Henriette Victorine Emilie Vouga-Pradez (geboren am 20. Mai 1839 in Vevey; gestorben am 15. Juni 1909 in Genf) war eine Schweizer Malerin und Verlegerin. Ihre Blumen- und Tierbilder erfreuten sich ab Mitte der 1870er Jahre größter Beliebtheit. Vor allem durch die auch im eigenen Verlag Vouga et Cie. herausgegebenen farblithografischen Drucke wurde „Madame Vouga“ weltweit bekannt und berühmt. Vouga-Pradez galt bereits zu Lebzeiten als bedeutende Vertreterin der Blumen- und Tiermalerei. Dazu bei trug die von ihr in die Blumenmalerei eingeführte Technik, Wasserfarben auf getöntem statt auf weißem Papier aufzutragen. Diese Gouachen ermöglichten eine deutliche Steigerung der farblichen Brillanz des Dargestellten ohne dabei auf kompositorische Leichtigkeit verzichten zu müssen.
Leben und Werk
Die am 20. Mai 1839 im schweizerischen Vevey geborene[1] Henriette Victorine Emilie Pradez[2] war zunächst im kaufmännischen Bereich tätig.[1] Im März 1861 heiratete sie Eugène Henri Vouga,[2] einen Spross der bekannten Schweizer Künstler- und Gelehrtenfamilie Vouga. Im Jahr darauf folgte Vouga-Pradez ihrem Mann nach Genf.[3] Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor,[4] darunter Charles Louis Henri Vouga, der später in die geschäftlichen Aktivitäten von Vouga-Pradez eingebunden war.[5]
In Genf wirtschaftlich abgesichert,[1] machte Vouga-Pradez im Jahr 1872 die Malerei zu ihrem Haupterwerbszweig.[3] Wohl schon in der Jugend durch die Bilder von Alexandre Calame inspiriert,[1] hatte sie einige Malstunden genommen, sich den Großteil ihrer Kenntnisse jedoch autodidaktisch angeeignet. Auch wenn „Madame Vouga“ künstlerisch stets allein arbeitete,[3] so gab sie doch ihre Maltechniken in Öl und Wasserfarben an Interessierte weiter.[1] Zu den Schülerinnen zählen beispielsweise Klara von Greyerz[7], Linna Vogel-Irelan[8] und die US-amerikanische Adelia Sarah Gates, die sich um 1875 in der Schweiz aufhielt.[9]
Durch Ausstellungen im Genfer Palais de l'Athénée[10], in Bern[11] und Zürich[12] erlangte Vouga-Pradez in der Schweiz schnell Bekanntheit und die Verkäufe liefen gut.[7] Daneben machte sie ihre Werke in Form von Repoduktionen auch weniger gut Betuchten zugänglich. Diese farbigen Drucke[1] erschienen in verschiedenen Formaten im Genfer Verlagshaus Damond, Coulin & Cie[13]. Für den Verkauf vor allem der etwas später aufgekommenen und sehr beliebten Postkarten – auch mit Motiven anderer Künstler[1] – wurde eigens der Verlag Vouga et Cie. gegründet[14], dem ihr Ehemann vorstand[15].
Ihre meist in Wasserfarben ausgeführten Blumenwerke pflegte die Künstlerin stets vor Ort häufig in der freien Natur zu malen. Dafür begab sie sich beispielsweise eigens in hochalpines Gelände.[3] Reisen in den botanischen Garten von Bonn[16] und in die Vereinigten Staaten, damals ausschließlich per Schiff über den Atlantik erreichbar, sind ebenfalls nachweisbar.[17] Um den abgebildeten Pflanzen eine besondere farbliche Leuchtkraft und auch Leichtigkeit zu verleihen, führte Vouga-Pradez die Benutzung von getöntem Papier und damit verbunden, deckenden Wasserfarben ein. Mit den bis dahin in der Blumenmalerei verwendeten transparenten Wasserfarben auf weißem Papier, den Aquarellen, kamen insbesondere Pflanzen mit hellblättrigen Blüten deutlich weniger zur Geltung. Die nach alter Malweise benötigten kontrasterzeugenden Hintergrundschattierungen führten nämlich zwangsläufig zu einer unerwünschten Schwere in der Bildkomposition.[18]
Neben den gemalten Bildern, die Vouga-Pradez immer ohne vorherige Skizzen vollendete,[3] stellte die Künstlerin häufig auch die Stöcke für die chromolithografische Vervielfältigung ihrer Werke her.[14] Den Druck übernahm in vielen Fällen die Lithographen-Genossenschaft in Zürich, deren Chromolithografien zu den vorzüglichsten ihrer Zeit zählten.[19]
Vouga-Pradez starb am 15. Juni 1909 in Genf im Alter von 70 Jahren.[20]
Weblinks
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Chronique Locale: Emilie Vouga-Pradez. La Tribune de Genève, 18. Juli 1909, S. 4.
- ↑ a b Promesses de mariage. Feuille d'avis de Neuchatel, 23. März 1861, S. 4.
- ↑ a b c d e Chronique artistique. La Tribune de Genève, 17. Februar 1882, S. 3.
- ↑ Als Söhne benannt sind Charles Louis Henri und Philibert, laut Todesanzeige und Angaben im Handelsregister kommen wohl noch Marguerite-Georgine und Louis-Emile als Kinder hinzu.
- ↑ Gschäftliche Einrichtungen und Veränderungen: Eintragungen in das Handelsregister. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 29. Januar 1898, S. 780.
- ↑ Friedrich Carl Witte: Lebenserinnerungen: Zweiter Teil. Rostock, 1938, S. 122.
- ↑ a b Jochen Schmidt-Liebich: Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900. K.G. Saur Verlag GmbH, München, 2005, ISBN 3-598-11694-2, S. 489.
- ↑ geborene von Vogelstein, siehe Elizabeth Turner: Interesting People. Berkeley Daily Gazette, Abendausgabe, 6. März 1930, S. 7.
- ↑ Adela E. Orpen: The Chonicles of the Sid. Books for Library Press, New York, 1972, ISBN 0-8369-9145-1, S. 100-104.
- ↑ Faits divers. Journal de Genève, 5. März 1873, S. 3.
- ↑ R. Rust: Ueber die schweiz. Kunstausstellung in Bern. Der Bund, 19. Juli 1874, S. 2.
- ↑ Schweizerische Kunstausstellung in Zürich 1877. Neue Zürcher Zeitung, 2. Juli 1877, S. 1.
- ↑ Adolph Russell: Damond, Coulin & Cie. - Collection E. Vouga. In: Gesammt-Verlags-Katalog des Deutschen Buchhandels XVI. Ergänzungs-Band, Adolph Russell's Verlag, Münster, 1894, S. 3839.
- ↑ a b George Hantz: Vouga, Emilie Schweizerisches Künstler-Lexikon, III. Band, Hrsg. Carl Brun, Verlag von Huber & Co., 1913, S. 402.
- ↑ Handelsregister In: Schweizerisches Handelsamtsblatt Band 1, Beilage zu Heft 25 Teil II, 1883, S. 187
- ↑ Fleurs de Mme. E. Vouga. Journal de Genève, 16. Dezember 1882, S. 3.
- ↑ Pradez, Emilie (Vouga). Dictionnaire des artistes de langue francaise en Amerique du Nord : peintres, sculpteurs, dessinateurs, graveurs, photographes et orfevres, Hrsg. David Karel, Musée du Quebec, S. 660.
- ↑ Adela E. Orpen: The Chonicles of the Sid. Books for Library Press, New York, 1972, ISBN 0-8369-9145-1, S. 102-103.
- ↑ Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, Band 29, Nummer 97, 6. Dezember 1882, S. 1 und Neue Zürcher Zeitung, Nummer 255, 12. September 1883 Ausgabe 02, S. 5
- ↑ Todesanzeige. La Tribune de Genève, 17. Juni 1909, S. 4.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Vouga, Emilie |
ALTERNATIVNAMEN | Vouga, Henriette Victorine Emilie (vollständiger Name); Emilie Vouga-Pradez; Madame Vouga |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Malerin und Verlegerin |
GEBURTSDATUM | 20. Mai 1839 |
GEBURTSORT | Vevey |
STERBEDATUM | 15. Juni 1909 |
STERBEORT | Genf |