der Flügel grand piano.

Die Flügelform war bereits beim Cembalo die Norm. Auf die andersartige Tonerzeugung spielt die Bezeichnung Kielflügel für dieses Instrument an.

Bestandteile

Korpus

Steinway Flügel-Gussrahmen

Die geschwungene Form des Korpus verleiht dem Flügel seinen Namen. Die abgerundete Seite besteht aus vielen Holzschichten, die zuvor eingeweicht, geformt, zusammengeleimt und gehärtet wurden. Der Korpus ist das tragende Element aller Bestandteile eines Flügels. Die Deckelplatte des Flügels lässt sich öffnen, was die Abstrahlung des Klangs in den Raum hinein fördert. Die sichtbaren Teile des Korpus werden entweder mit einer Polyester-Schicht (meistens schwarz, seltener weiß oder farbig) oder mit Furnieren ausgestattet.

Das Aufbringen des sogenannten "Flügellacks" in mehreren Schichten und insbesondere das anschließende Hochglanz-Schleifen des Polyester für den tiefen, meistens schwarzen Glanz eines Flügels ist Spezialistenarbeit: sie ist wegen der entzündlichen Schleifstäube gefährlich und kann nur in besonders eingerichteten Werkstätten ausgeführt werden.

Gusseisenplatte

Die Gusseisenplatte ist das tragende Element im Inneren des Flügels. Sie hält eine durch die Saiten auf ihr lastende Zugkraft von 18 bis 20 Tonnen. Früher wurde sie in Sandformen gegossen, seit einigen Jahren wird sie in einem Vakuumverfahren hergestellt.

Resonanzboden

Der Resonanzboden, der maßgeblich zur Klangfülle eines Instruments beiträgt, ist im unteren Teil des Korpus eingelassen und besteht aus einer dünnen Platte Fichtenholz. Auch er wird während der Herstellung eingeweicht, leicht geformt und wieder gehärtet.

Stimmstock

Der Stimmstock befindet sich im vorderen Teil des Korpus und trägt die Stimmwirbel, mit welchen die Saiten gestimmt werden. Er wird aus schichtverleimtem Hartholz (Rotbuche, Ahorn) hergestellt. Bei manchen Flügeln ist der Stimmstock mit einer gusseisernen Platte, der sogenannten Panzerplatte, überzogen. Dieses dient zur verbesserten Aufrechterhaltung der Stimmhaltung.

Klaviatur

Schematische Darstellung der Klaviatur

Pro Oktave gibt es je sieben große weiße Tasten (früher mit Elfenbein, heute mit Kunststoff beschichtet), die bis an die vordere Kante der Klaviatur reichen, die die Stammtöne (C-D-E-F-G-A-H) hervorbringen. Dazwischen befinden sich fünf kürzere, aber höhere schwarze Tasten (auch heute bei den besseren Modellen noch aus Ebenholz), die die fehlenden Halbtöne erzeugen. Konzertflügel verfügen im allgemeinen über 88 Tasten, (71/3 Oktaven).

Spielwerk

Das Spielwerk (Weißbuche, Ahorn, Birke, Schichtholz, teilweise auch Kunststoffe) besteht aus einer relativ komplizierten Mechanik, die das Zusammenspiel von Hämmern und Dämpfern gewährleistet. Die Hämmer haben um einen Holzkern eine unter Spannung verpresste Filztafel aus langfaserigen Wollfäden; sie schlagen die Saiten von unten an. Die Dämpfer werden beim Anschlag von der Saite gehoben. Nach dem Loslassen der Taste kehren sie in die Ausgangsposition zurück und dämpfen dabei den Ton ab.

Saiten

Der Flügel hat ca. 230 Stahlsaiten. In den Tönen vom Diskant bis zur Mittellage sind jeweils 3 Saiten pro Ton vorgesehen, die tieferen Töne haben je zwei bzw. nur eine Saite, die mit Kupferdraht umwickelt sind. Je länger eine Saite ist, um so besser schwingt sie – aus diesem Grund haben Konzertflügel einen volleren Klang als kleinere Instrumente, z. B. Stutzflügel.

Lyra

Die Leiste, an denen die Pedale angebracht sind, heißt im Fachgebrauch „Lyra“, da die Form der Leiste bei antiken Instrumenten dem griechischen Saiteninstrument nachgebildet ist. Die Pedale beeinflussen den Klang des Tons:

  • Mit dem rechten Pedal werden sämtliche Dämpfer von den Saiten abgehoben, so dass jeder Ton nach dem Anschlagen und Loslassen einer Taste weiterklingt. Außerdem schwingen die nun ungedämpften Saiten anderer Töne mit, was dem Klavier einen volleren, rauschenden, aber auch verschwommeneren Klang gibt.
  • Das mittlere („Sostenuto-“)Pedal dient dem Halten einzelner Töne. Die Dämpfer der zum Zeitpunkt des Pedaldrucks niedergedrückten Tasten bleiben offen, während alle anderen Dämpfer ihre normale Funktion weiter behalten. Dieses Pedal findet vor allem in der Klaviermusik des 20. Jahrhunderts Gebrauch.
  • Die Betätigung des linken Pedals verschiebt die gesamte Mechanik nach rechts, so dass die Hämmer nicht mehr alle drei Saiten eines Saitenchors treffen, daher auch die Bezeichnung una corda („eine Saite“). Außerdem treffen bei der Verschiebung andere Stellen der Hammerfilze auf die Saiten. Diese Stellen sind anders “intoniert" (vom Klavierstimmer mit der Intoniernadel aufgeweicht bzw. mit einer Feile gehärtet) als die Filzstellen, die in Normalstellung die Saiten anschlagen.

Bauweise

Flügel werden in vielen verschiedenen Größen gebaut. Eine nicht normierte Einteilung lautet:

  • Stutzflügel (Länge: etwa 1,4m bis 1,8m)
  • Salonflügel (Länge: etwa 1,8m bis 2,1m)
  • Halbkonzertflügel (Länge: etwa 2,1m bis 2,4m)
  • Konzertflügel (Länge:etwa 2,4m bis 3,06m, die übliche Konzertflügellänge ist 2,75m)

Die Bezeichnung „Stutzflügel“ für einen kurzen Flügel kommt übrigens aus dem 19. Jahrhundert, als das Musizieren zunehmend auch im Bürgertum üblich wurde und ein großer Bedarf an Instrumenten gegeben war. In den Schlössern der Adeligen war genug Platz für bis zu 3 m lange Hammerflügel, in den kleineren Wohnräumen der Bürger nicht. So wurden alte lange Instrumente kurzerhand abgeschnitten, gekürzt - „gestutzt“. Damit war natürlich auch eine Änderung der Besaitung - kürzere aber dickere Saiten - in der unteren Mittellage und im Bass notwendig.

Die Breite von Flügeln beträgt in der Regel 1,5m.

Bekannte Hersteller

Bekannte Flügelhersteller sind (in alphabetischer Reihenfolge): Bechstein, Blüthner, Bösendorfer, Fazioli, Feurich, August Förster, Grotrian-Steinweg, Ibach, Kawai, Petrof, Pfeiffer, Sauter, Schiedmayer, Schimmel, Seiler, Steingräber und Söhne, Steinway & Sons, Yamaha, Rönisch.

Siehe auch