Kiew

Hauptstadt der Ukraine
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Vorlage:Oblastbox ukraine Kiew (ukrainisch Київ/Kyjiw; russisch Киев/Kijew) ist die Hauptstadt und größte Stadt der Ukraine, sowie Hauptstadt der Oblast Kiew. Sie liegt am bis hierhin für kleinere Seeschiffe befahrbaren Dnepr (ukrainisch: Дніпро) und hat 2.687.610 Einwohner (Dezember 2005), als Agglomeration 3.015.108 (Stand 1. Januar 2005). Die Universität wurde 1834 gegründet. Außerdem gibt es 99 Hochschulen, 25 Museen, ein Planetarium, Theater, botanische und zoologische Gärten. Aufgrund seiner vielen Kirchen und Klöster und seiner Bedeutung für die orthodoxe Christenheit wird Kiew seit dem Mittelalter als Jerusalem des Nordens bezeichnet (heute hört man häufiger Jerusalem des Ostens). Ferner wird Kiew aufgrund seiner geschichtlichen Rolle als Mutter aller russischen Städte bezeichnet.

Bevölkerung und Sprache

 
Stadtwappen

Nach der offiziellen Volkszählung in der Ukraine lebten im Jahr 2001 in Kiew etwa 82% Menschen ukrainischer und 13% Menschen russischer Nationalität. Daneben gibt es noch kleine Minderheiten anderer Nationalitäten (Juden, Weißrussen, Polen, Armenier u.a.). Von den Ukrainern in Kiew betrachten gemäß der Volkszählung etwa 15% die Russische Sprache als ihre Muttersprache. Unter den Einwohnern russischer Nationalität betrachten etwa 8% Ukrainisch als ihre Muttersprache. Dennoch wird in der Alltagswahrnehmung insgesamt in Kiew sehr viel Russisch gesprochen.

Religion

Kiew ist Sitz eines ukrainisch-orthodoxen Patriarchen und eines russisch-orthodoxen Metropoliten. Die Sophienkathedrale ist die älteste ostslawische Kathedrale. Der Großerzbischof der mit dem römisch-katholischen Papst in Rom unierten griechisch-katholischen Kirche ist derzeit dabei, seinen Sitz von Lemberg hierher zu verlegen. In Kiew befindet sich auch das Islamische Institut und die Geistliche Verwaltung der Muslime in der Ukraine, siehe Islam in der Ukraine

siehe auch Liste der Metropoliten von Kiew

Geschichte

Datei:Kyiv maidan nezalezhnosti.jpg
Platz der Unabhängigkeit
 
Blick vom Park Slavi über den Dnjepr nach Darnitza (Osten)

Laut Nestorchronik wurde Kiew von drei Brüdern namens Kyj, Schtschek und Choriw gegründet, die auf drei Anhöhen Dörfer bauten. Sie errichteten noch eine Festung, die sie nach dem ältesten Bruder benannten („Kiew“ = 'Stadt von Kyj', altrussisch und ukrainisch: Kyjiw). Dies soll spätestens am Anfang des 6. Jahrhunderts geschehen sein, da der Name des slawischen Fürsten Kyj in dieser Zeit in byzantinischen Chroniken erwähnt wurde. Einige mittelalterliche Quellen führen die Gründung Kiews auf die Jahre 430-460 zurück. Es gibt auch Spekulationen, die Kiew schon mit der von Jordanes erwähnten großen gotischen Stadt Danapirstadir (= „Stadt am Dnepr“) identifizieren.

882 wurde die slawische Stadt Kiew fürstliche Residenz der Rus und Känugard genannt. 988 wurde Kiew von dem zum Christentum übergetretenen Großfürsten Wladimir I. ausgebaut und als Zentrum der Kiewer Rus befestigt (siehe Geschichte der Ukraine, Geschichte Russlands). Im 11. und 12. Jahrhundert war Kiew mit etwa 50.000 Bewohnern eine der größten Städte Europas.

Am 6. Dezember 1240 wurde Kiew von Mongolen unter Batu Khan (Goldene Horde) zerstört, fast alle Einwohner getötet und nahezu alle Gebäude niedergebrannt. Es wurde berichtet, dass von der großen und dichtbesiedelten Stadt nur noch 200 Häuser gestanden haben sollen. 1569 wurde es zu einer polnisch-litauischen Provinzhauptstadt (siehe Geschichte Litauens, Geschichte Polens). 1667 fiel die Stadt, wie auch die ganze linksufrige Ukraine (Gebiete östlich des Dnjepr), nach dem Frieden von Andrusowo an das autonome Kosaken Hetmanat unter russischer Vorherrschaft und wurde Hauptstadt eines russischen Gouvernements. Ab 1920 war Kiew sowjetisch. 1934 wurde die Stadt an Stelle von Charkiw Hauptstadt der zur Sowjetunion gehörenden Ukraine.

Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, vom 19. September 1941 bis zum 6. November 1943, wurden von den Deutschen 120.000 bis 160.000 sowjetische Kriegsgefangene und Zivilisten in Kiew ermordet. Unter anderem fielen mehr als 33.000 Juden in Babi Jar bei Kiew einem Massaker zum Opfer. Große Teile der Stadt wurden während des Krieges zerstört.

1982 fanden die Feierlichkeiten des 1500-jährigen Bestehens von Kiew statt. 1986 wurde die Stadt vom Tschernobyl-Unfall schwer getroffen. Seit 1991 ist Kiew Hauptstadt der unabhängigen Ukraine. 2004 war Kiew zum Schauplatz der Massenproteste gegen die Fälschungen bei den Präsidentswahlen in der Ukraine, die ab 21. November bis 5. Dezember andauerten und zur Orangenen Revolution führten.

2006 fand in Kiew eine internationale Sitzung des Europäischen Jugendparlaments statt.

Politik

 
Die 10 Verwaltungsbezirke von Kiew

Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt seit den Wahlen vom 26. März 2006 ist der Finanzexperte und Privatbankier Leonid Tschernowitzki. Sein Konkurrent Vitali Klitschko konnte sich nicht durchsetzen. Das höchste politische Organ der Stadt ist der Kiewer Stadtrat (Ukrainisch: Київрада; translit. Kyivrada), deren Mitglieder direkt durch die Kiewer Bevölkerung gewählt werden und deren Vorsitz der Kiewer Bürgermeister hat.

Administrativ wird Kiew in die folgenden zehn Verwaltungsbezirke (Rajons) unterteilt:

  • Schevtschenko (Шевченківський, nach Taras Schewtschenko)
  • Solomjanks (Солом’янський)
  • Petschersk (Печерський, nach dem Kiewer Höhlenkloster)
  • Podil (Подільський)
  • Holosiiv (Голосіївський)
  • Darniza (Дарницький)
  • Dnipro (Дніпровський, nach dem Fluss Dnepr)
  • Desna (Деснянський, nach dem Fluss Desna)
  • Obolon (Оболонський)
  • Swjatoschyn (Святошинський)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Klosterkirche St. Michael
 
Sophienkathedrale
 
Straßenbild in Kiew
Datei:Motherland Monument.jpg
Mutter Heimat-Monument
 
St.Andreas-Kirche
 
Das Haus mit den Chimären

Bauwerke

  • Fernsehturm in Stahlfachwerkbauweise, vermutlich höchste Stahlfachwerkkonstruktion der Welt
  • Eine weithin sichtbare Gedenkstätte, die an den Zweiten Weltkrieg erinnern soll, ist die im Jahr 1981 erbaute monumentale Statue namens Mutter Heimat (Rodina Mat). Sie hat die stattliche Höhe von 68 m und steht auf einem 40 m hohen Podest.

Sport

Der bekannteste Sportverein der Stadt und der Ukraine ist der FC Dynamo Kiew. Das Nationalstadion der Ukraine befindet sich in Kiew, das NSK Olympysky.

Partnerstädte

Kiew unterhält mit folgenden Internationalen Städten Partnerschaften (Liste ist leider nicht vollständig):

Wirtschaft und Infrastruktur

Ministerien und Verwaltung, Stahlindustrie, Maschinenbau, Flugzeugbau, Chemieindustrie

Verkehr

Kiew ist Anziehungspunkt für den Tourismus, wirtschaftliches Zentrum und neben Lemberg und Odessa kultureller Mittelpunkt des Landes. Kiew ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Osteuropas als Schnittpunkt der Verkehrswege Istanbul/Athen-Sofia-Kiew-Minsk/Moskau und Westeuropa-Kaukasus. Außerdem hat Kiew einen Hafen am Dnepr. Jeden Samstag, Sonntag und Feiertags wird die крещатик, die Hauptstraße im Zentrum von 9-21 Uhr für den Fahrzeugverkehr gesperrt.

Eisenbahn

Zahlreiche internationale Eisenbahnverbindungen führen nach Kiew, unter anderem aus Russland, Polen und Deutschland (Berlin). Das Zugfahren im Land ist sehr preiswert z.B. 5 Euro von Kiew nach Vinnytsia. Das Streckennetz ist sehr umfangreich. Zum Kauf einer Fahrkarte muss der Pass oder der Personalausweis gezeigt werden. Für jeden Wagen gibt es mindestens eine Person zum Aufpassen. Es gibt 1.(manchmal), 2. und 3. Klasse. Coupé ist ein Schlafwagenabteil mit 4 Betten, die zum Teil auch tagsüber zum Schlafen benutzt werden.

Flugzeug

Kiew wird von drei Flughäfen bedient. Der kleinere und ältere der beiden Passagierfughäfen, Kiew-Žuliany, liegt im Stadtgebiet und wird überwiegend für Inlandsflüge genutzt. In Boryspil, ca. 15 km östlich der Stadtgrenze bzw. 30 km südöstlich des Zentrums, liegt der größere Flughafen Kiew-Boryspil (nach russischer Schreibweise auch als Borispol bekannt), der deutlich mehr Verbindungen hat und von den meisten internationalen Linien angeflogen wird. Außerdem gibt es einen internationalen Frachflughafen in der nordwestlichen Vorstadt Hostomel (russ. Gostomel).

Stadtverkehr

Dem innerstädtischen Verkehr dienen die U-Bahnen (s. U-Bahn Kiew), Trolleybusse, Busse, Straßenbahnen (s. Straßenbahn Kiew) und Kleinbus-Sammeltaxen (Marschrutne Taksi). Außerdem ist eine Standseilbahn (Funikuljor) in Betrieb. Die Metro fährt im Berufsverkehr zum Teil im 30 Sekunden Rhythmus, sonst alle 2-4 Minuten. Abends können es auch 8 Minuten sein. Es gibt 3 Linien, die die Stadt durchkreuzen. Nachts ist die Metro geschlossen.

Tourismus

Es gibt Stand 1. Mai 2006 noch keine städtische Touristeninformation in der Stadt, am Flughafen oder am Bahnhof. Private Agenturen übernehmen die Vermittlung von Hotelzimmern, Autovermietungen oder Stadtführungen. Aktuell gibt es für Touristen der EU keine Visapflicht. Ein gültiger Reisepass ist jedoch zur Einreise notwendig.

Hochschulen

Es gibt insgesamt 99 Hochschulen. Die größten bzw. wichtigsten sind:

Söhne und Töchter der Stadt

 
Milla Jovovich

Literatur

  • Britta Wollenweber und Peter Franke: Kiew. Stadt der goldenen Kuppeln am Dnejpr, Berlin ³2004. ISBN 3-932916-27-1
  • Anatolij Kusnezow: Babij Jar Die Schlucht des Leids, München 2001, ISBN 3-88221-295-0
  • Herbert Mühlstädt: Der Geschichtslehrer erzählt, Band 2, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1986, 3.Auflage s.109 -133

Siehe auch

Wiktionary: Kiew – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kiew – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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