LIMESKASTELL | |
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Name: | Kastell Feldberg |
Alternativname: | Kastell Kleiner Feldberg<br\> oder Feldbergkastell |
ORL: | 10 |
Limesabschnitt: | Obergermanischer Limes,<br\> Hochtaunusstrecke |
Datierung (Belegung): | kurz nach 150<br\> bis um 260 |
Typ: | Numeruskastell |
Einheit: | Exploratio Halicanensium |
Größe: | 0,7 ha |
Bauweise: | Steinkastell |
Erhaltungszustand: | teilrekonstruiert |
Ort: | Schmitten-Niederreifenberg |
Geographische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | über 700 m ü. NN |
Vorhergehend: | W: ORL 9 Kastell Alteburg |
Anschließend: | O: ORL 11 Kastell Saalburg |
Das ehemalige römische Kastell Kleiner Feldberg, in der Literatur zumeist auch nur Feldbergkastell oder Kastell Feldberg genannt, liegt am Fuße der zweithöchsten Erhebung im Taunus, dem Kleinen Feldberg. Das Limes-Kastell befindet sich unterhalb der Hochtaunusstraße auf dem Gebiet des zum Hochtaunuskreis gehörenden Schmittener Ortsteils Niederreifenberg. Mit seiner Höhenlage von mehr als 700 Metern über dem Meeresspiegel ist es das höchstgelegene Kastell am gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes.
Forschung und Geschichte
Unter den Bewohnern der Region waren die Überreste des Kastellbads bereits vor dem Beginn der wissenschaftlichen Auseinanderetzung mit der Anlage bekannt und wurden "Heidenkirche" genannt. Spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts identifizierte man sie als römische Baureste. Erste archäologische Ausgrabungen am Feldbergkastell fanden bereits kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts statt, systematische wissenschaftliche Untersuchungen folgten ab 1892, zunächst durch die Reichs-Limes-Kommission, später durch das Saalburgmuseum.<br\> Zuletzt wurde das Kastell in den Jahren 2004/2005 vor dem Hintergrund der damals zu erwartenden und inzwischen erfolgten Anerkennung des Limes als UNESCO-Weltkulturerbe umfassend restauriert [1].
Das Feldbergkastell wurde um das Jahr 150 unserer Zeitrechnung erbaut und diente einem Numerus, einer Auxiliartruppen-Einheit von etwa 160 Mann, als Unterkunft. Hierbei handelte es sich um die teilberittene Exploratio Halicanensium ("Aufklärungseinheit aus Halicanum"), die vermutlich in dem pannonischen Ort Halicanum, dem heutigen Dorf Szerdahely in Ungarn, rekrutiert worden war. Sie hatte die Aufgabe, den benachbarten Feldbergpass am Roten Kreuz (688 m ü. NN) zu sichern, einen alten Straßenübergang über den Taunus. Der Verlauf des Limes kreuzte etwa einen Kilometer westlich des Kastells die Straße. Das Kastell wurde jedoch aus Gründen der Wasserversorgung nicht direkt an der Passstraße, sondern nahe der Quelle der Weil errichtet. Eine am Limes entlang führende Handelsstraße führte in Nordost-Südwest-Richtung quer durch das Kastell, das so auch den Verkehr auf dieser Verbindung kontrollierte.
Das Kastell am kleinen Feldberg bestand bis etwa 260 und wurde beim Rückzug der Römer im Zusammenhang mit den Alamanneneinfällen aufgegeben.
Beschreibung
Das rechteckige Kastell besaß mit den Abmessungen von 78 mal 93 Metern eine Größe von gut 0,7 ha. Die Wehrmauer wurde aus unregelmäßigen, vermörtelten Quadersteinen errichtet und danach verputzt sowie mit einem roten Fugenstrich versehen. Die Mauer war von einem einfachen Spitzgraben umgeben, alle vier abgerundeten Ecken der Mauer waren mit Wachtürmen besetzt. Innen befand sich an der Mauer ein aufgeschütteter Erdwall, der als Wehrgang diente. Das Lager war mit der Porta Praetoria (Haupttor) nach Nordwesten hin ausgerichtet, wo in ungefähr 100 m Entfernung der Limes das Lager passiert. Alle vier Tore waren mit Doppeltürmen bewehrt.
Das Feldbergkastell umschloss innerhalb des Festungsviereckes einige gemauerte Gebäude, darunter das Fahnenheiligtum (Aedes) der zentral angelegten Principia (Stabsgebäude) und ein Horreum (Getreidespeicher) im Westen sowie die Reste eines weiteren Steingebäudes östlich des Stabsgebäudes, die möglicherweise als Praetorium (Kommandantenwohnhaus) anzusprechen sind. Die meisten Bauten des Lagerinneren bestanden jedoch aus Holz- und Fachwerkbauten und sind nicht mehr erhalten. Die Mannschaften waren in einem solchen Bau im Südviertel untergebracht, verschiedene Werkstätte und Stallungen im Nordviertel. Weitere Fundamente entlang der Querstraße können zum Terrassieren des abfallenden Geländes getient haben. Darüber hinaus waren Brunnen und Zisternen vorhanden.
Außerhalb des eigentlichen Kastells in Richtung zum Limes befand sich das Kastellbad. Die Grundmauern dieses Balineums wurden im Rahmen der 2004/2005 durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen wiederhergestellt. Das zum Kastelle gehörende Vicus (Zivilsiedlung) mit den Familienangehörigen der Soldaten sowie romanisierten Einheimischen befand sich in zwei getrennten Siedlungskernen südwestlich und südöstlich des Wehrbaus an den von den jeweiligen Toren ausgehenden Straßen. Es bestand vor allem aus lang gestreckten und dicht aneinander gebauten Streifenhäusern. Das Gräberfeld wurde im Südwesten des Kastells gefunden. Ackerbau war wegen der ungünstigen Klima- und Bodenbedingungen nicht möglich. Neben Handwerksdienstleistungen für das Kastell betrieben die Bewohner wohl vor allem Viehzucht, Jagd und Holzfällerei. Heute sind keine Überreste des Vicus mehr zu sehen.
Umgebung
Der Limes hat sich vom Kastell Kleiner Feldberg bis zur benachbarten Saalburg im Osten durch seine abseitige Lage in den Wäldern des Taunus hervorragend erhalten können, auf vielen Kilometern kann man dem Verlauf von Wall und Graben folgen. Hier befinden sich auch noch einige kleinere Limesbauwerke, die teilweise in ihren Fundamenten konserviert wurden, zumindest aber im Gelände wahrnehmbar sind. Darunter ist sich auch das Kleinkastell Altes Jagdhaus, ein eintoriges Steinkastell aus der Mitte des 2. Jahrhunderts von etwa 630 Quadratmetern Größe.
Anmerkungen
- ↑ Zur Restaurierung des Kastells auf der Seite bildungsklick.de
Literatur
- Dietwulf Baatz: Feldberg im Taunus. In: Die Römer in Hessen. Hamburg: Nikol, 2002. ISBN 3-933203-58-9
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Berlin: Gebr. Mann, 2000. ISBN 3-7861-2347-0
- Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Stuttgart: Theiss, 1989. ISBN 3-8062-0276-1
Originalpublikation der Reichs-Limes-Kommission:
- Louis Jacobi in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. E. Fabricius, F. Hettner, O. von Sarwey): Abteilung B, Band II,1 Kastell Nr. 10 (1905)
Weblinks
- Kastell Feldberg auf der Seite der Deutschen Limeskommission
- Kastell Feldberg auf der Seite der Deutschen Limes-Straße
- Kastell Feldberg auf der Seite des privaten Limesprojektes taunus-wetterau-limes.de
- Kastell Feldberg auf der privaten Projektseite feldbergkastell.de
- Kastell Feldberg auf der Seite der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen