Heinrich Lehmann-Willenbrock

deutscher Kapitän und U-Bootkommandant im Zweiten Weltkrieg
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Heinrich Lehmann-Willenbrock (* 11. Dezember 1911 in Bremen; † 18. April 1986 in Bremen) war deutscher U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg und später Kapitän des einzigen deutschen Atomschiffs, der Otto Hahn. Bekannt geworden ist Heinrich Lehmann-Willenbrock vor allem als Person des „Alten“, wie Lothar Günther Buchheim in seinem Buch Das Boot den Kapitänleutnant von U 96 nennt.

Leben

Ausbildung

Heinrich Lehmann-Willenbrock trat im April 1931 in die Reichsmarine ein. Im Oktober 1931 erfolgte die erste Beförderung zum Seekadett. Am 1. April 1935 wurde er Leutnant zur See. Auf dem Leichten Kreuzer Karlsruhe machte er als Divisonsleutnant unter dem damaligen Oberleutnant zur See Karl-Friedrich Merten (wurde später auch ein erfolgreicher U-Boot-Kommandant) eine Ausbildungsreise mit. Im Anschluss daran wurde er Ausbilder auf dem neu in Dienst gestellten Segelschulschiff Horst Wessel.

Am 1. April 1939 wurde Oberleutnant zur See Lehmann-Willenbrock zwecks weiterer Offiziersausbildung zur U-Bootwaffe versetzt.

Zweiter Weltkrieg

Verwendung

Zum 1. Oktober 1939 erfolgte die Beförderung zum Kapitänleutnant. 14 Tage später übernahm er mit dem Typ II A-Boot U 8, einem sogenannten Einbaum, sein erstes eigenes Kommando. Ohne einen Fronteinsatz mit diesem Boot durchzuführen wurde er am 5. Dezember 1939 zum Kommandanten von U 5 ernannt. Mit diesem Boot machte er im April 1940, während der als Unternehmen Weserübung bezeichneten Invasion Norwegens, eine 15-tägige Patrouillenfahrt. Diese Fahrt verlief ohne jeden Feindkontakt.

Am 14. September 1940 übernahm er das neu in Dienst gestellte U 96. Mit diesem Boot, welches zur 7. U-Bootflottille (Kiel bzw. St. Nazaire) gehörte, absolvierte er acht Feindfahrten mit insgesamt 259 Seetagen. Aus militärischer Sicht besonders erfolgreich waren die ersten vier Fronteinsätze, welche von Dezember 1940 bis Mai 1941 durchgeführt wurden. Lehmann-Willenbrock hat bei diesen vier Einsätzen 18 Handelsschiffe versenkt. Der Wehrmachtsbericht vermerkte dazu am 25. Februar 1941: „An dem großen Erfolg der Unterseebootswaffe ist das Boot des Kapitänleutnants Lehmann-Willenbrock mit 55.600 BRT hervorragend beteiligt. Kapitänleutnant Lehmann-Willenbrock hat damit in kurzer Zeit 125.580 BRT feindlichen Handelsschiffsraumes vernichtet.

Während der siebten Fahrt, die vom 27. Oktober bis zum 6. Dezember 1941 dauerte und deren Geschehnisse im wesentlichen dem Roman Das Boot zugrundeliegen, scheiterte der Versuch ins Mittelmeer durchzubrechen. U 96 erlitt bei einem Luftangriff schwere Schäden und musste nach St. Nazaire zurückkehren. Nach der achten Fahrt (Januar bis März 1942) wurde Lehmann-Willenbrock zum Chef der 9. U-Bootflottille in Brest ernannt. Er führte diese Flottille bis August 1944. Als die amerikanischen Truppen kurz vor Brest standen wurde sie aufgelöst. Es gelang Lehmann-Willenbrock, das nicht einsatzklare U 256 notdürftig zu reparieren und mit einem behelfsmäßigen Schnorchel auszurüsten. Am 4. September verließ es Brest. Unbehelligt passierte es die Biskaya sowie die britische Bewacherlinie zwischen den Shetlands und den Färöer-Inseln. Am 23. Oktober erreichte U 256 den norwegischen Stützpunkt Bergen. Dort wurde Lehmann-Willenbrock am 1. Dezember 1944 Chef der dort stationierten 11. U-Bootflottille und zugleich zum Fregattenkapitän befördert. Diese Position behielt er bis Kriegsende bei. Im Mai 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er am 7. Mai 1946 entlassen wurde.

Insgesamt versenkte Heinrich Lehmann-Willenbrock während des Krieges 25 alliierte Schiffe mit über 180.000 BRT und beschädigte zwei weitere mit ca. 16.000 BRT.

Verbindung zum Nationalsozialismus

Durch die Trilogie von Lothar-Günther Buchheim und seine Beschreibungen des Kommandanten Heinrich Lehmann-Willenbrock entsteht der Eindruck, dass dieser die Versenkungen oft gegen seinen eigenen Willen vornehmen musste. Buchheim lässt keinen Zweifel an seiner Integrität aufkommen, sondern beschreibt ihn vielmehr als altgedienten (und bereits auf Segelschiffen erfahrenen) Seemann, der den Tonnagekrieg innerlich ablehnt, sich aber auf die Befehle des Befehlshabers der U-Boote beruft. Wie weit diese Beschreibung tatsächlich der Realität entspricht oder der erzählerischen Fiktion entstammt, ist nicht belegbar. Lehmann-Willenbrock war, anders als beispielsweise Günther Prien als Kommandant von U 47, nicht Mitglied der NSDAP und wurde auch nicht durch medienwirksame Paraden als Kriegsheld in den Vordergrund gestellt.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg begann Heinrich Lehmann-Willenbrock eine zweite Karriere als Kapitän von Handelsschiffen der deutschen Handelsmarine. In der Nacht zum 21. März 1959 gelang ihm mit dem Motorfrachter Inga Bastian die Rettung von 57 Schiffbrüchigen vor der Küste Brasiliens. Unter widrigen Umständen konnten er und seine Mannschaft die gesamte Besatzung des brennenden brasilianischen Frachters Commandante Lyra an Bord nehmen. Im Jahre 1969 wurde Lehmann-Willenbrock zum Kapitän des ersten und einzigen deutschen atomgetriebenen Schiffs, der NS Otto Hahn ernannt, deren Kommando er mehr als zehn Jahre lang innehatte.

Beförderungen

Auszeichnungen

Literatur