Ungarn war im Zweiten Weltkrieg seit 1941 ein Verbündeter Deutschlands.
Die Zwischenkriegszeit
1918 wurde Ungarn als eigenständiger Staat wiedererrichtet, zunächst als demokratische Republik unter Mihály Károlyi. Ungarn wurde aber wie Österreich als Nachfolgestaat der k.u.k. Monarchie zu Reparationen verpflichtet. Nach dem viermonatigen Intermezzo der Räterepublik im Jahre 1919 unter Béla Kun wandelte sich Ungarn zu einem autoritär geführten, konservativen Staat, der zudem 1920 durch den Friedensvertrag von Trianon zwei Drittel seines Staatsgebietes verlor, u. a. das Burgenland, die Slowakei, Siebenbürgen, Kroatien und Slawonien (279.090 km² – 186.060 km² = 93.030 km² heute). Die Stärke des Heeres wurde auf 32.000 Mann beschränkt. Außerdem wurden dem Land Reparationszahlungen auferlegt, die teilweise 33 Jahre lang abzubezahlen waren. Nominell war Ungarn immer noch ein Königreich, das von Miklós Horthy als Reichsverweser regiert wurde.
Verbündeter Deutschlands
Deutschland sollte in der deutschen Außenpolitik nach dem ersten Weltkrieg die Rolle eines "deutschfreundlichens Vorposten" in der weitgehend von Frankreich dominierten Region Südosteuropa spielen. Wirtschaftliche Verbindungen zu deutschen Industrie- und Bankunternehmen hatten Ungarn bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auch politisch eng an Deutschland gebunden. Ursprüngliche Bedenken der Budapester Regierung, die sich von Deutschland nicht zu abhängig machen wollte, standen territorialen Ansprüchen gegenüber. Führende Kräfte in Ungarn erhofften sich von einer engen Bindung an Deutschland die Revision des Friedensvertrag von Trianon. Im ersten Wiener Schiedsspruch 1938 wurden Gebiete mit ungarischer Bevölkerungsmehrheit in der Südslowakei und in der Karpatenukraine von der Tschechoslowakei abgetrennt und Ungarn zugesprochen. In der Folge des Slowakisch-ungarischen Krieges gelangte Ungarn 1939 mit deutscher Hilfe zu weiteren Gebieten auf Kosten der Slowakei. Seit Sommer 1940 hatte sich durch die Gebietsforderungen Ungarns und Bulgariens gegenüber Rumänien die Lage zugespitzt. Im zweiten Wiener Schiedsspruch Deutschlands und Italiens vom 30. August 1940, dem sich Rumänien unterwarf, wurden Ungarns Gebietsansprüche teilweise befriedigt. Unter starkem deutschen Druck trat Ungarn am 20. November 1940, gefolgt von Rumänien und der Slowakei dem Dreimächtepakt bei, der zwischen Deutschland, Italien und Japan geschlossen worden war. Es folgten Bulgarien und Jugoslawien, dieses allerdings mit eingeschränkten militärischen Verpflichtungen. Damit befand sich Ungarn mit diesen Ländern in einem gemeinsamen Raum Südost an der Seite der Achsenmächte mit der Verpflichtung zum militärischen Beistand. Den deutschen Truppen, die im April 1941 in Jugoslawien einfielen, folgten italienische, bulgarische und auch ungarische Verbände. Ungarn annektierte Gebiete in Nordjugoslawien (Murgebiet, südliche Baranja, südliche Batschka), die 11.601 Quadratkilometer mit 1,145 Millionen Einwohnern umfassten. Seit dem 27. Juni 1941 nahm Ungarn auch am Krieg gegen die Sowjetunion teil, zunächst mit 30.000 Soldaten, später mit der neu aufgestellten 2. Armee. Auch die wirtschaftliche Abhängigkeit Ungarns von Deutschland wurde immer größer. Deutschland nutzte alle militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen Ungarns. Der Export nach Deutschland, der 1939 erst bei 50,4 Prozent der ungarischen Ausfuhr gelegen hatte, stieg auf 73,6 Prozent. Ungarn war auf dem Weg zum Vasallenstaat Deutschlands.
Okkupation Ungarns durch Deutschland
Die Begeisterung von Admiral Horthy für den Kriegszug gegen die Sowjetunion schwand jedoch so rasch dahin wie die Aussicht auf einen schnellen Sieg, und er sucht nach Wegen, unter Beibehaltung des mit deutscher Hilfe seit 1938 erheblich vergrößerten Territoriums wieder aus dem Krieg auszusteigen. Im August 1943 nahmen Teile der ungarische Regierung ersten Kontakt mit den Alliierten auf, was dem deutschen Geheimdienst bekannt wurde, ohne dass zunächst Gegenmaßnahmen ergriffen wurden. Die Situation änderte sich jedoch nach der Schlacht bei Kursk und der alliierten Landung auf Sizilien, die zum Bruch der Achse Berlin-Rom führte, grundlegend. Deutschland war entschlossen, ein "zweites Italien" zu verhindern. Unter dem Decknahmen "Margarethe" wurden seit September 1943 die Operationspläne ausgearbeitet, am 19. März 1944 fielen aus den Räumen Belgrad, Zagreb, Wien und Kraków acht Divisionen in Ungarn ein. Die bewaffneten Kräfte Ungarns leisteten keinen Widerstand, Horthy blieb als Staatsoberhaupt im Amt. Am 23. März 1944 wurde eine neue deutschfreundliche Regierung unter Ministerpräsident Döme Sztójay gebildet, die ihre Weisungen aus Deutschland erhielt. Ungarn wurde gezwungen, den Krieg mit verstärkten Anstrengungen fortzusetzen.
Die Vernichtung der ungarischen Juden
Innerhalb kürzester Zeit wurden mit Hilfe von 107 Gesetzen die Juden vollständig entrechtet, dann setzten unter der Leitung von Adolf Eichmann am 27. April die massenhaften Deportationen der Juden aus der ungarischen Provinz in die Vernichtungslager ein. Nach ausländischen Protesten wurde der Abtransport der letzten ca. 200.000 Budapester Juden erst Anfang Juli 1944 von Horthy unterbunden und am 9. Juli vorläufig eingestellt. Bis dahin waren (nach einem Telegramm des deutschen Gesandten und Reichsbevollmächtigten Edmund Veesenmayer vom 11. Juli) innerhalb von nur gut zwei Monaten 437.402 Juden deportiert worden.
Im August 1944 begann die Rote Armee ihren Angriff auf Rumänien, das nach einem Staatstreich die Seiten wechselte und Deutschland den Krieg erklärte. Im September besetzten die Sowjets Bulgarien ohne auf Widerstand zu stoßen, am 15. Oktober proklamierte Reichsverweser Horthy über den Rundfunk, er habe für Ungarn um Waffenstillstand gebeten. Er wurde zum Widerruf gezwungen, gestürzt und nach Deutschland verbracht. Die faschistische Bewegung der Pfeilkreuzler von Ferenc Szálasi übernahm, gestützt auf deutsche Truppen, die Macht.
Nach der Machtübernahme der Pfeilkreuzler starben Tausende Juden auf den Todesmärschen im November (Zugnetz unbrauchbar) und durch Waffen im Budapester Ghetto.
Die deutsche Minderheit in Ungarn
1944 lebten etwa 700.000 Menschen deutscher Nationalität in Ungarn, die Ungarndeutschen. Das waren etwa 4,8 Prozent der Bevölkerung. Sie waren nur in wesentlich geringem Umfang nationalsozialistisch gesinnt als die deutsche Bevölkerung der jugoslawischen und rumänischen Gebiete, die Ungarn annektiert hatte. Der Führung des Volksbundes der Deutschen in Ungarn folgten nur etwa 40 Prozent der Ungarndeutschen. Hauptaufgabe der Volksgruppenführung war die Rekrutierung von Soldaten für die Waffen-SS. Unter großen Repressalien wurden seit 1941 etwa 120.000 Deutsche aus Ungarn für die SS rekrutiert.
Die Befreiung durch die Rote Armee
Die Rote Armee besetzte noch im Oktober 1944 Teile Ungarns. Deutsche Besatzungstruppen und ungarische Kollaborateure leisteten den sowjetischen Truppen über ein halbes Jahr noch Widerstand. 1944 wurde Budapest durch angloamerikanische Bombenangriffe teilweise beschädigt. Die stärksten Zerstörungen der Hauptstadt erfolgten jedoch durch die von Ende Dezember 1944 bis Anfang Februar 1945, 102 Tage andauernde Einschließung und Belagerung Budapests durch sowjetische Streitkräfte sowie durch die eingeschlossenen deutschen und ungarischen Truppen, die bei ihrem Rückzug auf die Budaer Seite des Kessels auch sämtliche Brücken über die Donau sprengten. 38.000 Budapester Zivilisten starben während der Belagerung. Das Budapester Ghetto wurde am 18. Januar 1945 von der Roten Armee befreit. Die letzten Kampfhandlungen auf ungarischem Staatsgebiet endeten um 4. April 1945, einige ungarische Einheiten kämpften aber bis Anfang Mai auch in Österreich und Bayern weiter.
Krieg und Besetzung hatten Ungarn große Verluste an Menschen gekostet, außer den fast 500.000 Juden noch weitere 600.000 Menschen. Das war mehr als 18 Prozent der Vorkriegsbevölkerung. Auch die wirtschaftlichen Folgen waren katastrophal. 60 Prozent des Viehbestandes, der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte waren zerstört, ein Viertel der Maschinen und Ausrüstungen der Industrie, fast alle Kraftfahrzeuge und fast das gesamte rollende Material der Eisenbahnen. Auf der Pariser Friedenskonferenz von 1946 musste Ungarn alle Territorien, die es seit 1938 dazugewonnen hatte, wieder abtreten.