Martin Frobisher

englischer Seefahrer
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Martin Frobisher (* um 1539 in Normanton (Yorkshire); † 1591 in Plymouth) war ein britischer Seefahrer.

Er unternahm zwischen 1576 und 1578 drei Reisen in die arktischen Gebiete, unter anderem, um die sogenannte "Nordwestpassage", den nördlichen Seeweg nach Asien ausfindig zu machen.



Kurzbiografie

Frobisher entstammte einer alten Yorkshire-Familie, die in der Gemeinde Normanton im Bezirk West Riding seit Mitte des 14. Jahrhunderts ansässig war. Nach dem frühen Tod seines Vaters Bernhard Frobisher schickte ihn seine Mutter nach London zu ihrem Bruder Sir John York, damit dieser sich um seine Erziehung kümmere. Als Martin 15 Jahre alt war begann er auf Geheiss seines Onkels Sir John eine Ausbildung zum Seefahrer.

Er nahm an mehreren Fahrten nach Guinea teil, auf welchen er zeitweise in portugiesische Gefangenschaft geriet (9 Monate auf der Burg El Mina). Nach seiner Rückkehr nach England gab er sich einem gesetzlosen Leben als Freibeuter hin. Innerhalb weniger Jahre galt er als einer der verwegensten und skrupellosesten Piraten des Ärmelkanals und gehörte zu den meistgesuchten Männern seiner Zeit.


Nach einer wechselhaften Laufbahn als Freibeuter gelangte Frobisher um 1570 in den Dienst der englischen Königin und patroullierte von da an legal vor allem in der irischen See um französische und portugiesische Schiffe aufzubringen.


Um 1575 begann Frobisher sich in London um die Finanzierung einer Expedition zu bemühen, welche die Erforschung der Nordwestpassage zum Ziel hatte. Er stützte sich dabei vor allem auf Forschungsergebnisse Sir Humprey Gilberts, einem Halbbruder Sir Walter Raleighs, welcher in seiner Schrift "Discourse" die Existenz einer solchen Passage propagierte.


Frobisher trieb genügend Geld für die Expedition auf und stach im Sommer 1576 mit drei Schiffen in See. Auf dieser ersten Reise entdeckte Frobisher die nach ihm benannte Frobisher-Bay. Nach seiner Rückkehr im Herbst 1576 mehrten sich aufgrund von Untersuchungen an einigen von Frobisher mitgebrachten Steinen die Gerüchte, dort, wo Frobisher gewesen sei, gäbe es Golderz und so wurde innerhalb kürzester Zeit eine zweite Expedition ausgerüstet, zwar einerseits, um wieder nach der Nordwestpassage, vor allem aber um nach Gold zu suchen.


Es wurde eine Aktiengesellschaft (Company of Cathai) gegründet und Frobisher von den Aktionären zum "Grossadmiral aller Meere und Gewässer" von Kathai und anderer neu zu entdeckender Gewässer ernannt.


Im Frühjahr 1577 stach Frobisher erneut mit drei Schiffen in Richtung Nordwesten in See. Als er im Herbst 1577 mit 200 Tonnen "Golderz" und drei Eskimos von seiner Expedition zurückkehrte, war man allseits begeistert und gewährte ihm großzügige Mittel für eine dritte Reise.


Im Frühsommer 1578 machte sich Frobisher mit einer Flotte von 15 Schiffen erneut auf den Weg. Diesmal nicht mehr, um die Nordwestpassage zu suchen, sondern ausschließlich um "Golderz" abzubauen.


Nach einer von Misserfolg geprägten Reise kehrte Frobisher im Herbst 1578 nach England heim, wo sich inzwischen herausgestellt hatte, dass das von ihm während seiner zweiten Reise geborgene "Golderz" keinerlei Wert besaß.


Finanziell ruiniert und in zahlreiche Streitereien mit früheren Geschäftspartnern und Geldgebern verstrickt, versuchte Frobisher 1581 eine vierte Expedition auf die Beine zu stellen, die um das Kap der guten Hoffnung nach Asien führen und von dort aus nach Hinweisen für einen nördlichen Weg nach Europa suchen sollte, doch auch diese Anstrengungen scheiterten.


Trotz seiner Misserfolge blieb Frobisher im Bezug auf die Arktis die größte Autorität seiner Zeit. Seine Reiseberichte wurden sogar ins Spanische übersetzt.


1585 nahm er am [[Westindischer Feldzug|Westindischen Feldzug] teil, wo er als Zweitkommandierender unter Francis Drake diente. Während dieses Feldzuges eroberte er unter anderem das spanische Fort bei Cartagena.


1588 erhielt er in der Schlacht gegen die spanische Armada das Kommando über die Triumph, der größten englischen Galleone, mit welcher er vier spanische Galeassen versenkte, woraufhin man ihn zum Ritter schlug.


1591 wurde Frobisher im Kampf gegen die Spanier an der Spitze einer stürmenden Truppe bei Crozon in der Nähe von Brest verwundet. Man brachte ihn nach Plymouth, wo er im Alter von 52 Jahren aufgrund eines ärztlichen Kunstfehlers verstarb.


1. Reise

7.Juni 1576 - 9.Oktober 1576

Schiffe: Barkschiff Gabriel (25 Tonnen, 18 Mann, Schiffsführer Christopher Hall), Barkschiff Michael (25 Tonnen, 17 Mann, Kpt. Owen Gryffyn), 1 Pinasse (10 Tonnen, 4 Mann)

Besatzung: insgesamt 39 Mann

Missionsziel: Suche der Nordwestpassage

Verlauf: Von London aus segelte Frobisher (auf der Gabriel) über die Orkney-Inseln in Richtung Westnordwest. Nach etwa 14-tägiger Reise kam ein achttägiger Sturm auf, in welchem die Pinasse mitsamt Besatzung für immer verschwand. Am 11.7.1576 Erreichen Grönlands. Die Michael und die Gabriel verloren den Kontakt, woraufhin die Michael die Heimreise antrat und Anfang September wieder in London eintraf. Die Gabriel setzte die Reise allein fort, erreichte am 20.7.1576 die Insel Resolution und segelte daraufhin etwa 150 Kilometer in die nach ihrem Entdecker benannte Frobisher-Bay, welche von Frobisher irrtümlich als Eingang zu der gesuchten Nordwestpassage angesehen wurde. Man traf auf Eskimos und begann unter gegenseitigem Misstrauen mit ihnen Handel um Felle zu treiben. Bei den Landgängen wurden fünf Besatzungsmitglieder von den Eskimos entführt und blieben für immer verschwunden. Frobisher entführte seinerseits einen Eskimo als Ansschauungsobjekt und trat mit den verbliebenen dreizehn Mann Besatzung die Heimreise an. Am 9.Oktober 1576 erreichte die Gabriel London.


2. Reise

26.5. 1577 - 23.11. 1577 Schiffe: Aid (200 Tonnen, Kpt. Christopher Hall), Gabriel (25 Tonnen, Kpt. Edward Fenton), Michael (25 Tonnen, Kpt. Gilbert Yorke) Besatzung: insgesamt 120 Mann (ursprünglich 134, aber nur 120 wurden Frobisher als Sollstärke genehmigt) Missionsziel: Suche und Sammlung von Golderz, Überwinterung, Bei Ausbleiben von Goldfunden Rücksendung der Aid nach London und Suche der Nordwestpassage durch die Gabriel und die Michael Verlauf: Von London aus segelte Frobisher erneut (diesmal auf der Aid) über die Orkney-Inseln in Richtung Westnordwest. Am 4.7. 1577 Erreichen Grönlands auf 60,5° nördlicher Breite. Am 10.7.1577 Erreichen von Halls Insel, dem ursprünglichen Fundort des vermeintlichen "Golderzes", wo unverzüglich mit dem Abbau begonnen wurde. Die Kontakte mit den Eskimos verliefen auch auf dieser zweiten Fahrt blutig und misstrauisch und auch diesmal entführte man einige Eskimos als Anschauungsobjekte (Eine Eskimofrau mit ihrem Kind und einen Eskimomann). Am 23.8.1577 brach man mit 200 Tonnen "Golderzes" in Richtung England auf. Unterwegs verlor die Michael die anderen beiden Schiffe während eines Sturms, bei dem der Schiffsführer der Aid über Bord geweht wurde, aus den Augen und kehrte selbstständig über die Orkney-Inseln nach England zurück. Die Gabriel und die Aid trennten sich ebenfalls, weil die Aid schneller vor dem Wind lief. Am 23.11.1577 erreichte Frobisher mit der Aid Milford Haven.


3. Reise

30.5. 1578 - 1.10. 1578 Schiffe: Neben der Aid als Flaggschiff (200 Tonnen) 15 weitere Schiffe. Besatzung: ca. 320 Mann Missionsziel: Abbau von "Golderz" auf den Inseln in und vor der Frobisher-Bay Verlauf: Von London aus über Plymouth und Dursey Head segelte die Expedition ab dem 5.6.1578 gegen Westnordwest. Am 21.6.1578 erreichten sie Grönland, wo sie vor Anker gingen und vergeblich versuchten Kontakt zu den Eskimos aufzunehmen. Bei der Gelegenheit nahm Frobisher Grönland für Königin Elisabeth in Besitz und gab ihm den Namen "West-England". Auf der Weiterfahrt gen Frobisher-Bay gerieten die Schiffe in schweren Nebel und kurz darauf in einen Sturm, bei welchem ein Barkschiff sank, die Besatzung allerdings gerettet werden konnte. Gerade der Verlust dieses Schiffes war besonders schmerzhaft, da es das Bauholz für ein geplantes Überwinterungsquartier enthielt. Wenig später verlor Frobisher während eines Blizzards den Kurs und geriet mitsamt der Flotte in die damals noch unbekannte Hudson-straße, welche er als "Mistaken Street" ("Verwechselte Straße") bezeichnete. Darin segelte die Flotte etwa 20 Tage, ohne sich sicher zu sein, nicht vielleicht doch in der Frobisher-Bay zu sein. Schließlich kehrte die Flotte um und erreichte am 24.7.1578 wieder die offene See. Einige Schiffe waren inzwischen schwer beschädigt, und unter Teilen der Besatzung begann sich eine Meuterei abzuzeichnen. Frobisher blieb jedoch bei seinem Ziel, das "Golderz"zu bergen und so erreichte die Flotte unter Nöten am 30.7.1578 den Countess of Warwick Sound. Hastig begann man mit dem Abbau des Erzes, musste sich allerdings bereits nach einem Monat mit nur 1000 Tonnen geförderten "Golderzes" wieder auf den Rückweg machen. zwischen dem 24.9.1578 und dem 1.10.1578 erreichte die Flotte England. 40 Mann waren auf der Reise umgekommen.