Nationalpark

ausgedehntes Schutzgebiet der natürlichen Entwicklung
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Ein Nationalpark ist ein klar definiertes, ausgedehntes Gebiet, das durch spezielle Maßnahmen vor menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird. Meist sind dies Gebiete, die über besondere Eigenarten wie natürliche Schönheit oder Naturschätze verfügen und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden.

Der Nationalpark Sarek in Schweden ist Europas ältester - und bis heute einer der größten.

Definition

Gemäß der Definition der internationalen Union zum Schutz von Natur und natürlichen Objekten (IUCN) sind Nationalparks natürliche Gebiete auf dem Wasser oder dem Land, die vorgesehen sind,

  • um die Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme zu schützen und für die jetzige und künftige Generationen zu erhalten.
  • um Ausbeutung ebenso zu verhindern wie andere Tätigkeiten, die dem Gebiet Schaden zufügen.
  • um eine Basis zur Spiritualität, Forschung, Schulung, Erholung und Besichtigung zur Verfügung zu stellen, die ökologisch und kulturell vereinbar ist.

Geschichte der Nationalparks

 
Mount Ruapehu im Tongariro-Nationalpark

Die Idee, eine besonders schützenswerte Naturlandschaft insgesamt unter Schutz zu stellen, entstand schon im frühen 19. Jahrhundert. Der englische Poet William Wordsworth forderte dies 1810 ebenso wie der amerikanische Maler George Catlin 1832 und der schwedische Baron Adolf Erik Nordenskiöld 1880. Ihr Gedanke war, die Wunder der Natur zu bewahren, damit auch nachfolgende Generationen sich an ihnen erfreuen und sich hier erholen können. 1864 wurde auf Betreiben des Naturschützers John Muir das erste Schutzgebiet definiert - im heutigen Yosemite-Nationalpark (Kalifornien) -, das aber erst 1906 in das entstehende Nationalparksystem eingegliedert wurde. Der erste Nationalpark wurde 1872 mit dem Yellowstone-Nationalpark ebenfalls in den USA gegründet. Im Gegensatz zur Yosemite-Schutzzone unterstand der Yellowstone-Nationalpark nicht der Verantwortung des Bundesstaates, sondern direkt der US-Regierung.

Die Länder Kanada, Australien und Neuseeland folgten bald mit der Errichtung von Nationalparks, da hier noch große Gebiete unberührter Natur existierten, die relativ einfach geschützt werden konnten. 1879 gründete Australien den Royal-Nationalpark, 1887 Kanada den Banff-Nationalpark (damals unter dem Namen Rocky Mountain National Park) und Neuseeland im selben Jahr den Tongariro-Nationalpark.

 
Nationalpark seit 1988: Pleschtschejewo-See in Russland

In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 in Schweden errichtet und 1914 in der Schweiz. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich die Nationalpark-Idee, und heute existieren in etwa 120 Ländern mehr als 2.200 Nationalparks. Die landschaftliche Vielfalt der Gebiete ist enorm und umfasst fast alle Landschaftstypen.

In Deutschland wurde mit dem Nationalpark Bayerischer Wald der erste Nationalpark erst 1970 errichtet. 1978 folgte der Nationalpark Berchtesgaden, der Königssee und Watzmann umschließt. 1985 und 86 wurden die Küstenbereiche des deutschen Wattenmeers als Nationalpark ausgewiesen. In der DDR gab es bis kurz vor der Wende keine Nationalparks. Rund 15% der Landesfläche waren aber öffentlichem Zugang versperrt und wiesen fast unberührte Landschaften auf. In den Umbruchszeiten der Wende wurden 1990 noch vor der Wiedervereinigung fünf Nationalparks in der Noch-DDR umgesetzt. Seitdem kamen bis 2004 sechs weitere Nationalparks hinzu, die Errichtung eines Parks „Elbtalaue“ scheiterte 1999. So bestehen 2004 in Deutschland 15 Nationalparks.

Heute wird der Naturschutz weltweit von der IUCN koordiniert. Die IUCN organisiert alle zehn Jahre einen internationalen Kongress (World Parks Congress), an dem Strategien zum Naturschutz in Nationalparks festgelegt werden. Der letzte Kongress fand 2003 in Durban (Südafrika) statt. Außerdem führt die IUCN eine "Rote Liste gefährdeter Arten".

Zweck der Nationalparks

 
Grand Geysir im Yellowstone-Nationalpark (Wyoming)
 
Wattamolla Strand im Royal National Park, Australien

Nationalparks befinden sich meist in abgelegenen, kaum besiedelten Gebieten und beheimaten oft außergewöhnlich viele verschiedene heimische Tier- und Pflanzenarten, die teilweise bedroht sind. Diesen soll in Nationalparks eine möglichst urtümliche und wilde Umgebung gewährt werden. Manchmal umfassen Nationalparks auch Mineralien oder seltene geologische Objekte, wie zum Beispiel die Geysire und Heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks.

Andererseits werden Nationalparks in stärker bevölkerten Regionen errichtet, um diese in einen natürlicheren Zustand zurückzuversetzen. In einigen Ländern wie England und Wales gehören Nationalparks weder der Regierung noch sind sie unberührte Wildnis. Vielmehr können sie menschliche Siedlungen enthalten, die ihr Land nutzen. In Afrika dienen Nationalparks hauptsächlich als Wildreservat, in Asien eher wissenschaftlichen Zwecken. Nordamerika bietet klassische Nationalparks zu Erholungs- und Erkundungszwecken an, bei denen Auswirkungen des Massentourismus eine Gefahr für den Naturschutz darstellen.

Die meisten Nationalparks verfolgen zwei Ziele: Sie sollen Pflanzen und Tieren als Rückzugsgebiet dienen und gleichzeitig das Erholungsbedürfnis von Touristen befriedigen. Diese beiden Ziele widersprechen sich in gewisser Weise und können zu Konflikten führen, besonders bei sehr stark besuchten Nationalparks. Andererseits können die Nationalparks mit den Touristeneinnahmen Schutzmassnahmen für Tiere und Pflanzen finanzieren. Für die Nationalpark-Verwaltungen ist es eine schwierige Herausforderung, die Balance zwischen dem Schutz von Naturgütern und deren öffentlicher Zugänglichkeit zu finden. Immer wieder kommt es in Nationalparks zu illegalen Holzfällungen und zu Wilderei.

Interessant ist die Entstehungsgeschichte des Royal-Nationalpark in Australien, der mit 154.42 km² Fläche größtenteils auf dem Stadtgebiet der Millionenstadt Sydney liegt. Er wurde im Jahre 1879 kurzerhand aus wirtschaftlichen Gründen errichtet, nachdem in dem Gebiet Kohlevorkommen entdeckt wurden und politisch einflussreiche Minenbesitzer des Outbacks eine Konkurrenz vor den Toren der Stadt fürchteten. Heutzutage ist der zweitälteste Nationalpark der Welt ein Juwel größtenteils unberührter Natur.

Weitere Schutzgebiete

Nebst dem Schutz von Naturobjekten gibt es Möglichkeiten, Gebiete von spezieller kultureller, wissenschaftlicher oder historischer Bedeutung zu schützen. Einige dieser Gebiete wurden beispielsweise von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) zu Weltkulturerben erklärt.

Nationalparks in Deutschland

 
Karte Nationalparks in Deutschland

Der Nationalpark gehört in Deutschland zu den Möglichkeiten des gebietsbezogenen Naturschutzes, den das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) bereitstellt.

In §24 des BNatSchG wird festgelegt, dass Nationalparks dem großräumigen Schutz von Gebieten von besonderer Eigenart dienen sollen. Diese Gebiete müssen in einem überwiegenden Teil die Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen.

Grundsätzlich sind hier alle Handlungen, Eingriffe und Vorhaben verboten, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen. Im übrigen gilt für jedes bauliche oder sonstige Vorhaben die Eingriffs-Ausgleichs-Regelung des Bundesnaturschutzgesetzbuches.

Nationalparks sind bei der Bauleitplanung zu berücksichtigen und müssen in Bebauungsplänen dargestellt und beachtet werden. Man spricht hier von einer nachrichtlichen Übernahme. Sie sind verbindlich und können nicht etwa aufgrund eines übergeordneten Allgemeinwohls in der Abwägung überwunden werden.

Neben dem Nationalpark kennt das Bundesnaturschutzgesetz weitere Schutzmöglichkeiten, die mehr oder weniger rigide sind und unterschiedliche Zweckbestimmungen haben:

Die Fläche aller Nationalparks in Deutschland macht zusammen etwa 2,6% des Bundesgebietes aus.

Der Nationalpark Elbtalaue wurde direkt nach seiner Einrichtung 1998 wegen einer Klage 1999 wieder aufgelöst - das Gebiet erfüllt nicht die Anforderungen an die Naturbelassenheit. Anfang 2005, wurden der Nationalpark Harz und der Nationalpark Hochharz zu einem Nationalpark zusammengeschlossen. Damit entfällt die Bezeichnung „Nationalpark Hochharz“.

Nationalparks in Österreich

Die Einrichtung der österreichischen Nationalparks nahm jeweils mehrere Jahre in Anspruch. Damit liegt Österreich im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Bei einem Drittel der weltweit errichteten Nationalparks beträgt die Dauer aufgrund von Konfliktintensitäten mehr als 20 Jahre.

Heute verfügt Österreich über sechs Nationalparks, u.a. Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Mitteleuropas (1836 km²) Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel und Nationalpark Kalkalpen. Im Tiroler Lechtal war ein Nationalpark in Diskussion. Die Tiroler Landesregierung beschloss allerdings im Jahr 2004 die Errichtung eines Naturparks. Der Nationalpark Nockberge wird vom Weltnaturschutzbund IUCN nicht als Nationalpark (IUCN-Kategorie II), sondern als geschützte Landschaft (Kategorie V) eingestuft.

 
Schweizer Nationalpark

Der Nationalpark im Kanton Graubünden ist der bislang einzige Nationalpark der Schweiz. Er liegt zwischen Zernez und dem Ofenpass und ist durch einer Hauptstrasse durchschnitten. Der Nationalpark wird von der Postautolinie bedient, die Zernez mit dem Münstertal, Taufers, Glurns und Mals verbindet.

Die Naturschutzorganisation Pro Natura macht sich für die Schaffung eines zweiten Parkes stark.

Siehe auch

Literatur