Offshore-Finanzplatz
Es gibt keine eindeutige Definition für den Begriff Offshore Finanzplatz, in den meisten Fällen bezeichnet er allerdings Standorte, die sich durch niedrige Steuern (siehe auch: Steueroase), ein hohes Maß an Vertraulichkeit und eine minimale Finanzmarktaufsicht und -regulierung auszeichnen.
Ansässige Banken und andere Finanzinstitutionen wickeln einen Großteil ihrer Geschäfte mit dem Ausland ab und die Transaktionen und Anlagesummen sind im Vergleich zu den sonstigen Wirtschaftsabläufen extrem groß.
Viele Offshore-Finanzplätze liegen auf kleinen Inseln, zumeist handelt es sich um ehemalige britische Kolonien oder Dependenzen. Allerdings ist Offshore in diesem Zusammenhang nicht geographisch sondern eher juristisch zu verstehen: die Finanzplätze liegen außerhalb der üblichen Rechtsnormen.
Problematik von Offshore-Finanzplätzen
Befürworter von Offshore-Finanzplätzen betonen ihre wichtige Rolle im internationalen Währungssystem, in dem sie durch ihre liberalen Gesetze die Entwicklung besonderer Instrumente zum beispielsweise Risikomanagement erlauben.
Kritisiert werden Offshore-Finanzplätze zum einen als Steueroasen, die in Kombination mit ihrem rigiden Bankgeheimnis die Steuerhinterziehung in anderen Ländern begünstigen. Als problematisch ist die fehlende Transparenz aber auch im Zusammenhang mit Geldwäscheaktivitäten zu sehen, die hierdurch gefördert werden.
Zusätzlich sind die Finanzplätze aufgrund ihrer schlechten Finanzaufsicht in der Kritik, da sie nach Meinung vieler Experten die Stabilität des Finanzmarktes gefährden. Als bekannte Beispiele können hier die Pleiten der Meridian International Bank im Jahr 1995 oder der Zusammenbruch der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) gelten. Auch wird Offshore-Finanzplätzen eine wichtige Rolle in der Entstehung der verschiedenen Währungskrisen der 90er Jahre zugeschrieben. [vgl.: IMF (2000)]
Auch in anderen Skandalen wie beispielsweise den Krisen von Parmalat oder Enron spielten Offshore-Finanzplätze eine Rolle, von denen aus Bilanzen manipuliert wurden.
Wirtschaftsstruktur
Der Finanzsektor ist in Offshore-Finanzplätzen zumindest in der Außenwirkung der dominierende Faktor. Angesiedelt sind Banken, Versicherungen (z.B. Captive Insurance Company) sowie Trusts oder Fonds zur Vermögensverwaltung. Auch werden von Onshore-Unternehmen Firmen gegründet, die Teile ihres Geschäfts abwickeln um beispielsweise Haftungsgefahren zu verringern, aber auch um kriminelle Aktivitäten zu verschleiern.
Ein weiterer weniger offensichtlicher Berreich betrifft die Registrierung von Schiffen (Panama, Bahamas) und Flugzeugen (Bermuda, Cayman Islands). Bei Schiffen spielt hierbei vor allem die Möglichkeit des Umgehens von arbeitsrechtlichen Vorschriften eine Rolle. Flugzeuge werden in Offshore-Standorten registriert, wenn Flugunternehmen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern neutralen Boden brauchen, um mit Banken aus Industrieländern in der Finanzierung zusammen zu arbeiten.
Offshore Finanzplätze
Das FSF (Financial Stability Forum) hat in einem Bericht aus dem Jahr 2000 drei Kategorien von Offshore-Finanzplätzen unterschieden:
I.: Plätze, die relativ zu ihrer Größe eine gute Infrastruktur und eine solide Gesetzgebung haben sowie relativ gut mit internationalen Institutionen zusammenarbeiten. Hierzu zählen Hongkong, die Schweiz, Singapur und Luxemburg. Zumindest in die Nähe dieser Standards kommen allerdings auch Guernsey, Isle of Man, Jersey und Dublin.
II.: Zwar ist das Niveau der gesetzlichen Regelungen dieser Kategorie höher als in der dritten Gruppe, sie werden allerdings trotzdem als problematischer charakterisiert als die Länder der ersten Gruppe. Zu diesen Ländern zählen:
Andorra, Bahrain, Barbados, Bermuda, Gibraltar, Labuan (Malaysia), Macau, Malta und Monaco.
III.: Die Infrastruktur, die gesetzlichen Regelungen und die Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen ist in dieser Gruppe am geringsten ausgeprägt. Zu dieser Gruppe gehören:
Anguilla, Antigua und Barbuda, Aruba, Belize, British Virgin Islands, Cayman Islands, Cook Islands, Costa Rica, Zypern, Libanon, Liechtenstein, Marshall Islands, Mauritius, Nauru, die Niederländischen Antillen, Niue, Panama, St. Kitts and Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Samoa, die Seychellen, die Bahamas, die Turks- und Caicosinseln und Vanuatu.
[vgl.: FSF (2000)]
Quellen
- FSF (2000) Grouping Offshore Financial Centers hier online
- IWF (2000) Offshore Financial Centers - The role of the IMF hier online
- Sansonetti (2001) Die Problematik der Offshore-Finanzzentren und die Position der Schweiz. in: Die Volkswirtschaft 2/2001 hier online