Das Chromatische Akkordeon ist eine Bauform des Akkordeons.
Zu unterscheiden wären nach heutigem Stand der Technik:
- Instrumente mit Klaviertastatur (Pianoakkordeon) oder Knopfgrifftastatur (Chromatisches Knopfakkordeon) auf der Diskantseite. Die Schrammelharmonika ist der Vorläufer des Chromatischen Knopfakkordeons.
- Die Knopfgriffinstrumente werden heute mit bis zu fünf Reihen gefertigt, wobei die inneren zwei Reihen eine Wiederholung von bereits vorhandenen Reihen darstellen. Es gibt B-Griff und C-Griff Systeme. Dabei sind die Reihen von innen nach außen beim C-Griff gegenüber dem B-Griff getauscht.
- Heute werden fast alle Akkordeons mit sogenannten Stradella Bass gebaut. Aber auch Free-Bass-Systeme sind am Markt.
Grundsätzlich ist aber die Schrammelharmonika als der Vorläufer dieser Instrumente zu betrachten.
Die Schrammelharmonika
Die Schrammelharmonika ist ein Akkordeon in B-Lage, meist 2-chörig und mit 12 diatonischen Bässen. Klanglich hebt sich die Schrammelharmonika durch den weicheren Klang vom modernen Knopfgriffakkordeon ab. Der Grund dafür kann zum Teil in den relativ kleinen Abmessungen und dem geringen Gewicht gesehen werden. Aber auch die handgemachten Stimmplatten und die Art der Stimmung tragen zum besonderen Klangcharakter des Instrumentes bei.
Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung findet das Instrument 1854, als der Wiener Harmonikamacher Matthäus Bauer auf der Industrieausstellung in München neben einem Instrument mit Klaviertasten (Patent erstmals 1851) auch eines „mit halben Tönen, versehen mit dreireihiger Maschine“ und eben nicht wechseltönig, präsentierte. Laut Walter Maurer soll die ersten Ideen dazu ein Musiker namens Franz Walther entwickelt haben. Das älteste zur Zeit bekannte und erhaltene Instrument stammt von 1874, nach 1954 bis 1970 wurden in Wien Schrammelharmonikas nur mehr vereinzelt gebaut.
Alfred Mirek erwähnt das Instrument mit dem „Wiener System“ als Vorbild für die Entwicklung des heutigen Bajan ab 1870. In der Sowjetära wurde das Griffmuster als „Moskauer“ bezeichnet, im Gegensatz zum „Petersburger“, das diatonisch war.
Mehr zur Geschichte siehe Geschichte der Harmonika, Pianoakkordeon, Harmonium.
Die meisten erhaltenen Instrumente stammen aus den 1920er und 30er Jahren.
Zwei Generationen Reisinger, Edmund Hochholzer, Josef Trimmel, Pospisil, Bauer, Pick, Adolf Regelstein, Franz Kuritka, Josef Barton sind neben Karl Budowitz (1882-1925) die wesentlichen Hersteller, dazu eine unbekannte Zahl von Handwerkern, die vermutlich aus gewerberechtlichen Gründen ihre Namen geheimhielten.
Ursprung der Bezeichnung
Seit 1870 spielten die Geiger Johann und Josef Schrammel in Georg Dänzers Quartett zusammen mit Anton Strohmayer an der Kontragitarre. Dänzer war in Wien berühmt als Virtuose der G-Klarinette, man spielte Ländler, Polkas und die legendären „alten Tanz“. Nach 1872, dem Jahr des großen Börsenkrachs und einer darauf folgenden weitreichenden „Zurück zur Natur“-Bewegung hieß die exakt selbe Besetzung Die Schrammeln - nachdem die beiden Geiger ihre Studien beendet und den Wunsch nach Karriere in der Hochkultur aufgegeben hatten. Sie bereisten ganz Europa und näherten durch ihre Virtuosität und den strengen mehrstimmigen Satz die Volksmusik der „Klassik“ an. Johann Strauss (Sohn) und Kronprinz Rudolf waren bekennende Fans. Wo die Schrammeln spielten, war ausverkauft, sie erfanden den Musiktourismus in seiner heutigen Form: was heute der Buschauffeur in Grinzing, waren damals die Fiaker.
1890 starb Georg Dänzer, aus Mangel an guten Klarinettisten ersetzte ihn Anton Ernst, ein Cousin von Johann Schrammels Frau. Das war der erste bekannte „Schrammel“-Harmonikaspieler. Von ihm sind mehrere sehr gute Quartettarrangements und eine Harmonikaschule erhalten.
In kürzester Zeit etablierte sich diese Besetzung (zwei Geigen, Harmonika, Kontragitarre) als Schrammel-Quartett und ist mit der dazugehörigen Schrammelmusik bis heute in Wien kammermusikalische Tradition.