Gekochtes Ei
Begründung siehe Löschdiskussion. Rainer Z ... 19:47, 30. Okt. 2006 (CET)

Das weichgekochte oder Frühstücksei ist (meist) ein Hühnerei, welches gekocht zum Frühstück verspeist wird.
Der Eierverbrauch in Deutschland ist allerdings seit Jahren rückläufig: Wurden 1990 noch 253 Hühnereier pro Kopf konsumiert, waren es im Jahr 2001 noch 220, 2002 217 und 2003 nur noch 214. Vermutlich wird nur ein bescheidener Anteil an dieser Menge als weichgekochtes Ei zubereitet. Der allgemeine Rückgang des Eierkonsums geht auf verschiedene Faktoren wie etwa die Angst vor cholesterinbedingten Leiden, Tierseuchen etc. zurück; speziell am Verschwinden des Frühstückseis vom deutschen Esstisch dürften auch veränderte Lebensgewohnheiten der Bevölkerung beteiligt sein.
Nährwert
Ein Hühnerei besteht zu etwa 14% aus Eiweiß. Der Eiweißanteil ist relativ gleichmäßig auf Eigelb und Eiklar verteilt. Fett ist fast ausschließlich im Eigelb enthalten, hier beträgt der Anteil etwa 32%. Kohlehydrate enthält ein Hühnerei kaum. Wertvoll sind die fettlöslichen Vitamine A, D, E und Vitamine der B-Gruppe, die das Eigelb enthält, sowie die Mineralstoffe Calcium und Eisen.
Zubereitung
Ein Ei, das weichgekocht verzehrt werden soll, sollte nicht zu alt sein. Neben dem aufgedruckten Legetag gibt es auch andere Indizien, die über das Alter des Eis Auskunft geben. Legt man das ungekochte Ei in einen Topf mit Wasser und sinkt es zum Boden ab - nur die luftgefüllte Spitze treibt etwas auf -, so ist es frisch. Ältere Eier stehen senkrecht im Wasser, weil die Luftblase in der Spitze des Eis sich vergrößert hat. Zu alte Eier schwimmen mehr oder weniger waagerecht im Wasser.
Das Ei wird je nach gewünschter Konsistenz einige Minuten lang gekocht, bis zumindest das Eiklar fest ist. Statt eines Kochtopfs kann auch ein Eierkocher verwendet werden, der weniger Wasser verbraucht als die traditionelle Methode.
Beim Kochen der Eier kann es vorkommen, dass die Schale durch den Druckanstieg im Inneren platzt. Es gibt mehrere Strategien, um dies zu verhindern. Das Anstechen des Eies mittels eines dafür vorgesehenen Dorns oder einer Stecknadel ermöglicht der im Ei eingeschlossenen Luft zu entweichen. Es wird auch empfohlen, kühlschrankkalte Eier vor dem Kochen unter dem Wasserhahn kurz mit heißem Wasser abzuschrecken. Ein Schuss Essig im Kochwasser bewirkt ein schnelleres Gerinnen des im Eiklar enthaltenen Eiweißes (Siehe auch: Pochierte Eier).
Zu vermeiden ist auch nach Möglichkeit die grünliche Färbung des Dotters, die durch zu langes oder starkes Erhitzen des Eis entstehen kann. Diese Folge einer Schwefel-Eisen-Verbindung ist häufig bei hartgekochten Eiern in der Gastronomie zu bemerken, wahrscheinlich deshalb, weil die Konsistenz des gekochten Eis fest genug für saubere Schnittflächen werden sollte.
Rezepte für weichgekochte Eier finden sich in jedem modernen Kochbuch. Umstritten ist eine Anweisung aus der römischen Antike. Apicius 7, 19, 3 schlägt für das ovum apalum die Gewürze Pfeffer und Liebstöckel vor; ergänzt wird die Speise dann durch eingeweichte Pinienkerne, Honig, Essig und Liquamen. Ob mit dem ovum apalum wirklich ein weichgekochtes Ei gemeint ist, ist nicht sicher, angeblich führt die Zubereitung nach diesem Rezept jedoch zu einem genießbaren Ergebnis.
Gerätschaften
Fertig zubereitet wird das Frühstücksei meistens in einen Eierbecher gestellt, um es leichter auslöffeln zu können. Kontrovers diskutiert wird, wie herum das Ei in den Eierbecher gestellt wird - meist ist der Eierbecher aber eher zur Aufnahme des stumpfen Endes vorgesehen. Als Eierlöffel verwendet man in der Regel keine Silberlöffel, weil diese durch den Kontakt mit der Speise dunkel anlaufen können. Aus früheren Zeiten sind etwa knöcherne Löffel überliefert, aber auch Gold, Perlmutt oder Horn dienten als Materialien.
Neben dem Dorn und dem Eierkocher gibt es einige weitere spezielle Küchenwerkzeuge: Um die richtige Kochzeit zu erreichen verwendet man meist eine Eieruhr. Das Ei kann geköpft werden mit einem Eierköpfer, der einen sauberen, kreisförmigen und vor allem splitterfreien Schnitt durch die Schale ermöglicht. Dieser arbeitet entweder mit mehreren Schneidezähnen, die radial zusammenlaufen, oder mit einer durchgehenden Schneide axial. Letzteres ist auch bekannt durch den langen Begriff „Eierschalensollbruchstellenverursacher“. Dünne Eierscheibchen erhält man mit einem Eierschneider. Dieser ist aufgebaut aus mehreren parallel gespannten Drähten, die das Ei durchdringen, indem sie in eine Form geklappt werden, in der das geschälte Ei liegt. Um dieses Gerät einsetzen zu können, muss man das Ei allerdings kochen, bis auch das Eigelb fest ist.
Eiform und Öffnungstechniken
Wie bereits erwähnt, sind Eierbecher normalweise für die Aufnahme des stumpfen Endes des Eis vorgesehen. Das Ei steht in dieser Position auch sicherer im Becher als umgekehrt. Dennoch lässt sich darüber streiten, von welchem Ende her das Frühstücksei aufgegessen werden soll:
Im gekochten Ei befindet sich die Luftblase am stumpferen Ende. Über diesem Hohlraum bricht die Schale also leichter, was das Aufklopfen und Abschälen von diesem Ende her erleichtert. Soll hingegen die Spitze des Eis am Stück in einem sauberen Schnitt abgenommen und dann ausgelöffelt werden, empfiehlt es sich, das Ei wie herkömmlich mit dem breiteren Ende in den Eierbecher zu stellen.
Bezeichnungen der Eienden
Die Lexika sind sich über die genaue Bezeichnung des stumpfen und des spitzen Ende des Eies uneinig. So bezeichnet z.B. der Duden in seiner Ausgabe aus dem Jahre 1991 als „Gupf“ (der; Plural: die Güpfe; süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich und schweizerisch für Gipfel, Spitze; stumpfer Teil des Eies) den stumpfen Teil des Eies. Wahrig, das Deutsche Wörterbuch aus dem Jahre 1997, nennt hingegen das Wort „Gupf“ als Spitze bzw. Gipfel z.B. des Eies, oder auch Häufung bzw. Übermaß (= Kuppe). Bereits bei der Duden-Definition zeigt sich ein Widerspruch: Wie kann man den Begriff „Spitze“ dem „stumpfen Teil des Eies“ gleichsetzen? Die Wahrig-Definition schafft hierbei auch keine echte Klarheit.
In der Esskultur, Verhaltens- und Ständelexia wie z.B. Knigge etc. spielen solche Themen und Klärungen dieser Fragen durchaus eine große Rolle.
Das Frühstücksei in der Literatur
Im klassischen Sketch von Loriot mit dem Titel "Das Frühstücksei" entbrennt bei einem Ehepaar der Streit darum, wie lange das Ei denn nun gekocht hat.
In Jonathan Swifts Roman Gullivers Reisen gerät die Streitfrage um das "richtige Ende" des Eis zum handfesten Kriegsgrund zwischen den Dickendern und den Spitzendern in Liliput, was als Satire über die nach Swifts Ansicht spitzfindigen, aber vehement ausgetragenen religiösen Streitigkeiten seiner Zeit gedacht war.
Charles Dickens stellt das gekochte Ei ebenfalls in einen "geistlichen" Kontext: Der Vikar in Oliver Twist bekommt am Wochenende ein gekochtes Ei, um sich für seine anstrengende Predigttätigkeit zu stärken; der Waisenknabe Oliver darf gnädigerweise die Spitze auslöffeln. Hier wird das Ei zum Symbol der Vormachtstellung des männlichen Familienoberhauptes.
In derselben Funktion erscheint das Frühstücksei in dem Roman Haus ohne Hüter von Heinrich Böll. Hier diskutieren die jugendlichen Hauptpersonen in der mageren Nachkriegszeit, weshalb eigentlich Väter bzw. "Onkels" ein Frühstücksei bekommen, auch wenn sie zu wenig zum Unterhalt der Familie beitragen, und kommen zu dem - vorläufigen - Schluss: "Alle Väter [...] bekommen ein Frühstücksei" - im Gegensatz zum Rest der Familie.
Auch bei Walter Kempowski wird - ohne dass deutlich wird, ob nur der Vater mit einem Frühstücksei versorgt wird oder auch der Rest der Familie - das Frühstücksei explizit mit dem morgendlichen Auftritt des männlichen Familienoberhauptes verbunden. Hier allerdings erscheint als mehrfach wiederkehrendes komisches Detail der autobiographischen Romane das Eigelb, das dem Vater beim Verzehr des Eis regelmäßig über die Finger läuft.
In Thomas Manns Roman Buddenbrooks gehört das weichgekochte Ei ebenfalls zum traditionellen Frühstück der bürgerlichen Familie in den ersten Kreisen und steht hier selbstverständlich allen Familienmitgliedern zu. Tony Buddenbrook, eine der Hauptpersonen, sitzt in zwei für ihr Leben entscheidenden Szenen am Frühstück: Als ihr der Heiratsantrag Bendix Grünlichs kundgetan wird, hat sie soeben ihr heißes Frühstücksei vorsichtig mit der Serviette erfasst und dann verzehrt. Der Auslöser der Scheidung dieser Ehe, der Bankrott Grünlichs, wird ebenfalls während eines Frühstücks offenbar; die Wahl der Speisen der beiden Ehepartner macht hier bereits deutlich, dass keine wirkliche Partnerschaft entstanden ist. Während Tony bei ihrem gewohnten Frühstück aus Brot und Ei geblieben ist, frühstückt Grünlich englisch - was seine Gattin ebenso vornehm wie widerlich findet. Ihre erste Liebe, den Medizinstudenten Moorten Schwarzkopf, hat Tony nicht heiraten dürfen. Auch im ersten Gespräch zwischen Tony und diesem Moorten spielte das Ei - allerdings nicht explizit das Frühstücksei - eine wichtige Rolle; Tony erkundigte sich hier nämlich spontan nach dessen Nährwert im Vergleich zu Fleisch.
Siehe auch
Weblinks
- Der Gupf (eine Usenet Diskussion der Deutschen Sprache)
- Ei wie herum essen/aufschlagen
- Von Dickendern und Spitzendern: Die Reise nach Liliput
- www.was-steht-auf-dem-ei.de - Aufgedruckte Herkunftssnummer des Ei entschlüsselt (u. a. welcher regionaler Erzeuger).