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Die Wannseebahn ist eine Berliner Vorortbahnstrecke vom Potsdamer Platz über die Ringbahnstation Schöneberg bis zum Wannsee, nach dem sie auch benannt wurde. Heutzutage ist sie ein Streckenabschnitt der Linie 1 der Berliner S-Bahn.
Geschichte
Die Alte Wannseebahn wurde 1874 erbaut und zweigte in Zehlendorf von der aus Berlin kommenden sogenannten Stammbahn ab, um sich am heutigen Bahnhof Griebnitzsee wieder mit ihr zu treffen. Nachdem die Stammbahn seit 1872 auch die neue Villenkolonie Lichterfelde-West an Berlin anband, sollten nun die weiteren neu entstehenden Wohngebiete Schlachtensee, Wannsee und Düppel mit einer eigenen Vorortbahn erschlossen werden. Die offizielle Eröffnung der Erweiterung erfolgte am 1. Juni 1874. Anders als für den neuen Bahnhof Lichterfelde-West, der vollständig von dem Erbauer der Villenkolonien finanziert wurde, wurden die neuen Bahnhöfe von der Bahngesellschaft und dem preußischen Staat geplant und erbaut.
Am 1. Oktober 1891 wurde die Neue Wannseebahn eröffnet als erste von Ferngleisen abgekoppelte separate Vorortstrecke in Deutschland. Somit gab es auf ihr zwischen Potsdamer Bahnhof (heute Bahnhof Potsdamer Platz) und Zehlendorf sowie zwischen Wannsee und Potsdam erstmals getrennte Gleise für Fern- und den Vorortverkehr. Vom 13. Juli 1900 bis zum 1. Juli 1902 kam es zwischen Berlin und Zehlendorf zu einem ersten elektrischen Versuchsbetrieb mit 750 Volt Gleichstrom und von oben bestrichener Stromschiene, im Mischbetrieb mit den Dampfzügen nach Potsdam.
1903 führte man eine besondere Zuggruppe (später "Bankierszüge" genannt) ein, die von Berlin bis Zehlendorf ohne Halt durchfuhren und erst ab dort hielten. Diese Züge führten auf der Wannseebahn, im ersten Abschnitt bis Zehlendorf, zu Behinderungen. Deswegen wurden die Züge ab 1907 bis Zehlendorf auf die Ferngleise geleitet und dort über die Überleitungsgleise auf die Vorortstrecke. Zwischen 1911 und 1912 wurde das alte Überführungsgleis von Wannsee nach Zehlendorf durch eine kreuzungsfreie Überführung ersetzt. Am 1. März 1933 wurde der Bahnhof Schöneberg eröffnet, der das Umsteigen in die Ringbahn erleichterte. Dies war vorher mit langen Fußwegen zwischen den Bahnhöfen Ebertstrße und Kollonnenstraße verbunden. Die Wannseebahn wurde bis 1933 mit Dampfzügen befahren. Ab dem 15. Mai 1933 wurde die 18,61 Kilometer lange Strecke auf elektrischen Betrieb umgestellt, so dass auch die Triebwagen der bereits zuvor beschafften Baureihe Wannsee auf ihr eingesetzt werden konnten. Dabei wurden auch gleichzeitig einige neue Bahnhöfe errichtet (Sundgauer Straße, Feuerbachstraße). Auch die Fernbahngleise der Stammbahn erhielten zwischen den Berlin/Potsdamer Fernbahnhof und Zehlendorf auf 12,06 Kilometer von unten bestrichene Stromschienen, zur Nutzung durch die Bankierszüge, die ebenfalls auf S-Bahnbetrieb umgestellt wurden.
Nachdem 1939 der Nord-Süd-Tunnel fertiggestellt wurde, konnte die S-Bahn erstmals am 6. Oktober von Wannsee bis Oranienburg fahren. Die Bankierszüge fuhren jedoch weiterhin zum Potsdamer Fernbahnhof. Diese Verbindung musste nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 auf den Abschnitt Wannsee - Frohnau gekürzt werden.
Nach einem Streik der West-Berliner Beschäftigten der Ost-Reichsbahn 1980 wurde der Betrieb der Wannseebahn nicht wiederaufgenommen. Sie diente aber weiterhin für Überführungsfahrten zwischen dem Nord-Süd-Tunnel und der Betriebswerkstatt Wannsee.
Erst am 1. Februar 1985 nach der Übernahme des West-Berliner S-Bahnnetzes durch den Berliner Senat wurde die Strecke als S 1 wiedereröffnet. Heute ist die Bahn wieder eine wichtige Verbindung aus den südwestlichen Wohngebieten nach Berlin-Mitte und in das Regierungs- und Parlamentsviertel und bedient die Strecke von Wannsee bis nach Oranienburg.